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Thema und dem erwähnten Paukenschlag die Sinfonie berühmt gemacht. Variationen des Themas machen den weiteren Inhalt aus. Der im 18. Jahr hundert beliebte höfische Tanz, das Menuett, hat besonders durch Haydns Bemühungen Eingang in die Sinfonie gefunden. Fein und zierlich klingt das Menuett der Paukenschlagsinfonie, obwohl oft das ganze Orchester beschäftigt ist. Der Allegro di molto-Satz (sehr schnell) ist wie der erste in Sonatenform geschrieben. Ein lustiges erstes Thema, ein noch lustigeres zweites bestimmen den sprudelnd heiteren Gesamt charakter. Die Haffner-Serenade von Mozart. Serenade ist eine namentlich von den älteren Tonmeistern neben der Sinfonie gern gepflegte Gattung; eine heitere Abendmusik für Instrumente, seltener für Singstimmen. Um die Stücke fürs Freie geeignet zu machen, benützten Haydn und Mozart am liebsten Blasinstrumente. Die Haffner- Serenade Mozarts hat aber das Streichorchester als Grundlage und nur durch abwechselnde Verwendung von Oboen, Flöten, Fagotten, Waldhörnern und Trompeten verschiedenfarbige Lichter aufgesetzt. Sie ist ein Gelegen heitswerk, wie über der Partitur zu lesen ist: Komponiert zur Hochzeit der Elisabeth Haffner im Jahre 1776 in Salzburg. Genau wie die soge nannten Suiten und Divertimenti enthalten Serenaden sieben, acht Sätze, die leichter gehalten, weniger durchgearbeitet sind, als wie die Sätze einer Sinfonie. Die acht Sätze der Haffner-Serenade, von denen aber heute nur drei gespielt werden, bieten dem Verständnis keine Schwierigkeiten. Der besondere Anlaß erklärt ihren festlich-heiteren Charakter und auch das Vor kommen von nicht weniger als drei Menuett-Tanzsätzen. Ein Satz steht in Rondoform, d. h. eines der Themen kehrt immer wieder, aber zwischen jeder Wiederholung steht erst noch ein neues Thema. Das Rondoschema ist so: Thema A — Thema B — Thema A — Thema C — Thema A — Thema D usw. Um das Hauptthema A machen die anderen gewissermaßen die Runde. Die achte Sinfonie F-Dur von Beethoven. Ludwig van Beethoven (1770—1827), der Vollender der klassischen Sinfonie, steht mit seinen Werken inhaltlich dem Gefühlstypus des Er habenen und Tragischen näher als dem des Komischen und Humoristischen. Und doch hat er uns auch einige Musterwerke dafür geschenkt. Hätte Beethoven nicht Humor, also die heitere Weltanschauung besessen, wie hätte er das für einen Tonkünstler besonders schwere Schicksal der Taub heit ertragen können? Die achte Sinfonie ist nicht nur das heiterste Werk Beethovens, sondern überhaupt eines der heitersten der Musikgeschichte. Kernig frisch beginnt der erste Satz: Allegro vivace (sehr lebendig). Das Hauptthema und das ländlerartige Seitenthema verbreiten bei ihrer witzigen Verarbeitung Frohsinn, aber mehrmals läßt Beethoven auch einen nachdenklichen, ernsteren Ton hereinklingen. Fast naiv mutet die Heiterkeit des zweiten Satzes: Allegretto scherzando (fröhlich bewegt) an. Der pessimistische Philosoph Schopenhauer soll gemeint haben, daß man beim Hören dieses Satzes die Welt beinahe doch für schön halten könnte. Mit dem starren Ticken der Holzbläserbegleitung ahmt der Komponist den damals neuen Taktmesser, das Mältzelsche Metronom, nach. Der dritte Satz ist ein Menuett, etwas derber gehalten als sonst die Menuettstücke. Vielleicht tanzen Bauern diesen höfischen Tanz. Menuettsätze hat Beet hoven nur in der ersten und achten Sinfonie stehen. Der Endsatz: Allegro vivace (lebhaft) ist mit seinem sprühenden Humor der bedeutendste der Sinfonie. Reich an überraschenden, dynamischen Gegensätzen, an instrumentalen Feinheiten und Verwicklungen bleibt doch alles leicht ver ständlich. Dr. Kreiser.