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„Es ist immer eine gute, warme, innerliche Musik, wie der Mensch, der sie gemacht hat" — äußerte einmal E. Krenek über die Tonsprache von Darius M i I h a u d , der, einst neben Arthur Honegger wohl die kraftvollste Erschei nung der „Groupe des Six", über seine Herkunft sagte: „Meine musikalische Bildung ist ausschließlich durch den lateinisch-mittelländischen Kulturkreis be stimmt, was sich schon daraus erklärt, daß ich aus einer sehr alten jüdischen Familie der Provence stamme." 1939 emigrierte Milhaud vor dem Faschismus in die USA und kehrte 1948 wieder in seine Heimat zurück, neben ausge dehnter kompositorischer Arbeit auch pädagogische Ämter übernehmend. Von seiner immensen schöpferischen Fruchtbarkeit und Vielseitigkeit zeugt die Tat sache, daß seine Werkliste weit über 400 Titel sämtlicher Genres umfaßt. Der Komponist, in Wesen und Werk ein typischer Franzose und einer der markan testen Vertreter der zeitgenössischen Musik seines Landes, besaß einen aus geprägten Klangsinn, der ihn zur Polytonalität führte, die es ihm ermöglichte, die Ausdruckskraft seiner eingängigen, gefälligen Melodik zu intensivieren. Auch eine überaus differenzierte Rhythmik gehört zum Bild seiner Musik. Francis Po u lene, der zu den führenden zeitgenössischen Komponisten Frankreichs gehörte, wurde mit 15 Jahren Lieblingsschüler des spanischen Pia nisten R. Vines, der ihn mit E. Satie und G. Auric bekanntmachte, zwei Musi ker, die auf seine künstlerische Entwicklung größten Einfluß gewannen. Nach dem ersten Weltkrieg trat Poulenc der „Groupe des Six" bei. Mit D. Milhaud, der als einer der ersten seine außerordentliche Begabung erkannte, reiste er durch Europa und traf in Österreich mit A. Berg, A. Webern und A. Schön berg zusammen. Milhaud sagte nach Kenntnis einiger Frühwerke von Poulenc: „Nach all den impressionistischen Nebeln diese einfache, klare Kunst, die an die Tradition von Mozart und Scarlatti anknüpft — wird sie nicht die nächste Phase unse.er Musik sein?" Der Komponist, der vor allem mit Liedern und Klavierwerken — er war selbst ein ausgezeichneter Pianist — schnell bekannt wurde, wandte sich frühzeitig der Ballett- und vor allem der Opernkomposition zu, die er 1957 um einen Welterfolg bereicherte: mit „Les Dialogues des Carmelites" nach G. Bernanos. Das heute' erklingende Trio widmete er dem spanischen Komponisten Manuel de Falla. Der sowjetische Komponist Edison Denisow, 1929 in Tomsk (Sibirien) geboren, erwarb 1951 an der Universität seiner Heimatstadt das Diplom als Mathematiker. 1951—1956 studierte er am Moskauer Konservatorium Komposi tion bei W. Schebalin. Seit 1959 wirkt er selbst als Lehrer für Kontrapunkt und Instrumentation am Moskauer Konservatorium. 1956 wurde er Mitglied des Komponistenverbandes der UdSSR und ist seit 1966 Mitglied der Leitung des Moskauer Komponistenverbandes. Seit 1960 setzte er sich mit der Zwölf tontechnik auseinander, später traten avantgardistische kompositorische Tech niken hinzu. Denisow schrieb bisher vor allem Orchester-, Kammer- und Vo kalmusik. Der tschechische Komponist An ton in Rejcha wurde 1770 in Prag gebo- boren. 1785 kam er als Flötist an die Kurfürstliche Kapelle in Bonn, wo er mit seinem Orchesterkollegen L. v. Beethoven, mit dem er sich befreundete, Vorlesungen an der Universität besuchte und seine musikalische Ausbildung bei G. Neefe vervollkommnete. 1794 ging er nach Hamburg, 1799 nach Paris und 1802 nach Wien, wo er wiederum mit Beethoven, aber auch mit Haydn und anderen Musikern verbunden war. 1808 übersiedelte er endgültig nach Paris, wo er am Konservatorium lehrte. Zu seinen Schülern gehörten u. a. H. Berlioz, C. Gounod, C. Franck und F. Liszt. Rejcha erwarb sich als Komponist, Musikpädagoge und Musikschriftsteller einen geachteten Namen und wurde zum Mitglied der Academie franpaise ernannt. Er komponierte im Geist der Klassik zahlreiche Orchester- und Kammermusikwerke, aber auch Opern und Kantaten. Im Bereich der Kammermusik wird er als Begründer des Bläserquin tetts betrachtet. Programmblätter der Dresdner Philharmonie - Spielzeit1978/79-Chefdirigent: Prof. Herbert Kegel Redaktion: Dr. habil. Dieter Hartwig Druck: GGV, ProduktionsstättePirna 111-25-12 0,190 T. ItG 009-33-79 EVP -,10 M