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60. Jahrgang. 2L3 Drahtanjchrtst: Nachricht« »resd«. Aernsprechir-Sammelnummer: LSNTI. Rur für NachlgesprLche: NV0U. ^ L8TG Orsi^ing-SanSant-ZcksIiola-» GL ^.akm-Ackotlolaöe E vr«^n^-Altter-Ackoko>»Se Sonntag, 13. August 1016. Schristleivmg und HauptgeschäsN>snUe. «artrnstrahr »8^4«. Druck u. Bering von Lirpsch t Reichardtiu Dresde« rr:,r>,",oierlelliliriich tn Dreede« b«l zwelmaii,«e ZuNagun, «an Sonn- und Mont»,en nur einmal» »,2d M I Aniiemen-Nreise !vLZUZ5.TLVÜI)r In den tllororte» g,:ia M. Bet einmaliger Zustellung durch di« Post N.A- M. «ohne Bestellgeld». I Nachdruck nur mit deullicher 0uellenan,ade «.Dreadner N-chr.'» pUttlfl^ — Unoerlangi« Lchrt DI« einipalitge Zeile «eiwa 8 Silben» di, Pf.. Boriugapldde und An,eigen in Nummern nach Go»»» und Feiertagen laut Tarif. - »urwilritge riufirtlg« nur gegen Boraurde^hlung. - Beiegblatt II» Pf. Schriftstücke werden nicht «ufdcwabrt. luckksur Koeiifsinv l'uebwarsn ru ^nrüxsn, palslols, I-tossn uncl vsmsn- »<ostümsn. Dausriiafls Lkisviots für Xincjs^LnrüLo. öiNarci- uncl Seiirsidtisekluetis. Sunls l'uckis. vamsntuetis. Oniformtucks. ttsrmsnn pörrcksl SckekkeLstrske IS/21 , KI»!»«» X V»»uetrd>au.^» Vergebliche itMenische Angriffe östlich von Görz. tzrlilgreiche Migleit clfterreichisch-ungarlscher Seeflugzeuge.—Sortschreiten unserer Angriffes in den Karpathen.—Sar belgische Prahle«.—Sie painische Frage.—englische »rlegrrleie.—Türkische krsolge I» Persien, im Kankasn« «nd an der Sghptischen Srant. Sefterreichisch-ungarischcr Kriegrbericht. Wie». Amtlich wird verlautbart de» IS. Anguft: Russischer Kriegsschauplatz. Heereafront de» General» der Kavallerie Erzherzog Karl. Der Angriff der in den Karpathen kämpfenden deutschen und österreichisch-nngarischen Truppen schreitet er folgreich vorwärts. Sie nahmen dem Heinde gestern 700 Gefangene und drei Maschinengewehre ab. Süd östlich von Worochta versuchte russische Gegcnstöfw wur de» restlos abgcwiesen. Sonst kam cs im Bereiche der Hceressront des Erzherzogs nur mehr an der unteren Zlota-Lipa und südlich von Zatoczc zn lebhafterer Gefechts- tätigkeit. Heere»front de» Generalfeldmarschalts o. Hindenburg. Die Armee des Generalobersten o. Böbm-Ermolli schlug westlich von Zalocze mahrere starke Angrisse ad. Westlich von Kaszowka wnrdeu bei einem Uebersall aus eine seindliche Borseldstellnng >70 Gesangcnc und drei Maschinengewehre eingebracht. Südlich von Stobnchwa brachen abermals russische Uebcrgangsocrsuche zusammen. Italienischer Kriegsschauplatz. Hm Abschnitt zwischen dem Meere und dem Wippach - Tale wurden mehrere versuche der Italiener. sich unseren neuen Stellungen zu nähern, dnrch Heuer vereitelt. Ans den Höhen östlich von Görz schlngen unsere Truppen wieder einen starken Angriff ab und nahmen hierbei >0 Offiziere, 140 Mann gefangen. Der Monte San Gabriele und der Monte Santo stehen unter hefti gem feindlichen Artillerieseuer. An der Tiroler Hrout brachte» »ns kleinere Unter nehmungen 80 Gefangene, darunter 8 Offiziere, und ein Maschinengewehr ein. