Zum Geleit t. Die Philharmonie hat in dem jetjt ablaufenden Spieljahr in jedem Konzert lebende Komponiften zu Worte kommen laffen: Tm erften Konzert brachten wir als Erftaufführung Pfitjners „Elegie und Reigen“; im Konzert des ßewandhauskammerorchefters folgte neben Erftaufführungen älterer Werke die Premiere uon Hans Stiebers „Aphorismen-. Im näch- ften Orchefterkonzert wurde neben Refpighis „Pini di Roma“ Hans Pfitjners „Heue Symphonie“ erftaufgeführt. nachdem auch im Liederabend uon Gertrude Pitjinger moderne Wufik mit auf das Programm gefetjt worden war, bringen wir heute einen neuerdings oiel genannten lebenden Komponiften, den 1903 in China geborenen Baltendeutfchen 8«rtä ülacijcr. Blacher ift mit uerfdtiedenen Konzertwerken in Berlin, Dresden und anderen grofjen deutfchen Mufikftädten mit Erfolg heruorgetreten, und man zählt ihn zu den größten Hoffnungen der jungen deutfchen Komponiftengeneration. Die heute zur Auffüh rung kommende (Drctycfterfuite ftammt aus der foeben in Wuppertal mit großem Erfolg aufgeführten Oper „güvfiin Sarafattottxt". Die Oper behandelt die 6efchi<hte der „falfdien Elifabeth“, die fich als Tochter der Zarin Elifabeth berufen fühlte, die Zarin Katharina uom Thron zu ftofjen, und die dann — als man fie mit Cift im Ausland ge fangen hatte — im Kerker zu Petersburg auf geheimnisoolle Weife ertrank. \ 0 Blacher, der uon der abfoluten Wufik herkommt, hat feinen konzertanten Stil auch auf das Theater übertragen. Die Orchefterfätje der Oper hatten dementfprechend den ftärkften Erfolg und find hier zu einer Suite zufammengeftellt worden. 2. Eine ftatiftifche Feftftellung ergibt, dafj die nachfolgenden fünf Werke im fym- phonifchen Konzert den Hamen £fcf?a»f «**>»?? am häufigften bringen: die 4., 5. und 6. Symphonie, das Üiolin-Konzert und das heute uon uns gebrachte Rfopkrfoitjet’i H*r. t b#m«a. Da im Rahmen unterer Philharmonie diefes einesteils leidenfchaftliche, andernteils pianiftifch ungewöhnlich dankbare Werk feit 16 Jahren nicht mehr gefpielt worden ift, (in der Zwischenzeit fand eine Aufführung in einem ftädtifchen Symphonie konzert ftatt), haben wir es heute wieder auf das Programm gefetjt. 3. Die kulturelle Pionierarbeit der Philharmonie läjjt fich befonders an nachweifen. Als wir uor 20 Jahren zum erften Male Brahms brachten und gleich zwei Werke an einem Abend auf das Programm fetjten, glaubte man, uns warnen zu müffen. Zwar war Brahms natürlich in Halle Schon bekannt, aber er erschien relatiu feiten und galt immer noch als „Schwer uerftändlich“. Halle war hinter anderen Mufik- ftädten zurückgeblieben. Durch die fyftematifdie Brahmspflege der Philharmonie hat fich das geändert. Wir brachten in den erfien Jahren jährlich mindefiens zwei Brahmsfym- phonien. Wir haben die lange Jahre in Halle nicht gefpielten Klauierkonzerte wieder aufgeführt, dazu wiederholten wir das üiolinhonzert und das feiten gefpielte Doppel konzert. Wir brachten die Haydn-Üariationen, die „Tragische Ouuertüre“ und die „Aka demische Fefiouuertüre“, fodafj eine üollftändigkeit erzielt wurde, wenn man noch dazu nimmt, dafj Generalmusikdirektor Band die beiden Serenaden aufs Programm fetjte, und wir außerdem Kammermufik- und Liederabende mit Werken uon Brahms ueranftalteten. Und fo ift es gekommen, dafj wir jetjt für die J. Symphonie iw «moll keine Geleit worte mehr brauchen. Sie ift auch in Halle ein uolkstümliches Werk geworden, fodafj nach diefer Richtung Hans uon Bülow Recht behalten hat, wenn er fie im Sinne einer Fortfetjung uon Beethouens Schaffen als „Zehnte Symphonie“ bezeichnete.