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f Itr. ZZS Sette* ML,O^VV»»LP ^TTN^TW»^HU>« Mittwoch. 21. 2vN IS» I e- Das ewige Wunder. Bvu Gnidokrentzer. Mit oerächtltchem Aehsekzucken hatte der Segattondral a. D. W. Reeg den Brief zusammengcknüllt und in den Papierkorb geworfen. Dann versucht« er, sich wieder seiner Arbeit zuzu- wenden. Doch es wurde nichts. Die selbstverständlich« unbeirrbar« Disziplin der Gedanken war rettungslos durchbrochen. Er muhte plötzlich nach Wor ten. Satzwendungen und llebergängen suchen und fand sie nur mühsam. Wenn er sonst seine politischen Manuskripte schrieb, dann vermochte die Feder kaum dem rapiden Tempo zu folgen, mit dem das Gehirn arbeitete. Rühmte man doch an seinen Büchern »eben der universellen som»«ränen Beherrschung der Materie und der kristallenen .Klarheit -er Gedankcngänge vor allem den hinreihend suggestiven Stil, der seinen Werken auch literarisch eine Bedeutung weit über den Tag hinaus verlieh. Jetzt aber sah er zusammengcsunken und folgte mit leeren Augen dem Zigarettenrauch, der sich in grotesken Berzerrun gen hochkräuselte „Denn jeder von unS ist letzten Endes ein Don Quichotte feines Herzens." Ans dem anonnmen Brief, der vorhin mit der Post ein- getrosfen, waren ihm diese Worte im Gedächtnis haften ge blieben. Nun sprach er sie unbewußt nach und stutzte vor dem Klange seiner eigenen Stimme, die. in dem tiefen Schweigen des großen ernsten Arbeitszimmers seltsam verhallend, noch sekundenlang hängen blieb. Das riß ihn aus ziellos dumpfem Brüten. Und mit einem Mal ertrirg er diese unsinnige Nervenspannung nicht länger. Er nahm den zerknüllten Schreibmaschincnbogen wieder zur Hand, entfaltete und glättete ihn und las nun zum zweitenmal: „Sie sind verlobt. Herr LegationSrat, und wollen im Herbst dieses Jahres heiraten. Eine ausgesprochene Neigungs ehe, in der die beiderseitigen Interessen geradezu ideal har monieren. Denn Fräulein Lars ist eine erklärte Schönheit, spielt in der Gesellschaft eine Rolle und besitzt zwei Millionen Mark, während Sic Ihren Titel. Ihre Erscheinung und den klangvollen Namen, den Sic sich seit der Revolution als poli tischer Schriftsteller geschaffen haben, in die Wagschale werfen. Sie lieben Ihre Braut und sin- auch überzeugt, daß sie Ihre Empfindungen erwidert. Denn jeder von uns ist letzten Endes ein Don Quichotte seines Herzens. Und wir alle erliegen ja dem verhängnisvollen Wahn, uns in unserer Hiebe sicher zu fühlen. Aber ahnen Sie denn wirklich nicht, daß Fräulein Lars Sie in einer Form betrügt, die ganz dazu angetan ist. Sie vor der Welt unsterblich lächerlich zu machen? Jedermann weiß es: nur Sic sind blind! Dabei gtbt die künftige Freifrau von Reeg ihrer Neigung für Herrn Dr. James Trawonn recht ungeniert nach. Kennen Sie diesen etwas problematischen Gent, der in allen Weltstädten des Kontinents zu Hause ist und im übrigen eine ziemlich undurchsichtige Existenz führt? An seinen Namen knüpfen sich mancherlei fatale Gerüchte, die sich allerdings noch nie zu Tatsachen verdichteten. Also greifen Sie ein. ehe es zu spät ist. und Fräulein Lars sich rettungs los kompromittiert bat. Machen Sie dieser unhaltbaren Situation ein Ende. Sofort: heute noch. Die beiden Herr schaften sind hr seit Wochen unzertrennliche Tennispartner und spielen