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Nichts von besonderer Bedeutung. Der Stellvertreter des Chefs des Generalftabes: sW. T.B s v. Höfer. Feldmarschall-Leutnant. Ereignisse zur See. Seeslugzeugc haben iu der Rächt vom 11. ans den IS. laufenden Monats die feindliche» Batterien an der Isonzo-Müudung, die feindliche Hlugzengstation Gorgo und die Adriawcrke bei Monsalcone sehr wirk, sam mit Bombe» belegt. Tie kehrten trotz heftigster Be schießung unversehrt zurück. sW. T. B.s Klotten kommando. -int« de« Kulissen der amerikanischen Anbenvolitil. Kn Washington wird augenblicklich Inselpolitik ge trieben. und zwar mit einem Hochdruck, aus dem man den Schluss ziehen kann, das, das Feuer der großen Umwälzung, in der sich die Welt befindet, auch den Aankecs empfindlich auf die Fingernägel brennt. Zuerst kam die Meldung von dem Ankauf der dänisch-westindischen Inseln, eines Teils der sog. kleinen Antillen, die sich an die großen Antillen, Kuba. Haiti und Portortko, anlchltcßcn und dieser bereits dem amerikanischen Einfluß unterworfenen Inscl- rcihc den für die Einfahrt zum Panamakanal strategisch richtigen Abschluß geben. Nachdem so die Washingtoner Negierung die Nordamerika mit Südamerika verbindende schmale Landenge von Panama durch den Erwerb des däni schen Jnsclbesitzcs für den Preis von 1«» Millionen Mark ,uf der Seite des Atlantischen Ozeans gesichert hat. richtet sie ihr Augenmerk weiter auf die andere Sette der Landenge nnd sucht die dort vorgelagerten Galapagos. Inseln, welche die Zufahrt vom Stillen Ozean her beherrschen, ebcn- lallö in ihre Gewalt zu bringen. Der Kaufvertrag mit Dänemark ist zwischen den beiderseitigen Regierungen be reits vollzogen morden, und wenn auch die dänische Volks vertretung. deren Zustimmung cingcholt werden muß, nicht ohne weiteres gute Miene zum bösen Spiele gemacht hat, so läßt sich doch nach den sehr ernsten und bestimmten Er klärungen der »openHagener Negierung nicht wohl daran zweifeln, daß das Hollething die Verantwortung für die Folgen einer Ablehnung des Verkaufes als zu schwer er achten und sich schließlich in das Unvermeidliche sügen wird. Aus den von der dänischen Negierung gegebenen An deutungen ist zu entnehmen, daß die Machthaber in Washington entschlossen sind, das Geschäft unter allen Um stünden als fix nnd fertig zu betrachten und in Konscguciiz dieser Auffassung die Inseln äußerstenfalls auch ohne die Einwilligung des dänischen Parlaments in Besitz zu nehmen. Man hat offenbar i» den leitenden Kreisen der Union die englische „Lchutzpvlitik" gegenüber den kleinen Staaten als probat befunden und handelt nun ebenfalls „im Namen der Freiheit" nach dem Grmidsatz, daß Macht vor Necht geht. Auch mit der amerikanische» Republik Ecuador, der die Galnpagvs-Inseln gehören, wird man wohl nicht viel Federlesens machen, falls sie aus ihrem bisherigen Sträuben gegen die Hergabc der Inseln beharren sollte. Die An gliedern»« der beiden Inselgruppen an die Union darf alio schon heute als vollzogene Tatsache betrachtet werde». Man fragt sich unwillkürlich, warum die Amerikaner gerade !m gegenwärtigen Augenblick solche Eile nnd Be flissenheit zeige», sich in beiden Zone» Flottenstützpunkte z» sicher», die den offenbaren Zweck verfolge», den Pnnainakanal zu sichern, deren Erwerb aber bislang nicht sür dringlich erachtet wurde. Man sollte meinen, die An- gliederung der beiden Inselgruppen hätte gleich von vorn herein beim Bau des Panainakanals ins Auge gefaßt und dnrchgeführt werden müssen, wen» man ohne sie den Kanal nicht genügend geschützt glaubte. Die Erklärung dafür, das, man sich in Washington erst seht aus diese Notwendigkeit besinnt und nun plötzlich -Hals über Kops die Lache be treibt. kann nur darin gesunde» werden, daß die neue Wasserstraße den aus sic gesetzte» Erwartungen nicht ent sprochen hat und gerade inmitten des Tobcns des Welt kriegcs mit seinen unberechenbaren Gefahren »nd nicht vorauszusehcride» Verwicklungen in den Zustand