Volltext Seite (XML)
am Freitag, dem 25. April 1969< 19J0 Uhr PROGRAMM Franz Schubert 1797—1828 Ouvertüre zu „Rosamunde“ op. 26 Andante - Allegro vivace Ludw. v. Beethoven 1770—1827 Konzert für Klavier und Orchester Nr. 4 G-Dur op. 58 Allegro moderato Andante con moto Rondo (Vivace) PAUSE Peter Tschaikowski 1840—1893 Sinfonie Nr. 5 e-Moll op. 64 Andante - Allegro con amina Andante cantabile, con alcuna licenza Valse (Allegro moderato) Finale Andante maestoso - Allegro vivae) Dirigent; Kurt Masur Solistin: Elfrun GabrieL Leipzig, Klavier ZUR EINFÜHRUNG Seine letzte Musik zu einem Bühnenwerk — ein Kompositionsgebiet, auf dem ihm mit seinen Opern und Singspielen insgesamt wenig Erfolg be- schieden war —schrieb Franz Schubert 1823 zu dem vieraktigen „großen romantischen Schauspiel „Rosamunde, Fürstin von Cypern®. Das Stück stammte von Helmina von Chezy. einer Dichterin, die als Librettistin des unglücklichen Textbuches zu Carl Maria von Webers „Euryanthe“ in die Musikgeschichte eingegangen ist Auch „Rosamunde®, am 20. Dezember 1823 im Theater an der Wien uraufgeführt, muß nach zeitgenössischen Presse stimmen (der Text selbst ist nicht erhalten) ein recht krauses Machwerk voller grotesker Unwahrscheinlichkeiten und Überraschungen gewesen sein. Die Pre miere brachte denn auch einen völligen Mißerfolg, und das Stück erlebte nur noch eine Wiederholungsaufführung, ehe es für immer in Vergessenheit geriet Das einzige, was von „Rosamunde® lebendig blieb, ist Schuberts Musik dazu, von deren insgesamt neun Nummern (Zwischenakt- und Ballettmusiken, Geister-, Jäger- und Hirtenchöre, eine schwärmerische Alt-Romanze) einige Teile zu seinen größten Eingebungen gehören. Eine eigene Ouvertüre hat der Komponist zu „Rosamunde® nicht geschrieben. Bei der Uraufführung wurde die Ouvertüre zu seiner Oper „Alfonso und Estrella® dafür verwendet; die heute überall bei Aufführungen der „Rosamunde“-Musik zu hörende Ouvertüre war jedoch ursprünglich die Ouvertüre des 1820 veröffentlichte Melodrams „Die Zauberhaxfe®, die Schubert selbst später als „Rosamunde". Ouvertüre bezeichnete. Es ist ein blühendes romantisches Musikstück, das nach einer etwas düsteren, unheilkündenden Andante-Einleitung einen AIlegro-vivace-Teil mit lieblich-gesanglichem Hauptthema ohne eigentliche Durchführung bringt. Wie Ludwig van Beethoven in der Reihe seiner Sinfonien zwischen Werken kraftvoll-männlichen und anderen mehr lyrisch-weiblichen Charakters abwechselte, steht auch sein 4. Klavierkonzert G-Dur op. 58, ein wenig träumerisch zwischen dem heroischen c-Moll und dem grandiosen Es-Dur- Konzerten. Der erste Satz (Allegro moderato) bringt zu Beginn, solistisch vorgetragen, das zarte, weiche G-Dur-Hauptthema, dessen motivische Beziehung zu dem berühmten „Schicksalsmotiv® der 5. Sinfonie häufig aufmerksam ge macht wurde. Auf der Dominante endend, erfährt das Thema durch einen plötzlichen Wechsel nach H-Dur eine neue Beleuchtung. Nach einer Weiter entwicklung im Tutti erklingt zuerst in den Violinen das stolze, signalartige zweite Thema. Mit diesen Hauptgedanken, die jedoch durch mannigfache neue Seitengedanken bereichert, vom Klavier in ausdrucksvollen Akkord figurationen umspielt und immer wieder abgewandelt werden, entsteht nun ein wundervolles, von größtem Empfindungsreichtum zeugendes Zusammen wirken von Soloinstrument und Orchester, das nach der großen Kadenz rauschend-schwungvoll beendet wird. - Höchste poetische Wirkungen erreicht der ergreifende langsame Satz (An dante con moto), der die Romantiker verständlicherweise ganz besonders be geisterte. Einer Überlieferung zufolge soll er von der Orpheussage inspiriert