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Mozart'Bruckner-Zyklus, 7. Abend Wir wissen bereits aus dem i. Konzert dieses Zyklus, mit welcher Freude der 19jährige Mozart sich im Jahre 1775 dem Schaffen von einer Reihe von Violin konzerten widmete. Erstaunlich ist, wie es ihm gelingt, die verschiedenen Einfluß sphären — Mannheim, Frankreich, Italien — zu einheitlicher, typisch Mozartscher Aussage einzuschmelzen, obwohl er die übliche dreisätzige Form beibehält und auch dem Solisten, abhold jeder Seiltänzerei, nur dankbare und wirkungsvolle, aber nicht übertrieben virtuose Aufgaben stellt. — So weist auch das A-Dur-Konzert (KV 219) die Sonatensatzanlage des 1. Satzes auf, die nur nach dem ersten Or- chestertutti durch eine rezitativische Adagiopartie des Solisten unterbrochen wird. Herrmann Abert sagt hierzu: ,,Es ist ein freies Schalten der Phantasie mit den gegebenen Gedanken: hier wird einem scheinbar dürren Boden eine herrliche Ge sangsblüte abgelockt, dort über ein Gebilde der Heiterkeit und Anmut mit einem Male der Schleier der Wehmut gebreitet und dabei durch geistvolle Anklänge an die Hauptthemen doch immer wieder der Rückweg gefunden.“ Das Adagio des A-Dur-Konzertes enthält so viel an verhaltener Erregung und Schmerz, daß es dem Salzburger Geiger Brunetti ,,zu studiert“ vorkam. Er erbat sich deshalb vom Kom ponisten einen anderen Mittelsatz, der auf diese persönlichen Züge Mozarts ver zichtete. Das Finale ist ein glänzendes Zeugnis der selbstbewußten, mitunter überschäumen den Jugendkraft Mozarts. Das in Rondoform nach französischem Muster gebaute Finale stellt dem anmutigen Menuett im Dreiertakt eine recht herbe Zigeunermusik im Zweischlag gegenüber, ein Effekt, den Joseph Haydn wiederholt angewendet hat, der sich bei Mozart aber nur selten findet. Prof. Rudolf Gerber weist im Vor wort der Partitur darauf hin, daß in dieser Episode bereits das exotische Kolorit der „Entführung aus dem Serail“ auf blitzt. — Die Jahre 1879 bis 1885 umschließen den dritten großen Schaffensring Anton Bruckners. Am 18. Mai 1877 hatte er das Finale seiner 5. Sinfonie zum letzten Male ausgefeilt. — Die Wiener Presse, vor allem der boshafte Wagnergegner Hans lick, lehnte zwar eine von Bruckner selbst dirigierte Aufführung seiner 3. Sinfonie in gehässiger Weise ab, doch gewinnt Bruckner unter seinen Studenten immer mehr begeisterte Anhänger und Freunde. Aus seinem Schülerkreise gehen vor allem Dirigenten hervor, von denen Joseph und Franz Schalk sowie Ferdinand Löwe die bekanntesten sind. Sie schufen mit den ersten Klavierauszügen seiner Sinfonien für breitere Kreise die Möglichkeit, das Werk Bruckners zu studieren. Ihre Namen begegnen uns immer wieder in der Geschichte der ersten Aufführungen Bruckner scher Sinfonien; ihrem unentwegten Eintreten ist es in erster Linie mit zu danken, wenn Bruckner nach bitteren Stunden der Enttäuschung immer wieder die Kraft