Volltext Seite (XML)
n CD PAUL BÜTTNER Geboren 1870 zu Dresden. Schüler Draesekes, 1896 bis 1907 Lehrer, später Direktor des Dresdner Konservatoriums. Lebt in Dresden. Hauptwerke: .Sinfonie Nr. I in F-Dur (Uraufführung: Dresdner Philharmonisches Orchester); Sinfonie Nr. II G-Dur (Uraufführung: Staatskapelle in Berlin); Sinfonie Nr. III Des-Dur (Uraufführung im Leipziger Gewandhaus unter Nikisch); Sinfonie Nr. IV h-Moll (Uraufführung: Dresdner Staatskapelle); Präludium, Fuge und Epilog. Eine Vision für großes Orchester (Uraufführung: Dresdner Staats kapelle); „Heut und ewig“ aus „Des Knaben Wunderhorn“. Für Kinderchor, Solo und Orchester (Uraufführung: Dresd ner Staatskapelle); „Die Gunst des Augenblicks“, Fest kantate für Männerchor, Baritonsolo und Orchester; Streich quartett g-Moll; Streich-Trio in Kanonform; Sonaten für Violine und Klavier. Die „Heroische Ouvertüre“, im Herbst 1984 entstanden, ist nicht etwa die Glorifizierung eines bestimmten Helden, der Komponist sucht vielmehr in seiner Musik den Ausdruck für das Aufwärtsstürmende, das dem heroischen Menschen überhaupt das Gepräge gibt. Heroische Menschen bedingen eine heroische Zeit und nur heroische Zeiten bringen heroische Menschen hervor. Und so schwebte Paul Büttner bei der Komposition als Hintergrund, als Belief, als „Rahmenhand lung“, wenn man so sagen darf, die Zeit der Freiheitskriege vor. Das ist durch Zitate angedeutet. Unschwer erkennt man die Fanfaren des Weberschen Liedes von „Lützows wilder, verwegener .Jagd“. Als Gegenstück dazu — inhaltlich-gegen ständlicher wie musikalisch-formaler Art — verwendet Büttner in sehr geistvoller Weise ein französisches Kriegslied, das von der schönen, begabten, leichtfertigen Hortense Beauharnais, der Stieftochter Napoleons, komponiert war (sie wurde später als glühende Anhängerin Napoleons aus Frankreich ausgewiesen). — Die Großanlage des Werkes ist die folgende: Einleitung, die die Stimmung vor der inneren Berufung des heldischen Menschen zum Ausdruck bringt, in der man die lockenden Weckrufe an ihn erklingen hört; Allegro, das als Hauptthema das eigentlich heroische bringt, dann ein zweites Thema, das etwa das den Helden beseligende Glückgefühl widerspiegelt, und schließlich die in großer sin fonischer Form gehaltene Durchführung. — Wenn die Ouvertüre siegesfreudig ausklingt, so ersieht man daraus, daß es dem Komponisten nicht um eine sklavische Nach bildung historischen Geschehens zu tun war. Indem er das tragische Ende jener Helden der Freiheitskriege außer acht läßt, gelingt es ihm mit dem strahlenden Ausklang seines Werkes die Idee lebendig werden zu lassen, daß das Heroische über den Tod des einzelnen hinaus seine Wirkung ausstrahlt, und daß an ihm sich immer neue Menschen, immer neue Zeiten zu entzünden vermögen.