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Am vorigen Sonntag, ja, da konnten die Roten noch amtlichen Druck siir sich einsetzen. Da gab es in den städti schen Krankenhäusern eigene Wahlbezirke, und die Stimm zettel wurde» Bett sür Bett von dem umherziehcnden Wahl- vorstand eingcsammelt, soweit die Kranken sich Wahlscheine besorgt hatten. Aber die christlichen Krankenhäuser — Lazarus, Paul Gerhardt, Luther, Bethanien, Elisabeth — dürfen sich dieses Vorzugs natürlich nicht erfreuen, da liegen ja vielleicht mehr Patienten, die für nationale Parteien zu stimmen gewillt sind. Die dortigen Schwerkranken ver lieren also ihr Wahlrecht. Im LazaruSkrankenhauS habe ich es an diesem Tage erlebt, das, eine dort mit Unfallver- lehungcn an Schulter und Tust liegende Patientin, Aerztin von Berus, die dazu noch unmittelbar vor einer Operation ihrer Gallenblase steht, sich von Wärtern auf einer Bahre hinaustragcn und aus der Straße zum nächsten Wahllokal bringen lieb, wo sie glücklich und froh ihr „Hugenberg- Kreuzchen" machte und abgab, während aus Verlangen des Wahlvorstandcs die Wärter eine Decke vorhielten, denn — geheime Wahl sei Vorschrift. Ans einem anderen Kranken haus wird mir berichtet, daß ein schwerverwundcter Natio nalsozialist, von Noten angeschossen,. trotz aller Gefahr für sein Leben — die Aerzte rieten dringend vom TtanSport ab — sich ebenso hat sorttragen lasskn, damit seine Stimme — „Heil Hitler!" — nicht verloren gehe. Manchmal haben die Anzeichen unserer Not schon fast etwas Groteskes. Im Heft 8 der Mitteilungen der In dustrie- und Handelskammer zu Berlin von dieser Woche findet sich in der Spalte, in der die Schuldner veröffentlicht werden, bet denen das Konkursverfahren mangels Masse abgelehnt worbe» ist, unter 44 anderen Schuldnern auch — die Schuldner-Schutz G. m. b. H. Berlin-Schöneberg. So steht es jetzt bei uns, dass sogar solche HtlfSveretne, die Bankerotte verhüten sollen, selber bankerottieren müssen. Wer noch was hat, der schlägt e» um ein Butterbrot los. Besonders, wenn es sich um nicht mehr „gangbare" Ware bandelt, etwa um KonsekttonSware aus dem Winter. Zu fällig bin ich in einer groben Firma im Berliner Norden Zeuge solche» Ramschens geworden. ES sind holländische Aufkäufer da. Ein grobes Gestell nach dem andern wird herangerollt, an dem durchschnittlich ein halbes Hundert von Kleidern und Mänteln hängt, deren Erzeugerpreis 28 bis »o Mark betrug und die im Laden zu einem Preise bi» zu 4I)M Mark an das Publikum abaehen. Jetzt ist das avgesehte Ware, in Berlin im nächsten Winter, wo die Mode gan- ander» sein mag, nicht mehr verkäusltch. Aber warn« soll das nicht, ein wenig verändert und umgemobelt von darauf eingefuchste» Schncidcrstubcn, in der Saison 1082/33 noch in Steenwijk oder Lccuwarden oder Hoogcvccu an minder an spruchsvolle Holländerinnen aus den Nachbardörsern ver kauft werden können? Also die Ständer werden herangerollt, eilige Hände tasten die Reihe entlang, nm fcstzustcllcn, baß es wirklich Mittelware verschiedener Qualität ist, nicht Poscl, und eine Stimme ertönt: „Nehm' ich, Stück um Stück für 6 Mark!" Kurzer Blickaustausch der Verkäufer, bann wird zugestimmt — meist »»gestimmt — oder der Versuch gemacht, etwas mehr hcrauözuschlagen. 