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SONDERKONZERT Hotel „Stadt Bautzen", Bautzen Donnerstag, den 18. Februar 1982, 19.30 Uhr hiharmoniker Milan Horvat, SFR Jugoslawien Dirigent: Solistin: Eva Ander, Dresden, Klavier Sergej Prokofjew 1891-1953 Sinfonie Nr. 1 D-Dur op. 25 (Klassische Sinfonie) Allegro Larghetto Gavotte (Non troppo allegro) Finale (Molto vivace) Rudolf Wagner-Regeny 1903-1969 Orchestermusik mit Klavier Heftig, gehämmert Einfach, zart Freimütig, frisch — Anmutig bewegt Joseph Haydn 1732-1809 Konzert für Klavier und Orchester G-Dur Allegro moderato Adagio cantabile Rondo (Presto) Johannes Brahms 1833-1897 PAUSE Serenade Nr. 1 D-Dur op. 11 Allegro molto Scherzo (Allegro non troppo) Adagio non troppo Menuett I — Menuett II Scherzo (Allegro) Rondo (Allegro) EVA ANDER, gebürtige Dresdnerin, gehört zu den namhaftesten Pianistinnen der DDR. Sie studierte 1945 bis 1950 in ihrer Heimatstadt an der Staatlichen Akademie für Musik und Theater. 1951 erhielt sie den Carl-Maria-von-Weber-Preis der Stadt Dresden, 1971 wurde sie mit dem Kunstpreis der Deutschen Demokratischen Republik ausgezeichnet. In den •ren 1961 bis 1963 war sie an der Hochschule für |ik „Hanns Eisler" in Berlin als Klavierpädagogin g. Seit 1963 ist Eva Ander eine geschätzte Dozentin an der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber" in Dresden, wo sie 1970 zum Professor ernannt wurde. Zahlreiche Rundfunk- und Schallplattenaufnahmen entstanden unter ihrer Mitwirkung. Erfolgreiche Kon zertreisen führten die Künstlerin in die Sowjetunion, die VR Bulgarien, die ÖSSR, die VR Polen, die SR Rumänien, nach Ägypten, Frankreich und Indien, in die BRD, den Irak und in den Libanon. Mit den Dresdner Philharmonikern konzertierte sie seit dem Jahre 1949 wiederholt. MILAN HORVAT, 1919 geboren, zählt zu den promi nentesten jugoslawischen Dirigenten. Er studierte zu nächst Klavier an der Musikakademie in Zagreb, ent schied sich jedoch später für die Dirigentenlaufbahn. 1945 beendete er seine Studien und promovierte au ßerdem zum Doktor der Rechtswissenschaft. Seine künstlerische Laufbahn begann 1946 als Leiter des Rundfunk-Sinfonieorchesters Zagreb. Anschließend lei tete er als Chefdirigent über fünf Jahre das Sinfonie orchester von Dublin, und von 1956 bis 1969 stand er den Zagreber Philharmonikern vor. Mit diesem Orche ster unternahm er erfolgreiche Tourneen durch Europa und Amerika. 1969 bis 1975 war Milan Horvat Chefdi rigent des neugegründeten österreichischen Rundfunk- Sinfonieorchesters in Wien. Seit 1976 ist er wieder Chefdirigent der Zagreber Philharmoniker. Der Künst ler machte durch viele erfolgreiche Gastdirigate in ganz Europa von sich reden. Seit 1970 wirkt er bei den Salzburger Festspielen mit, leitete dort auch Dirigen tenkurse. Zahlreiche Rundfunk- und Schallplattenauf nahmen produzierte der Dirigent, dem viele Auszeich nungen in seinem Heimatland zuteil wurden (so u. a. 1949 Staatspreis 1. Klasse der SFR Jugoslawien, 1957 und 1961 Preise des jugoslawischen Komponistenver bandes und des Verbandes der ausübenden Künstler; auch die Stadt Zagreb ehrte ihn 1960 mit einem Preis). Bei der Dresdner Philharmonie gastierte er bereits in den Jahren 1975, 1978 und 1979. ZUR EINFÜHRUNG über die Entstehung eines der populärsten Werke Sergej Prokofjews, der Klas sischen Sinfonie D-Dur op. 25 („Symphonie classique"), lesen wir in den autobiographischen Erinnerungen des Komponisten: „Den Sommer 1917 verbrachte ich in völliger Einsamkeit in der Nähe Peters burgs. Den Flügel hatte ich absichtlich nicht aufs Land mitgenommen, weil ich versuchen wollte, ohne ihn zu komponieren. Ich trug mich mit dem Gedanken, ein ganzes sinfonisches Werk ohne Flügel zu kom ponieren. Bei einem solchen mußten auch die Farbtöne des Orchesters klarer und sauberer sein. So entstand der Plan einer Sinfonie im Haydnschen Stil, weil mir Haydns Technik nach meinen Arbeiten in der Klasse Tscherepnins irgendwie besonders klar geworden und