Volltext Seite (XML)
ein, der dann vom Streichorchester hymnisch verbreitert wird. Am Ende des dreiteiligen Sat zes kehrt die Stimmung des Beginns wieder. Der dritte Satz hat klare Rondoform. Motorisch hämmernde Tonreptitionen prägen das Ron dothema. In den Zwischenspielen kehren Ge danken aus den ersten beiden Sätzen des Konzertes wieder. So taucht nach der furiosen Stretta, im Andanteschluß des Konzertes, jenes donnernde Paukenmotiv wieder auf, mit dem das Konzert begann. Josef Suk darf mit seinem Schaffen wie leos Jandcek und Vitezslav Noväk als Wegbe reiter jener tschechischen Musikergeneration angesehen werden, die nach dem zweiten Weltkrieg in das Blickfeld der Öffentlichkeit trat. Aber nicht nur für die weitere Entwicklung der tschechischen Musik wurde seine Oeuvre außerordentlich bedeutungsvoll - es besitzt vor allem genügend künstlerische Eigenstän digkeit und Überzeugungskraft, um selbstän dig bestehen zu können. Suks Stil wurde stark durch den Impressionismus und Richard Strauss beeinflußt, erhielt jedoch seine persönliche Note durch den kompliziert-grüblerischen Cha rakter des Komponisten, seine lyrisch-melodi sche Erfindungsgabe und seinen eigenartigen Formwillen. Er schrieb u. a. bedeutende Or chesterwerke (darunter die Streichersenade Es- Dur, die sinfonische Dichtung „Praga", die Sinfonien „Asrael", „Das Reifen" und „Epi log"), Kammermusik, Klavierstücke, Chorwerke und Bühnenmusiken. Einer alten Kantorenfamilie entstammend, 1874 in Krecovice (Böhmen) geboren, zeigte Suk schon frühzeitig Äußerungen einer außeror dentlichen musikalischen Begabung. Als Elf jähriger kam er bereits an das Prager Konser vatorium, wo er die Aufmerksamkeit Dvoraks, seines späteren Lehrers, erregte. 1892 gründe te er das weltberühmt gewordene „Böhmische Quartett", dem er bis 1933 angehörte, bei etwa 4000 Konzerten in der ganzen Welt mit wirkend. Suk war auch ein hervorragender Päd agoge. Einer seiner Schüler war Bohuslav Martinü. 1922 wurde er Kompositionsprofessor am Prager Konservatorium — eine Stellung, die er bis zu seinem Tode im Jahre 1935 inne hatte. 1898 hatte er Dvoraks Tochter Otylka geheiratet. Als 1904/05 Schwiegervater und Frau verstorben, erschütterten ihn diese beiden Schicksalsschläge derart, daß eine Wende zum Reflexiven in seinem Schaffen eintrat. Die Orchestersuite „Märchen" o p . 16 entstammt der wohl berühmtesten tschechischen Bühnenmusik, die in ihrer Poesie und subtilen Klangschönheit von der tschechi schen Musikwissenschaft an die Seite der Men- delssohnschen Musik zu Shakespeares „Som mernachtstraum", der Griegschen zu Ibsens „Peer Gynt" und neben Bizets „L'Arlesienne" gestellt wird: des 23jährigen Suk Bühnenmu sik zu dem dramatischen Märchen „Radüz und Mahulena" von Julius Zeyer, dessen altslawi sches Milieu und Begebenheiten wie seine be zaubernde sprachliche Gestaltung den Kom ponisten augenblicklich gefangennahm. Karel Srom berichtet darüber: „Im Prolog verspricht das durch ein schönes Mädchen mit einer Geige personifizierte Mär chen eine Sage aus den uralten Zeiten der Slowakei. Zwei mächtige Geschlechter, das Ta- traner und das Magurer, leben da in Zwie tracht. Der Tatraner König, nunmehr Vater dreier Töchter, hatte sich einst vergeblich um Nyola beworben, die dann den König von Ma- gura heiratete und nun Mutter des Thronerben Radüz war. Dieser verirrte sich einst bei der Jagd und erlegte auf Tatraner Gebiet den heiligen Hirsch. Er wurde gefangen genom men. Zwei der Tatraner Prinzessinnen lachen ihn aus, die dritte, Mahulena, hat mit ihm Mitleid. Radüz wird an einen Felsen