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und Hörner mahnen. Nach einer großen Steigerung endet auch dieser Satz im Pianissimonebel. Einzig der letzte Satz „Bacchanal“ ist dramatischer Natur. In ihm setzt Reger alle instrumentato rischen, aber auch kontrapunktischen Künste ein, um ein überzeugendes, wenn auch manchmal etwas lautstarkes Bacchusfest musikalisch zu beschwören, wobei dem Schlagzeug besondere, oft solistische Aufgaben zufallen. Der französische Komponist Camille Saint-Saens ist dem heutigen deutschen Hörer in erster Linie durch Arien aus seiner Oper „Samson und Dalila“ bekannt, obschon sein kompositorisches Schaffen sehr umfangreich ist. Seine Werke, denen es an der unverwechselbaren eigenen Note beispielsweise eines Bcrlioz fehlt, sind gekonnt im architektonischen Aufbau, elegant in der Haltung, jedoch etwas konfektioniert in der melodischen Erfindung. Saint-Saens, der 1835 in Paris geboren wurde, erregte schon frühzeitig durch seine pianistische Begabung Aufsehen. Er studierte unter anderem bei Halevy und Gounod und wirkte seit 1858 als Organist an der berühmten Pariser Kirche La Madeleine. Seit 1877 konnte er cs sich erlauben, als konzertierender Pianist, Organist und Dirigent eigener Werke freischaffend zu leben. Zu seinen Förderern ge hörte Franz Liszt, der auch die schon genannte Oper „Samson und Dalila“ 1877 in Weimar aus der Taufe hob. Gegen Richard Wagner dagegen wandte sich Saint-Saens leidenschaftlich in Wort und Musik. Die wohl bedeutendsten Werke sind seine sinfonischen Dichtungen, zu deren Komposition ihn Liszt angeregt hatte. Daneben entstanden zahlreiche Orchesterwerke, Kammer musiken, Lieder, weitere elf Opern und in der Konzcrtliteratur fünf Klavierkonzerte und zwei Konzerte für Violoncello und Orchester, von denen das erste, op. 33 in a-Moll, heute erklingt. Das Werk ist einsätzig konzipiert, weist in sich jedoch eine klare Gliederung in einzelne Ab schnitte auf. Im Allegro non troppo stellt das Soloinstrument nach einem Orchestcrschlag das elanvolle Hauptthema vor. Ein zweites Thema dieses ersten Teiles bevorzugt die gesangliche Seite des Violoncellos. In weiten, getragenen Linien bildet es einen Kontrast zur Energie des ersten Themas. Das Orchester bringt einen kurzen strahlenden Zwischenteil, ehe der Solist das erste Thema, nun nach Dur gewandelt, wieder zur Diskussion stellt. Zärtlich tänzerischen Cha rakter besitzt ein in B-Dur stehendes Allegretto con moto. Während das Orchester die tänzelnde Weise fortspinnt, singt das Cello darüber in ausdrucksvollen melodischen Bögen. Wieder wird eine kurze Episode vom Hauptthema des Satzes beherrscht. Virtuose Teile geben dem Solisten Möglichkeiten zur Entfaltung all seiner Künste. In freudigem A-Dur findet das melodiöse, wenn auch konventionelle Werk seinen Abschluß. Ganz eigenes Gepräge dagegen besitzen die Variationen über ein Rokoko-Thema für Violoncello und Orchester op. 33 von Peter 1. T schaikowski. Die bezaubernde Komposition legt - ähnlich der 4. Orchestersuite „Mozartiana“ - ein Bekenntnis zur Musik der frühen Wiener Klassik ab, die dem Komponisten in ihrer Klarheit und Schönheit stets besonders am Herzen lag. Gleich ihr besitzen die Variationen eine Ausgeglichenheit der musikalischen Haltung und Volkstümlich keit der melodischen Erfindung. Das Werk entstand im Jahre 1876 für den deutschen Cellisten Wilhelm Fitzhagen, den Konzertmeister der Kaiserlich-Russischen Musikgesellschaft in Moskau, mit dem Tschaikowski eine herzliche Freundschaft verband. Bevor das Soloinstrumcnt das wirklich klassisch erfundene Thema über zartem Streicherklang vorsingt, wird das Werk mit einer kleinen Einleitung des Orchesters, dem die Blechbläser ganz fehlen, eröffnet. Nach dem Vortrag des Themas leitet ein coupletartiger Nachsatz, der auch zwischen den einzelnen Veränderungen steht, zur ersten Variation über. Bei der ersten Ver änderung kann man eigentlich nur von einer Figuration durch den Solisten sprechen, in der zweiten Variation spielen sich Solocello und Violinen die melodischen Floskeln zu. In mildem C-Dur stehend, trägt die dritte Variation kantable Züge. Wechsel zwischen tänzerischen und virtuosen Elementen bringt das anschließende Andante grazioso, das wieder in der Haupttonart A-Dur gehalten ist. Im folgenden Allegro moderato liegt das Thema in der Flöte, wozu das Soloinstrument kontrapunktisch geführt wird. Ganz lyrische Züge weist auch ein in d-Moll ste hendes Andante auf. Eine Klarinette wirft hierbei einige Gedanken ein. Die siebente Variation schließlich bildet im Allegro vivo den dahinhuschenden, gegen Ende strettaartig gesteigerten Abschluß des ungemein reizenden Werkes. Die Sinfonie Nr. 13 in D-Dur „La Chasse“ („Die Jagd“) von Joseph