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am Donnerstag, dem 25. Oktober 1973, 19.30 Uhr Konzert der Dresdner Philharmonie Dirigent: Günther Herbig Solistin: Nina Leltschuk, Klavier - UdSSR PROGRAMMFOLGE Udo Zimmermann geb. 1943 Sergej Prokofjew 1891—1953 Mutazioni per Orchestra (1973) Auftragswerk der Dresdner Philharmonie Uraufführung Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 Des-dur op. 10 Allegro brioso — Andante assai — Allegro scherzando PAUSE Peter Tschaikowski 1840-1893 Sinfonie Nr. 4 f-moll op. 36 Andante sostenuto — Moderato con anima Andantino in modo di canzona Scherzo (Allegro) Finale (Allegro con fuoco) ZUR EINFÜHRUNG Nina Leltschuk, zu den herausragenden Vertretern der jüngeren sowjetischen Fianistengeneration gehörend, absolvierte als 13jährige die Moskauer Gnessin- Musikschule mit einer Goldmedaille und studierte anschließend am Moskauer Konservatorium bei Jakow Flijer. 1962 beendete sie ihr Musikstudium, einige Zeit später eine Aspirantur, und übernahm als Assistentin ihres Lehrers in den folgenden Jahren selbst wichtige pädagogische Aufgaben am Moskauer Kon servatorium. Schon während der Studienzeit errang Nina Leltschuk die ersten internationalen Erfolge. Sie wurde Preisträgerin des Chopin-Wettbewerbes 1955 in Warschau und des Marguerite-Long-Jaques-Thibaud-Wettbewerbes 1957 in Paris. 1962 erhielt sie den Sonderpreis des Van-Cliburn-Wettbewerbes. Kon zertverpflichtungen führten sie bisher in alle Teile der Sowjetunion, nach Groß britannien, der CSSR, nach Finnland, Rumänien, Frankreich, Polen und in die USA. Udo Zimmermann, zu den profiliertesten jungen Komponisten unserer Repu blik gehörend, stammt aus Dresden (Jahrgang 1943). Von 1953 bis 1961 war er Mitglied des Dresdner Kreuzchores. Nach dem Abitur studierte er von 1962 bis 1968 an der Musikhochschule „Carl Maria von Weber" in seiner Heimatstadt. Sein Kompositionslehrer war Prof. Johannes Paul Thilman. Dann ging er als Meisterschüler für Komposition zu Prof. Günter Kochan an die Akademie der Künste der DDR in Berlin (1968—1970). Seitdem ist Udo Zimmermann, dem das Kulturministerium der DDR dreimal das Mendelssohn-Bartholdy-Stipen dium für Komposition verlieh und der mehrfach als Preisträger aus nationalen Leistungsvergleichen hervorging, als Komponist und als Entwicklungsdrama turg der Dresdner Staatsoper tätig. Mit den Opern „Die weiße Rose" (1967/68), bisher in fünf DDR-Bühnen erfolg reich, auch für Funk und Fernsehen eingespielt. „Die zweite Entscheidung" (1969/70) und vor allem mit „Levins Mühle" nach Bobrowskis gleichnamigem Roman, die am 27. März 1973 an der Dresdner Staatsoper (und unmittelbar danach auch am Deutschen Nationaltheater Weimar) ihre überaus erfolgreiche, vielbeachtete Uraufführung erlebte und für 1974 von mehreren BRD-Bühnen angenommen wurde, empfahl sich Zimmermann nachdrücklich als begabter Opernkomponist. Die Uraufführung seiner gegenwärtig in Arbeit befindlichen vierten Oper „Schuhu oder Die fliegende Prinzessin" nach einem Libretto von Peter Hacks hat sich die Dresdner Staatsoper für 1975 gesichert. Neben den musikdramatischen Arbeiten entstanden auch eine ganze Reihe von Kammer musiken und Orchesterwerken, vielfach im Auftrag führender Klangkörper un serer Republik sowie des Rundfunks. Genannt seien: Violinkonzert, Borchert- Orchestergesänge, Kontraste für Orchester, Barlach-Reflexionen für Kammer orchester (Aufführungen in der UdSSR, in Frankreich, der BRD und in Finn land), Sonetti amorosi (1972 DDR-Beitrag bei der Internationalen Komponisten- Tribüne der UNESCO in Paris), Musik für Streicher, L’homme — Meditationen für Orchester nach Eugene Guillevic (1972 von der Dresdner Philharmonie ur aufgeführt, 