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Hannoversche Rundschau vom 22. September 1960 Beispielhafte Orchesterdisziplin Die Philharmoniker aus der Elbestadt haben zunächst einmal den Vorzug, kein ,,Star“-Orchester, sondern eine echte Musiziergemeinschaft zu sein. Da gibt es keine einzelnen Virtuosen, die sich bei ihren Solostellen in den Vordergrund spielen, son dern nur ein höchst diszipliniertes Zusammengehörigkeitsgefühl. Hier bekommt man einen Begriff von echter Orehesterkultur, die zweifellos das Ergebnis einer konti nuierlichen Erziehungsarbeit ist. Bongartz ist ohne Unterbrechung seit 13 Jahren Chefdirigent dieses Orchesters. Wo gibt es noch solche Seßhaftigkeit? Hannoversche Presse vom 22. September 1960 Die ,,Dresdner“ sind in Hannover nicht unbekannt. Mancher unter den Zuhörern wird sich noch dankbar des Konzertes erinnert haben, mit dem sie uns vor wenigen Jahren erfreut und beeindruckt haben. Sie spielten damals eine Mozart-Sinfonie mit soviel kammermusikalischer Feinheit, daß sie uns bis heute im Gedächtnis geblieben ist. Auch diesmal empfing man von der großen Spiel- und Klangkultur dieses Orchesters einen nachhaltigen Eindruck. Welch einen seidigen Glanz entwickeln die Geigen, welche Homogenität die zehn Celli, welche zarte Transparenz die Bläser! Das hübsche Wort, das Richard Strauss geprägt hat: ,,Es erübrige sich, Pianissimi nach Dresden zu tragen“, trifft auch auf die Philharmoniker zu. Doch nicht minder bemerkenswert und charakteristisch ist das in jedem Stärkegrade wohlklingende, ein bestimmtes klassisches Maß niemals überschreitende Forte. Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 22. September 1960 Die elementare Gewalt der ,,Fünften“ von Beethoven auf sich wirken zu lassen, ist immer ein Erlebnis, wenn ein Orchester durch die Geschlossenheit und Einheit der instrumentalen Aktivität ganz und gar in der Logik und Konzentration der Sätze aufgeht. Diesen Eindruck künstlerisch symbolhaft zu erwecken, das gelingt den Musikern der Dresdner Philharmonie in hohem Maße. Bongartz fühlt sich ganz als Diener am Werk, seine markante Einflußnahme auf das Orchester ist von keiner inspirierenden oder gar genialen Freiheit der Auffassung getragen, sie bleibt immer überlegt, überlegen und korrekt. Nach dem majestätisch ausmusizierten Finale wollte der Beifall der 2000 Zuhörer kaum ein Ende nehmen. Fuldaer Zeitung vom 2g. September 1960 Wahrhaft beglückende Interpretation Die Sinfonie von E. H. Meyer, offenbar von Prof. Bongartz mit viel Liebe und Sorg falt einstudiert und vom Orchester klangschön gespielt, konnte einen Eindruck auf die den Stadtsaal füllende Zuhörerschaft nicht verfehlen. Auch die Aufführung der 1. Sinfonie von Robert Schumann wirkte in ihrer schwärmerisch durchglühten Inter pretation wahrhaft beglückend. Der Applaus am Schluß des Konzertes, der einer Ovation an das Orchester und dessen Dirigenten gleichkam, zeigte das. Volkszeitung Fulda vom 2g. September 1960 Jubel um die Dresdner Philharmoniker Dieses bedeutende Orchester mit seiner großen Vergangenheit nun endlich auch in unserer Stadt zu hören, war ein künstlerisches Ereignis. Welch ein Klangkörper! Eine bis ins letzte gehende Einheit des Zusammenklangs wird erreicht. Der Dirigent mit seiner eindringlichen, beherrscht klaren Zeichengebung weiß mitreißend das Äußerste an möglichen Klangwirkungen aus dem Orchester