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5. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Festsaal des Kulturpalastes Dresden Donnerstag, den 25. Februar 1982, 20.00 Uhr Freitag, den 26. Februar 1982, 20.00 Uhr HilhQroooMikön Antoni Ros-Marba, Spanien Dirigent: Tania und Eric Heidsieck, Frankreich, Klavier Solisten: Claude Debussy 1862-1918 „Iberia" — Suite für Orchester Auf Straßen und Wegen Düfte der Nacht Am Morgen des Festes Wolfgang Amadeus Mozart 1756-1791 Konzert für 2 Klaviere und Orchester F-Dur KV 242 Allegro Adagio Rondo (Tempo di Menuetto) PAUSE Sergej Prokofjew 1891-1953 Aus dem Ballett „Romeo und Julia" Montagues und Capulets Julia als Kind Tanz der Mädchen Tanz Romeo am Grabe Julias Tybalts Tod ANTONI ROS-MARBA, 1937 in Barcelona geboren, studierte am Conservatorio Superior de Musica in sei ner Heimatstadt bei Joaquin Zamacois und Eduardo Toldro und vertiefte seine dirigentische Ausbildung so dann an der Accademia Chigiana in Siena bei Sergiu Celibidache sowie bei Jean Martinen in Düsseldorf, wo ihm bei Beendigung seiner Studien ein 1. Preis zuerkannt wurde. Er begann seine Laufbahn als Diri gent des neugegründeten Sinfonieorchesters des Spa nischen Rundfunks und Fernsehens, 1967 wurde er zum Dirigenten des Städtschen Orchesters Barcelona beru ¬ fen, seit 1978 ist er Chefdirigent des Spanischen Natio- naiorchesters in Madrid und seit 1979 auch des Nieder ländischen Kammerorchesters Amsterdam. Auslands gastspiele führten ihn u. a. nach Frankreich, in die CSSR, VR Polen, SR Rumänien, in die Ungarische VR, BRD, Niederlande, USA, nach Mexiko (hier zwei Jahre als Chefdirigent des Nationalorchesters), nach Puerto Rico und nach Japan. Für mehrere Schallplat tenaufnahmen erhielt er Auszeichnungen, u. a. den „Prix International du Disque" für die Aufnahme von Haydns „Sieben letzten Worten Christi". ZUR EINFÜHRUNG Die Reihe berühmter Orchesterwerke Claude Debussys — „Prelude d l’Apres-midi d’un faune (1892/94), „Nocturnes" (1893/99), „La Mer" (1903/05) — wurde in den Jahren 1906/12 mit dem Zyklus „Images" (Bilder) abge schlossen, dessen drei Teile („Gigues", „Iberia" und „Rondes de printemps") Huldi gungen an verschiedene Völker, an das eng lische, spanische und französische Volk näm lich, enthalten. Die Suite „Iberia", 1910 in Faris unter Gabriel Pierne uraufgeführt, bildet den Mittelteil des Zyklus. Der spanische Kom ponist Manuel de Falla hat Debussys „Iberia“ nicht bloß als ein Stück im spanischen Charak ter, sondern als „Inbegriff spanischer Musik schlechthin" bezeichnet und dies, obwohl De bussy keinen unmittelbaren Kontakt zu Spanien und seiner Bevölkerung hatte: „Der Widerhall der spanischen Dörfer in einer Art .Sevillana' — dem Hauptthema des Werkes — scheint in einer klaren Atmosphäre zu schweben, in der das Licht funkelt; der berauschende Zauber der andalusischen Nächte, die Heiterkeit eines festlichen Volkes, das tanzend zu den fröhlichen Akkorden einer Banda von Gitarren und Ban- durrias einhergeht . . . alles wirbelt in der Luft, nähert sich, entfernt sich, und unsere Fantasie, die unablässig wach ist, steht geblendet von den starken Kräften einer sehr expressiven und reich nuancierten Musik". Debussy besuchte nur einmal für wenige Stun den San Sebastian, um einem Stierkampf zu zusehen. Natürlich