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1« «Schön. Aber sage» Sie mal. Kollege, ob ich bei Grumbach Aufnahme und Verpflegung finden könnte." »Kein Gedanke daran! Sie werden Ihr Damtztl im Dorskrug aufschlagen müssen. Das Dorf ist ein Hausen elender Paroivken aus Holz, von Kaschuben bewohnt, und der Krug bleibt völlig im Bilde. Grumbach haust ganz allein mit seiner Tochter Laura aus erster Ehe, einer mürrischen alten Jungser, die schon sehr stark ans dem Schneider ist. Austerdem hat er noch eine Tochter aus »weiter Ehe. die etwa zwanzig Jahre alt sein kann. Die ist nicht übel, ich habe sie noch hier in Tuche! zur Schule gehen sehen. Seitdem ist sie wohl aus dem Walde unter Menschen gekommen." »Weshalb heibt Grumbach denn der lateinische Förster?" Der Forstschreiber lachte laut auf. „Weil er ein fürchterliches Jägerlatein svricht. Am besten sind seine Schnurren, von denen er jedes Jahr mehrere auf führt. Im vorigen Jahre hat ex sich solgendes Stückchen geleistet: Wir haben hier am Amtsgericht einen Dolmetscher Wigoda, der eine ganz phänomenale Nase besitzt. Sie gleicht einer stattlichen Gurke, leuchtet in allen Farben von Kupferrot bis Tiefvtolett und trägt meistens noch Ableger, die der über sein Ricchorgan ^ehr unglückliche Man» von Zeit zu Zeit operieren lassen mutz." »Das must eine ganz merkwürdige Nase sein." „Jawohl. Also eines Tages sitzt Grumbach mit mehreren Hetren hier auf der Veranda des „Schwarzen Adler", als Wigoda mit verbundenem Gesicht vor beigeht. „Was mag dem Wigoda trassiert sein?" fragt der vor kurzem zugczogcne Rechtsanwalt. „Wissen Sie das nicht?" erwidert Grumbach ernsthaft. „Seine Nase ist neulich explodiert." Allgemeines Erstaunen. Grumbach fährt ruhig fort: »Neulich, nach dem ForstgcrichtStag. spiele ich mit ihm und dem Förster Klos; Skat. Wie Sie wissen, raucht Wigoda nicht nur, sondern er schnupft noch ganz entsetzlich. Plötzlich ist seine Dose leer. Er schickt rum zum Kaufmann und lasst sie frisch füllen. Der Schnieske ist ihm nicht stark genug, er füttert also seine Nase noch häufiger als sonst. Plötzlich gibt es eine» Knall.... Wigoda fällt mit blut überströmten Gesicht vom Stuhl. Denken Sie sich, meine Herren, der Kommis hatte ihm statt Schnieske Schiestpulvcr eingesüllt.... Einige Körner waren in seinen struppigen Schnurrbart gefallen und hatten sich an dem Zigarrenstummel entzündet, den er rauchte...." Es gab ein grostes Gelächter, als Grumbach geendet hatte, ja, es erhoben sich sogar Zweifel an der Nichtigkeit der Geschichte. Aber Grumbach hatte sich schon mjt dem Doktor Findeiscn, der auch kein Spastverderber ist, durch einen Blick in« Einvernehmen gesetzt und fuhr mit tiefem Ernst fort: „Fragen Sie doch hier den Herrn Doktor. Der hat Wigoda operiert und verbunden." Der Arzt konnte es mit gutem Gewissen bestätigen, denn Wigoda hatte sich tatsächlich von ihm operieren lassen. In ganz Tuchel gab es in den nächsten Tagen ein grostes Gelächter über die explodierte Nase, und Wigoda wurde täg lich zehnmal über den Vorfall betragt...." „Da bin ich wirklich neugierig aus den lateinischen Förster," meinte Zühlke. „Mit dem werbe ich schon sertig werden." Gleich nach Mittag fuhr der Forstausseher mit einem gemieteten Einspänner nach Bürenbruch. Er liest vor dem Dorskrug halten und fragte die Wirtin, ob sie ihm Quartier geben könnte. Zuerst war die Frau auss höchste überrascht, und dann schlug sie ed rundweg ab. Aber Zühlke liest sich nicht abweisen. Er sah sich die kleine Giebelstube an, erklärte sie für sehr schön und ausreichend und liest sofort sein Gepäck hincinschaffen. Dann zog er sich Dienstkleidung an und ging zur Försterei. Die Haustür war verschlossen. Nach langem Pochen fragte eine weibliche Stimme hinter der Tür, wer da märe. ,Fsch bin der Forstausseher Zühlke. Mit wem habe ich das Vergnügen?" Er hörte ein lustiges Lachen, der Riegel wurde nrückgeschobcn, die Tür öffnete sich, und vor ihm stand ein reizendes, junges - ädchcn, das ihn durch eine Handbcwegung einlud, näher zu treten. „Sic sind wohl der Herr, der zur Beaufsichtigung der Kulturen her geschickt ist?" „Jawohl, mein Fräulein. Ich must wohl sagen: leider!" „Da könnten Sie recht haben," erwiderte sie ernst, „denn mein Vater ist furchtbar aufgeregt darüber, dah man ihm die Arbeit abgcnommen