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ihn unschwer in den Streich* und Hoteinstrumenten finden. Die Verarbeitung' geschieht wie im ersten Satze. Nach einer mehr feierlichen Episode in mitten und nachdem Solovioline oder auch Soloklarinette oder -horn oder auch die Celli besonders heraustraten, strebt der Satz einem feurig glän zenden Schlüsse zu. Das Violinkonzert von Busoni. Ferruccio Busoni (1866—1924) als Pianist, Komponist und Bearbeiter eine der eigenartigsten Persönlichkeiten der Neuzeit. Die Geschichte erst kann lehren, ob er wirklich der seelisch, geistig höchststehende Musiker unseres Zeitalters war, als den man ihn schon bezeichnete. Nach der hochbedeutsamen Oper: Doktor Faust (Uraufführung Dresden 1925) zu urteilen, konnte man auf diesen Gedanken mit Recht kommen. Das Violinkonzert D-Dur entstammt dem Jahre 1899, einer Zeit, in der der Neutöner erst am Anfänge seiner reformatorischen Tätigkeit stand. Schon die Angabe der Tonart D-Dur deutet darauf, daß ihm die Verachtung der harmonischen Zusammenhänge (Beziehung der Akkorde untereinander), die in der Neutönermusik zum Prinzip erhoben wurde, damals noch nicht als Selbstverständlichkeit galt. Das Werk, welches der Komponist „seinem Freunde Henri Petri“, dem früheren sächsischen Hofkonzertmeister, zugedacht hat, ist in einem fortlaufenden Satze geschrieben, der aber mehrere deutliche Gliederungen enthält. Es wechseln ausdrucksvolle getragene Partien mit nervös un ruhigen, sogar ungestüm und „ausgelassen“ bewegten ab. Hervorhebens wert sind einige, die scheinbar Ironie versinnlichen sollen, z. B. gegen Schluß ein Marschteil, der mit „feierlichem Humor“ gespielt werden soll, oder vorher ein Abschnitt mit „absichtlichem Pathos“. Der Neutöner Busoni kündet sich insofern an, als vereinzelte Tonalitätssprünge vorhanden sind, d.h. plötzliche, nicht erwartete Übergriffe in andere Tonarten ohne vermitteln den Übergang. Ouvertüre zu „Tannhäuser“ von Wagner. Richard Wagner (1813—1883), der größte Musikdramatiker, zugleich einer der umfassendsten Denker in der Menschheitsgeschichte überhaupt, hat für den Konzertsaal wenig geschrieben. Für den Konzertzweck am besten geeignet sind nur das Orchesterwerk: Siegfried-Idyll und die Vor- und Zwischenspiele aus seinen Bühnenwerken. Die Ouvertüre zu „Tann häuser“ (1845) zerfällt in drei deutlich sich trennende Abschnitte: die Pilger chormusik als ersten und dritten und die Venusbergmusik als zweiten. Der Gegensatz zwischen der Welt der Frömmigkeit, der Kirche und der Welt der höchsten Sinnenfreude, der ja in der Oper selbst eine bestimmende Rolle spielt, kommt schon in der Ouvertüre zu stark ausgeprägtem Aus druck. Dr. Kreiser.