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schäftigte: die einaktige choreographische Komödie „Der große Krug“ („La giara“), die 1926 in Dresden ihre deutsche Erstaufführung erlebte. Die Serenata für kleines Orchester op. 46 b, hervorgegangen aus der Serenata für fünf Instrumente op. 46, entstand 1930 und gehört zu jenen Werken Casellas, in denen sein Eigenstil völlig ausgeprägt ist. Es ist eine musikalische Kostbarkeit von bedeutendem Rang. In der Thematik • oft an altitalienisches Melodiengut angelehnt, auch von der Folklore seines Heimatlandes angeregt, besitzt diese Schöpfung Casellas alle Vorzüge seiner Tonsprache: die profilierte, diffizile und delikate Instrumentation von betont solistischem Charakter, der alles Verunklarende fremd ist, eine strukturelle Beweglich keit und geistreiche Formenvielfalt, schlichte, einfach harmonisierte Grundmotive sowie eine typische, lebensvolle Rhythmik, die italienische Tanzformen integriert. Fünf Sätze umfaßt die Serenata. Ein rhythmisch prägnanter Marsch steht am Beginn, gefolgt von einem stimmungsvollen Notturno, in dem Solocello, Klarinette, Solovioline, Trompete „Ständchenweisen“ anstimmen. Eine geistvoll historisierende Gavotta nebst einer kleinen Musette, von den solistisch behandelten Holz- und Blechbläsern geblasen, er klingt an dritter Stelle. Nur den Streichern, die ebenfalls solistisch eingesetzt sind, ist das lyrische Gesangsstück der Cavatina anvertraut. Das Finale bringt einen fröhlichen Ausklang im Tarantella-Rhythmus. Wolfgang Amadeus Mozarts Klavierkonzert c-Moll KV 491, das achtzehnte in dieser Gattung, gehört zusammen mit den Konzerten Es-Dur (KV 482) und A-Dur (KV 488) zu einer Gruppe von drei Klavierkonzerten, die, in den Wintermonaten 1785,86 ge schrieben, in der geistigen Atmosphäre entstanden sind, die die Arbeit an „Figaros Hochzeit“ umgibt. Von diesen drei Konzerten ist das c-Moll-Konzert, das am 24. März 1786 vollendet und am 7. April von Mozart in einem seiner Wiener Subskriptions konzerte gespielt wurde und dessen Köchel-Nummer der des „Figaro“ unmittelbar vorangeht, entschieden das bedeutendste. Es nimmt mit einem Vorstoß in Gebiete der Romantik einen ganz eigenen Platz im Gesamtschaffen Mozarts ein, in ihm offenbart sich deutlich die geistige Wandlung, zu der sich der Komponist zu dieser Zeit in einem schmerzvollen Reifeprozeß hindurchrang. Das ganze Werk atmet tiefe Tragik, düstere Leidenschaftlichkeit. Es ist verständlich, daß Beethoven, der die innere Verwandtschaft dieser Musik zu seiner eigenen fühlte, dieses Konzert besonders geliebt hat. Eine große Orchesterbesetzung (der reichste Orchesterapparat, den Mozart jemals in einem Konzert einsetzte), eine höchst bedeutsame Behandlung und Anwendung der Bläser (Oboen und Klarinetten) weisen auf den ausgeprägt sinfonischen Charakter des Werkes hin, für das ferner eine Verwischung der Grenzen zwischen Dur und Moll der gleichen Stufe wie überhaupt eine Neigung zur Abschwächung der Gegensätze, zur Betonung eines einheit lichen Flusses bezeichnend sind. Der sehr in sich geschlossene erste Satz (Allegro) zeigt in seinem ausgesprochen auf Chromatik gestellten Klangcharakter besonders stark das romantische Gepräge des Konzertes. Das zuerst von Streichern und Fagotten einstimmig vorgetragene Kopf thema des Tutti, das vom