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Zu 1: Shakespeares „Sommernachtstraum“, das Märchenreich des Elfenkönigs Oberon, ist der Schauplatz, auf den uns die Webersche Musik führen will. — Auf den geheimnisvollen Ruf aus Oberons Horn eilt die Elfenschar im adagio sostenuto herbei. Ihrem Treiben macht ein kräftiger Forteschlag ein Ende, um gleichzeitig das nunmehr einsetzende allegro con fuoco anzukünden, das zunächst ganz beherrscht wird von dem mannhaften ritterlichen Thema Hüons. AAarkant und farbenfroh durchgeführt mündet es schließlich ein in das zarte und liebliche Motiv seiner Liebe zu Rezia (Klarinette), deren Jubelsang: „O Hüon, mein Gatte“ in freudigen Rhythmen und jauch* zender Melodik das Ganze abschließt. Zu 2: Den Namen unserer Symphonie führt die Überlieferung auf die humorvolle Absicht Haydns zurück, durch den unvermuteten Paukenschlag eine Reihe von Zuhörerinnen und Zuhörern aus ihrem gewohnten Schlaf während der langsamen Sätze aufzuschrecken. — Einem fast an die Einleitung der „Jahreszeiten“ gemahnenden adagio can tabile folgt das vivace assai mit seinem kurzen aber heiter bestimmten Hauptthema, das durch ein ausgelassen frohes Seitenthema ergänzt wird, ohne daß die Volkstümlichkeit dieser Weisen irgendwie durch thematische Ver* arbeitung beeinträchtigt würde. — Um so deutlicher wird Haydns absolute Formbeherrschung in dem nun folgenden berühmten andante mit seinen ganz einzigartig durchgeführten vier Variationen, die trotz aller Stils und Harmonis sierungskunst dem Ohre doch außerordentlich leicht eingehen. — Als besonderes Merkmal des Menuetts sei die belustigende Verlegung des Akzentes auf das dritte Viertel eines jeden Taktes hervorgehoben. — Dem ln gleich anmutiger Weise dahinfließenden Trio folgt ein munteres Finale, das mit seinem melodiös naiven Haupt* und seinem neckischen Seitenthema in erfrischender Volkstümlichkeit eine ländliche Szene zu illustrieren scheint. Zu 3: Ganz als Programm*Musik erscheint Smetanas „Die Moldau“. Das Allegro commodo con agitato malt mit seinen Flötengängen, wie das Wasser aus dem Quell hervorsprudelt, bis bei zunehmender Beteiligung der übrigen Orchesterinstrumente das ursprüngliche Thema, gleich dem Flusse, wächst und anschwillt. Dazu bringen die Geigen eine schlichte Volksweise, gleichsam als wollten sie das Flußbild zu einem Landschaftsbild erweitern. Hörnerrufe künden einen Jagdzug an, eine kecke Tanzmelodie, ein Polka, aus dem böhmischen Volkstum entnommen, verraten die Nähe einer Bauernhochzeit. Das frohe Treiben endet in einer stimmungsvollen Mondscheinnacht, die die Fluß* nymphen zum Elfenreigen auf den Wiesenplan lockt. Und weiter zieht der Fluß, zerrissene und zerflatternde Violinmottve scheinen anzudeuten, wie die Wogen über die Stromschnellen eilen, um dann in verbreitertem Bett dem alt ehrwürdigen Sit} der böhmischen Fürsten und Könige, dem Vysehrad, zuzuströmen, dessen feierlich ge* tragenes Motiv den Abschluß der ganzen Tondichtung beherrscht. Zu 4: Bei dem D*Dur* Konzert handelt es sich vermutlidi um Opus 6, das heißt, um ein Konzert, das in Es*Dur steht, bei dem aber die Violine mit um einen halben Ton hinaufgezogenen Saiten in D*Dur spielt. Zu 5: Unter „Suite“ versteht man eine Folge mehrerer — gegensätzlicher! — Tonstücke. Sie war zu Bachs Zeiten eine der meistgepflegten Kompositionsformen und vereinigt in neuerer Zeit mit Vorliebe mehrere Programm* matisdie Einzelnummern, d. h. solche, die in einem inhaltlichen Zusammenhang stehen. Mit einer derartigen Zu sammenstellung haben wir es in der Orchester-Suite zu tun. — Es steht zu erwarten, daß die angekündigte Suite die wesentlichsten musikalischen Höhepunkte (das Torerolied, Volksfzenen wie die Korsoschlenderer, den Aufzug der Wache, das Zigeunerlied der Carmen usw.) in sich vereinigt und die allbekannte Handlung der Oper zu er kennen gibt. Gedruckt bei Gebe. GruDann, Senftenborg.