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DRESDNER PHILHARMONIE Freitag, den 16. November 1973, 20.00 Uhr Sonnabend, den 17. November 1973, 20.00 Uhr Festsaal des Kulturpalastes Dresden 4. PHILHARMONISCHES KONZERT Dirigent: Hartmut Haenchen Solist: Valentin Gheorghiu, SR Rumänien, Klavier Dmitri Schostakowitsch geb. 1906 Sinfonie Nr. 9 Es-Dur op. 70 AI leg ro Moderato Presto - Largo — Allegretto, Allegro Paul Constantinescu 1909-1963 Robert Schumann 1810-1856 Konzert für Klavier und Orchester (1952) Sostenuto — Allegro Andante Presto Erstaufführung anläßlich der „Tage rumänischer Musik in der DDR" PAUSE Sinfonie Nr. 4 d-Moll op. 120 Ziemlich langsam - Lebhaft Romanze/ Scherzo ' Langsam — Lebhaft Das Konzert am 16. November 1973 wird original von Radio DDR II im Rahmen des „Dresdner Abends" übertragen. iiiiiiiiiiiliiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii;iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimii:iiiHiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiiiiiiii ZUR EINFÜHRUNG B * seiner künstlerischen rumänische Regie- Werk, das sich durch eine geradezu volkstümliche auszeichnet. Paul Constantinescu stammte aus Ploiesti Eine ganz eigene Stellung nimmt im sinfonischen Schaffen Dmitri Schosta- kowitschs die Sinfonie Nr. 9 Es-Durop. 70 ein, die in relativ kurzer Zeit, nämlich im Monat August des Jahres 1944 geschrieben und 1945 von dem bedeutenden sowjetischen Dirigenten Jewgeni Mrawinski in Moskau uraufgeführt wurde. Am 28. Februar 194/ brachte sie Prof. Heinz Bongartz mit der Dresdner Philharmonie zur vielbeachteten deutschen Erstaufführung. Hinsichtlich Form, Instrumentation und musikalischer Aussage hat man dieses unbeschwert-unproblematische Werk zu Recht Schostakowitschs „Klassische Sinfonie" (in Haydnschem Geist) oder auch — im Hinblick auf Tschaikowski — seine „Mozartiana" genannt. In der Tat stellt die „Neunte", verglichen mit der sonstigen dialektisch gespannten, konfliktreichen, monumental-tragischen Sin- fonik des sowjetischen Meisters, ein Intermezzo dar. Von relativ kurzer Dauer, besitzen drei der fünf Sätze (der erste, dritte und fünfte) Sch erzocharakter. Es ist ein Werk der Lebensfreude, der Grazie, ja des Humors und eines feinen, geistvoll-ironischen Witzes. Der rumänische Komponist (geboren am 30. Juni 1909). Er studierte am Bukarester Konservatorium bei Alfons Castaldi, Mihail Jora und Dimitri Cuclin Theorie und Komposition, bei Constantin Braiiu Musikwissenschaft und später in Wien bei Joseph Marx. 1935 war er Professor für Musiktheorie an der Bukarester Musikakademie, 1941 bis zu seinem Tode (20. Dezember 1963) lehrte er am Konservatorium der rumä nischen Hauptstadt. Der Komponist war bestrebt, den Reichtum der rumänischen Volksmusik in seinem vielseitigen Schaffen künstlerisch zu verwerten. Seine Leistung besteht hauptsächlich darin, daß er eine von der spezifischen Struktur) der rumänischen Volksmelodik abgeleitete, ausdrucksvolle Harmonik geschaffen Im transparenten ersten Satz (Allegro), einem knappen Sonatenhauptsatz, kann der Hörer klassische Formenstrenge und Dichte bewundern, eine Leichtigkeit des Satzes und Stiles, wie sie uns von Haydn vertraut ist, obwohl sich Schostako witsch in keiner Note verleugnet. Das unvermittelt einsetzende Hauptthema ist ungezwungen fröhlich, dabei graziös und geistvoll. Die tänzerische Gelöstheit dieser Musik hat fast etwas Strawinskyhaftes. Völlig anders, übermütig keck ist der Charakter des Seitenthemas, das die Pikkoloflöte über einer schlichten Streicher(pizzikato)- und Schlagzeuggrundierung bringt und später vom Blech wiederholt wird. Nach der Wiederholung der Exposition beginnt die phantasie volle musikantische Durchführung des thematischen Materials. Fortissimo wird die Reprise