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6. ZYKLUS-KONZERT FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY Festsaal des Kulturpalastes Dresden Sonnabend, den 25. Februar 1984, 20.00 Uhr Sonntag, den 26. Februar 1984, 20.00 Uhr olniHnsrnooniio Dirigent: Johannes Winkler, Schwerin Solist: Peter Damm, Dresden, Horn „Die Hebriden oder Die Fingalshöhle' Ouvertüre h-Moll op. 26 Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 Johann Cilensek geb. 1913 Konzertstück für Horn und Orchester (1982) Auftragswerk der Dresdner Philharmonie Uraufführung Zum 70. Geburtstag des Komponisten am 4. Dezember 1983 Felix Mendelssohn Bartholdy „Meeresstille und glückliche Fahrt" — Ouvertüre D-Dur op. 27 Adagio - Molto allegro e vivace PAUSE Carl Nielsen 1865-1931 Sinfonie Nr. 4 op. 29 (Das Unauslöschliche“) Allegro — Poco allegretto - Poco adagio, quasi Andante - Allegro PETER DAMM, der prominenteste Hornsolist der DDR, wurde 1937 in Meiningen geboren und studierte 1951 bis 1957 an der Weimarer Musikhochschule „Franz Liszt" bei Prof. Karl Biehlig. 1956 wurde er 1. Preisträger beim „Fest junger Künstler" in Karl-Marx-Stadt. Beim Internationalen Solistenwettbewerb in Moskau 1957 errang er die Silbermedaille. 1960 erhielt er einen Preis beim Internationalen Musikwettbewerb der Rund funkanstalten in München, 1962 den 1. Preis des Inter nationalen Musikwettbewerbes „Prager Frühling". 1972 folgte die Auszeichnung mit dem Kunstpreis, 1979 mit dem Nationalpreis der DDR. Nach einem Engagement in Gera wurde Peter Damm 1959 als Solohornist an das Leipziger Gewandhausorchester verpflichtet, seit 1969 ist er in gleicher Position bei der Staatskapelle Dresden tätig. Der Künstler gastiert ständig bei allen bedeutenden Orchestern der DDR. Auslandstourneen führten ihn u. a. in die CSSR, VR Polen, UdSSR, Un garische VR, nach Chile, Österreich, Italien, in die Schweiz, BRD, nach Japan, in die USA. Zahlreiche Rundfunk- und Schallplattenaufnahmen wurden mit Pe ter Damm produziert, der auch „Spiritus rector" der „Kammerharmonie der Staatskapelle Dresden" ist. Er lehrt an der Musikhochschule Dresden sowie als Gast professor bei internationalen Musikseminaren in Wei mar, in Schweden, Dänemark und den USA. Außer dem war er Juror internationaler Wettbewerbe in Mün chen und Genf. ZUR EINFÜHRUNG Mit der Niederschrift der Hebriden- Ouvertüre oder Ouvertüre zur Fingalshöhle op. 26 begann Felix Mendelssohn Bartholdy 1829 als er mit seinem Freund Karl Klingemann auf der Hebrideninsel Staffa weilte und von der dü ster-herben Schönheit der nordischen Land schaft überwältigt war. In Italien vollendete er eine Fassung, die ihn nicht befriedigte; erst eine dritte Version, die er 1833 in Berlin diri gierte, stellte den selbstkritischen Komponisten zufrieden. Das Werk, das Landschaftsein drücke widerspiegelt, knüpft stimmungsmäßig an die „Schottische Sinfonie" Mendelssohns an. Das Tongemälde, dessen auf der Insel Staffa notiertes Hauptthema - in dunklen Klangfarben — Fagott, Viola und Violoncello intonieren, sollte nach Mendelssohns Worten nach „Tran und Möwen schmecken". Darge stellt werden der Eindruck des weiten, grauen Meeres, das während der Überfahrt immer stürmischer wird, die glückliche Ankunft, das Inselerlebnis und die Erhabenheit der Fin galshöhle, in der und um die das Meer rauscht. Auch Assoziationen an Richard Wag ners Ouvertüre zum „Fliegenden Holländer" (1841) wollen sich einstellen, der