Haydn gehört in die mittlere sinfonische Schaffensperiode des klassischen Meisters der Sinfonie. Während seine sinfonischen Frühwerke ausschließlich für den Kreis in Esterhazy bestimmt waren, sind die Sinfonien der zweiten Folge Auftragswerke für Paris. Die Krönung bilden dann schließlich die „Londoner Sin fonien“ des Meisters. Rechnet man auch die „Jagdsinfonie“ nicht zu den eigentlichen und so be zeichneten „Pariser Sinfonien“, so entstand jedoch auch sie für das Pariser Publikum. In den Sin fonien dieser zweiten Stufe hatte sich in der sinfonischen Technik Haydns nach der Komposition der „Russischen Quartette“ eine bedeutende Weiterentwicklung bemerkbar gemacht. Die Gegen sätzlichkeit der beiden Sonatenhauptsatzthemen wird ausgeprägter; der motivischen, eben eigent lich sinfonischen Arbeit im Durchführungsteil des ersten Satzes wird mehr Raum gegeben. - Die „Jagdsinfonic“ ist nicht ursprünglich als Programmsinfonic konzipiert worden. (Auch die Pariser Sinfonien erhielten ihre Beinamen ja erst durch das Publikum nach ihrer Aufführung.) Ihr Name rührt vom Jagdcharaktcr des letzten Satzes her, der als Orchesterstück zu einer seiner Opern bereits 1781 geschrieben worden war. Erst ein Jahr später komponierte Haydn die ersten drei Sätze hinzu. Nach einer getragenen Adagio-Einleitung bringen die Violinen das erste Thema des Allegro zum Erklingen. An einen klopfenden Achtelauftakt schließen sich rasche Sechzehntel an. Das Motiv wird auf andere Stufen gehoben und erhält einen kleinen Abgesang. Das zweite Thema ist wenig kontrastierend, enthält es doch auch jene pochenden, auftaktartigen Achtel, die dann für die Durchführung bestimmend werden sollen. Doch trägt dieses zweite Thema in seinem an Scufzcrmotivc erinnernden Charakter nicht die leichten Züge des ersten. Die Durchführung nun wird ganz von diesen klopfenden Achteln getragen. Haydn wendet hier eine gewisse Teil motivtechnik an, die immer neue Seiten der Themen zeigt. Wundervoll in seiner volkstümlich- kantablen Grundstimmung ist der zweite Satz ~ Andante -, dessen gesangliches Thema an das der Paukcnschlag-Sinfonic erinnert. Dynamische Kontraste bringt ein Mittelteil des Satzes, in dem das Thema nach Moll gewandelt wird. Spannungsvolle Fermaten erhöhen den Reiz dieser Komposition, die von der Güte des Haydnschcn Charakters Zeugnis gibt. Ein freundliches Me nuett schließt sich an, in dessen Trio vor allem Oboe und Fagott miteinander musizieren. Dann setzt „Die Jagd“ ein. Dieses Finale trägt keine Tempobezeichnung, sondern nur die Überschrift „La Chasse“. Im Unisono des Orchesters wird das erste Jagdthema dargebracht, Oboen und Hörner stellen dann noch ein zweites Thema vor, das ähnlichen Charakter besitzt. Der rasch dahinfliegende Satz erhält vor seiner Reprise eine spannungsvolle Steigerung, dann huscht das Werk seinem Ende entgegen. Wie stark auch diese Sinfonie die Züge eines großen Meisters trägt, beweist das Ende des Satzes, der ganz unkonventionell - so wie die Jagd im Dunkel des Waldes verschwindet - im Pianissimo verklingt. Reinhard Schau Mitteilungen In einem Sonderkonzert an beiden Osterfcicrtagcn (14. und 15. April 1963) spielt Jörg Demus, Wien, das erste und dritte Klavierkonzert von Beethoven. Weiterhin steht die 8. Sinfonie F-Dur, von Ludwig van Beethoven, auf dem Programm. Das 8. Außerordentliche Konzert wird am 23. und 25. April 1963 nachgeholt. Als Solistin wurde Natalia Karp, London, verpflichtet. Auf dem Programm stehen folgende Werke: C. Frank - Sinfonische Variationen F. Chopin - 2. Klavierkonzert f-Moll Joh. Brahms - 3. Sinfonie Prof. Heinz Bongartz hat die Arbeit an seiner 1. Sinfonie beendet. Das Werk wird voraussichtlich im Rahmen der Berliner Festwochen zur Uraufführung gelangen. Das Ehrenmitglied der Dresdner Philharmonie Prof. Wilhelm Kcmpff hat zugesagt, in der nächsten Konzert saison zwei Konzerte mit der Dresdner Philharmonie zu geben sowie ein weiteres Konzert in Potsdam. Vorankündigung: Nächste Konzerte im Anrecht. A 19., 20. und 21. April 1963, jeweils 19.30 Uhr Einführungsvorträge jeweils 18.30 Uhr Aus Anlaß des II. Kongresses der mittleren medizinischen Fachkräfte im Deutschen Hygiene- Museum wird am Freitag, dem 5. April 1963, 19.30 Uhr, ein SONDERKONZERT durchgeführt. Die hervorragende sowjetische Pianistin Margarita Fedorowa, Moskau, spielt das Kla vierkonzert fis-Moll von A. Skrjabin und die Heroische Ballade für Klavier und Orchester von A. Babadshanjan. Weiterhin steht auf dem Programm: M. Glinka Ouvertüre zu „Ruslan und Ludmilla“. P. Tschai kowski 6. Sinfonie h-Moll (Pathetique). Karten sind in der Konzertkasse, Dresden A 1, Lingncrplatz 1, noch erhältlich! \ \ i i 9. Philharmonisches Konzert 1962/63 6071 Ra III9 5 363 2 ItG 009 17 63