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Freitag, den 20. Juni 1980, 19.30 Uhr, im Festsaal des Kulturpalastes Dresden Konzert der Dresdner Philharmonie Dirigent: Johannes Winkler Solist: Wolfgang Weber, Leipzig, Violoncello Chor: Frauenchor des Philharmonischen Chores Dresden Einstudierung Herwig Saffert PROGRAMM Gioacchino Rossini 1792-1868 Ouvertüre zur Oper „Semiramis" Allegro vivace — Andantino — Allegro Edison Denisow geb. 1929 Konzert für Violoncello und Orchester Largo — Animato — Largo Erstaufführung PAUSE Gustav Holst 1874-1934 Die Planeten — Sinfonische Suite op. 32 Mars, der Überbringer des Krieges (Allegro) Venus, die Überbringerin des Friedens (Allegro) Merkur, der geflügelte Bote (Vivace) Jupiter, der Überbringer der Fröhlichkeit (Allegro giocoso) Saturn, der Überbringer des Greisenalters (Adagio) Uranus, der Zauberer (Allegro) Neptun, der Mystiker (Andante) Wolfgang Weber, der Solist unseres heutigen Konzertes, der zu den führenden Vertretern seines Instrumentes in unserem Lande gehört, studierte an der Franz- List-Hochschule bei Prof. Neumann und vervollkommnete seine Ausbildung bei den Professoren Sadlo, Eichhorn und Grosch. 1963 gewann er einen 1. Preis beim Carl-Maria-von-Weber-Wettbewerb in Dresden. 1961—1965 wirkte er am Berli ner Sinfonie-Orchester, 1965—1977 war er Solocellist des Rundfunk-Sinfonie orchesters Leipzig, seitdem unterrichtet er an der Weimarer Musikhochschule und widmet sich seiner umfangreichen Konzerttätigkeit im In- und Ausland, wo er sich besonders durch seinen begeisterten Einsatz für neue Musik (mit zahl reichen Uraufführungen) einen Namen gemacht hat, ohne einseitig darauf fest gelegt zu sein. Er ist Mitglied des Kammertrios „Aulos” und der „Gruppe Neue Musik Hanns Eisler" Leipzig. ZUR EINFÜHRUNG Gioacchino Rossini (1792—1868), Italiens bedeutendster Komponist in der ersten Hälfte des 19. Jh., hatte von Haus aus so viel Musik mitbekommen (sein Vater war Hornist, die* Mutter Sängerin), daß er nach kurzem Studium in Bologna als löjähriger mit dem Opernkomponieren begann und 1810 mit einem Einakter in Venedig debütierte. 1816 feierte er (trotz des Premierenskandals) seinen größten Triumph mit der Opera buffa „Der Barbier von Sevilla" (es war bereits seine 17. Oper) und bekannte sich 1829 in Paris mit „Wilhelm Teil", seinem letzten (39.) Bühnenwerk, ganz zur Großen Oper französischen Stils. Danach lebte er noch fast 4 Jahrzehnte, weltberühmt, jedoch ohne weitere Opern zu komponieren; nur einige kirchen- und kammermusikalischen Werke entstanden noch. Als 34. Bühnenwerk schrieb Rossini 1822 seine letzte italienische Opera seria „Semiramide" (Semiramis) nach Voltaires Tragödie „Semiramis", die am 3. Fe bruar 1823 am Teatro La Fenice in Venedig (mit seiner ersten Ehefrau, der Sängerin Isabella Colbran, in der Titelrolle) ihre kühl aufgenommene Premiere erlebte. Die leichtgeschürzte, geistvoll-sprühende, elegante Melodik, die pikante Rhyth mik, die subtile Instrumentation der Ouvertüre zu dieser heute kaum noch ge spielten Oper (1932 wurde in Rostock eine deutsche Fassung vorgestellt) demon strieren typischen Rossini-Stil. Eigenwillig ist der Typ der alten italienischen Opernouvertüre (schnell — langsam — schnell) abgewandelt. Der erste Abschnitt ist nur noch Auftakt zum Andantino mit seinen reichverzierten melodischen Figuren, Zielpunkt der Entwicklung ist der köstliche Allegro-Satz mit seiner atem beraubenden Stretta-Steigerung.