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KONGRESS-SAAL DEUTSCHES HYGIENE-MUSEUM Sonnabend, den 1,3. März 1965, 19.30 Uhr Sonntag, den 14. März 1965, 19.30 Uhr 12. Außerordentliches Konzert Dirigent: Carl von Garaguly, Schweden Kurt Auerberg geb. 1887 Sinfonia Piccola op. 14 14. Sinfonie g-Moll) (Erstaufführung) Con forza Andante Scherzo (Allegro molto) Finale - Rondo (Allegro molto) Wolfgang Amadeus Mozart 1756-1791 Sinfonie D-Dur KV 385 (Haffner-Sinfonie) Allegro con spirito Andante Menuette Finale (Presto) — Pause — Jean Sibelius 1865-1957 1. Sinfonie e-Moll op. 39 Andante ina non troppo - Allegro energico Andante (ma non troppo lento) Scherzo (Allegro) Finale (quasi una Fantasia) Corl von Garaguly Corl von Garaguly, heute einer der hervor ragendsten Dirigenten Schwedens, wurde 1900 in Budapest geboren und zunächst als Geiger ausgebildet. Nachdem er bereits als Kind öffentlich konzertiert hatte, wurde er 17jährig Mitglied des Berliner Philharmoni schen Orchesters, danach Professor für Vio- linspiel am Konservatorium in Arad (Ungarn) und unternahm Gastspielreisen als Solist durch Österreich, Deutschland, Skandinavien und die Schweiz. Von 1923 bis 1930 war er als Konzertmeister des Sinfonieorchesters Göteborg (Schweden) tätig, von 1930 bis 1940 in gleicher Position am Stockholmer Philhar monischen Orchester. 1941 wurde er nach einigen äußerst erfolgreichen Gastdirigaten als ständiger Dirigent des zuletzt genannten Orchesters verpflichtet, das er bis zum Jahre 1953 leitete. Bis 1958 war er Chefdirigent der „Harmonian Society“ in Bergen (Nor wegen). Neben seiner ausgedehnten Dirigententätig keit in Skandinavien und Finnland führten ihn Konzertreisen in den letzten Jahren nach Ungarn, Belgien, Westdeutschland, England, Mexiko, der UdSSR und der CSSR. Auch in der DDR konzertierte Carl von Garaguly wiederholt mit den führenden Orchestern und wurde zu Rundfunk-, Fernseh- und Schallplottenaufnahmen verpflichtet. ZUR EINFÜHRUNG Mit der Sinfonia Piccola von Kurt Magnus Atterberg kommt in unse rem heutigen Konzert ein zeitgenössischer schwedischer Komponist zu Wort, der in den letzten Jahrzehnten — u. a. auch als langjähriger Vorsitzender des Vereins schwedischer Komponisten und als Sekretär der schwedischen Akademie der Tonkunst sowie als Dirigent und Musikkritiker — im Musikleben seiner Heimat eine führende Rolle einnahm. Atterberg, 1887 in Göteborg geboren, war in sei nem Hauptberuf eigentlich Ingenieur; er studierte von 1907—1912 an der Tech nischen Hochschule Stockholm Elektrotechnik und gab eine Anstellung als Abtei lungsdirektor am Staatlichen Patentamt sogar erst im Jahre 1940 auf. Gleichzeitig jedoch beschäftigte er sich schon früh intensiv mit musikalischen Studien. So nahm er 1909/10 am Stockholmer Konservatorium Kompositionsunterricht und unternahm mit Hilfe eines Staatsstipendiums in den Jahren 1911-1913 Studien reisen nach Deutschland, wo er sich besonders im Dirigieren weiterbildete. Seit 1912 wirkte er in Schweden und im Ausland als Dirigent, von 1916—1922 war er als Kapellmeister am Königlichen Dramatischen Theater in Stockholm tätig. Als Komponist trat Atterberg, der eine umfangreiche Werkliste vorzulegen hat, besonders auf dem Gebiet der sinfonischen Musik hervor. Neben seinen neun Sinfonien, mit denen er zum Teil internationales Aufsehen hervorrief, schuf er u. 0. weitere Orchesterwerke, Konzerte für Klavier, Violine, Violoncello und Horn, Kammermusik, Chorkompositionen, Ballette, Schauspielmusiken sowie fünf Opern (darunter „Der Sturm" nach Shakespeare, 1947). Atterbergs musikalische Sprache wurzelt letztlich in der nationalromantischen schwedischen Tonschule, die August Södeimann in der letzten Hälfte des ver gangenen Jahrhunderts begründete und die u. a. von Wilhelm Peterson-Berger, Hugo Alfren fortgesetzt wurde. Unter Ausnutzung der farbigen Orchestertechnik von Richard Strauss und mit einer gelegentlich an Sibelius gemahnenden Stim mungskunst hat er von der 2. Sinfonie (1912/13) ab in seinen Opern, Orchester- und Chorwerken thematisch häufig aus der schwedischen Volksmusik geschöpft. Seine 4. Sinfonie g-Moll op. 14 aus dem Jahre 1918, die auch außerhalb seiner Heimat bekanntgewordene Sinfonia Piccola (Kleine Sinfonie), geht in ihrer, vier Sätzen unmittelbar auf schwedische Volksmelcdien zurück. Das Werk ist in einem leichtverständlichen, spätromantischen Stil geschrieben: farbig, frisch, volkstüm lich in der Melodik bei romantischem Pathos und dunklem nordischen Klang kolorit. Der in Sonatensatzform stehende erste Satz (Con forza) beginnt mit dem rhyth misch prägnanten Hauptthema der ersten Violinen und Bratschen, das rasch von anderen Instrumenten aufgegriffen und vom Orchester in großer Steigerung vorgetragen wird, ehe die Oboe das zweite, gesangliche Thema anstimmt, das die Flöte ausdrucksvoll fortsetzt. Aus diesen Gedanken baut sich das musikalische Geschehen des Eröffnungssatzes auf, den das Hauptthema wirkungsvoll be schließt. — über gedämpftem Steicheruntergrund entfaltet sich ein elegisches Klarinettenthema, dessen Stimmungsreichtum im wesentlichen den langsamen zweiten Satz (Andante) bestimmt. Nordisches Kolorit zeigen auch die nachfol genden Sätze: das knappe Scherzo (Allegro molto) mit seinen Tanzrhythmen und das vitale Rondo-Finale (Allegro molto), das ebenfalls einen tänzerisch be schwingten Grundgedanken (zuerst in den Flöten und dann in den ersten Vio linen) ins Spiel bringt. Dieser zündende schwedische Volkstanz beherrscht trotz eingefügter kontrastierender Nebengedanken das Gesamtbild des letzten Satzes. Wolfgang Amadeus Mozarts Sinfonie D-Dur KV 385 (Haffner- Sinfonie) — nicht zu verwechseln mit der sechs Jahre früher geschriebenen Haffner-Serenade KV 250 - entstand aus einer zweiten Serenade, die der Kom ponist im Sommer des Jahres 1782 auf Wunsch seines Vaters für die befreundete Salzburger Familie Haffner schuf, und zwar diesmal zur Feier der Nobilitierung (Erhebung in den Adelsstand) des gleichnamigen Sohnes des Salzburger Bürger meisters Sigmund Haffner. Mozcrt komponierte das Werk Ende Juli und Anfang