herauszuholen und die Werke voll auszuschöpfen. Ansbach, Fränkische Landeszeitung vom 26. September 1960 Ein triumphales Eröffnungskonzert Das Haus der Volksbildung eröffnete seine diesjährige Saison mit einem Festkonzert der Dresdner Philharmonie. Daß dieser Abend von vornherein festliches Gepräge hatte, ist neben dem ausgezeichneten Ruf, den dieses Orchester überall genießt, seinem Dirigenten Prof. Heinz Bongartz zuzuschreiben. Wiewohl es zu den beachtenswerten und großen Pflichten eines überragenden Dirigenten gehört, so findet man bei ihm auch jenes subjektive Einfühlungsvermögen bei jedem interpretierten Werk, der bei einer eminenten Werktreue erst imstande ist, allgemeingültige Bedeutung zu erlangen. Heinz Bongartz dirigierte Strauß, dann war es eben Strauß, er dirigierte Schumann, dann war es eben Schumann. Bei Brahms jedoch vollends spürte man die großartigen Qualitäten, die diesem vorzüglichen Musiker und seinem ebenso vorzüglichen Orchester zu eigen sind. Der Begeisterungs sturm des Publikums, das den Saal bis auf den letzten Platz füllte, mag allein für sich sprechen. Unsere hochgestellten Erwartungen wurden noch übertroffen. Nürnberger Zeitung vom 26. September 1960 Tschaikowski und Monumentalität Die schwermütige Melodie in Moll der 5. Sinfonie von P. Tschaikowski hat einen manche Aufführung schon verleidet. Nicht so an diesem Abend. Heinz Bongartz ver mied jede penetrante Aufdringlichkeit, die solchen ,,Leitmotiven“ zuweilen anhaftet; er konzentrierte sich vielmehr darauf, die Variationen dieses Themas organisch den verschiedenen Satz-Charakteren anzupassen. Auf diese Weise gelang ihm eine unerwartet geschlossene, konsequent durchdachte, aber doch auch klanglich höchst lebendige und dezente Aufführung. Ein Sieg des besonders in seinem Streichkörper hochqualifizierten Orchesters, der vom Publikum lebhaft gefeiert wurde — ein Sieg allerdings weniger mit als über Tschaikowski (oder haben wir Tschaikowski bisher falsch gehört — zu massig, zu dumpf, zu monumental?). Memmingen, 28. September 1960 Festliches Konzert der Dresdner Philharmonie Die Kultur der Dresdner Philharmoniker ruht auf der Ausgeglichenheit aller Elemente. Das Streicherensemble mit seinem edlen, schlanken, leuchtenden Ton gab den klassischen Grundklang. Die brillanten Holzbläser drängten sich niemals vor, sondern fügten sich selbstverständlich ein. Die Blechbläsergruppe, deren schneidiger Elan ohne massive Schwere ist, und das energische Schlagzeug strahlten in die übrigen Gruppen zurück. Zum hinreißenden Finale und eindeutigen Höhepunkt gestaltete Prof. Bongartz die 2. Sinfonie von J. Brahms. Stuttgarter Zeitung vom 29. September 1960 Die Dresdner Philharmoniker, die Schostakowitschs und Tschaikowskis Sechste unter ihrem Dirigenten Prof. Heinz Bongartz spielten, wurden im vollbesetzten Beethovensaal herzlich empfangen. Sie vertraten die glänzende Tradition ihres Namens denkbar gut. Ein klanglich vorzügliches Orchester, der musikantischen Wiedergabe mehr verpflichtet als mathematischer Präzision. Bongartz, zunächst — ähnlich wie bei Ormandy — als umsichtiger Kapellmeister wirkend, entwickelte in Tschaikowskis ,,Path£tique“ kraftvolles Temperament. Er gehört zu jenen wert vollen Künstlern, die einen Klangkörper gut zu erziehen verstehen; das hörte man an den Phrasierungen. Überaus herzlicher und verdienter Beifall für die Gäste aus einer anderen Welt.