Solisten aufgenommen wird, gibt Gelegenheit zu kühnen, weit führenden Modulationen. Im folgenden Larghetto mit seinem romanzenartigen Haupt thema werden die Bläser in einer Weise eingesetzt, die außerordentlich interessant und für die damalige Zeit überaus neuartig anmutet. Der letzte Satz, ein Allegretto mit zwischen Tutti und Soloinstrument aufgeteilten Variationen, in denen das ergreifende Thema eine großartige innere Ausweitung erfährt, bietet wieder wahrhaft sinfonische Gestaltungen. Trotz einiger lyrischer Wendungen in diesem Satz wird das Werk in der dunklen, schmerzlichen Stimmung abgeschlossen, die seinen ganzen Charakter bestimmt. Fryderyk Chopin, der große polnische Klaviermeister, vollendete das Klavierkonzert e-Moll op. 11, ebenso wie das f-Moll-Konzert op. 21, im Jahre 1830. Da das e-Moll- Konzert op. 11 1833 als erstes veröffentlicht wurde, trägt cs allgemein die irreführende Bezeichnung 1. Klavierkonzert, obwohl es nach dem f-Moll-Konzert entstanden ist. Das am 11. Oktober 1830 in Warschau mit dem Komponisten als Solisten uraufgeführte Werk ist dem damals hochgeschätzten deutschen Klaviervirtuosen und Pädagogen Friedrich Kalkbrenner gewidmet. Diese Widmung erklärt auch die betont virtuose An lage des klar und übersichtlich geformten Konzerts, das bezeichnendes Licht auf den typisch romantischen Geist seines Schöpfers wirft. Ein längeres Orchestervorspiel stellt das thematische Material des ersten, in Sonatenform angelegten Satzes vor (Allegro maestoso). Zwei Themen mit elegant-sentimentalem Charakter bieten Chopin Gelegenheit zu ornamentaler, figurativer, phantasievoll virtuoser Arbeit. Das Klavier bemächtigt sich bald der führenden Rolle, während das Orchester fortan - wie überhaupt in den Konzerten Chopins - nur noch untergeordnet in Erscheinung tritt. Der ganze Reichtum der schöpferischen Phantasie Chopins entfaltet sich im Klavierpart. Ein zauberhaftes Klangbild stellt der zweite Satz, eine Romanze, dar mit typischem Nocturne-Charakter. Der Komponist schrieb über diesen Satz, daß seine Stimmung „romanzenhaft, ruhig und melancholisch“ sei, daß er „den teuren An blick des Fleckens Erde vor uns erstehen lassen soll, wo tausend liebe Erinnerungen sind ... So ein Hinträumen von einer herrlichen Stunde im Frühling, beim Monden schein.“ Dem Rondofinale (Vivace) gibt der Rhythmus des feurigen polnischen Volks tanzes Krakowiak sein sprühendes Gepräge. Virtuose Passagen und Läufe des Solisten führen am Schluß des Konzerts zu einem wahren brillanten Feuerwerk, zu tänzerischer Entfesselung - konsequenter Gipfelpunkt eines aus gärender, jugendlicher Leidenschaft lichkeit heraus geborenen Werkes, das die erste Schaffensperiode des polnischen Meisters beschloß. Dr. Dieter Härtwig VORANKÜNDIGUNG: 20. und 21. NJai 1967, jeweils 19.30 Uhr, Kongreßsaal 16. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Kurt Masur, Berlin Solist: Ruggiero Ricci, USA, Violine Werke von Giselher Klebe, Bcla Bartök und Felix Mendelssohn Bartholdy Freier Kartenverkauf Programmblätter der Dresdner Philharmonie - Spielzeit 1966/67 - Künstlerischer Leiter: Prof. Horst Förster Redaktion: Dr. Dieter Härtwig Druck: Grafischer Großbetrieb Völkerfreundschaft Dresden, Zentrale Ausbildungsstätte 40639 III 9 5 2 467 ItG 009/26/67 15. AUSSERORDENTLICHES KONZERT 1966/67