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rakter, die zweite mit ihren träumerischen Schalmei- und Hirtenflöten weisen, endlich die lebhafte dritte Episode stellen die Reprisen des The mas jedesmal in eine andere Beleuchtung. Eine heitere, ausgelassen freu dige Coda beschließt das Werk.“ Der 1907 in Budapest geborene, heute in Amerika wirkende ungarische Komponist M i k 1 6 s Rozsa studierte von 1925 an in Leipzig am Kon servatorium Komposition (bei Hermann Grabner) und an der Universität dieser Stadt Musikwissenschaft (bei Theodor Kroyer). Im Jahre 1933 ging Rozsa, der 1929 erstmalig, mit „Nordungarischen Bauerntänzen“ an die Öffentlichkeit getreten war, nach Paris, zwei Jahre später nach Lon don, und seit 1940 ist er in Hollywood ansässig, wo er — neben seiner Lehrtätigkeit an der Universität von Südkalifornien ab 1945 — seinem kompositorischen Schaffen lebt. Der Name des Komponisten, dem viele Ehrungen und Auszeichnungen zuteil wurden (u. a. Franz-Joseph-Preis der Stadt Budapest 1937 und 1938, Preis der Academy of Arts and Scien ces in Hollywood 1946, Wahl zum Präsidenten der Screen Composers Association of Amerika 1955), wurde vor allem durch zahlreiche Film musiken bekannt. Von der großen Anzahl seiner anderen Kompositionen (u. a. Orchester- und Kammermusikwerke, Klavierstücke, Lieder und Chöre) seien hier das Ballett „Hungaria“ (1935), das Konzert für Streich orchester op. 17 (1943), die Klaviersonate op. 20 (1948), das Streichquartett op. 22 (1950) und die Ungarische Serenade für kleines Orchester op. 25 (1953) genannt. Rözsas Stil, der sich auf der Grundlage des Erbes von Brahms, Dohnänyi, Richard Strauss und Reger entfaltete, ist vor allem durch handwerkliche Sauberkeit und ein untrügliches Gefühl für effektvolle Orchesterfarben gekennzeichnet. In vielen seiner Kompositionen wirken Melodik und Rhythmik der ungarischen Volksmusik sowie die Einflüsse des Schaffens seiner Landsleute Bela Bartök und Zoltän Kodäly nach. Zu den charak teristischsten Werken des Komponisten gehört das 1953 in Rapallo be gonnene und 1954 in Hollywood abgeschlossene Konzert für Violine und Orchester op. 24, das dem berühmten amerikanischen Geiger russischer Geburt Jascha Heifetz gewidmet wurde. Das Konzert ist ein wahres vir tuoses Feuerwerk; ein amerikanischer Kritiker rechnete es zu den bedeu tendsten Beiträgen der Violinliteratur unseres Jahrhunderts. Es stellt eine Synthese von unverkennbar ungarischen Volksmusikelementen und tra ditionsgebundener Kunstmusik des Landes dar. Die Leidenschaftlichkeit des Gefühlsausdruckes, die improvisationsreichen schwelgerischen Kanti- lenen der mit aussagereichen Themen (und ständigen Taktwechseln) prall gefüllten drei Sätze des Werkes sind von unmittelbar bezwingender Wir kung. Die attraktiven musikalischen und instrumentatorischen Qualitäten des Konzertes, seine hinreißende geigerische Virtuosität ließen es in kur zer Zeit zu einem .international beachteten Erfolgswerk bedeutender Geiger unserer Tage werden. Quart- und Quintschritte fallen in der Melo dieführung auf — so auch im gefühlvollen Hauptthema des ersten Satzes (Allegro non troppo ma passionato), das nach kurzer Andeutung in den Klarinetten sofort vom Soloinstrument mit Schwung angestimmt wird. In der Solovioline, die trotz reicher Ausgestaltung des Orchesterparts zumeist das Feld beherrscht, entfaltet sich auch zuerst ein lebendiger, betont rhythmischer zweiter Gedanke. Weitere Motive treten hinzu. Ver schiedenste musikalische Bilder, prägnante rhythmische Gestalten erste hen vor dem Hörer, bei denen auch eine große Solokadenz der Violine nicht fehlt. Mit brillanter Wendung schließt der erste Satz, dem sich ein Lento cantabile als Mittelteil anschließt. Wieder nehmen die Klarinetten das gesangliche Thema andeutungsweise vorweg, ehe der edle Gesang des Soloinstrumentes über sparsamer Orchesterbegleitung aufblüht. Kon traste sind eingeschoben, virtuose Umspielungen — bis das Anfangsthema wieder aufklingt. — Ungestüme motorisch-rhythmische Energien setzt das den rondohaften Schlußsatz (Allegro vivace) eröffnende und mehrfach wiederkehrende Thema (in den Streichern) frei. Deren Impulse sowie typisch ungarische Volksmusikanklänge bestimmen wesentlich das fanta sievolle musikalische Geschehen des — wie alle Sätze — ungemein virtuo sen Finales, das auch scherzhafter Stimmung Ausdruck verleiht. In ra santer Presto-Steigerung verklingt das Werk. Die Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta ist eine der hervorragendsten, stärksten Schöpfungen Bela B a r 16 k s. Dieses 1936 entstandene Werk wurde zum 10. Jahrestag des Basler Philharmonischen Orchesters geschrieben und am 27. Januar 1937 unter der Leitung von Paul Sacher in Basel uraufgeführt. Außerordentlich kunstvoll, erfindungs reich und eigenwillig gearbeitet und doch stets ganz spontan, leiden schaftlich und unmittelbar empfunden erscheinend, erzielt diese Kompo sition bereits durch ihre aparte instrumentale Besetzung (neben zwei Streichergruppen werden Harfe, Klavier, Celesta, Xylophon, Becken u. a. Schlaginstrumente verwendet) eine Fülle ungewöhnlicher, neuartiger Klangwirkungen. Als eine Fuge ohne Gegenthema ist der sehr konzentrierte, dichte erste Satz des Werkes aufgebaut, der besonders durch seine wirkungsvolle, faszinierende Dynamik fesselt. Pianissimo beginnend, bringen zuerst die Violen das chromatische Hauptthema des Satzes, das als Kernthema der gesamten Komposition in verschiedenen Varianten auch in den übrigen Sätzen wiederkehrt. Unter gewaltiger dynamischer Steigerung bis zu einem Höhepunkt im dreifachen Forte erfolgen darauf die weiteren The meneinsätze streng nach dem Quintenzirkel geordnet, wobei die geraden Einsätze jeweils um eine Quinte höher, die ungeraden jeweils um eine Quinte tiefer als der vorhergehende Einsatz erfolgen. Nach dem klang lichen Höhepunkt bei der Erreichung der Tonalität. Es gehen die dyna mischen Stärkegrade wieder zurück; bei einem verkürzten Rückweg er folgen jetzt die Themeneinsätze in umgekehrter Reihenfolge, und das Thema erscheint in der Umkehrung. Der Schluß des Satzes, der mit einer Coda endet, verklingt wieder im Pianissimo.