Volltext Seite (XML)
©eil ber Ouoerfüre gegenüber. 3n £>er ©urcßfüßrung als groeifen ©eil erleben mir beuflicß öxe gtebernacßf, roäßrenb bie ©teprife alei briffer ©eil neben ben gang frei Oertoenbefen ©fernen bes erften ©eileö ein neueei ©ßema, eine glangoolle ganfare ber brei ©rompefen, bringt, bie bie glücflicße Bereinigung ber beiben ßiebenben in ©lang unb ©Banne OerEünbef. BrucEner aber ßaf gerabe in ber fünften Sinfonie, bie lange 3eif als form* los gegolten ßaf, fi'tff als ein ganafiEer ber gorm beroäßrf. ©Bir toiffen ßeufe, nacßbem bie llrfaßung beS ©BerfeS toieberßergeßellf ift unb allen oeranfroorfungSOolIen 2Iuf* füßrungen gugrunbe gelegt toirb, baß bie Sonatenform oon Srucfner mißt negiert, fonbern in einer ßöcßft perfönlicßen Sarianfe bejaht rourbe. ©agu gehört in ber günften, biefem oielleicßf größten ©BerE beS ©HeißerS. Oor allem bie ©ntmicflung ber gangen Sinfonie in allen tßren ©eilen unb Säßen aus brei Urmofioen, bie bereits in ben erßen 21 ©aEfen gifierf roerben. ©as erfte biefer llrmofioe ift eine auf* unb abtoärfgßeigenbe Saßßgur, im !})iggiEafo ber Sfreicßer gefpielt. ©aS gtoeife ift ber auSeinanbergeriffene, tote ein ©luffcßrei gum Bimmel ßeigenbe Ges=Sur=HEforb, ben man teils als „feierlichen ©BecEruf" (2luer), teils als „ein beElemmenbeS, man möchte fagen bracßenßaft auffpringenbeS Snmbol" (Derfei)) geEenngeichnef ßaf. 2lls briffeS Urmofit) folgt ein aus brei aufftecgenben ©önen ge* bilbefeS ©Hofio, baS manchmal mit ber fallenben Quinte eingeleifef toirb. Bon bem erften Urmotio toerben bann alle gleichmäßig rßpfßmißerfen ©änge, Oon bem gtoeifen alle gucEenben unb ftaffernben fH^r>tb>men, oom briffen alle melobißhen ©ebilbe abgeleitet. ©Hit biefem ©Haferial fcßalfef unb toalfef ber ©Heißer in fouoeräner ©Beife. ©eicht ein ©ßema, bas nießf gu einem ber brei llrmofioe in Begießung gu bringen toäre. ©abureß toirb aueß innerhalb ber oier Säße ein innerer Jjufammenßanq gefeßaßen, tote er anbeutungstoeife auch feßon tn mancher Elafßßhen Sinfonie beßanb. jpiev aber toirb biefeS ©Hingip bis gur äußerßen Äonfequeng bureßgefüßrf. ©Bie bies im eingelnen gefeßief)f, tourbe ßter feßon einmal an fjanb oon ©loten* beifptelen bargelegf. ©Han muß fteß aber einmal bie grage oorlegen, ob biefe ftrenge gcffelung in einer gorm nießf bem ©tringip beffen, toaS man gemeinßin „romantifeße ©HufiE" nennt, roiberfprießf. ©tießarb Seng ßaf in einem eben erfeßienenen, feßr fein* ßntügen Bucß („Born ©rbenfcßicffal erotger ©HußE") barauf ßingetoiefen, tote ge* fäßrltcß es iß, ben 'Begriff ber ©tomanfiE auf bie ©HußE attgutoenben. ©r geigt, baß bie ©tomanfiE gerabe an ber Elafßfcßen ©HußE entbrannte unb Eaum eine anbere Eannfe. (Sr Oertoeiß auf bie feltfame ©atfaeße, baß „biefe ©tomanfiEer oon einer romantifcßen gorm ber ©HußE, oon einem ungegügelfen Scßmelgen unb regellofen Scßtoärmen oielmeßr oßne gorm, nießfs mußten". So Eann man fpßßner, ber mit feiner Ouoerfüre einen ßelbifcßen Stoß im Sinne ber ©tomanfiE aufgreift, unb BrucEner, ber fteß mit ber „ScßolaßiE beS ÄonfrapunEfs" unb ber „ÄlaffiE ber Sonatenform" in ben ©eßcßfsEreis beS ©tomanfiEers begibt, nebeneinanberßellen. 3urtta[ es aueß in ber günften Sinfonie fo efroaS roie ein Stoß* licßeS gibt. ©Han ßaf ißr ja aueß eine „programmatifeße" ©eufung gegeben, toenn man ße, unb ßcßerlicß mit ©teeßf, bie „©laubensfinfonie" nannte. ©Han tat bas oor allem in fjinßcßf auf bas im leßfen Saß auftretenbe ßßoralfßema. 3n miß* Oerftaubener ßiebe gu BrucEner ßaf fein Scßüler grang ScßalE, beffen ungeßeure 23er* bienße um ben ©Heißer immer toieber ßeroorgeßoben feien, btefes ©ßoralfßema Oon einem eigenen Orcßefter, bas über bem Jjaupforcßeßer poftierf mar, fpielen laßen. (Sr ßaf fogar Seifen, ©riangel unb ©MEEoIoßöfe bagu inßrumenfierf. ©as ift fßeafra* lifcß, aber nießf bruefnertfeß. ©aßer roirb jeßt bas ©BerE roieber in feiner oon Srucfner gemollfen gaffung gefpielt. Unb ttoeß immer Elingf ber ©ßoral feierlicß genug, groß* artig genug, ein glüßenbes ©rebo, eine unmißoerßänblicße Binroenbung bes it'om* ponißen gum ©eßeimniS bes ©öffließen, um bas fo oiele ©tomanfiEer gerungen ßaben. Dr. Karl Laux.