auch heute nachmittag wieder aus den Grunewald- Plätzcn. Daran anschließend pflegen sie stets noch eine halbe Stunde zu promenieren. Ucberzeugen Sie sich selbst. Und dann werden Sie es mir danken, daß ich Sie rechtzeitig davor bewahrte, sich noch länger von zwei gewissenlosen Menschen vor der ganzen Welt zum Narren machen zu lassen." Weder Anrede noch Unterschrift. So lange stierte der Legationsrat ans diese Schreib- maschinenzcilen, bis sie ihm vor den Angen zu tanzen be gannen. Einen halbersticktcn Fluch knirschte er zwischen den Zähnen, erhob sich ruckhast und begann das Zimmer mit langen Schrit ten zu durchmessen. Blanker Wahnsinn natürlich, waS dieser auonyme Lump da zusammengeschrieben hatte, der fernen Namen nicht zu nennen wagte! Eine erbärmliche Denunziation, an der kein wahres Wort >var! Sein« verlobt« htntersing Ihn! Mkt ebnem Abentevrert Soll man sich nur au-mal«»: — Sonny Var» und «t» in diskutabler «uhvnseiter. ein gesellschaftlicher Wegelagerer, rin High-way-man, et« sogenannter scharfer Kavalier! Im selben Atem»«« mit dem wagt« man hier sein« schöne, herbe, hochmütig« Braut »n nennen, die durch den vor drei Jahren erfolgten Tod ihre» kommerztenrtttlichen Bater» völlig verivaist war und seitdem mit einer alten Ehrendame. mit Köchin. Zofe. Diener und Chauffeur in ihrer entzückenden Dahlemer Billa wohnte und trotz ihrer Millionen und Pelze und Toiletten und Juwelen und beiden AutoS doch kein über flüssiges Luxusgeschöpf, sondern mit ihren fünfundzwanzig Jahren ein verdammt reifes und zielklares Menschenkind war. Sonst hätte sie wohl nicht schon mindesten» ein Dutzend Körbe auSgctcilt. Und eigentlich fand Malte v. Reeg es fabelhaft, daß es gerade ihm gelungen war, sich dies kritisch-kühle Mäd- chcnherz zu gewinnen. Aber durch gemeinsame Freunde lern ten sie einander vor mehr denn Jahresfrist bei einem Reit turnier im Sportpalast kennen, schivatzten stundenlang mit einander, als seien sie uralte Vertraute und hätten schon einen Scheffel Salz zusammen gegessen. Ein Vierteljahr später waren sie offiziell verlobt. Also gab es nicht nur in Romanen, sondern hin und wie der auch im Leben diese berühmte „Liebe auf den ersten Blick' Vielleicht alle hundert Jahre einmal. Und hier war sie eben zur Tatsache geworden. Nicht etwa, daß die Millionen seiner Verlobten ihn faszinierten. Die ließen ihn kiihl. Er dachte nie an sie. Er brauchte sie nicht und würde sich in die schöne Lonny LarS genau so bedingungslos verliebt haben, wenn sie arm wie eine Kirchenmaus gewesen märe. Denn sein ererbtes Familicngut Adli-'iarchlin in der Ncumark hatte immerhin an zivcitausend Morgen unter dem Pfluge und fast das gleiche Areal hoch wertiger alter Eichen- und Kiefernforst und dreischniltige Wiesen und fette salzhaltige Weiden und einen Biohstapel, der sich sehen lassen durfte. Außerdem aber brachten seine Bücher cs zu hohen Auflagen und warfen ihm reiche Tantiemen ab. Denn in diesen Jahren — seit er nach der Aenderung der StaatSsvrm den Dienst auitttert und, einer längst gehegten Neigung folgend, politischer Schriftsteller geworden Var — hatte sein Name Klang und Rang gewonnen. Jedes seiner Werke erschien in vielen Kultuvsprachen und erregte die Aus- merksamkeit der Diplomaten, Staatsmänner und Journalisten Deshalb reute es ihn auch keine