Joseph Haydn: Die Schöpfung Erster Teil Einleitung (Die Vorstellung des Chaos) Rezitativ (Raphael): Im Anfänge schuf Gott Himmel und Erde; und die Erde war ohne Form und leer; und Finsternis war duf der Fläche der Tiefe. Chor: Und der Geist Gottes schwebte auf der Fläche der Wasser; und Gott sprach: Es werde Licht. Und es ward Licht. Rezitativ (Uriel): Und Gott sah das Licht, daß es gut war; und Gott schied das Licht von der Finsternis. Arie (Uriel) und Chor: Nun schwanden vor dem heiligen Strahle des schwarzen Dunkels gräuliche Schatten; der erste Tag entstand. Verwirrung weicht, und Ordnung keimt empor. Erstarrt ent flieht der Höllengeister Schar in des Abgrunds Tiefen hinab zur ewigen Nacht. Ver zweiflung, Wut und Schrecken begleiten ihren Sturz. Und eine neue Welt entspringt auf Gottes Wort. Rezitativ (Raphael): Und Gott machte das Firmament und teilte die Wasser, die unter dem Firm'ament waren, von den Gewässern, die über dem Firmament waren; und es ward so. Da tob ten brausend heftige Stürme. Wie Spreu vor dem Winde, so flogen die Wolken. Die Luft durchschnitten feurige Blitze; und schrecklich rollten die Donner umher. Der Flut entstieg auf sein Geheiß der allerquickende Regen, der ällverheerende Schauer, der leichte flockige Schnee. Solo (Gabriel) und Chor: Mit Staunen sieht das Wunderwerk der Himmelsbürger frohe Schar. Und laut ertönt aus ihren Kehlen des Schöpfers Lob, das Lob des zweiten Tags. Rezitativ (Raphael): Und Gott sprach: Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel zusammen an einem Platz, un des erscheine das trockne Land; und es ward so. Und Gott nannte das trock ne Land: Erde, und die Samrmlung der Wasser nannte er Meer. Und Gott stah, daß es gut war. Arie (Raphael): Rollend in schäumenden Wellen bewegt sich ungestüm das Meer. Hügel und Felsen erscheinen, der Berge Gipfel steigt empor. Die Fläche, weit gedehnt, durchläuft der breite Strom in mancher Krümme. Leise rauschend gleitet fort im stillen Tal der helle Bach. Rezitativ (Gabriel): Und Gott sprach: Es bringe die Erde Gras hervor, Kräuter, die Samen geben, und Obstbäume, die Früchte bringen ihrer Art gemäß, die ihren Samen in sich selbst ha ben auf der Erde; und es ward so. Arie (Gabriel): Nun beut die Flur das frische Grün dem Auge zur Ergötzung dar, den anmutsvollen Blick erhöht der Blu^men sanfter Schmuck. Hier duften Kräuter B*alsam aus, hier sproßt den Wunden Heil. Die Zweige krümmt der goldnen Früchte Last; hier wölbt der Hain zum kühlen Schirme sich; den steilen Berg bekrönt ein dichter Wald.