eröffnet und mit einer Coda des Seitenthemas beschlossen. Den zweiten Satz (Moderato) trägt ein romanzenartiges Thema (zuerst in der Klari nette). Das romantisch-lyrische, melodiöse Geschehen unterbrechen in einem Mittelteil chromatisch auf- und absteigende Gänge der Streicher und Hörner. Spielerische Brillanz kennzeichnet den dritten Satz, ein stürmisch dahineilendes Presto-Scherzo mit einem unbekümmerten Tanzthema. Im Mittelteil fällt ein etwas theatralisch anmutendes Trompetensolo mit Streicherbegleitung auf. Die Fröhlichkeit des Satzes wirkt gegen Ende leicht überschattet. Unmittelbar schließt der vierte Satz an, ein kurzes Largo mit einem expressiven Fagottrezitativ über ausgehaltenen Akkorden der tiefen Streicher. Drohende Posaunen- und Trom- peten-Unisoni folgen. Die rezitativischen und düsteren Perioden wechseln ein ander ab und gehen unvermittelt über in das geistreich-witzige, fröhliche Finale (Allegretto). Dieser fünfte Satz, dem formal wieder die Sonatenform zugrunde liegt, ist ein effektvoll zündender, farbig-musikantischer und übermütiger Aus klang, ja der eigentliche Höhepunkt der gesamten Sinfonie. Eine virtuose Coda (Allegro) beschließt dieses Sinnfälligkeit des Ausdrucks HARTMUT HAENCHEN, Jahrgang 1V4J, seit Beginn der Seyfarths als Dirigent bei der Dresdner Philharmonie Kreuzchores unter Prof. Rudolf Mauersberger die ent er an der Musikhochschule seiner HeimoLwD." Dirigieren (Chordirigieren bei Werner Matschke, Neuhaus und Horst Förster). Danach wurde er 1966 als als 2. Kapellmeister des Staat lichen Sinfonieorchesters Halle engagiert. In dieser Position, die er 1972/73 mit einer Tätig keit als 1. Kapellmeister an den Städtischen Bühnen Zwickau vertauschte, dirigierte er u. a. zahlreiche Aufführungen bedeu tender chorsinfonischer Werk'-?. Gastdirigate führten ihn in die CSSR und nach Ungarn sowie seit 1965 ständig zu den Ber liner Rundfunkchören. Beim Weber-Wettbewerb 1971 der Stadt Dresden gewann er den geteilten 1. Preis für Dirigen ten. 1972 weilte er zu einem Studienaufenthalt in Leningrad. Spielzeit 1973/74 in der Nachfolge Lothar moi i, c tätig, erhielt als Mitglied des Dresdner .techeidende musikalische Grundlage. 1960 begann 3 er jJVuLcden das Studium in Gesang, seit 1963 auch im itstadt LJ Q | . c |- ies terdirigieren bei den Professoren Rudolf Direktor der Robert-Franz-Singakademie und VALENTIN GHEORGHIU, der prominente rumänische Pianist, 1928 in Galati geboren, wurde schon als Sechsjähriger in das Buka rester Konservatorium aufgenommen (als Klavierschüler Constantza Erbiceanus und als Kompositionsschüler Mihail Joras). Nach drei jähriger Ausbildungszeit setzte er auf Empfeh lung George Enescus seine Studien am Pariser Conservatoire bei Lazare Levy und Noell Gallon fort. 1939 kehrte er in die Heimat zurück und legte 1946 sein Staatsexamen auch im Fach Komposition ab. Als Solist der Rumänischen Staatsphilharmonie „George Enescu" Bukarest (seit 1948) entfaltete er eine reiche Konzerttätigkeit, die seinen Ruf auch im Ausland begründete und festigte. Erfolgreiche Tourneen führten ihn durch die Länder Europas, durch die USA, nach Kanada und Vordeiasien. Als Teilnehmer an inter nationalen Wettbewerben errang Valentin Gheorghiu mehrmals 1. Preise (1949 anläßlich der Weltfestspiele der Jugend in Budapest, 1950 in Prag, 1953 in Bukarest). Inzwischen ist er selber angesehenes Jury-Mitglied internatio naler Klavierwettbewerbe. Trotz der vie’en Konzeitverpflichtungen — häufig konzertiert er auch im kammermusikalischen Rahmen mit seinem Bruder, dem Geiger Stefan Gheorghiu, und dem Cellisten Radu Aldulescu — widmet sich der Künstler intensiv der kompositorischen Arbeit. In Anerkennung Verdienste verlieh ihm die r—” rung den Staatspreis und den Titel „Verdienter Künstler".