Sekunde, daß er, trotz un gewöhnlich glänzender Laufbahn, dem Auswärtigen Amte den Rücken gewandt, als er die Mitte der Dreißig kaum erreicht hatte. Sein neuer Wirkungskreis war unendlich reicher und vielgestaltiger und verhieß EntwicklungSmüglichkeiten, die sich vorerst noch gar nicht übersehen ließen. Also keinerlei materielle Erwägungen, sondern nur die Stärke ihrer Liebe hatte diese beiden Menschen zueinander ge trieben. Mit lodernden Flammen war sie über ihnen zusam mengeschlagen, um in ihrer Glut zwei Herzen unlösbar zu ver- schweißen. Seitdem besaß di« Welt ein anderes Gesicht: Früh, ling nmr sie und Sonne über blühendem Nolcnhag. War tiefes tzsemciiisamkeitsgesühl und treue Kameradschaft und be dingungsloses Vertrauen. Und erst, daß sie sich liebten, hatte Lonnv Lars zu ihrem Weibtum erwachen und Malte v. Reeg den eigentlichen und letzten Sinn seines Daseins erkennen lassen. Nun aber sollte — sollte.... — Also da mußte man tatsächlich lachen! Denn wenn man'S recht überlegte, dann ivar cs gar nicht einmal unverschämt und gesinnungslumpig, sondern vielmehr borniert und naiv von diesem anonnmen Schmierfink, einem solch alberne Ammen märchen aufzutischcn. Wer sollte denn so was glauben?! „Da lach' ick öwer!" hatte Bismarck gesagt. Der Legationsrat v. Reeg wollte es auch tun. Doch über seine Lippen kam unversehens ein rauher heiserer Laut. Natürlich war alles jämmerliche Lüge. Da aab es gar keinen Zweifel. Nur — ia . . . — Woher dieser anonyme Briefschreiber die Unverfrorenheit so prägnanter Angaben und präziser Einzelheiten nahm? Und jetzt entsaiin Malte sich, daß er neben dem Namen seiner Verlobten, der ta alle Augenblicke in den Sport- und Turnierbertchte« »er Presse anstauchte, häuft« auch dr« de» Dr. Iame» Trawonn als ihre» Partner» erwähnt gefunden batte. DaS stimmte also. Und — Herrgottl — irgendein« »rohe Berliner tlluftrterte Wochenschrift vervstentltchie doch kürzlich «twe, -e» ersten dte»jährt«en internationalen Tennisturnier». Und unter dem einen stand: „Fräulein Lar» und Herr Dr. Trawonn, die Sieger Im gemilchte» Doppelspiel." Stand darunter — jawohl! Der LegationSrat batte da» Bild damal» seiner Braut noch zeigen wollen, e» aber schließlich doch vergessen. Weil ihn dieser ganze TenniSkram nicht interrlsserte und er über. Haupt gerade tn jenen Tagen an dem Schluhkavitcl seines neuen militärpolitischen Buche» schrieb. Soviel stand demnach fest: Ne kannten einander und Teil de» anonymen Briefe» waren häufig beisammen- Also wenn dieser stimmte . . . Uebrtgen» war «S in den letzten Wochen ein paarmal vorgekommen, dah Lonny LarS Zeitmangel ober Unpäßlich keit vorgeschützt, wenn ihr Verlobter einen gemeinsamen Theaterbesuch oder eine Autofahrt nach Potsdam oder Rbeinsbcrg oder Saarow hinaus angeregt batte. Es war ihm nicht sonderlich ausgefallen. Denn sie sahen sich sehr häufig, fast täglich. Und wenn sich das bin und wieder wirk lich nicht ermöglichen ließ, daiur lag immer noch kein Grund zum Argwohn vor. Hatte man alS LegationSrat tm Ans- wärtigem Amt gearbeitet und sich vorher als Attachs bei den deutschen Botschaften und Gesandtschaften fremdländischer Staaten den letzten diplomatischen und gesellschaftliche» Schliff geholt, dann kannte man doch die sogenannte Große Stzelt bis tnS letzte. Und an eine junge