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Einer der liebenswertesten Meister des musikalischen Humors ist ALBERT LORTZING Als Schauspielerkind in Berlin 1801 geboren, lernte er früh das Theater kennen. Man sollte es kaum für möglich halten, daß der große Meister der komischen Oper (Zar und Zimmermann, Wildschütz, Undine, Waffenschmied u. a.) dauernd mit Nahrungs sorgen zu kämpfen hatte. Er starb im größten Elend in Berlin und hinterliefi eine 4köpfige Familie, für die sich die Öffentlichkeit sogar einsetzen mußte, um sie vor dem Verhungern zu schützen. ROSSINI UND VERDI sind die beiden großen Vertreter ihres musikalischen Landes Italien. Mit Rossini erlebte Anfang des 19. Jahrhunderts die italienische Oper einen neuen Aufstieg, der selbst über die Landesgrenzen Aufsehen erregte. Sogar das große damalige Musikzentrum Wien geriet trotz der dort wirkenden Komponisten Mozart und Beethoven in einen wahren „Rossini-Taumel“. Der Meister der italienischen Buffo- Oper (komische Oper), in der er vor allem den virtuosen Kunstgesang (Koloratur) bis an die Grenze des Möglichen weiterentwickelt, starb im Alter von 76 Jahren reich begütert in Paris, wo er sich bereits als 40jähriger für dauernd niedergelassen hatte. GUISEPPE VERDI wurde im selben Jahre wie Richard Wagner geboren. Was dieser für uns Deutsche geworden ist, das bedeutet Verdi seinem Land. Wollte man die Werke dieser beiden großen Tonmeister vergleichen, so müßte man feststellen, daß Wagners Werke ihren Schwerpunkt im Orchester haben, das er sinfonisch bis an die Grenzen des Möglichen ausgestaltet. Verdi dagegen läßt das Orchester trotz feinster Behandlung im Hintergrund. Ihm ist die menschliche Stimme das Wichtigste, der er Melodien schenkt, die berauschen und unvergänglich bleiben, solange es Musik gibt. Am Beginn des heiteren Ausklanges hören wir die Ouvertüre zur Oper „Die verkaufte Braut“ von Smetana, die ein Prüfstein für jedes Orchester und von hinreißender Wirkung ist. FRIEDRICH SMETANA geboren 1824, ist neben Dvorak der größte musikalische Sohn des böhmischen Landes. Schwer geprüft vom Schicksal — wie Beethoven wurde er völlig taub — starb Smetana im Jahre 1884 in geistiger Umnachtung. Ein lustiges Bild frisch zunehmender Themen überfallen sozusagen den Hörer in der Ouvertüre und nehmen ihn sofort gefangen. Die Geigen beginnen, dann setzen die Celli, später die Bässe mit dem Thema ein, doch bald werden auch alle anderen Instrumente in diesen tollen Wirbel mit hineingezogen, aus dem sich dann eine echt böhmische, frisch beschwingte Tanzweise entwickelt. Das ausgelassene Toben und die überschäumende Heiterkeit werden durch ein kurzes besinnliches Thema unterbrochen, dann beginnt wieder das übermütige Rennen und Jagen, bis eine kurze Streicherfigur dem Ganzen ein plötzliches Ende bereitet. — Mit dem „Kaiserwalzer“ von Johann Strauß, den ein Johannes Brahms aufrichtig bewunderte und von dem Richard Wagner einmal sagte, daß „der Walzerkönig der musikalischste Schädel des Jahrhunderts“ sei, wird dem Konzert ein fröhlicher Aus klang gegeben. Lyd.