Volltext Seite (XML)
Süße geschaffen. Ihr steht eine Violinmelodie von ähnlicher Lieblichkeit und lyrischer Verhalten heit zur Seite. Aber der Zauberer Kaschtschei bannt zunächst alle in seine höllischen Fänge; der barbarisch-wilde Tanz, in dem, nach einem Wort Debussys, die ,rhythmische Gewaltherrschaft' der Musik beginnt, hat etwas Brutales an sich, durch Schlagzeugpassagen und synkopische Melodie fetzen gekennzeichnet. Hier sind die Ansätze, die später im ,Sacre du Printemps' zur Vorherrschaft gelangen, die den Rhythmus in den Vordergrund rücken. Strawinski läßt auf dieses entfesselte Stück ein Wiegenlied des Feuervogels folgen, das nicht nur durch den gewaltigen Kontrast, son dern auch durch den bestrickenden Liebreiz der Melodie (Fagott) einen tiefen Eindruck hervorruft. Eine Hymne krönt die Ballettsuite, in der er allen moskowitischen Prunk und Reichtum auf leuchten läßt, so wie ihn auch viele der alten Märchen Rußlands enthalten. Die Hornmelodie steigt über die Violinen und Flöten immer höher empor, wird immer reicher harmonisiert und immer verführerischer im Klang ausgestattet. Sie wird metrisch vom Drei-Halbe-Takt zum Sieben- Viertel-Takt umgewandelt, und vor der endgültigen Steigerung werden durch Klavier- und Har fenakkorde, durch Pauken und tiefste Instrumente Glockeneffekte erzielt. Musikalisch wird der Eindruck einer gewaltigen, feierlich-großartigen Prozession im alten Rußland hervorgerufen. Strawinski ist in diesem Werk Folklorist, nicht nur, weil seine Melodien Volksliedcharakter haben, sondern auch, weil die Harmonik so spezifisch russisch ist, der Klang (trotz aller impressionisti schen Anklänge, die aber auch bei Rimski-Korsakow zu finden sind) den Zauber des Rußlands der alten Märchen beschwört und der Rhythmus die Kraft dieses großartigen Landes und Volkes zum Ausdruck bringt.“ Prof . Dr _ Laux Literaturhinweise Karl Laux: Die Musik in Rußland und in der Sowjetunion, Berlin 1958 A. Solcwzow: Serge Rachmaninow (ruiss.), Moskau 1942 Karl Schönewolf: Konzertbuch (II), Berlin 1961 Johannes Paul Thilman: Igor Strawinski, Konzertbuch (II) B. Jarustowski: Bemerkungen über den Stil Igor Strawinskis, Kunst und Literatur, Berlin 1963, 1 Mitteilungen In einem Sonderkonzert an beiden Osterfeiertagen (14. und 15. April 1963) spielt Jörg Demus, Wien, das erste und dritte Klavierkonzert von Beethoven. Weiterhin steht die 8. Sinfonie F-Dur von Ludwig van Beethoven auf dem Programm. Das 8. Außerordentliche Konzert wird am 23. und 25. April 1963 nachgeholt. Als Solistin wurde Natalia Karp, London, verpflichtet. Auf dem Programm stehen folgende Werke: C. Frank - Sinfonische Variationen F. Chopin - 2. Klavierkonzert f-Moll Joh. Brahms — 3. Sinfonie Das 15. Heinrich-Schütz-Fest der internationalen Heinrich-Schütz-Gesellschaft findet im April 1963 in Zürich statt. Neben Werken von Schütz und seinen Zeitgenossen werden Frank Martins „Golgatha“ und die „Psalmensinfonie“ von Strawinski aufgeführt Prof: Heinz Bongartz hat die Arbeit an seiner 1. Sinfonie beendet. Das Werk wird voraussichtlich im Rahmen der Berliner Festwochen zur Uraufführung gelangen. Das Ehrenmitglied der Dresdner Philharmonie, Prof. Wilhelm Kempff, hat zugesagt, in der nächsten Konzert saison zwei Konzerte mit der Dresdner Philharmonie zu geben sowie ein Konzert in Potsdam. Karl Amadeus Hartmann wurde von einer amerikanischen Universität die Würde eines Ehrendoktors verliehen. Seine 8. Sinfonie erlebt im Rahmen der Biennale von Venedig ihre italienische Erstaufführung. Achtung! Anrechtsinhaber der Zyklusreihe! Das ausgefallene 6. Zyklus konzert, Anrecht B 1, vom Sonnabend, dem 2. Februar 1963, wird am Sonnabend, dem 15. Juni 1963 und Anrecht B 2, vom Sonntag, dem 3. Februar 1963, wird am Sonntag, dem 16. Juni 1963. nachgeholt ! Vorankündigung: Nächste Konzerte im Anrecht B 6./7. April 1963, Einführungsvorträge jeweils 18.30 Uhr 6063 Ra III9 5 363 1,45 ItG 009 16 63