Dame dieser Kreise traten natürlich zahllose repräsentative und charitative Verpflichtungen heran. Namentlich, solange der durch Äricg und Umsturz aufgekommen« neue Reichtum unsicher im Sattel saß und die Eterselralen noch nicht abgestoßcn hatte. Ta wurden die Repräsentantinnen des alten vlutokratischen Borkriegs-Patrlztats von allen Ecken und Enden in An. spruch genommen. DaS also ließ sich alles verstehen, solange man blindling- vertraute und keinen Argwohn hegte. War der aber erst ein. mal da... — War der schon da? - IFortsetzung folgt.! iSkivkMzv; Lsison- -Xusverksut bscisotsrici Ss-mLLigtsn Ppsissn Gesund, nahrhaft u. billig ist Seesifchkost! LLLM WW A.'U Dresdner Fischhallen, Webergasse 17» lissk-färben «tt IHGNWch, c1«m natürlichen. vollkommen unrcdScNiltten Mittel nur Wlkclerkvrsiellunk verbissenen ocler orgraulvn ttasrs» unter Linselien »ul Ikre pernönllsien tn je6«r ^uZlükrung OsusrwsIIsss, ISudirelimll u. Lrisur pNeg« Ict» »,» 8p«ri»IitiU M Nllliir. zMiil-vMililmr. pernrul ISN6 81 Nd« Präger §ir. Nlmdooraakl mit 2ucitor seien. ?re»»g.) Atraett-Slrup Tttronan-Slrup Ttlronan-däoal in ri28ctton. teils gus^owessen sdrr» Sww »». F/Aene Webers/ IVü'se/re - m». 1N.1». ll-n m». iw. 0»»,nltn.«»td» Mt, i»d Welldechen, SN» «. 4L, »>. kerri M»II»r. liald»»»- deche», Ml». U.zo, »4, >«. «I. Umerdetl,»»»» ven Daun,». und Sleppdechen lehr preiewerl. Kloß» tn >r»t> «„»wähl. «leppdechrnledri» 0. U»rr,ch«. ehe ^ " -- - «rot, »,« inherdflretz, «, NN»« Wellt»»» «Ir. r«l. «s?4 «5 /e perre/sm — Faden «5/e schon emea AchrM/r? 2m dem handlichsten und praktischsten Fahrplan finden Sie sämtlich« Linken »«« Vorortverkehr«, dl« «ich- ttgst«n Fernstrecken innerhalb Sachsen» und deren Anschlüsse den Dampfschiff-Fahrplan »1« wichtigsten staatlichen Ärastwagenltnlen den Flugplan der Luftlinien, dt« Dr««den berühren k»I«e,r,lch Zu haben in unserer Hauptgeschäftsstelle, tn den Bahn hofsbuchhandlungen, den Zeitungsverkaufsständen, im Straßenhandel und durch unsere Filialen und Austräger Verlag Ser „Dresdner Nachrichten" kTisclneli Qsppiseli dä»r>»n»1r»st« 11 (gsgsalidse cisn vrsi ttsbsn) Husststlungg-Ssgsnstünäs illr Sscl und Klosett ! 0lrott»dr»drik «»et,»z.. »sch,.,. r„ «chie,,,»».v. ree^e «»che»»Nsl. ,.»»4» an. SchrHeN» v. »« an «nsterl»,«r »re,»«,.Lt»,HI«», vetxirtlrah» 1. Leibbinden dandagen, I»>t»N ittr Li» jchwi.r gslrn g«U», Irrligl nach reichller Srtodrun, »,*»«,>« N«rm»r,n p»Nn«r», Watpur,ieftrah» ». DrranIw.,.d.r«da>>»oneII,n Teil: Le. >. gutxljcher, Dresden; iür di» Anzetoeni kfrtH Aeeh, Dreadrn. Sin» Gewähr wr da» Er scheinen der Anzetgen an den avrgrtchrteden.n To«n sowie aus b«stimm,«, Seilen wird nicht g,leiste! Da» heutta» «denddtall umiahi tz Sette» vtaan» ntamaint m»«k,t 0»«slli blnekt» »taupttagar, Aaulba-sir.N.i. Sch» Pillnltzer Sie. Möbel billigt Sa. 40 neu» «od. Küchen oon ILO MH. an ,r«t>«r Degen livNükMMMSk 8p«i,orlmm,k »an 400 Mit. an 8vkl»kimm«k °.n 4S0MK..» vküirolongu«» von 30 Mit« an f>nrg»k6sroli«n von 38 MH. an sorstt» Sich». Duhb. u. imtl. »an 130 MH. an »Inratmül»» Soltden Heulen »ven« rndlongierleledt. l LKtOOWLPPM» HullKwOAPOL NU» eigner VVertlitatl ttov L eo., »paraenaaea «. »eld»> Ickinrerli«, »Ichere ttiu«. tspaltNar NUack», oreeSee, ffirueteek« Itr. «I. 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