verschaffte er sich Informa tionen und Eindrücke durch Bücher, Bilder und nicht zuletzt durch die Pariser Weltausstellung von 1889, wo er ein begeisterter Besucher folk- loristischer Veranstaltungen gewesen war. Hier hatte er auch den wohl interessantesten Ver such des 19, Jahrhunderts, im „spanischen To ne" zu komponieren, kennengelernt: Nikolai Rimski-Korsakows „Capriccio espagnol". Außer dem faszinierten ihn die Iberia-Klavierstücke des spanischen Komponisten Isaac Albeniz. Und selbstverständlich hatte er sich mit der bald schwermütigen, bald ausgelassenen, lei denschaftlich erregten spanischen Volksmusik, mit ihren feurigen Tanzrhythmen und Melodien auseinandergesetzt, ehe er — im Bestreben, seine Kunst zu erneuern, zu bereichern, weiter zuentwickeln — den von Rimski-Korsakow ge wiesenen Weg weiterging, die Harmonik um polytonale Effekte und die Melodik um modale Wendungen, die auch der spanischen Musik eigentümlich sind, erweiterte, ohne jedoch in zwei das und steht „Iberia" ein einziges Zitat spanischer Folklore zu verwenden. In weiterer Differenzierung sei ner instrumentatorischen Kunst gelang ihm ein betörendes, schillerndes Orchesterkolorit, bereichert durch die effektvolle Verwendung von Kastagnetten, Tambour militaire, Xylophon, Celesta und Glocken. Der erste Satz der Iberia-Suite, „Auf Straßen und Wegen" überschrieben, entwirft wechsel volle Bilder spanischer Landschaft, spanischen Volkslebens. Hingetupfte, flatternde Motive verdichten sich zu einem sehnsuchtsvollen Eng lischhorn-Thema, das bald leidenschaftlich ge steigert wird, bald ermattet verklingt. Die be täubende Süße warmer südländischer Nächte, blühender spanischer Gärten strömt aus dem lyrischen zweiten Satz: „Düfte der Nacht". l| kräftigeren Konturen ist das dritte Bild gehal ten: „Am Morgen des Festes". Menschenmen gen, festliche Züge nähern sich: Marschrhyth men, Posaunenklänge, Glockengeläut. Ein ländlicher Tanz wird angestimmt. Das sehn suchtsvolle Thema des ersten Satzes klingt wieder auf, erfährt einen leidenschaftlich be wegten Aufschwung, der sich zum ausgelasse nen Trubel eines spanischen Volksfestes stei gert. Im Februar 1776 schrieb Wolfgang Ama deus Mozart in Salzburg für die Gräfin Antonia Lodron und deren Töchter Aloysia und Josepha ein Konzert für drei Klaviere und Or chester in F-Dur, gewissermaßen ein Beitrag des 20jährigen Mozart zur Gattung des alten Concerto grosso. Er selbst brachte es im Okto ber 1777 in Augsburg zur Aufführung und scheint seine Freude daran gehabt zu haben. Der Reiz des Stückes liegt in der Abwechslung der Soloinstrumente, in den klanglichen Wir kungen, weniger in der thematischen Arbeit. Von den drei Klavieren spielen freilich nur die ersten zwei wichtige Rollen: die Comtesse Jo^ sepha war offenbar schwach im Klavierspie^ Mozart hat darum dieses sogenannte „Lodron-' Konzert", ohne viel aufzugeben, für Klaviere bearbeitet. Diese Fassung, Konzert für zwei Klaviere Orchester F-Dur KV 242, auf dem heutigen Programm. Die Klangwir kung der Soloinstrumente ist — nicht ohne Humor — mit großem Geschick ausgenutzt, das Orchester tritt dagegen mehr zurück als in den Solokonzerten. Der Grundton des Konzer tes ist der eleganter aristokratischer Gesell schaftsmusik,■ nur stellenweise, wie in der Durchführung des ersten Satzes, huschen dunk-