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dresdner PHILHARMONIE Freitag, den 24. August 1973, 20.00 Uhr Sonnabend, den 25. August 1973, 20.00 Uhr Festsaal des Kulturpaiastes Dresden 1. PHILHARMONISCHES KONZERT Dirigent: Günther Herbig Soiist: Christian Coilum, Leipzig, Orgel Rainer Kunad geb. 1936 Konzert für Orgel, zwei Streichorchester und Pauken PAUSE Anton Bruckner 1824-1896 Sinfonie Nr. 7 E-Dur Allegro moderato Adagio Scherzo Finale (Bewegt, doch nicht schnell) 11111111 in in CHRISTIAN COLLUM, 1945 in Dresden geboren, erhielt seine erste musikalische Unterwei sung durch den Vater, Prof. Herbert Collum, den Dresdner Kreuzorganisten, Cembalisten und Komponisten, sowie durch die Mutter, Hertha-Maria Böhme-Collum, die als Konzert- und Oratoriensängerin gewirkt hat. Nach dem Abitur, das er an der Dresdner Kreuzschule ablegte, studierte er zunächst an der Kirchenmusikschule Dresden und gab zu dieser Zeit bereits Orgel- und Cembalokonzerte im Rahmen der Dresdner Collum-Konzerte. 1965 wechselte er an die Leipziger Musikhochschule über und war Schüler von Wolfgang Schetelich im Haupt fach Orgel, von Amadeus Webersinke und Rudolf Fischer (Klavier), von Rolf Reuter (Diri gieren) sowie von Johannes Weyrauch und Siegfried Thiele (Theorie). Nach seinem Examen erhielt er am gleichen Institut eine Aspirantur und legte 1972 zusätzlich das Kapellmeister examen ab. 1968 gewann der junge Organist den 3. Preis beim Internationalen Bach-Wett bewerb in Leipzig. Christian Collum konzertierte in zahlreichen Städten der DDR, in der UdSSR, CSSR, VR Polen, VR Ungarn, in Schweden und in der SFR Jugoslawien und produzierte Fernseh- und Funkaufnahmen. ZUR EINFÜHRUNG Rainer Kunad wurde 1936 im damaligen Chemnitz geboren. Während der Schulausbildung besuchte er die Volksmusikschule in seiner Heimatstadt und erhielt erste kompositorische Unterweisung durch Paul Kurzbach und Werner Hübschmann. Das nach dem Abitur am Dresdner Konservatorium begonnene Studium schloß er 1959 an der Musikhochschule Leipzig als Schüler der Pro fessoren Fidelio F. Finke und Ottmar Gerster ab. Zunächst tätig als Dozent für Musiktheorie und Gehörbildung am Robert-Schumann-Konservatorium Zwickau, wirkt er seit 1960 als Leiter und Komponist der Schauspielmusik am Staats theater Dresden. Neben seinen Dresdner Verpflichtungen ist der Komponist seit 1970 als Mitarbeiter der Entwicklungsdramaturgie der Deutschen Staats oper Berlin tätig. Kunads bisheriges Oeuvre umfaßt verschiedene Bühnenwerke, ein Oratorium, Orchester- und Kammermusik sowie zahlreiche Musiken zu Schau spielen und Fernsehspielen. Sein schöpferischer Durchbruch erfolgte 1965 mit der Uraufführung der Einakter „Bill Brook" und „Old Fritz" an den Landes bühnen Sachsen. Seitdem hat der Komponist mehr und mehr die Merkmale eine, persönlichen Handschrift ausgeprägt. Er geht dabei kompromißlos und kühn zu Werke mit der ihm eigenen rhythmischen Vitalität, seinem ausgesprochen expressiven Willen — kurz mit einer Haltung, die eine ungemein aktivierende Kraft besitzt. Seine erwiesene musikdramatische Begabung — erinnert sei an die von zahlreichen Bühnen der DDR gespielte heitere Oper „Maitre Pathelin" und an das Ballett mit Gesang „Wir aber nennen Liebe lebendigen Frieden" - hat längst Äquivalente auf sinfonischem Felde gefunden. Uber das am 11. September 1971 durch Christian Collum und die Dresdner Philharmonie unter Kurt Masur uraufgeführte Orgelkonzert, das, wie sein Klavierkonzert, bereits internationalen Erfolg erringen konnte und unmittelbar vor der heutigen Aufführung unter der Leitung von Generalmusikdirektor Günther Herbig für den VEB Deutsche Schallplatten eingespielt wurde, äußerte Rainer Kunad: „Das Konzert für Orgel, zwei Streichorchester und Pauken entstand 1970/71 im Auftrag der Dresdner Philharmonie. Dos Werk ist der dritte Teil einer Konzerttrilogie, die ausschließlich den Tasten instrumenten gewidmet ist (erster Teil: ein Klavierkonzert, zweiter Teil: ein Konzert für Cembalo, Klavier, lonica und Celesta). Mit der Wahl der Orgel, der Königin der Instrumente, als .Krönung' der Trilogie, wurde zugleich ein verpflichtender Akzent gesetzt. Alle drei Konzerte verbindet die Auseinander setzung mit der Bogenform: Untereinander korrespondierende Teile bilden Bögen und demonstrieren die Absicht, die klassische dreiteilige Form im Sinne einer Synthese weiterzuentwickein. Das Orgelkonzert besteht aus fünf Abschnitten (Dialog zwischen Soloinstrument und zwei Streichorchestern), die durch Solokadenzen verbunden sind und die in der Folge 1—5, 2—4 miteinander korrespondieren, wobei der dritte Abschnitt durch die Einbeziehung eines alten Friedenshymnus das inhaltliche Anliegen formuliert, dem das ganze Werk gewidmet ist: Das Ringen um Frieden als einer Grundaufgabe unserer Epoche. Hineingestellt in das stereophone Span nungsfeld zweier symmetrisch aufgebauter Streichorchester und Paukengruppen, wird die Orgel im dialektischen Wechselspiel zur Verkünderin des Friedens gedankens. Nicht beschauliche, pseudofriedliche Idyllik, sondern kämpferische Auseinandersetzung mit dem Ergebnis einer aktiven Friedenshaltung will diese Musik demonstrieren. So wird der alte Hymnus herausgelöst aus seinem ur sprünglichen Kontext und zeitgenössischer Interpretation dienstbar gemacht. Diatonisches und dodekaphones musikalisches Material wird dabei miteinander konfrontiert. Das Konzert beginnt mit einer expressiven Solokadenz und erfährt eine Entwicklung harter Auseinandersetzung, die schließlich sieghaft mündet in einen Dur-Schluß: Zielpunkt des Lösungsgedankens dieses Stückes wie der ganzen Trilogie."