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des Komponisten uraufgeführt. Im Vergleich mit der so ganz dunkel-schwermütigen, nach innen gerichteten 1. Sinfonie (1898/99) zeigt das neue Werk in seinem Charakter — vor al lem in den beiden letzten Sätzen — mehr Hel ligkeit, mehr äußere Pracht und ist im ganzen leidenschaftlicher, kämpferischer angelegt. Häufig wurde trotz des ganz eigenen Stils des Komponisten hier eine gewisse Verwandtschaft der musikalischen Sprache mit der Peter Tschaikowskis festgestellt. Obwohl kein Pro gramm zu den vier Sätzen des Werkes bekannt ist und auch für dieses Werk die im Hinblick auf seine gesamte Sinfonik geäußerten Worte des Komponisten gelten, daß sie „als musika lischer Ausdruck ohne jedwede literarische Grundlage erdacht und ausgearbeitet" sei, scheinen in der D-Dur-Sinfonie wieder durch aus außermusikalische Anregungen spürbar zu werden (vor allem Natur- und Landschafts eindrücke). Gleich die pastorale Grundstimmung des klar gebauten ersten Satzes (Allegretto) spricht von der starken Naturverbundenheit des Komponi sten, der einmal gesagt hat: „Die Wunder der Natur erhoben mir immer wieder das Herz.“ Drei Hauptthemen liegen diesem Satz, der auch schmerzlicher Töne nicht entbehrt und sich anfangs gleichsam nur zögernd, immer wieder gegen herbe Melancholie ankämpfend, entwickelt. Nach einleitenden Akkorden der Streicher, die scheinbar nur begleitende Funk tion besitzen, jedoch bedeutsam für die the matische Arbeit werden, erklingt in Oboen und Klarinetten zweistimmig das zweite Haupt thema. Zur treibenden Kraft des Satzes wird jedoch schließlich ein für Sibelius besonders typisches, melodisch sehr einprägsames Sei tenthema der Holzbläser, das — in ausdrucks mäßig unterschiedlichsten Varianten — in sei nem Verlaufe stets wiederkehrt. Von dunkler Trauer ist der langsame zweite Satz erfüllt. Sein Hauptthema bildet eine dü stere, nach Pizzikato-Anfangstakten der Vio loncelli und Kontrabässe über Paukenwirbel und Cellibegleitung ertönende Fagottmelodie, die dann zu Akkorden der Blechbläser gewan- VORANKÜNDIGUNG : delt erscheint. Leidenschaftliche Schmerzaus brüche wechseln in der Entwicklung des Sat zes mit Episoden dumpfer Resignation — erst in der kraftvollen, energischen Coda wird die herrschende Düsternis besiegt. In rasendem Tempo huscht das stürmische Scherzo vorüber, dessen lebensvolle^ Thema in wirbelnden Streichertrioien dahinjagt. Ehe das stark kontrastierende, kurze Trio einsetzt, er starrt plötzlich die Bewegung in Generalpau sen und einzelnen Schlägen der Pauke. Der Trioteil (Lento e suave) bringt eine volkslied haft-innige, reizvolle Oboenmelodie, die, durch Akkorde der Fagotte und Hörner be gleitet, mit dem neunmal wiederholten Ton B einsetzt. Nach der Wiederholung beider Tf,\^ und einer breiten Steigerung schließt sich Finale des Werkes unmittelbar an. In dem sehr wirkungsvollen, echte Größe at menden Schlußsatz verarbeitete der Komponist außerordentlich interessantes, vor allem rhyth misch prägnantes motivisches Material, über dunklem Bläsergrund tragen die Streicher an deutungsweise das Hauptthema vor. Hörner und Trompeten antworten fanfarenartig, worauf wiederum die Streicher das Thema fort führen und steigern. Weiter werden in diesem Satz besonders noch zwei Seitenthemen, ein schmerzerfülltes Thema der Flöten und Klari netten und ein glänzendes, sieghaftes der Trompeten und Posaunen, wirksam. In über aus kraftvollem, hymnischem Gesang führt das Finale zu dem Schmerz, Melancholie und Dun kelheit überwindenden, siegesfrohen Schluß der Sinfonie. Dr. habil. Dieter Hartwig Im Anschluß an das Konzert am 1. Juni 1982 fin det ein Foyergespräch über die Aufführung der 2. Sinfonie von Wilfried Krätzschmar statt (Klubräume 3—5 der Dresdner Philharmonie, 2. Obergeschoß, Seite Schl^^ Straße). Der Komponist ist anwesend. InteWJ sierte Besucher sind herzlich eingeladen. Dr? Garderobe ist bitte unmittelbar nach Konzert ende abzuholen. Sonntag, den 5. September 1982, 19.30 Uhr Festsaal des Kulturpalastes Dresden Gastspiel des Sinfonieorchesters des Tschechoslowaki schen Rundfunks Prag Dirigent: Frantisek Vajnar Solist: Bohuslav Matousek Werke von Smetana (u. a. „Die Moldau"), Dvorak und Martinü Programmblätter der Dresdner Philharmoniker Redaktion: Dr. habil. Dieter Hartwig Spielzeit 1981/82 — Chefdirigent: Prof. Herbert Kegel Druck: GGV, Prod.-Stätte Pirna 111-25-12 ItG 009-36-82 EVP —,25 M