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5. Dann folgt ein „Alla Marcia“: Der Feldherr hält Heerschau über seine todgeweihten Scharen. Eine kurze auf Pizzicato gestellte Ueberleitung führt weiter 6. zum Intermezzo: Auch das Kind, das ahnungslos in der Wiege schlum mert, untersteht der Gewalt des Todes. Aber hier ist selbst der Tod noch umweht von paradiesisch unschuldsvollem Frieden. Mit trotziger Kraft und Lebensbejahung lehnt sich dagegen 7. in einer Bourrde der Jii'ngling gegen das Scheiden vom Leben auf. Als er schließlich seinen letzten Seufzer aushaucht, setzt 8. eine choralmäßige Sarrabande ein: der Greis tritt dem Tod, der ihm als Erlöser erscheint, mit frommer Ergebenheit entgegen. Schließlich folgt 9. im Finale der „Appell der Namenlosen“, die Massenheerschau des Todes. Der Chor stimmt das Triumphlied der Vergänglichkeit an („Es ist ein Schnitter, heißt der Tod“), gibt aber schließlich doch dem Glauben an das ewige Leben im himmlischen Garten jubelnden Ausdruck: „Es ist ein Schnitter, heißt der Tod, Hat Gewalt vom höchsten Gott: Heut wetzt er das Messer, Es schneid’t schon viel besser, Bald wird er dreinschneiden, Wir müssen’s erleiden. Hiit’ dich, schön’s Blümelein! Der himmelfarbne Ehrenpreis, Die Tulipanen weiß, Die silbernen Glocken, Die goldenen Flocken, Sinkt alles zur Erden, Was soll daraus werden? Viel hunderttausend ungezählt Da unter die Sichel fällt: Rot Rosen, weiß Lilien, Beid’ wird er austilgen, Ihr Kaiserkronen, Man wird euch nicht schonen. Hüt’ dich, schön’s Blümelein! Trotz Tod! Komm her, ich fürcht dich nit, Trotz Tod, komm her und tu ein’n Schnitt, Werd ich auch verletzet, So werd ich versetzet ln den himmlischen Garten, Auf den alle wir warten, Freu’ dich, freu’ dich, schön’s Blümelein! 3. Franz Schubert: Sinfonie in C-Dur Ein Werk voll blühender, heiterer Schönheit, voll hinreißenden, melodischen Ueber- schwangs. Es entstand 1828, wenige Monate vor Schuberts Tod. Der arme Meister selbst hat es nicht mehr zu hören bekommen. Erst zehn Jahre später wurde die Sinfonie auf Schumanns Veranlassung durch Mendelssohn im Leipziger Gewandhaus zur Urauf führung gebracht. Der erste Satz beginnt mit einer ruhigen Einleitung (Andante C-Dur 4 /<i)- Sie findet sich aus romantischen Schwärmereien rasch zu jener lauten Freudenstimmung, die den Hauptteil (Allegro, C-Dur, Alla breve) beherrscht. Nur das in E-Moll einsetzende, durch ein wiederholtes Triolenmotiv besonders einprägsame zweite Thema bringt einen leichten, elegischen Hauch herein, und in der Durchführung klingen ein paar Mal mysteriöse Töne an. Sonst herrscht helle Lebensfreude. An zweiter Stelle folgt ein Andante (A-Moll 2 / 4 )- Es beginnt friedsam und be schaulich, gipfelt in weihevoll religiöser Stimmung, hat sich aber auch mit heftigen Gegensätzen abzufinden. Doch endet alles im Guten. Das Scherzo (Allegro vivace, C-Dur 3 A) poltert mit humoristischem Ungestüm los und beschwört dann den gemütlichen Zauber Wiener Ländlerweisen. Der Mittelteil, das gesangvolle, auf weichen Bläserklang eingestellte Trio, ist ganz in Empfindsamkeit ge taucht. Die Wiederkehr des Scherzos sorgt dann für fröhlichen Schluß. Das Finale der Sinfonie, abermals ein rauschendes Allegro vivace (C-Dur 2 /4), hebt den freudigen Charakter der Sinfonie in die Sphäre bewegter Festesstimmung. Es kann sich nicht genugtun im Wiederholen und Ausbreiten seiner frischen, fröhlich vorwärtsdrängenden Weisen. Ein gewisses Uebermaß an Gestaltungsfreude läßt sich hier nicht verkennen und hat der Sinfonie schon von Seiten ihres Entdeckers Schu mann doppelsinniges Lob ob ihrer „himmlischen Länge“ eingetragen. Doch bleibt der geniale melodische Schwung Meister Schuberts Sieger über alle Bedenken.