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7S. Jahrgang. AZ 202 We»--A««ß«he Frettag, 30. April 1020 Dradlanlchrisl: Nachrlchlen Dr»»t«a- Fem>prrch«r-Sammelnummrr: 2S L41. Nur iür Nachlgripräch«: LO Oll. - tAntziitz» uom I«. vi, 30. April W2v ve, ia«Nch »w«una»per JuiceUun,, re, »uu. t^>o A.c.rk «^LAUgs ' WkvUyt Pojldezuasprei» mr Mono, ÄprU I Mari, ohne PoI1jusIell>m«sgevtchr. «la^»!num«er Ii« vieaui,. >0 mm »rette »euch« ohne , Ne ISt! Psi, , Dorausvet--» Sckriltleikin» und K-upIgelchLNsslell«: Marirnlira « Druck u. Verla« von -trplck » Arickardi m Dresden. Polllchrck-Konlv IOS8 Dresden. Nnchdru^> nur mii »euMcher Quelle»,>nnad» , Dresdner Nnckr^- wlillli» Unnerinnnir SckrllNIlick, merden ->,ck '»wewnkrl. l-lots! kellevue k^IsLsimiltsg-Tss mit ttonrsi-t. tz/1!t1sg- enici /^dsricl-Tsksi !m Tsressssn-Lssl SN ctsr ^lds. Ssksnnts vornsiims Tsksirnusik. ks»t»SIv mii Xonkvrvnnimmvr. ^s66li IVlittwocki -^ben6 Joch eine Fürstenvorlage des Kabinetts? Doppelte Befatzungshöhe in der2. und 3. Zone gegen Frievensgarnisonsstärke Marx als Nachfolger Fehrenbachs von -er Zenkrumssraklior, gewählt. — Der Zusammenbruch -er Frie-ensverhan-lungen in A-j-a. Ein Aegierungsenlwurs in -er Fürslensrage? Berlin, 30. April. Das N e i ch ö k a b i n e t t tritt im Laufe des heutigen Tages zusammen, um zu dein Borschlage -er Deutschen Bolkspartei, unninehr von stiegiernngsscite die Initiative in der Frage der Fürstenabsiiidung zu er greifen, Stellung zu nelimen. Die Oieichsregicrnng wird prüfen, ob ein eigener R c g i e r u n g s e n t w u r f in dieser Frage Aussicht haben wird, die bisher versandeten Verhand lungen über das Fürstenkvmprvinisi wieder in Gang zu bringen. sT.-ll.) Berlin, 30. April. Neber die Negier unginitiative in Lachen der Fürstenabfindung verlautet noch nichts be stimmtes Falls die Negierung eine Vorlage macht, ist eine Mehrheit dafür wohl nur zu erhoffen, wenn der vcrsassungs- ändernde Charakter vermieden wird. Es heißt, daß sich in diesem Sinne die nächsten Beratungen der Regierung bewegen würden. Ans den Borwurs, daß cs die Negierung bisher an Initiative habe fehlen lassen, wird mit der Gegenfrage er widert: Was hätte die Negierung tun sollen, um die Kom- promißverhandlnngen stärker zu beeinflussen, als es ihr ge lungen ist? Es dürfe nicht vergessen werden, daß cs sich bei dem Kompromiß nm eine Arbeit der Regierungsparteien handele. An dieser Arbeit habe das Kabinett sowohl hinter den Kulissen, wie im Ausschuß regsten Anteil genommen. Bei der einzigen nicht parteimäßig gebundenen ePrsönlichkcit des Kabinetts, dem Reichskanzler, hätten ununterbrochen mehrere Hilfskräfte arbeiten müssen, um das unaufhörlich ein- und ausgehende Material im Sinne und nach den Anweisungen Dr. LntherS zu bearbeiten. Das Kabinett sei also eifrig bestrebt gewesen, an der Lösung mitznarbeiten, die von der Rcgierungskoilitivn angestrebt würde. Daß diese Lösung nicht gesunden wurde, liege in erster Linie an der heterogenen Einstellung der Regierungsparteien in der Fiirstenfrage. Wenn man seht also plötzlich von derl Regierung eine Jnitative verlange, so wende sich diese im Grude genommen nur gegen die eigenen Parteien. Der Miß erfolg dcS Parteikomprvmisscs im Ausschuß sei gleichzeitig ein' Fehlschlag der Negierung gewesen. Denn man das Kabinett jetzt zu einer eigenen Initiative anspornen wolle, so liege darin beschlossen, daß zu