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DRESDNER PHILHARMONIE Freitag, den 17. Juni 1977, 20.03 Uhr Sonnabend, den 18. Juni 1977, 20.00 Uhr Festsaal des Kulturpalastes Dresden 10. ZYKLUS-KONZERTund 10. KONZERT IM ANRECHT C BEETHOVEN-SCHOSTAKOWITSCH-ZYKLUS Dirigent: Günther Herbig Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 36 1770-1827 Adagio molto — Allegro con brio Larghetto Scherzo (Allegro) Allegro molto PAUSE Dmitri Schostakowitsch Sinfonie Nr. 5 d-Moll op. 47 1906-1975 Moderato — Allegro non troppo Allegretto Largo Allegro non troppo GÜNTHER HERBIG ZUR EINFÜHRUNG Am 5. April 1803, drei Jahre nach der 1. Sinfonie, erlebte die2. SinfonieD- Durop. 36 von Ludwig van Beethoven in Wien ihre Uraufführung. Sie erklang in einem eigenen Konzert des Komponisten im Theater an der Wien, dessen riesiges Programm weiterhin Aufführungen der 1. Sinfonie, des 3. Klavier konzertes und des Oratoriums „Christus am Ölberg" brachte. Beethovens Zeit genossen standen dem neuen Werk zunächst ziemlich ratlos gegenüber, stellten beispielsweise „übertriebenes Streben nach dem Neuen und Auffallenden" fest. In Berlin schrieb die Kritik von den „dreiviertel Stunden lang ausgeführten Schwie rigkeiten". Noch zwei Jahre später äußerte man: „Wir finden das Ganze zu lang und einiges überkünstlich . . . und das Finale halten wir . . . für allzu bizarr, wild und grell." Der Musikschriftsteller J. F. Rochlitz allerdings prophezeite schon: die ses Werk eines „Feuergeistes" werde noch leben, wenn tausend gefeierte Mode sachen längst zu Grabe getragen sind." In Beethovens 2. Sinfonie kündigt sich — nach K. Schönewolf — „der Ideenmusiker an, der in der Leidenschaftlichkeit und Konsequenz der dialektisch-sinfonischen Aussage über das von Haydn und Mozart Erreichte bedeutend fortschreitet . . . Auf dem Wege zur heroischen 3. Sinfonie, die eine neue Periode im Schaffen Beethovens und überhaupt eine neue Epoche der sinfonischen Musik einleitet, nimmt die 2. Sinfonie eine Mittelstellung ein. Inhaltlich und stilistisch steht sie noch der „Ersten“ näher. Strahlend lebensfreudig im Grundcharakter wie diese, offenbart sie doch vertiefte Züge des Kämpfers und Ideenmusikers Beethoven. Sie ist ein hervorragend selbständiges Kunstwerk mit durchaus eigenen, seinerzeit neuartig wirkenden Klangbildern, überdies bietet die 2. Sinfonie ein bewunde rungswürdiges Zeugnis für die Größe des Menschen Beethoven. Gepeinigt von der Furcht vor dem entsetzlich drohenden Verlust seines Gehörs, nahe der Ver zweiflung, die in dem berühmt gewordenen Brief an seine Brüder (dem .Heiligen städter Testament') ihren erschütternden Niederschlag erhielt, vollendete der Mei ster während jener qualvollen Sommermonate 1802 in dem Dorfe Heiligenstädt bei Wien diese herrliche, lebensbejahende Sinfonie. Beethoven wußte sehr wohl zu unterscheiden zwischen persönlichem Leid und seiner gesellschaftlichen Auf gabe als Künstler, der sich mit den Botschaften seiner großen Instrumental- und Vokalwerke an die Allgemeinheit der Menschen wendete. Hat doch der Über winder des körperlichen Unglücks, der diese lebensvolle Musik geschaffen hat, während der Arbeit an der 2. Sinfonie und an vielen anderen unvergänglichen Werken seinem Jugendfreunde Wegeier das berühmt gewordene Bekenntnis an vertraut: .Ich will dem Schicksal in den Rachen greifen, ganz niederbeugen soll es mich gewiß nicht. Oh, es ist so schön, das Leben tausendmal leben!'" Eine gewichtige langsame Einleitung (Adagio molto) ist dem ersten Satz (Allegro con brio) vorangestellt. Die anfängliche innige Stimmung muß bald ernsten, düsteren Klängen weichen. Nach einem dramatischen Höhepunkt, bei dem ein markantes d-Moll-Motiv eingeführt wird, das wie eine Vorahnung des Hauptge dankens im ersten Satz der „Neunten" anmutet, wird die Bedrohung überwunden, und ein lichtvolles erwartungsfreudiges Klingen hebt an. überraschend, nach schneidigem Anlauf der Violinen, ertönt das frohgemute Hauptthema der Brat schen und Celli zu begleitender Achtelbewegung der Violinen. Marschähnlich triumphierend ist das signalartige zweite Thema. Das eigentliche Entwicklungs thema des Satzes ist jedoch das erste, dessen Kopfmotiv in der kunstvollen breiten Durchführung eine entscheidende Rolle spielt. Triumphierend schließt der Satz. Ein liebenswertes, romanzenhaftes Stück ist das A-Dur-Larghetto in Sonatenform. Die ersten Violinen stimmen das sanfte, liedhafte erste Thema an. Eine zweite, schwärmerische E-Dur-Melodie führt scheinbar Auseinandersetzungen herbei, die