Volltext Seite (XML)
konzert in c-Moll, op. 37, dem musikalischen Prinzen Louis Ferdinand gewidmet. Schon die Tonart c-Moll bedeutet bei Beethoven (Klaviertrio, op. 1, Nr. 3/ Streichquartett, op. 18, Nr.4 / Sinfonie Nr. 5, op. 67 /Klaviersonate, op. 111) immer etwas kämpferisch Heldisches. Schon die merkwürdige Zusammenstellung der Ton arten: der erste Allegro-con-brio-Satz in c-Moll, dann ein Largo in E-Dur (!), schließlich das Rondo wieder in c-Moll verrät besondere Absichten des Komponisten. Gleich der Unisono-Anfang mit dem nachhallenden Quartenmotiv — erst vom Orchester allein, dann vom Soloklavier gespielt — zeigt Beethovensche Prägung. Dem herb-energischen Allegro des ersten Satzes steht das schwärmerische Largo des zweiten Satzes gegenüber. Ein fast eigensinnig-trotziges Rondo beschließt das Werk. Höhepunkte Beethovenschen Schaffens sind die beiden letzten Klavierkonzerte. In den vorangegangenen Konzerten nur Angedeutetes wird hier in herrlichster Weise zur Reife gebracht. Wie neu ist gleich der Anfang des vierten Klavierkonzertes in G-Dur, op. 58: Der Solist allein spielt das liebliche Thema vor, wie über haupt das nachdenkliche, lyrisch-beschauliche Element im ersten Satz überwiegt. Im wehmütigen e-Moll-Andante, wo der Dialog zwischen dem unerbittlich schreitenden Streicher-Unisono und dem singenden Klavier Kontraste von ergreifender Wirkung erzeugt, fallen besonders die improvisatorischen Manieren des Soloklaviers auf. „Das Andante des G-Dur-Konzerts ist vielleicht das poesiereichste Stück, das die Konzert literatur bis dahin aufzuweisen hat, einer Überlieferung nach angeregt durch das Bild des die Mächte der Unterwelt anflehenden Orpheus (Bekker).“ Das marschartige Rondo des letzten Satzes prägt die Gegensätze zwischen Orchester und Soloinstru ment zu persönlichstem Ausdruck und zeigt eine Kunst der Motivverwebung, die im Solokonzert bisher ungewohnt war. Sein letztes Klavierkonzert Nr. 5 in Es- Dur, op. 73, hat Beethoven zum ersten Male nicht selber uraufgeführt, er vertraute die Aufführung seinem Schüler Karl Czerny an. Das Konzert beginnt gleich mit einer Improvisation. Der Spieler setzt sich in Positur, zwischen breit gehaltenen Orchesterharmonien erklingen rauschende Passagen, dann erst setzt das machtvolle Tuttivorspiel ein. Die ungetrübt freudige Stimmung wird in einer Art Varianten einheitlich festgehalten. Den inneren Gegensatz zum ersten Allegro bringt erst das H-Dur-(Ces-Dur-) Adagio, ein durchweg in zartesten Farben gehaltenes Stück. Aus dem leise verhallenden Abschluß führt eine kühne harmonische Rückung attacca, also ohne äußere Unterbrechung, zum freudig aufjubelnden Rondo. Prof. Dr. Mlynarczyk. LITERATUR: Richard Petzoldt, Beethoven, Leipzig 1947 Paul Bekker, Beethoven, Stuttgart-Berlin 1922 Albert Leitzmann, Beethoven 1921 6107 Ra 111-9-5 459 3 It G 009/59 VEB Landesdruckerei Sachsen, Dresden A