1973 DDR-Beitrag bei der Internationalen Komponisten-Tribüne der UNESCO in Paris), Reflexionen für Kammerorchester nach Degas. Udo Zimmer mann erhielt zweimal den Hanns-Eisler-Preis von Radio DDR (1972 und 1973) und 1973 den Martin-Andersen-Nexö-Kunstpreis der Stadt Dresden. über sein neuestes, im Auftrag der Dresdner Philharmonie und in der gesell schaftlichen Partnerschaft der Kernbauer-Brigade des VEB Transformatoren- und Röntgen-Werkes „Hermann Matern" Dresden geschaffenes Orchesterwerk äußerte der Komponist: „Die Mutazioni per orchestra entstanden in den Som mermonaten des Jahres 1973. Wichtig vor allem schien mir die Bereitschaft zu Entscheidungen, die außerhalb bisheriger Erfahrungen lagen und einmal mehr Beweis dafür sind, daß jedes neue Stück das erste ist, das man überhaupt schreibt. So glaube ich, daß die .Mutazoni' einen Punkt markieren, der in deutlicher Entfernung liegt von meinen vorherigen Arbeiten, in Ansätzen zum Teil den .Barlach-Reflexionen' vergleichbar, aber eben doch nur vom Ausgangs punkt her. Der Titel .Mutazioni — Veränderungen' bezeichnet zunächst den erstrebten Charakter des Werkes, der nicht an einen festgefügten Formumriß denkt, son dern Formen schrittweise entwickeln will, Wirkungen aus Strukturverläufen zu erreichen sucht. Die Entfaltung der Struktur wird durch Klangfarben, variable Geschwindigkeiten, architektonische Bauweisen (horizontale, vertikale und an dere Satztypen) bis hin zu kontrollierter Improvisation beeinflußt. Der Gestus des Variierens vor allem im Bereich des Klanglichen schafft immer neue Span nungsfelder, ständig wechselnde Kontrastwirkungen und entbehrt nicht einer beabsichtigten Suggestion. In allem aber sucht die Musik den unvoreingenommenen Hörer, will ihn verän dern, ihm neue Erfahrungen vermitteln, ihn emotional bewegen und an ihm selbst Prozesse fördern, die auf Veränderung drängen." Das Klavierkonzert Nr. 1 Des-Dur op. 10 schrieb Sergej Pro kofjew als Zwanzigjähriger. Die Uraufführung erfolgte im Sommer des Jahres 1912 in Moskau. Viele Hörer standen der jugendlich-aggressiven Vehemenz des Stückes zunächst ablehnend gegenüber. Doch bald trat das strahlend-opti mistische Werk, die erste reife künstlerische Leistung des jungen Komponisten, seinen Siegeszug durch die Konzertsäle der Welt an. „Dieses Konzert kann wahrhaft als glänzend bezeichnet werden, glänzend sowohl durch den Charak ter seiner Themen wie auch durch die Anlage des Klavierparts, der reich ist an unzähligen und ungewöhnlichen Schwierigkeiten, dabei aber interessant und ansprechend. Prokofjews Konzert ist eines der originellsten Werke in der Litera tur der Klavierkonzerte", urteilte der sowjetische Komponist Nikolai Mjaskowski. „Prokofjew hat das Konzert als einsätziges Werk in Sonatenform geschrieben, hinzu kommen jedoch einige Veränderungen, deren Resultat eine Interpolation des sinfonischen Zyklus in die Sonatenhauptsatzform ist. So ergeben sich fol gende Abschnitte: Zunächst erklingt eine Introduktion (Allegro brioso) — mit dem ersten Thema, das in seinen festlich optimistischen Klängen und der stolzen Gestik als Motto für das ganze Werk zu verstehen ist. Dem folgt eine Über leitung (Poco piü mosso), in der das Soloinstrument etüdenartig zur ersten vir tuosen Entfaltung geführt wird, und erst dann setzt die eigentliche Exposition ein. Das Hauptthema ist als schneller Tanz geprägt, der Tarantella oder dem Saltarello verwandt, seiner konzertanten Entwicklung sind verschiedene virtuose Raffinessen eingefügt, von Skalen- und Terzenketten bis zum offensichtlich do minierenden Oktaven- und Akkordspiel. Im Gegensatz dazu prägt die Into nation eines Trauermarsches den Seitensatz (Meno mosso). Weite Intervalle