es unter so vertrauten Verhält nissen leichter war, sich ohne Klavier in die gefährliche Flut zu stürzen. Es schien mir, daß Haydn, wenn er jetzt noch lebte, seine eigene Art der Komposition beibehalten und gleich zeitig etwas von dem Neuen übernommen hätte. Solch eine Sinfonie nun wollte ich kom ponieren: eine Sinfonie im klassischen Stil. Als sie anfing, reale Formen anzunehmen, nannte ich sie .Klassische Sinfonie', in der stil len Hoffnung, daß ich letzten Endes dabei ge winne, wenn die Sinfonie sich im Laufe der Zeit wirklich als klassisch erweisen sollte." Tatsächlich wurde das Werk, das Prokofjew als erste Sinfonie in seine Werkliste aufnahm, eine Schöpfung, die sich weit über musikali sche Modeerscheinungen der Entstehungszeit erhob. Früher als viele andere Kompositionen des sowjetischen Meisters errang die dem Studienfreund Boris Assafjew gewidmete Klassische Sinfonie nach ihrer von Prokofjew selbst geleiteten Petrograder Uraufführung am 21. April 1918 Weltgeltung. Die ersten Ideen zu der viersätzigen Sinfonie reiften bereits in der Konservatoriumszeit, als sich der Student mit der Musik der Wiener Klassiker, aber auch mit Orgelmusik alter Meister beschäftigte. Schon 1916 entstand die Gavotte, der spätere dritte Satz. Dann folgten Entwürfe zum ersten und zweiten Satz. Wäh rend seines Landaufenthaltes im Sommer 1917 arbeitete Prokofjew diese Skizzen aus und schloß die vollständig instrumentierte Partitur am 10. September desselben Jahres ab. Unbe schwert, lebensfroh lächelnd, ja jugendlich übermütig musiziert der junge Prokofjew, schaltet und waltet nicht ohne Ironie und Pikanterie, mit vertrauten Tonleiterfiguren, Oktavsprüngen, kapriziösen Trillern und Vor schlägen, mit charakteristischem Piano- und Tutti-Wechsel und stilisiert Melodietypen des 18. Jahrhunderts aus seiner Sicht, die jeden Gedanken an historisierende, akademische Nachahmung ausschließt. Anmut, Eleganz und Ebenmaß zeichnen das Werk aus, das, durchsichtig instrumentiert, die Haydnsche Orchesterbesetzung vorschreibt. „Die Klassi sche Sinfonie", so stellte der sowjetische Mu sikwissenschaftler W. Delson fest, „hat ein Anrecht auf diese Bezeichnung nicht nur ihrer äußeren Ähnlichkeit mit der Haydnschen Sin fonik wegen. Sie ist klassisch in der Genialitl ihrer Handschrift, in ihrer knappen Klarhei. und weisen Einfachheit wie in ihrer außerge wöhnlichen Ausdruckskraft". Der erste Satz (Allegro) hat Sonatenform. Nach zwei Einleitungstakten beginnt sogleich das graziöse Hauptthema, dessen zweite Hälfte dominierend ist für die Entwicklung der Durch führung, deren imposanter Schluß jedoch von dem ironischen Seitenthema bestimmt wird, das von der Dominanttonart A-Dur zur Haupt tonart findet. Groteske Oktavsprünge sowie lustige Vorschläge in den ersten Violinen, die gravitätisch-altväterlich von den Fagotten sekundiert werden, weisen auf die launische, kapriziöse, ja kokette Art des Musizierens hin, die diesen dennoch ungemein zuchtvoll gear beiteten Satz kennzeichnet. unerwartete Wendung nach C-Dur und die ebenso unbekümmerte Rückkehr nach D-Dur im ersten Thema, dessen Einleitung, ein kurzer Aufschwung des D-Dur-Dreiklangs, zugleich auch die treffliche Schlußpointe des Satzes bil det. Die Reprise lehnt sich stark an die Expo sition an. Der zweite Satz (Larghetto) beginnt mit vi^j verhaltenen Einleitungstakten. AnschließerO stimmen die ersten Violinen eine wundersam zärtliche, lyrische Melodie an, die den Satzab lauf bestimmt. Nach einem Mittelteil mit Sechzehntelbewegung und Pizzikatopassagen der Streicher runden die gemächlich wiegen den Anfangstakte nach veränderter Reprise des ersten Teiles den Satz ab. — Eine ironisie rende, geistreich-elegante Gavotte (Non troppo allegro), stilisiert nach dem Muster des 18. Jahrhunderts, steht an Stelle des dritten Satzes. Wieder lösen gradlinige Oktavsprünge einen gravitätischen Eindruck aus, zu dem überraschende Kadenzierungen wirkungsvoll im Kontrast stehen. Im Musette-Teil der Ga-