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Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1792) Sinfonie g-moll, KV 550 Mozart schrieb im Jahre 1788 in knapp anderthalb Monaten drei Sinfonien, die in Es-Dur, in g-moll und C-Dur, die zu seinen bedeutendsten Werken gehören. Mann nennt sie zusammen Mozarts „Sinfonische Trilogie“ und will damit aus- sagen, welchen Wert diese drei Werke in sich tragen. Die g-moll-Sinfonie ist am 25. Juli 1788 beendet worden. In ihr tritt ©in wehmütiges, der Trauer und der Klage zugewandtes Element zutage, das man bei Mozart, den man gern als den „Heiteren“ oder den „Göttlichen“ abstempeln möchte, zunächst gar nicht vermutet. Aber schon im ersten Thema des erßten Satzes sind die Seufzer einer mit Leid erfüllten Seele nicht zu überhören. Auch der langsame Satz enthält etwas Schmachtendes und Leidendes und zeigt uns, daß Mozart auch in tiefere Schichten seiner Seele hinabsteigt und sie an« Liebt holt. Das Menuett läßt volks tümliche Töne aufklingen, vor allem hat das Tilio Volksliedverwandtschaft. Der Schlußsatz ist in einem trotzigen Ungestüm geschrieben, in ihm herrscht Unruhe und Anstrengung eines ringenden Menschen. Dieser Schlußsatz hat das Schwer gewicht erhalten, das bisher nur die ersten Sätze seiner Sinfonien in sich trugen. Er ist geistig selbständig geworden und gibt dadurch dem gesamten Werk ein ganz anderes Ansehen. Von nun an ist die Sinfonie im allgemeinen ein Werk geworden, aus dem das künstlerische Glaubensbekenntnis seines Schöpfers her auszuhören ist. Beethoven hat gerade von dieser Mozartsdien Trilogie Entschei dendes gelernt. Mozart schrieb nadi diesen letzten Sinfonien keine mehr, des halb gelten sie in der musikalischen Welt als sein Vermächtnis auf diesem Gebiet. Die g-moll-Sinfonie (K, V, 550) hat darin ihren bevorzugten Platz. Robert Schumann (1810-1856) Ouvertüre, Scherzo, Finale Verglichen mit dem Vokal- und Klavierwerk Robert Schumanns nehmen die Kompositionen für Orchester einen verhältnismäßig engen Raum ein. Außer den vier Sinfonien ist uns höchstens noch die „Manfred-Ouvertüre“ bekannt (obwohl Schumann noch andere Ouvertüren schrieb!), und auch das Orche6terwerk „Ouvertüre, Scherzo und Finale“ erklingt nur selten in unseren Konzertsälen. 1839 schrieb Schumann in einem Briefe an seinen alten Lehrer Dorn (14. April): „Das Klavier möchte ich oft zerdrücken, und es wird mir zu eng zu meinen Gedanken. Nun, halt’ ich freilich im Orchestersatz noch wenig Übung, doch denke ich noch Herrschaft zu erreichen.“ Zwei Jahre danach — 1841 — entstand eine „Sinfonietta“ für Orchester, die zusammen mit der bekannten d-moll-Sinfonie im gleichen Gewandhauskonzert uraufgeführt wurde. Die „Sinfonietta“ war dreisätzig, 1845 wurde das Finale umgearbeitet, und der Meister ließ nun das Werk als „Ouvertüre, Scherzo und Finale“ unter der Opusnummer 52 erscheinen. Eine Ausgabe für Klavier zu vier Händen wurde von Schumann selbst hergestellt. Die Overtüre wird langsam eingeleitet: Die Violinen spielen ein sehnsüchtig- romantisches Motiv, das von den tiefen Streichern und Fagotten beantwortet wird, es wandert durch verschiedene Stimmen und leitet über zu dem froh gemuten Allegro, in dem auch unser Thema der langsamen Einleitung (gleich sam als Seitensatz) wieder aufklingt. Im Sdilußteil überrascht Schumann durch eine schwelgerische Kantilene, erfüllt von echter romantischer Stimmung. Das Scherzo ist dreiteilig: Punktiert, springend jagt das Thema im schnellsten Tempo dahin, unterbrochen durch ein kurzes gesangvolles und verhaltenes Trio das vor der Coda noch einmal in verkürzter Form gebracht wird. Nach zwei 4t