der Un brauchbarkeit gerate» ist. Infolge ständiger »msangreichcr Erdrutsche hat der Kanal für die Schiffahrt gesperrt werden müssen, und das Strebe» der amerikanischen Negierung ist nun mit aller Energie daraus gerichtet, Ihn in kürzester Frist sür die Kriegsflotte wieder frei zu machen. Um während der hierzu erforderlichen langwierigen Arbeite», die zugleich mit der wesentlichen Verstärkung der Be festigungen am Ein- und Ausgange des Kanals verbunden sind, nicht durch mögliche feindliche Unternehmungen ge stört zu werden, hat die Washingtoner Negierung die ge nannten Insclstützpunktc in ihren Machtbereich gezogen. Sic will verhindern, daß die Insel» von einer feindlichen Macht als Opcrationsgrundlagc zur Sec benutzt werden könnten, und hat sic deshalb selbst an sich genommen, »m unter dem Schutze dieser maritime» Bollwerke sich dem end gültigen Ausbau das Panamakanals in Sicherheit widmen zu können. Als das Versage» des Panamakanais unmittelbar nach seiner Eröffnung bekannt wurde, konnte man vielfach die Meinung aussprcchcn hören, daß die Amerikaner auf diesen Wasserweg überhaupt verzichte» nnd auf das frühere Pro jekt des Nicaragnakanals zurtickgreifen würden. Die ge waltigen Anstrengungen aber, die jetzt gemacht werden, um die dauernde Brauchbarkeit des Panamakanals zu sichern, lassen in Verbindung mit den Inselkäufcn erkennen, daß man in Washington nicht daran denkt, sich an das andere Unternehmen heranzumagen, das wiederum nicht bloß un gezählte Millionen verschlingen, sondern auch mindestens ein Jahrzehnt kostbarer Zeit erfordern würde. Ob den Amerikanern noch eine so lange Frist ungestörten Friedens beschicdcn sein wird, erscheint mehr als fraglich, wenn ma» die durch den Weltkrieg so stark befestigte Stellung Japans und sein vermehrtes nationales AusdchnungSbedürsniS in Erwägung zieht. In Washington ist dann auch offenbar die Rücksicht ans die Unstimmigkeiten im Verhältnis zu Japan in erster Linie für das Beharren auf dem Panama kanal ausschlaggebend. Je weniger wahrscheinlich ein An griff einer feindlichen Macht gegen die Union vom Atlan tische» Ozean her ist, desto größere Bedeutung wird man dem Erwerbe der Galapagos-Jnseln als eines dem Schutze des Kanals dienenden Flottenstützpunktes gegenüber Japan bcizumessen haben. Man kann ohne Ucbcr- trcibung behaupten, daß die ganze Flottciuwlittk der Ber einigten Staaten feit dem Augenblick der Ertennluis der japanischen Gefahr daraus gelichtet war, die Möglichkeit einer jederzeitigen Vereinigung des allaniischen Ge schwaders mit der Flotte des Stille» Ozeans zu schäfte», und dieses Ziel jvllie durch den Panamaianal uenviiklicht werden. Alle maritimen Pläne der Union sind io scbr aus diese» Gedanken eingestellt, daß in den Kreisen ernst hafter Politiker vielfach die Ansichl herrscht, Japan werde noch vor der Fertigstellung des Pananiakanals seine Ab. icchllung mit Amerika zu vollziehen trachten. Mit wie mißtrauischen Augen Japan das Fvrljchreiien der Arbeiten am Panamakannl bcobachtele, bewies die Tatsache, daß vor einigen Jahren von Tokio ans Unterhandlungen mit Ecuador wegen des Anlaufes der Galapagos-Jnseln an. geknüpft wurden, die aber im Sande verliefen, weil die Japaner sich damals noch nicht stark genug suhlten, um es ans einen Vruch mit den Amerikanern ankommcn zu lassen, die aus diesem Anlaß gewaltig mit dem Säbel rasselten nnd erklürien, baß die Monroedoktrin, die jeder srcmdcn Macht den Erwerb ainerilanischcn Bodens ver bietet, auch n»f die dem amerikanischen Kvnlinent vor