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Kongreßsaal Deutsches Hygienemuseum - Dresden am Dienstag, dem 15. November, 19.30 Uhr und Mittwoch, dem 16. November, 19.30 Uhr Es spielt die neu ^Luh anmanie Leitung: Siegfried Geißler Solisten: Prof. Dieter Zechlin (Klavier), Berlin Klaus Piontek (Sprecher), Staatstheater Dresden PROGRAMM Ludwig van Beethoven 1770-1827 Ouvertüre »Leonore« Nr. 3 op. 72a Ludwig van Beethoven Klavierkonzert Nr. 3 c-moll, op. 37 Allegro con brio Largo Rondo (Allegro) PAUSE S. Prokofieff 1891-1953 Peter und der Wolf, op. 67 (Ein musikalisches Märchen) Peter Tschaikowski 1840-1893 Suite aus dem Ballett »Der Nuß knacker« op. 71a Ouvertüre Charakteristische Tänze: Marsch - Tanz der Zuckerfee - Trepak - Arabischer Tanz - Chi nesischer Tanz - Tanz der Rohrflöten - Blumenwalzer Preis DM -.20 Einführung Die Leonoren-Ouveitüre Nr. 3, op. 72 hat Beethoven im Jahre 1806 verfaßt, sie war für die zweite Bearbeitung der Oper »Fidelio» (die bekanntlich bei ihrer Uraufführung durchfiel) ge dacht. Sie unterscheidet sich wenig von der so oft gespielten Nr. 2, sie benutzt dasselbe thematische Material, sie spricht den selben Ideengehalt aus wie ihre große Schwester Nr. 2 und ist ebenso wie diese ein Musikdrama im kleinen. Sie steht etwas im Schatten ihrer berühmten Schwester - aber es gibt keinen Grund, sie geringer zu achten als die andere Ouvertüre. Romain Rolland weist in einer Analyse nach, worin die Unterschiede zwischen den beiden Leonoren-Ouvertüren Nr. 2 und Nr. 3 bestehen. Es' sind nur Unterschiede formaler Art, die er nennt. Lassen wir ihn selbst sprechen: »In der Ouvertüre Nr. 3 ist der Grundriß, reinlicher gezogen, das Gleichgewicht der Massen streng gewahrt, die Reprise wieder aufgenommen und das Ganze von der Vorherrschaft des poetischen Gedankens befreit, der in der zweiten die Zügel der Musik geführt hatte. Damit war die klassische Sonatenform wiederhergestellt, aber in einer Straffheit und königlicher Fülle, wie nur Beethoven sie wiederherstellen konnte. Wer dächte nicht an das große Crescendo zum Schluß, das wie ein Bergstrom, vom Gewitterregen geschwellt, zu Tal stürzt und das ganze Gefilde überschwemmt! Und nun mag unter den beiden Meisterwerken auswählen wer will!« Das dritte Klavierkonzert Ludwig van Beethovens in c-moll, das er im Sommer des Jahres 1800 geschrieben hatte, ist zugleich der Beginn einer ganz neuen Auffassung Beethovens über das Konzert. Während seine beiden voran gehenden Konzerte für dasselbe Instrument sich durch Spielfreudigkeit und eine gleichsam harmlose Hingabe an den Spieltrieb auszeichnen, kommt in diesem Werk ein neuer Geist zu Worte, spricht aus ihm die ausgereifte Persönlichkeit ihres Schöpfers Beethoven, klingen in ihm pathetischer Emst und erlebnistiefe Empfindung auf: Was jedoch Beethoven an seelischen Erschütterungen zu künden hat, gießt er in die Form der Sonate, die ihm das notwendige, von seiner Zeit dargereichte Gefäß für seinen Ausdrucks willen ist. Der erste Satz stellt gleich zu Beginn das wie aus Stein gemeißelte Hauptthema auf, das in der Hauptsache aus den. Tönen des zerlegten c-moll- Dreiklanges besteht. Das lyrische zweite Thema ist ebenso klar geformt in seiner Gegensätzlichkeit zum ersten, es tritt in der Durchführung gewichtig genug in die Auseinandersetzung ein, an der sich das Klavier tatkräftig und bedeutend beteiligt. Der Solist hat hier die Rolle eines Individiums, das in dieser musikalischen Auseinandersetzung um die Geltung seiner Persönlich keit ringt. Schwärmerisch, von einer ganz anderen Empfindungswelt getragen, verströmt das wundervolle und melodienselige Largo. Den Abschluß bildet das kecke, übermütige,' geistreiche Rondo, in dem das Thema vom Klavier vorgespielt, dann vom Orchester aufgenommen wird, wobei dem Solisten Gelegenheit gegeben ist, ein überlegenes Können zu zeigen. Brillant und mit klassischer Zucht und Straffheit schließt dieser Satj. Die Zeitgenossen Beethovens fanden dieses Werk ungewöhnlich. Sie hatten recht, wenn sie dabei die ungewohnten Aufgaben des Solisten im Auge hatten, die aus Beethovens persönlicher Spieltechnik und seinen kompositorischen Eigen heiten erwuchsen, die für uns heute gerade seine Eigenart ausmaehen.