das poeti sche Naturgedicht übrigens als „eines der schönsten Musikwerke, das wir besitzen" be zeichnete. Auch Brahms war von dem Erfin dungsreichtum der meisterlichen Komposition zutiefst angetan, äußerte er doch überschweng lich: „Ich würde alle meine Werke hingeben, wenn mir ein Werk wie die Hebriden-Ouver türe gelungen wäre". Johann Cilensek, Nationalpreisträger, Ordentliches Mitglied und Vizepräsident der Akademie der Künste der DDR, Mitglied der Leitungsgremien des Komponistenverbandes, zählt zu den bedeutendsten Komponisten un seres Landes. 1935 bis 1939 studierte er am Konservatorium Leipzig Orgel bei Friedrich Högner und Komposition bei Johann Nepomuk David. 1945 (bis 1947) wurde ihm eine Dozen tur für Musiktheorie am damaligen Thüringi schen Landeskonservatorium Erfurt übertragen. 1948 folgte die Ernennung zum Professor für Komposition an der Franz-Liszt-Hochschule Weimar, als deren Rektor er 1966 bis 1972 wirkte. Nach wie vor unterrichtete er hier im Fach Komposition. Cilenseks kompositorisches Werk entfaltete sich zunächst unter starker Beeinflussung durch die polyphone Schule J. N. Davids, von der er sich mehr und mehr löste, ohne dabei seine Vor liebe für kontrapunktisch-polyphone Gestaltun gen aufzugeben. Nach 1945 traten Einflüsse von Dmitri Schostakowitsch, Bela Bartök und Paul Hindemith hinzu (1. Klavierkonzert, 2. Vio linkonzert, Sinfonien Nr. 1—4), später bezog der Komponist auch die Reihentechnik in sein Schaffen ein (Sinfonietta, Konzertstück für Klavier und Orchester), ohne sich jedoch tech nisch einseitig festzulegen. Das Streben nach klarer musikalischer Struktur, prägnanter Rhythmik und melodisch-thematischer Entwick lung kennzeichnet alle seine in bedächtigem Schaffensprozeß entstandenen Werke, unter denen die 2. Sinfonie (1956), die 4. Sinfo (1958), das Konzertstück für Klavier und ( ehester (1966) und das im Auftrag der Dresd ner Philharmonie geschaffene Konzertstück für Violine und Orchester (1974) als bisherige Hö hepunkte herausragen. Seit der Sinfonietta (1963) ist Cilenseks Stil durch eine zunehmen de Farbigkeit und Virtuosität in der Orchester behandlung gekennzeichnet. Sinfonie (mit bis her 5 Gattungsbelegen) und Konzert sind die bevorzugten Ausdrucksformen des Komponi sten, sie manifestieren Eigenart und Bedeu tung des zwar nicht quantitativ, um so mehr aber qualitativ bemerkenswerten Oeuvres von Cilensek: Der Zyklus von Konzertstücken für verschiedene Instrumente wurde 1977 für Viola (das die Be sucher der Dresdner Philharmonie wie die Stücke für Klavier und Violine bereits kennen), 1979 für Flöte und 1982 für Horn fortgesetzt. Das Konzertstück für Horn und Orchester, das heute seine Uraufführung erlebt und am 28. Februar 1984 auch in dem von der Dresdner Philharmonie gestalteten Abschlußkonzert der diesjährigen DDR-Musik- tage in der Deutschen Staatsoper Berlin er. klingt, entstand als Auftragswerk unseres Cj| chesters in enger Zusammenarbeit mit dei Solisten Peter Damm, dessen reiche künstle rische Erfahrungen in das gedanklich tiefe, melodisch und rhythmisch prägnante Werk ein geflossen sind. Der Komponist äußerte dazu: „Das Konzertstück für Horn und Orchester ver läuft ohne größere Pause durchgehend in einem Satz, der jedoch deutlich in sechs Ab schnitte gegliedert ist: I Orchestereinleitung in schneller Bewe gung — hier klingen einige musikalisch strukturelle Elemente an, die in späteren Abschnitten formbildende Funktion haben.