Volltext Seite (XML)
Durch alle Herzen hall' es mächtig wieder: Vereinigt euch, ihr deutschen Sangesbrüder, ein glühend Band, es halte uns umschlungen, bis glorreich einst das letzte Lied verklungen! Theodor Poggel 6. Drei Solo=Lieder am Klavier: a) Albert Becker (1854—1899): „Vor Jena“ Werk 8, Nr. 8 Auf den Bergen die Burgen, im Tale die Saale, die Mädchen im Städtchen, einst alles wie heut! Ihr werten Gefährten, wo seid ihr zur Zeit mir, ihr Lieben, geblieben? Ach, alle zerstreut. Die einen, sie weinen, die andern, sie wandern, die dritten noch mitten im Wechsel der Zeit, auch viele am Ziele, zu den Toten entboten, verdorben, gestorben in Lust oder Leid. Ich alleine, der eine, schau wieder hernieder zur Saale im Tale, doch traurig und stumm. Eine Linde im Winde, die wiegt sich und biegt sich, rauscht schaurig und traurig, ich weiß wohl, warum. Leberecht Dreves b) Robert Schumann (1810—1856): „Auf das Trinkglas eines verstorbenen Freundes“ Werk 55, Nr. 6 Du herrlich Glas, nun stehst du leer, Glas, das er oft mit Lust erhoben; die Spinne hat rings um dich her indeß den düstern Flor gewoben. Jetzt sollst du mir gefüllet sein, mondhell mit Gold der deutschen Reben! In deiner Tiefe heil'gen Schein schau' ich hinab mit frommem Beben. Was ich erschau' in deinem Grund, ist nicht Gewöhn» liches zu nennen. Doch wird mir klar zu dieser Stund', wie nichts den Freund vom Freund kann trennen. Auf diesen Glauben, Glas so hold! trink' ich dich aus mit hohem Mute. Klar spiegelt sich der Sterne Gold, Pokal, in deinem teuren Blute. Still geht der Mond das Tal entlang, ernst tönt die mitternächt'ge Stunde. Leer steht das Glas! Der heil'ge Klang tönt nach in dem kristall'nen Grunde. Justinus Kerner c) Adolf Jensen (1857—1879): „Margret am Tore" Werk 55, Nr. 5 Das beste Bier im ganzen Nest, das schenkt Margret am Tore, derweil das frisch den Gaumen netzt, spricht hold Margret zum Ohre. Steht vor der Tür ein Linden» bäum, da schenkt sie mir den kühlen Schaum, Margret, Margret am Tore! Jüngst nächtens hatt' ich keine Ruh, mir war so weh, so bange. Da wandert' ich der Linde zu, mein Leiden währt' nicht lange! Der Mond ging auf so wundersam — „Margret', steh auf!" — Margret sie kam, Margret, Margret am Tore! Und wandr' ich einstens wied'rum aus, das ganze Nest vergeß' ich, Margretlein hold im Lindenhaus, dein denk' ich unablässig! Der Mond, dazu die goldnen Stern', ach könnten sie's, sie sagten's gern Margret, Margret am Tore! Otto Roquette 7. Zwei Lieder für Männerstimmen: a) Joseph Rheinberger (1859—1901): „Alt Heidelberg, du feine!" Werk 44, Nr. 2 Alt Heidelberg, du feine, du Stadt an Ehren reich, am Neckar und am Rheine kein' andre kommt dir gleich. Stadt fröhlicher Gesellen, an Weisheit schwer und Wein, klar zieh'n des Stromes Wellen, Blauäuglein blitzen drein. Und kommt aus lindem Süden der Frühling über's Land, so webt er dir aus Blüten ein schimmernd Brautgewand. Auch mir stehst du geschrieben in's Herz gleich einer es klingt wie junges Lieben deinName mir so traut. [Braut, Und stechen mich die Dornen, und wird mir's drauß so geb' ich dem Roß die Sporen und reit' in's Neckartal. [kahl, Victor von Scheffel b) Max Gulbins (geb. 1862): „Ruhig, Philister!" Werk 26, Nr. 2 Und schlagen zuweilen wir über die Schnur, wer wjj uns solches verwehren? Das ist nun so einmal unsre Natur, zum Teufel mit all' euren Lehren! Wir geizen mit Leben und Lieben nicht, geht beides doch nimmer verloren. Und behagt unser Jubeln und Singen euch nicht, zieht die Mütze über die Ohren! — Ruhig, Philister! Des Himmels Freuden, ihr kennet sie nicht, ihr schaut im Wasser die Sonne, Uns labet am Himmel ihr goldenes Licht, wie schlürfen ihr Feu'r aus der Tonne. Ja, Feuer, das ist das rechte Wort im Leben und Lieben und Singen. Ein feurig Handeln! Ein feuriges Wort! Stoßt an, daß die Gläser zerspringen! —7 Ruhig, Philister! , Robert Reinik 8. Franz Liszt (1811—1886): „Gaudeamus igitur!" Humoreske für großes Orchester und Chor Dieses Werk, eine symphonische Paraphrase des „ewigen“ Studentenliedes „Gaudeamus igitur!" hat Liszt seinem Freunde Geheimrat Dr. Gille in Jena gewidmet. Es wurde zum ersten Male am 15. Januar 1870 aufgeführt bei^ 100 jährigen Jubiläum der Akademischen Konzerte daselbsW Später erlebte es noch ein oder zwei Aufführungen bei Jubiläen Gille's. Die Komposition gehört zu denjenigen Liszts, welche in der Öffentlichkeit noch fast unbekannt sind. Charakteristisch ist in der Mitte eine „ungarische“ sehr wirkungsvolle Episode. Die Dichtung am Ende stammt vermutlich von dem Liszt befreundeten Professor der alten Sprachen, Hofrat M. Schmidt. Die Jenenser Erstauf» führung dirigierte in Abwesenheit Liszts (der sich wohl in Rom aufhielt) Universitäts=Musikdirektor Prof. Dr. Ernst Nau» mann in Jena. Wir verdanken vorstehende Angaben dem jüngst verstorbenen Dr. Friedrich Stade in Leipzig. R. Vivat Academia! haec musarum sedes, ubi dulci cantilena atria rosarum plena resonant et aedes! Sancta fac Caecilia, laeta quae favore gaudes principum nostrorum! Haecce cantatorum cohors semper sit in flore. Haecce musicorum cohors semper sit in flore! Leben soll dies Musenhaus, Wo zu süßem Ohrenschmaus Saal und Hallen Laut erschallen! Schmücket sie mit Rosen aus! Heilige Cäcilia, Du sei unsern Sängern nah! Deiner Töne edle Kunst Freut sich hoher Herren Gunst. Möge blühen immerdar Diese unsre Sängerschar Und die Herrn der Melodie, Unsre wackeren Musici! Paul Dittrich