Volltext Seite (XML)
WERKEINFÜHRUNG Günter JXochan: Sinfonietta 1960 Günter Kochan wurde 1930 in Luckau in der Niederlausitz geboren. Er studierte Komposition bei Noetel, Wunsch und Blacher (1946-1950), bei Hanns Eisler an der Deutschen Akademie der Künste (1950-1953) und ist heute Dozent seines Faches an der Deutschen Hochschule für Musik in Berlin. 1959 wurde er mit dem Nationalpreis ausgezeichnet. Er schrieb ein vielbeachtetes Violinkonzert (1952), ein 1958 erfolgreich uraufgeführtes Klavierkonzert, Kammermusik, Volks- liedersätze, Jugend- und Massenlieder und Filmmusiken. Die Sinfonietta 1960 ist der Dresdner Philharmonie und Prof. Heinz Bongart^ gewidmet. Wie der Name Sinfonietta (d. h. kleine Sinfonie) schon sagt, ist da^ Werk gemäß seinem formalen Vorbild klassisch-viersätzig. Die Sätze haben neben den Tempobezeichmmgen noch je einen Satztitel: Der etste Satz (Moderato = mäßig im Tempo), hat als Hinweis auf den erzählenden Charakter des Ganzen die Bezeichnung Ballade. Das Vivace (= lebhaft) des zweiten Menuett- oder Scherzosatzes trägt die Überschrift Capriccio, das bedeutet in der italienischen Sprache Laune, Grille oder Einfall. Elegie lautet der Titel des langsamen und dritten Satzes ob seines klagenden, lyrischen Inhalts. Und Finale (= zum Ende gehörig) ist der Titel des attacca subito (= plötzlich anschließenden) und ab schließenden Schlußsatzes. Die Volkstümlichkeit im Melodischen und Rhythmischen,, die Eingänglichkeit des musikalischen Einfalls überzeugen bei diesem Werk immer wieder, trotz des modernen großen Orchesters von Streichern, doppelten und dreifachen Holzbläsern, von vier Hornern, zwei Trompeten, drei Posaunen und Tuba, von Klavier, Xylophon, Glockenspiel, drei Pauken, Triangel, Tamtam, Trommel und Becken. Wolfcang Amadeus JAClo^art: Sinfonie C-Dur KV 200 Zeitlebens hat sich Mozart mit der Form uud mit den Problemen der Sinfonie auseinandergesetzt... Gerade das Mozartjahr hat uns gezeigt, wieviel „kleine“ Sinfonien des Salzburger Meisters es noch zu entdecken gibt. Auch die Sinfonie KV 200 gehört zu diesen kaum bekannten Werken, von denen Mozart allein im Jahre 1773 sieben Stück komponierte, davon vier noch in der Form der italie nischen Ouvertüre. Das heißt: die Sätze „schnell — langsam — schnell“ gehen ohne Pause ineinander über. In den restlichen drei Werken des Jahres 1773 (KV 200, 183 und 201) findSI wir eine so erstaunliche musikalische Vollendung in Form, Ausdruck und Inhalt, daß wir in mancherlei Hinsicht an die späteren Sinfonien des Meisters erinnert werden. Der erste Satz der Sinfonie C-Dur ist nicht mehr nur festlich-pomphaft im Sinne der italienischen Ouvertüre, es sind vielmehr menschliche Empfindungen und subjektive Erregungen, die den Satz (der —' wie alle anderen — mit einer Koda schließt) bewegen. Der zweite Satz trägt die Bezeichnung „Andante“, doch scheint an manchen Stellen schon der Weg zum Adagio vorgezeichnet zu sein. Das Menuett ist bemerkenswert selbständig im Charakter. Ein übermütiges Wechselspiel zwischen den beiden Geigen und dem übrigen Orchester erleben wir im Finale. Ausgelassen, heiter, sehr italienisch und spritzig, mit einem effektvollen Schluß-Crescendo rast das Presto an uns vorüber. Musik als Widerspiegelung des Lebens: Die neuen Wiener Eindrücke Mozarts fanden ihren Niederschlag in diesem Werk, das mehr ist als nur eine „kleine“ Sinfonie.