der Absindnngökrise noch eine Regie rungskrise hcransbeschwvren werde. Die „T ä g l. Rundschau" schreibt: Die Vorlage der Negierung wäre ein sichtbares Zeichen und eine moralische Gewähr, daß eine für beide Teile annehmbare parla mentarische Regelung in der Frage der Fürstcnentschädi- gung unter Führung der Regierung angcstrebt und durch gesetzt werden würde. Damit wäre eine Gegenparole gegen den Entcignnngsantrag ansgegeben, die ihre Wirkung aus unendlich viele nicht verfehlen werde. , Das „B. T.", das anscheinend von der Wendung nicht unterrichtet ist, zetert gegen den Reichskanzler Dr. Luther. Ist der Kanzler, so schreibt das Blatt, denn der Meinung, das; die Lasten, die den Deutschen nach den Forderungen der Fürstenanwälte anferlegt werden sollen, nur Bagatellen sind, die der Mühe einer Initiative der Reichsleitnna nicht lobnen? Bisher ist die Behandlung der AbsindnngSfrage durch die obersten NeichSbebörden noch ein einziges Versagen. ES genügt nur, an das Gutachten über den verfassnngsänderndcn Charakter der Absindnngsacsetzentwürsc zu erinnern, um zu ermessen, wie weit sich daö Urteil des NeichSkabinetts von der Mehrheit <?s des deutschen Volkes entfernt. Man könne sich nachgerade, heißt es weiter, des Zweifels nicht mehr er wehren. ob cs noch länger anaeht. daß demokratische Minister die Mitverantwortung für diese Art von Führung oder viel mehr FührnngSlosigkcit tragen. « Berlin, 30. April. Die V e r s a s s u n g S n o v e l l e, die ein Volksbegehren in der A u s w e r t u n g s f r a g e aus- schließen soll, wird am Montag im RcichSrat zur Verhandlung kommen, sofern alle Vertreter der Länder ihre Instruktionen erhalten haben. Wahrscheinlich dürste auch Preußen znstimmcn ; und damit die Zweidrittelmehrheit gesichert sein. Berlin, 30. April. Der Reichsanßenminister Dr. Stresc- w a n n wird morgen abend 7,45 Uhr im Rundfunk über den BcrlincrVcrtragmitRußland sprechen. lW. T. B.s 82VVV Wann im befehlen Gebiel garnisoniert! Ein Plns von 42 000 Man» gegen Garnisonstärke im Friede«! Berlin, 30. April. Nach zuverlässigen Mitteilungen, die dem Demokratischen Zeitungsdicnst aus dem Rheinlands zugcgaugcn sind, ist die Lage in der 2. und 3. Zone heute die, das, die Verminderung der französischen Truppe» in diesem Gebiete geringer ist als der Zustrom belgischer und englischer Truppenteile, die bei der Umgruppierung in die 2. und 3. Zone garnisoniert wurden. Es sei, heißt cs weiter, nicht mehr daran zu denken, daß heute in der 2. und 3. Zone weniger fremde Truppen vorhanden sind als vor Absendung her Note der Bvtschafterkonsercnz an die deutsche Negierung. Die Höhe der Besatzung der 2. und 3. Zone übersteigt nach der ge nannten Quelle jetzt die Zahl von rund 82 000 Mann, wäh rend im Frieden dort wenig über 40 000 Mann deutsche Truppen garnisoniert waren. Im englischen Unterhause erwiderte Chamberlain gestern auf eine Anfrage, daß die Rheinlandkommission keine Vorstellungen der deutschen Negierung hinsichtlich der Zahl der ictzt im Nheinlande untergcbrachtcn Truppen erhalten werde. Dagegen hätten sowohl der englische Oberkommissar als auch das Auswärtige Amt solche Vorstellungen erhalten. Man sei nach Kräften bemüht, der Bevölkerung jede unnötige Unbequemlichkeit zu ersparen. Marx zum Nachfolger Fehrenbachs gewählt. Dr. Bell künftiger NcichSjustizminister. Berlin. 