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KONGRESS-SAAL DEUTSCHES HYGIENE-MUSEUM Sonnabend, den 6. Februar 1965, 19.30 Uhr SONDERKONZERT Dirigent: Gerhard Rolf Bauer Solistinnen: Almuth Brauer, Berlin Elfrun Gabriel, Leipzig (Teilnehmerinnen am VII.Internationalen Fryderyk■ Chopin Wettbewerb Warschau 1965) Carl Maria von Weber 1786-1826 Ouvertüre zur Oper „Euryanthe“ Fryderyk Chopin 1810-1849 Konzert für Klavier und Orchester e-Moll op. 11 Allegro maestoso Romanze (Larghetto) Rondo (Vivace) — Pause — Fryderyk Chopin Konzert für Klavier und Orchester f-Moll op. 21 Maestoso Larghetto Allegro vivace ZUR EINFÜHRUNG Carl Ma ria von Webers Oper „Euryanthe" wurde am 25. Oktober 1823 in Wien uraufgeführt. Trotz anfänglichen Erfolges, der wohl mehr der Person des durch seinen „Freischütz" bereits weltberühmt gewordenen Komponisten galt, konnte sich das Werk durch das unzulängliche, verworren-romantische Libretto der Dichterin Helmine von Chezy (1783—1856) nicht im Repertoire der Musikbühnen halten. Auch verschiedene Bearbeitungen vermochten an dieser Tatsache bis heute nichts zu ändern. Ähnlich wie bei Webers letzter Oper „Oberon“, die gleichfalls unter einem wenig bühnenwirksamen Textbuch leidet, sind von der herrlichen Musik des Komponisten bei beiden Werken eigentlich nur die Ouver türen lebendig geblieben, die als wirkungsvolle, glänzende Orchesterstücke mit Recht zu den beliebtesten Schöpfungen Webers gehören und häufig im Konzert saal begegnen. Wie in der Ouvertüre zum „Freischütz" wird auch in der „Euryanthe”-Ouvertüre der Grundgedanke der Oper zum Ausdruck gebracht: der Sieg des Guten über das Böse — die Überwindung feindlicher, böser Mächte durch die standhafte Liebe eines edlen jungen Paares. Der Oper entnommene Motive werden in diesem Sinne programmatisch miteinander verbunden, jedoch bedarf es zum Verständnis des äußerst plastisch gestalteten Werkes keineswegs einer genauen Kenntnis der im einzelnen nicht eben logischen, sehr verschlungenen Handlung, die im mittelalterlich-ritterlichen Milieu spielt. Das heroisch-stolze Marschthema zu Beginn der Ouvertüre gibt eine allgemeine Einstimmung in die Welt ritter lichen Glanzes. In einem gesangvollen Seitenthema erklingt die schwärmerische Liebesweise des Ritters Adolar, des Helden der Oper. Nach einem spannungs reichen Übergang beschwört eine kurze Largo-Episode mit schwebenden Gei genklängen eine feierliche, geheimnisvoll-mystische Stimmung herauf — die motivische Andeutung von Gefahren, die dem Liebespaar fast zum Verhängnis werden. Nun entwickelt sich ein in den tiefen Streichern beginnendes Fugato, das allmählich wieder zu den Motiven des Anfangs überleitet. Mit der Wieder aufnahme und Vereinigung der beiden Themen der Einleitung wird in einem jubelnden, strahlenden Hymnus schließlich der Sieg des Guten gefeiert. Fryderyk Chopin (1810-1849), der große polnische Komponist, verlebte seine Jugend in Warschau, wo er schon frühzeitig Musikunterricht erhielt, zuerst bei Wojciech Zwywny, dann am Konservatorium bei dem Geiger und Theater kapellmeister Joseph Elsner. Bereits im Alter von neun Jahren errang er als musikalisches Wunderkind Erfolge, 19jährig gab er seine ersten Kompositionen heraus. Im Jahre 1831 verließ Chopin, der inzwischen in Warschau als Pianist bereits zu einem Begriff geworden war, kurz vor dem Ausbruch des Aufstandes des polnischen Volkes gegen seine zaristischen Unterdrücker die Heimat und siedelte nach Paris über, wo er — von einigen Reisen abgesehen — bis zu seinem frühen Tode als gefeierter Pianist und Komponist, freundschaftlich verbunden mit bedeutenden Persönlichkeiten seiner Zeit, wie Adam Mickiewicz, George Sand, Balzac, Heine, Liszt, Berlioz, Meyerbeer u. a., geblieben ist. Das komponistische Werk Chopins umfaßt fast ausschließlich Klaviermusik, aber auf diesem seinem ureigensten Gebiete schuf er eine Fülle kostbarer, unver gänglicher Musik, erschloß er vielfältige neue Ausdrucksmöglichkeiten, eine neue pianistische Technik, ja einen neuen Klavierstil, dessen Auswirkungen bis zum Impressionismus hin zu verfolgen sind. In seinen Klavierwerken, den Sonaten, Etüden, Mazurken, Nocturnes, Polonaisen, Preludes, Balladen, Walzern und