gelagerten Inseln sich erstrecke, mit Ausnahme derjenigen Inseln, die bereits seit langer Zeit sich in srenidem Besitz befinden. Ausgegeben haben indessen die Japaner ihre Absichten ans die anierilanische Westtünc keineswegs, nnd cs erscheint nach ihrem ganzen Verhaften durchaus glaub haft, Saß bei dem jetzige» meritaniichen Streilsall japani sches Geld und geheime Tvtivler -endlinge mit am Werke sind. Tie neuesten Nnslungsinaßnahnie» der Union zu Wasser und zu Lande sind im Verein mit den Iniellause» ein Beweis daslir, daß die leitenden Stellen in Washing ton sich gegen alle Gefahren, die der Union noch während des Weltkrieges ober nach ihm drohen ionnten, rechtzeitig wappnen ivvllen. Tie einzige seindliche Macht aber, die Amerika wirtlich bedroht, ist Japan, und nur gegen dieses kann daher vcrnünsligcrmeise die amcritani'che Adwehr- politik gerichtet sei». Da» belgische Problem. Man schreibt der „Tentschen Tageszeitung": Wir entnehmen einer vor mehreren Monaten in Brüssel erschienene» Broschüre „Im i>»Iiii<,»<- uimilme," nachfolgenden, ans die Ursachen des Krieges und die daher in Frage kommenden Streitpunkte bezüglichen Kommen» tar des unparteiischen Autors. „Belgien hat eine unglückliche geographische Lage, nach drei Leiten offen und ohne richtige politische und mili tärische Grenzen. Tadnrch war es stets ein Glacis, aus dem sich die Schlachte» der Nachbarländer ausfvchtcn. Für Deutschland war cs der kürzeste Weg nach Paris, für Frankreich nach dem Rhein. 1816 wurde es zusammen- geklcistert »nd mit einer papierncn Neulralilnl versehen, die eigentlich gegen die französische Erobe- rungs sucht gerichtet war. Hinter dieser Kulisse wähn ten wir nns in Sicherheit, obwohl von den besten Köpfen gewarnt, uns darauf zn verlasse». Vvn Frankreich wurde unsere Annexion 1840, 1848, 1865. 18cm «laut aufgefun-cnen Instruktivnen Napoleons III.), >808 n»d 1870 «laut in den Tuilcrien gefundenen Tornmentenj versucht. Emile Ollivicr erklärte 1870, niemand hätte opponiert, wenn dal» siegreiche Frankreich Belgien annektiert lzätte. Was England betrifft, so zielt sein Interesse ausschließlich ans das 07 Kilometer lange Litoral Belgiens zwischen Zccbrügge uni» Nie uport, um dessen Besitz sich der ganze Krieg dreht: es wird bis zum letzten — Belgier kämpfe», um die slan- drischc Küste und Antwerpen Deutschland zu entreißen, das sich dort festgesetzt hat." Aus diesen Aeußcrungen ergibt sich, wie die „Deutsche Tageszeitung" bemerkt, ganz vvn selbst das belgische Pro blem und seine Lösung für deutsche Interesse». Wir stelze» zwei Einbrechern in unsere EingangStore gegenüber, denen der Hehler, Belgien, sein Land als Durchgang zur Ver fügung stellte. Das eine Einfallstor für Frankreich ist Givet, Maubeuge, die Maaslinir, das für England ist die Küste zwischen Dünkirchen »nd Zecbrüggr plus Antwerpen. Wollen wir eine Sichcrheitskctte, so mutz sic längs dieser Linien und Stützpunkte gezogen »nd i» unserem Besitz sein, damit bei künftigen Einbruchsversuchcn unsere Lage in der Weis« verbessert ist, wie durch Metz und Straß- bürg nach 1871. Man braucht ativ gar nicht von Kriegs- zielen zu sprechen,- indem man die Kriegsursachcn be zeichnet, ergeben sich erster«: ganz von selbst. Bor und nach allem kann die geographische Lage Belgiens nicht korrigiert werden. Wie sich dirigierende Franzosen bei dem als unver- weidlich gehaltene» Duell zwischen ihnen und uns den Verlauf der Ereignisse gedacht haben, ergibt sich u. a. aus Zitaten, die in einem 1012 von -ein belgische» Kant»