20. April. Die ZcntrumSsraktion des Reichstages wählte in ihrer hcntigen Sitzung einstimmig den gegen wärtigen NcichSjustizminister Marx zum FraktionS- vorsitzcnden an Stelle des verstorbenen Abgeordneten Fchrcnbach Als stellvertretende Borsitzende mit gleichen Rechten wurden mit großer Mehrheit die Abgg. v. Guerard und Stcgerwald gewählt Die Annahme des Postens als FraktionSvorsitzcndcr durch Dr. Marx ist sicher. Es steht rcdoch noch nicht der Zeitpunkt fest, wann er seinen Ministerposte» zur Verfügung stellen wird. Als Nachfolger im Amt des NeichsjustizministerS wird von der Zentrumskraktion der gcacnwärtige Vizepräsident des Reichs tags. Dr. Bell, präsentier« werden. Wer dann an die Stelle Rcllö als Vizepräsident des Reichstages treten wird, ist noch unbestimmt. Richard Gädke Berlin, 20. April. In Lugano ist der in den Borkriego- jahren bekannte Mtlitärschrislsteller Oberst a. D. Richard Gädke gestorben. Er stand in schärfster Opposition zur Heeresverwaltung. Tic Maßlosiakeii seiner Angriffe führte schließlich dazu, daß ihm dcrOssizicrstitelabge- spreche n wurde. Unter dem t?n«t»rnck des Krieges nnd der Revolution änderte Gädke seine Ansicht und trat für die Wchrhastniachnng Deutschlands ein. Kronprinz Rupprechl als Zeuge. München, 20. April. Tie „Bremer Vvlkszeltnng" hatte im vorigen Dezember behauptet, der volksparteiliche Neichs- tagsahgcvrdncic Dr. Gildemcistcr habe mit dem früheren Kronprinzen von Bauern Besprechungen gehabt, in denen davon die Rede gewesen sei. mit Hilfe sranzösischcr Gelder die dcut'che Monarchie wiedcraufznrichte». G i l d e in e i st e r stellte gegen den verantwortlichen Redakteur der „Bremer Volkszcitung" Strafantrag. Auf Antrag der Verteidi gung wurde die kommissarische Zcngenvernchmnng des Kron prinzen Nnpprccht über folgende zwei Punkte angeordnet: Ist dem Zeugen der Abgeordnete Gildemeister aus Bremen persönlich bekannt? -Hat Dr. Gildcmetster am Vorabend des Sedanlages 102» an einer Unterredung mit dem Zeugen teik- genommcn? Hierbei ergab sich, daß nicht der Abgeordnete Dr. Gildemeistcr, sondern ein Herr Anders an der in Frage stehenden Unterredung tcilgcnommcn hat. Kronprinz Nup- prccht bekundete weiter, daß die Unterhaltung einen rein akademischen Eharaktcr getragen habe, und bezelchnetc schließlich die Behanptnngen von einer beabsichtigten Wieder herstellung der Monarchie mit französischem Geld als reine Lüge. Berlin, 30. April. Die Maifeier ist verboten in Italien, ll n g a r n uv'' " m a » i e n. In Frankrci ch ist es den staatlich angcstclltcn Arbeitern srcigestellt, den 1. Mai zu leiern. Die Beamten sind dagegen verpflichtet, ihren Dienst einzuhaltcm VLrengers Schulüenregelung mil Amerika. 6,8 Milllar-en Gesamlschul-en Paris, 30. April. Das Abkommen über die fran zösischen Schulden an Amerika, das gestern abgeschlossen wor den ist. sicht folgende Regelung vor: Für die ersten zwei Jahre bezahlt Frankreich 30. in den folgenden zwei Jahren 3-Vö Millionen Dollar. Von da ab erhöhe» sich die Iahrcs- zahlungcn langsam bis zu 125 Millionen Dollar. Die Gcsamt- schnld Frankreichs ist auf 0 827 000 000 Dollar berechnet worden. Die Zinszahlungen beginnen mit dem Ende des fünften Jahres. Sic betragen für die ersten zehn Jahre 1 Prozent und erhöhen sich im Laufe der folgenden 25 Jahre nach und nach aus 3>- Prozent. iTU.s Das Abkommen enthält kcineSIchcrheitsklausel. Es kam zustande, nachdem Verenger der Schnldenkommiision ein