5^4 oder » Mark. Es geht u»n Tausende von Kleidern und Mänteln, die die Ber linerinnen in» vergangenen Winter sich mangels Kasse nicht zulcgen konnten. „Gott sei Dank, das Winterlager ist ge räumt!", sage»» bann die Chefs, auch wenn sic nur 20 Prozent des ursprünglichen Wertes der Sachen einkassieren können. Hier nehmen sie nur den Platz weg. Ja, wir sind arm, sehr arm geworben, so dast sogar die Konfektionsgeschäfte den Bedarf im vorigen Winter sehr stark überschätzt haben. Trotzdem kann der flüchtige Beobachter offenes Massenelend in Berlin kaum entdecken, dieses richtige Lumpenelend, das in gewissen Stadtvierteln Londons den Fremden von einem Führer gezeigt »vtrd. Ich habe immer gedacht, im Berliner Asyl für Obdachlose, tn der „Palme" tn der Fröbelstraße, könne man am besten den Pegel unserer Not ablesen,' da müsse ich also einmal hin. Zunächst lese tch, was man darüber erfahren kann, und staune: tm Jahre 1V14 gab es hier monatlich rund IM 000 Uebernachtungen, jetzt aber sind es nur noch ISMO, so dab man den leichtfertigen Schluß daraus ziehen könnte, es gehe uns heute zehnmal so gut. Jawohl, sagt mir ein guter Republikaner, so ist es auch. Nämlich die Wohlfahrtspflege arbeite heute, wofür wtr noch Arbeitenden ja unsere Steuern bezahlten, so großzügig, daß auch der ärmste Berliner seine Bleibe bekomme und nicht obdachlos zu werden brauche. Hm. Klingt großartig. Wenn es stimmt, will auch tch die neue Zeit loben. Ich werde wohl ganz bequem und einfach meine Feststellungen machen können, denn tch erinnere mich von 1V14 her, daß es damals hieb, in der „Palme" werde man nach Nam' und Art nicht gefragt, brauche keine Ausweise, werbe ausgenommen, wenn man komme, denn ohne Not gehe doch keiner tnS Asyl füu Obdachlose. Gut, also ein Bekannter, der mit von der Partie sein will, und ich gehe»« hin. Wir finden das Lokal nicht gleich. Ein Schutzmann, den wir danach fragen, sieht uns trotz unserer alten und zerschlissene» Anzüge — »er «einige ist Bilder vorn Tage 5 Vdr, Leder» die« »orkrime. aoi Sclierl "«1 -«en »»tsple, kmanlactt« InUar »evVork^ime, Eilt Apparat zur Erlernung von Loopings In Los Angeles ist dieser merkwürdig aussrhenbe Apparat sür zukünftige Flieger eingeführt worden. Die jungen Piloten können an ihm sämtlicheFlugzeugkunststücke erlernen. Die Maschine ist mit einem Motor ausgerüstet und auf einem fahrbaren Gestell befestigt Segler Ahoi Ansegeln auf dem Wannsee bet Berlin Riesiger posineubau in der Schweiz Kürzlich wurde tn Zürich rin umfangreiches, nach modernen Gesichtspunkten gebautes Postamt eingeweiht, das mit einem Dostenauswand von mehr als S Millionen Franken errichtet wurde Blick auf das Gebäude mit dem Posthof und den abfahrtbereiten postkraftwagen Deutscke pre»5c-pdoto-2enlr»Ie Die schönste Münchnerin Im Wagner-Saal in München fand die Wahl der Schön heitskönigin „Fräulein München l-)2" statt. Die Wahl siel auf dieses reizende löjährige Mädel Martha Stephanitsch, eine Schülerin des Münchner Staatsballets nkon lOP arsl» ittwock g» 4 vkr !I>M IS deimer, teler »,l flttersr, 8»» «N 6 SU »UtkAU» k«U Büttner Allerlei vonzendämmerung — Wie Kranke wählten — Schuldner» Schutz-Konkurs — Im Obdachlosenasyl — StnllenbSrse — Mittel gegen Zeitstehler und Danergiiste Bonzendämmerung . . . Das Sichblähen der Eisernen Front hat nichts genützt. Nichts genützt hat auch der seit Jahr und Tag auSgestoßcne Propagandaschrei der Sozialdemokratie: „Her mit dein zweite»« Mann!" Nämlich jeder Parteigenosse sollte einen zweiten werben, so daß die Noten sich verdoppelten. Statt dessen haben sie bei der Preußenwahl ein Drittel ihrer bis herigen Mandate verloren! Das ist das ungeheure Ereignis vom vorigen Sonntag, dieser Einbruch in die Nethen der bisher größten Partei. Viele haben sich wohl als Ueber- läuser zu den Kommunisten geschlagen, die sonst dieselbe Einbuße erlitten hätten, aber sicherlich hat auch Hitler viele geschnappt. Dieser freilich noch mehr aus der zertrümmerten Mitte und aus der Rechten, wie namentlich die Ziffern von Pommern und Ostpreußen zeigen. Da habe tch tn einem märkischen Städtchen Bauern gesprochen, dte mir sagten, sie seien genau so deutschnational wie ich und blieben es auch, wählten aber trotzdem nationalsozialistisch. Weshalb? „Der Staat umkrallt uns den Hals, wtr müsse,» schnell Lust kriegen, sonst krepiere», wtr, und Hitler ist der ärgste Feind dieses Staates, das sehen wir ja an der Verfolgung, und wird uns also am ehesten von dem Würgegriff besreien." AehnltcheS habe ich in Berlin von vielen Kausleuten und kleinen Gewerbetreibenden gehört, von anderswoher ist es mir geschrieben worden, so dast sich also zweierlei daraus er- gibt: der Terror gegen die Nattonalsoztaltster, als seien sie die ärgsten Feinde des Staates, hat ihnen gerade Millionen neuer Wähler zugestthrt; aber die halbe Million Wähler, dte von der Rechten her in Verzweiflung zu den Braun. Hemden gegangen ist, kann bet nächster Gelegenheit wieder zu den Deutschnationalcn »urtickkehrcn, die nicht tn den Trümmerhaufen der Mitte geraten sind. Hauptsache: die Bonzokratie der Roten muß nun damit rechnen, baß tn absehbarer Zeit ihre Gewaltherrschaft «tn Ende hat und ihre Pfründen verloren sind, baß tn absehbarer Zett da» Gebet in Anstalten der öffentlichen Hand den Kindern nicht mehr verboten sein wird und keine Gottlosen- KabarettS für Kinder mehr austreteu dürsvr. , INlmig m-Idiele-fiim vlwn sirsten irUn»»uen IVioUao) Man gräbt nach Gold Auf der Straße nach Battenberg in der Nähe des Dorfes Allendorf (Hessen-Nassau) hat der Wünschelrutengänger Roch vor einiger Zeit Goldvorkommen festgestellt. Man ist jetzt berett» mit den Bohrarbeiten beschäftigt. Das Gestein, da» man in Z5 m Tiefe fand, soll stark goldhaltig sein >r«la«n NSV» -Operette nrcd ielvonklumen- tsllelburx von » dUUler UaipkvenstrlrF nI»«N« dtu»N«»nt«n on j. Vllkelw >et«r Nerr 8«raor<I Orün p lenzer Nsiner »toll era 8cdudert ler 8cdelnpNu« Kesler o.O - Meck Nsrlsnns lUlldl Colemsn krlon loncl» ViNie prsser Nieder t^n»o .... II Ude ne: ZSZI-SSM i.o.reoadttonel!, .Zmtntfrder, . d. Aniciaen, »niMe.Dresd. »Eriideinender nsoloe bSberer velriedsllöruna, usioerrnna oder ionliia. Grund« wird, dal der ^in.Anivrulda. una oder RN»« sBeruasorcilkk. wübr für das i der Bnzeiaen ooraeichriedenen »leaulbeslimml, rd nledl aelelflet. gr Blatt umfaßt Seilen.