PETER TSCHAIKOWSKY schreibt über die Entstehung seiner 6. Sinfonie im Februar 1893 an seinen Neffen: „Während meiner Reise nach Paris kam mir der Gedanke an eine neue Sinfonie mit einem Programm, das aber für alle ein Rätsel bleiben soll — mögen sie sich nur die Köpfe darüber zerbrechen. Dieses Programm gibt durch und durch meine innersten Gefühle wieder. Unfer- wegs während der Arbeit, in Gedanken komponierend, habe ich oft heftig ge weint. Jety nach meiner Rückkehr mache ich mich an die Niederschrift der Ent würfe und arbeite so ungestüm, dafj der erste Saf3 in weniger als vier Tagen fertig wurde und die übrigen Sätje in meinem Kopf bereits ausgeprägte Gestalt angenommen haben. Die Form dieser Sinfonie bringt viel Ungewohntes : so wird das Finale kein lärmendes Allegro, sondern ein sehr langes Adagio werden. Du kannst dir nicht vorstellen, wie selig mich die Überzeugung macht, daf5 es mit mir noch nicht zu Ende ist und ich noch arbeiten kann. ... Ich liebe diese Sin fonie, wie ich noch nie eine meiner Schöpfungen geliebt habe." Am 21. September 1893 schreibt er: „Mich verwirrt ein wenig der Umstand, dafj meine letye Sinfonie, die soeben fertig geworden ist, besonders das Finale, von einer Stimmung durchdrungen ist, die derjenigen eines Requiems nahekommt." Am 16. Oktober 1893 findet unter Leitung des Komponisten die erste Aufführung der Sinfonie in Petersburg statt, und am 24. Oktober schließt der an Cholera Er krankte für immer seine Augen. „Nur solche Musik kann rühren und erschüttern, die kraft der Erleuchtung in der Tiefe einer aufgewühlten Künstlerseele empfangen worden ist."