revidiertes Angebot unterbreitet hatte. „Associated Preß" meldet, die Schnldcnkommission sei der Ansicht, daß sich sowohl in Amerika wie in Frankreich wahrscheinlich eine heftige Opposition geltend machen werde. Die Ratifikation durch de» Kongreß in dieser Session sei noch ungewiß. Bei den Bedin gungen sei den wirtschaftlichen Schwierigkeiten Frankreichs, die eine Folge des Krieges seien. Rechnung getragen worden. Der Köhepunkt -er Krise in U-i-a. Paris, 30. April. Die Blätter erklären übereinstimmend, daß der Abbruch der Konferenz von Ubsda so gut wie sicher sei, und daß die Kämpfe in den Rifgebieten tn aller Kürze wieder anfgc nommen würden, wenn nicht ein unvor- hergcsehenes Ereignis eintrete. Die gestrige Sitzung wurde abends 0.30 Uhr wieder ausgenommen. Inzwischen hatten sich die französischen und spanischen Delegierten über den letzten Gegenvorschlag der Risvertretcr verständigt, der sich ans die Autonomie dcS RisS bezog. Die französischen «nd spanischen Delegierten haben beschlossen, der Nisdelegation eine Frist vo« 48 Stunden z» stellen, nach deren Rblaus sie mit ja oder nein ans die Bedingungen antworten soll. Die französische Prelle bemüht sich, den Rifvertretern allein die Verantwortung für den bevorstehenden Ab bruch der Verhandlungen zuzuschieben. Der schlechte Wille der Rtsvertreter sei augenscheinlich. Dem Vertreter des „Journal" teilte ein Rifdelcgierter mit. die Rifdclcgation könne ihre -Haltung nicht ändern. Nach Bekanntwcrden der Frtcdciisbcdingungcn habe die Rifdelegatson erklärt, man sei bereit, zu verhandeln, wenn die Bedingungen nicht diktatorisch seien. Man habe geantwortet, die Rifdelegation habe alle Möglichkeiten, ihre Sache zu verteidigen. Nur deshalb seien die Risvertretcr überhaupt gekommen. Die Vorschläge der Franzosen und Spanier bedeuteten aber eine verschleierte militärische Besetzung. Auch die spanischen Truppen haben eine Vorwärtsbemcgnna dnrchgeführt und stehen mit den französische» Posten in Verbindung. sT.-N.s Französische Leitsähe sür -ie Abrüstungs konferenz. (Durch Funkipr » ch.i Paris, 30. April. Die französische Delegation für die E n t m a f f n » n g s k o n s c r c n z. die am 18. Mai in Gens beginnt, setzt sich ans dem Abgeordneten Paul Bon cour, dem Grasen Plauxcl, Referenten sür Vvlkerbnndsangc- lcgcnheitcn i»i Ministerium des Aenßcrcn, und dem Oberst leutnant Requiem zusammen. Die von der Delegation zu vertretenden Leitsätze sind nach dem „Mattn": 1. Die Entwaffnung kann nur dnrchgeführt werden, wenn die Sicherheit gewährleistet ist. 2. Die für die Kriegführung in Betracht kommenden Fak toren müssen sestgestellt werden, d. h. die Art und Weise, wie ein Land abrüsten kann, ohne seine Sicherlieit zu gefährden, muß von den allgemeinen Koeffizienten seiner wirtschaftlichen, industriellen und militärischen Kraft die cs im Falle eines Konfliktes nutzbar machen kann, abhängcn. 3. Die Auffassung über die für die KriegSsührung in Be tracht kommenden Faktoren führt notwendigerweise zu dem allgemeinen Gedanken, daß die Bewaffnung ein Ganzes bil det. Da keine,Unterscheidung möglich ist zwischen der Bcwars- niing zu Lande und zu Wasser, dürfen beide Fragen nicht getrennt voneinander behandelt werde». (WTB.) » Ncuyork, 30. April. Die amerikanische Delegation für die vorbereitende Kommission der Abrüstungskonferenz ist unia Gib so ns Führung nach Europa abgereist. (TU.)