geschmie det. Die Königin Runa, die ahnt, daß ihre dritte Tochter Radüz liebt, schickt ihm durch diese ein angeblich schmerzstillendes Getränk. Mahulena stellt jedoch fest, daß es Gift ist. Sie befreit Radüz, beide gestehen einander ihre Liebe und wollen flüchten. Runa, die sie daran hindern will, wird von Radüz mit ihren eigenen Haaren an einen Baum gefesselt. Runa verflucht die Liebenden, Radüz solle Ma hulena nicht mehr kennen, sobald ihn ein an deres Weib küßt. Radüz und Mahulena ge langen nach Magura gerade in dem Augen blick, da das Volk den Tod des Königs be trauert. Königin Nyola küßt ihren Sohn zum Willkomm, der Zauber erfüllt sich: Radüz er kennt Mahulena nicht mehr. Mahulena ver wandelt sich in eine Pappel, um wenigstens auf diese Weise Radüz nahe sein zu können. Die Pappel zieht den geistig abwesenden Radüz derart an, daß Nyola den Baum fällen will. Da strömt aus ihm Blut hervor, das Ra düz das Gedächtnis und damit Mahulena wie der zurückgibt und so beiden das Glück bringt. Suks Bühnenmusik besteht aus Vorspielen, Nachspielen, Zwischenspielen, Chören, Liedern und Melodramen. Sie wollte nur eine beschei ¬ dene Begleiterin der Handlung und der Worte sein, erstaunlicherweise wurde sie jedoch ein Werk von stilistischer Reife und Ausgeprägt heit der künstlerischen Persönlichkeit des Kom ponisten. Ganz deutlich sind hier schon die Besonderheiten des späten Suk vorgezeichnet. .Radüz und Mahulena’ hatte 1898 im Prager Nationaltheater Premiere. Die Regie führte Jakub Seifert, der Dirigent war Adolf Cech, Mahulena und das Märchen spielte Hana Kvapilova. Suk sah erst die dritte Aufführung. Dafür nahm er noch im selben Jahre die gute Fee dieses glücklichen Werkes, Dvoraks Toch ter Otylka, am Tage der silbernen Hochzeit ihrer Eltern zur Frau. Er hatte sie seit ihrer VORANKÜNDIGUNGEN : Programmblätter der Dresdner Philharmonie Redaktion: Prof. Dr. habil. Dieter Hartwig Den Text zu Gershwin schrieb H. Schaefer für das von ihm herausgegebene Konzertbuch II, Leipzig 1973. Kindheit treu geliebt. Ihrem Eheglück waren jedoch bloße sieben Jahre beschieden. Nach einiger Zeit kehrte Suk zu .Radüz und Mahulena' zurück. Um dem Werk auch ein Leben im Konzertsaal zu sichern, verfaßte er daraus eine Suite, die er mit dem schlichten Titel .Märchen' bezeichnete. Er verwendete hier ausschließlich Teile der Bühnenmusik, ohne indessen die Handlungsreihenfolge und manchmal auch nicht einmal ihre ursprüngli che Tonart einzuhalten. Er schuf daraus vier formal ausgewogene, in der Stimmung gegen sätzliche Sätze unter der neuen Opuszahl 16 (die Bühnenmusik zu .Radüz' ist op. 13). Im Jahre 1900 war die Suite fertig und wurde ein Jahr später zum erstenmal aufgeführt^^ Freitag, den 25. April 1986, 20.00 Uhr (Anrecht A 2, ACH7UNG! Vorverlegung vom 27. April 1986) Sonnabend, den 26. April 1986, 20.00 Uhr (Anrecht A 1) Festsaal des Kulturpalastes Dresden Einrührungsvorträge jeweils 19.00 Uhr Dipl.-Phil. Sabine Grosse 9. PHILHARMONISCHES KONZERT Dirigent: Johannes Winkler, Leipzig Solisten: Philip Fowke, Großbritannien, Klavier Christian Funke, Leipzig, Violine Raphael Wallfisch, Großbritannien, Violoncello Werke von Ludwig van Beethoven Sonntag, den 13. Mai 1986, 20.00 Uhr (Freiverkauf Montag, den 19 Mai 1986, 20 00 Uhr (AK/J) 4 Festsaal des Kulturpalastes Dresden 8. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Volker Rohde, Dresden Solistin: Etsuko Terada, Japan, Klavier Werke von Weber, Chopin und Brahms Spielzeit 1985/86 Druck: GGV, BT Heidenau 111-25-16 2,85 JtG 009-24-86 EVP -.25 M 8. PHILHARMONISCHES KONZERT 1985/86