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Texte der Gesänge. „Lieder aus Abend und Nacht“ von Ernst Reinstein. 1. Abendgefühl. Fr. Hebbel. Friedlich bekämpfen Nacht sich und Tag; Wie das zu dämpfen, wie das zu lösen vermag! Der mich bedrückte, schläfst du schon, Schmerz? Was mich beglückte, sage, was war’s doch, mein Herz? 2. Abendlied. Die Nacht ist niedergangen, Die schwarzen Schleier hangen Nun über Busch und Haus. Leis rauscht es in den Buchen, Die letzten Winde suchen Die vollsten Wipfel sich zum Neste aus. Freude wie Kummer, fühl’ ich, zerrann, Aber den Schlummer führten sie leise heran. Und im Entschweben, immer empor, Kommt mir das Leben ganz wie ein Schlummerlied vor. 0. J. Bierbaum. Noch einmal leis ein Wehen, Dann bleibt der Atem stehen Der müden, müden Welt. Nur noch ein leises Beben Fühl’ durch die Nacht ich schweben, Auf die der Frieden seine Hände hält. 3. Am Abend. 0. J. Bierbaum. Mir haben auch die Sinne wohlgetan, Mich lachte auch das Leben süße an; Nun bin ich matt. Nun sehn’ ich mich nach einem stillen Schluß, Nach einem tiefen Schlafe, der kein Muß Und auch kein Wollen hat. Ich sah das Glück, die Sonne war mir lieb, Ich aß — und nahm — bis — nichts zu nehmen blieb! Nun will ich geh’n. Mein Aug’ ist müd’ von Farbe, Licht und Glanz; Es hat zu lange in den Mückentanz Der bunten Welt geseh’n. 4. Schlafen. Fr. Hebbel. Schlafen, schlafen, nichts als schlafen, Kein Erwachen, keinen Traum, Jener Wehen, die mich trafen, Leisestes Erinnern kaum, Daß ich, wenn des Lebens Fülle Niederklingt in meine Ruh’, Nur noch tiefer mich verhülle, Fester zu die Augen tu! Vor Kälte ist die Luft erstarrt, Es kracht der Schnee von meinen T ritten, Es dampft mein Hauch, es klirrt mein Bart, Nur fort, nur immer fortgeschritten! 5. Winternacht. N. Lenau. Wie feierlich die Gegend schweigt! Der Mond beseneint die alten Fichten, Die, sehnsuchtsvoll zum Tod geneigt, Den Zweig zurück zur Erde richten. Frost, friere mir ins Herz hinein, Tief in das heißbewegte, wilde, Daß einmal nur mag drinnen Ruhe sein Wie hier im nächtlichen Gefilde! 6. Weihe der Nacht Fr. Hebbel, Nächtliche Stille, heilige Fülle, Wie von'göttlichem Segen schwer, Säuselt aus ewiger Ferne daher. Was da lebte, was aus engem Kreise Auf ins Weit’ste strebte, Sanft und leise Sank es in sich selbst zurück Und blüht auf in unbewußtem Glück. Und von allen Sternen nieder Strömt ein wunderbarer Segen, Daß die müden Kräfte wieder Sich in neuer Frische regen; Und aus seinen Finsternissen Tritt der Herr, so weit er kann, Und die Fäden, die zerrissen, Knüpft er alle wieder an! „Der Feuerreiter“ von Hugo Wolf. Sehet ihr am Fensterlein Dort die rote Mütze wieder? Nicht geheuer muß es sein, Denn er geht schon auf und nieder. Und auf einmal welch Gewühle Bei der Brücke nach dem Feld! Horch! Das Feuerglöcklein gellt: Hinter’m Berg brennt es in der Mühle! Schaut! Da sprengt er wütend schier Durch das Tor der Feuerreiter, Auf dem rippendürren Tier, Als auf einer Feuerleiter! Ballade von E. Mörike, Querfeldein! Durch Qualm und Schwüle Rennt er schon und ist am Ort! Drüben schallt es fort und fort: Hinter’m Berg brennt es in der Mühle! Der so oft den roten Hahn Meilenweit von fern gerochen, Mit des heilgen Kreuzes Spahn Freventlich die Glut besprochen — Weh! Dir grinst vom Dachgestiihle Dort der Feind im Höllenschein, Gnade Gott der Seele dein! Hinterm Berg rast er in der Mühle! Keine Stunde hielt es an Bis/ die Mühle borst in Trümmer: Doch den kecken Reitersmann Sah man von der Stunde nimmer. Volk und Wagen im Gewühle Kehren heim von all dem Graus; Auch das Glöcklein klingelt aus: Hinter’m Berg, hinterm Berg brennt’s! Nach der Zeit ein Müller fand Ein Gerippe samt der Mützen Aufrecht an der Kellerwand Auf der beinern Mähre sitzen; Feuerreiter, wie so kühle Husch! Da fällt’s in Asche ab. Reitest du in deinem Grab! Ruhe wohl drunten in der Mühle!