hat." „Ich bin völlig unschuldig daran. Mich kann also Ihr Herr Vater das nicht entgelten lassen. Wo oder wann kann ich ihn treffen?" „Er ist auf dem Felde und pflügt. Aber ich rate Ihnen, suchen Sie ihn da nicht auf... Kommen Sie lieber abends wieder." (Schlub folg«., tA«. S«» Mittwoch, de» >2. Roden,der IVI» Witwe Annemarie. Roman von C. v. Luckwald. «>0 ForveiMig.» Nachdem Graf Sandten abgereist ivar und Agnes in Mist Grcens Be gleitung bald darauf die Fahrt nach dem Süden angetrcten hatte, wurde es still im Alteudorser Herrenhause. Selbst auf dem Wirtsctxistshose verstummte der fröhliche Lärm, den ländliche Arbeit mit sich zu bringen pflegt. Nicht nur die Natur, auch die Menschen schienen Winterschlaf zu lxrlten. "Nur das unermüdliche Klappern der Dreschmaschine drang von früh bis spät herüber. Erna besuchte Annemarie in dieser stillen Zeit oft in ihren Zimmer«, bat sic um ein Lied oder spielte mit Malve und Klein-Tieter. «Gott, ist das jetzt ledern!" seufzte sie oft, „ein Segen, das; Du hier bist, Annemarie. Ich würde melancholisch oder stürbe an Gähnträmpsen. Ich liebe ja unser Altendvrs Heist — aber im Winter ist's zu öde hier. Grvstmama arbeitet den ganzen Tag, Papa ist ans der Jagd, Maina in der Wirtschaft, von Detlef und Hilde hört und siebt man nichts und Agnes und Grcenchen sind nun auch fort. So lmbe ich nur Dich und die Kinder. Wozu ist man eigentlich jung, wenn man so gar nichts von der schonen Jugendzeit hat?" philosophierte das junge Mädchen melancholisch. „Last nur, Kindchen," tröstete Annemarie, „der Winter ist bald vorbei und dann ist das Trauerjahr abgelauscn und Du kannst wieder ausgehcn und Dich amüsieren." Erna siel ihr ungestüm um den Hals und küsste sie. „Verzeih, Annemarie, ich wollte Dich nicht kränken — halte mich nicht für herzlos — aber bisweilen frage ich mich: was haben unsere Toten davon, wenn wir wie schwarze Unglücksraben cinhergehen und ganz vergessen, das; wir jung sind und das Leben so schön ist! Dieter selbst war ein so lustiger Bursche — dem tun wir gar keinen Gefallen damit." „Ich bin Dir nicht böse. Kleine," cntgcgnetc Annemarie freundlich. »Du hast ganz recht und ich verstehe Dich vollkommen." Die Ankunft der Posttasche war jetzt das Ereignis des Tages, denn neuer dings waren oft Briefe von Agnes und Mist Green dabei. „Mama, ein Brief von unserem guten alten Bccf für Dich," rief Erna auch heute, „bitte, lies vor, aber übersetze ihn gleich in ein vernünftiges Deutsch." Frau von Diekow entfaltete umständlich die Bogen und las. „Greenchen ist natürlich von Meran begeistert, einen Garten Eden, ein blühendes Paradies nennt sie den südtirvlischen Kurort. Sie haben beschlossen, den ganzen Winter über dort zu bleiben. Sie trinken schon jetzt ihren Kaffee stets im Freien, so warm und schön ist es in der Sonne. Ringsumher immer grüne Sträuchcr, blauer Himmel, und die Vögel singen, als ob es bereits Früh ling wäre." „Ach, die Glücklichen!" seufzte Erna, „wir sitzen hier in Schnee und Eis und hören nur die Dreschmaschinen klappern." „Sie haben auch schon Bekanntschaften gemacht," fuhr Frau von Diekow fort, „besonders mit einem jungen Ehepaar aus Livland und mit Legationsrat von Aldringen sind sic viel zusammen." »Ist er alt oder jung?" »Mist Green nennt ilm einen Mann in den besten Jahren." „Gott — was Grcenchen so nennt —- dann ist er bestimmt über vierzig — also alt, positiv alt — sonst noch was Interessantes?" „Herr von Aldringen scheint sich um "Agnes zu bemühen, er kommt fast täg lich. hat ihr neulich Blumen gebracht, auch schlicht er sich ihnen häufig auf ihren Ausflügen an. Aldringen", — überlegte sie — „der Name ist mir unbekannt, wenn Papa von der Jagd kommt, müssen wir mal im Gotha Nachsehen." . Lr§rs,iis2Lös ÜLLr «- erhält ohne jede Vorbereitung, durch einfaches Ueberbürsten mü durchaus unfchädlicherBirken» Brillantine leine ursprüngliche Farbe dauernd und >o naturgetreu wieder, Satz niemand eine künst- liche Färbung erkennen kann: auch dunkel» sie rotes Haar zu schönem Bramu Befriedigendsten Erfolg sichere uu ULinvIivt, Marienktrasie 18. krim8p6i86k3ttoki6lii groh, mehlig, per Zentner 2,40, Ur> io ckste und slss-num 2,60, Wohltman (rote) 2,50 frei Keller. ^Id«r1pIatL 8, Kartoffel-Groschandlung. Krim viilavvarate. Mutter- spritzcn, Leib-Binden» alle Imaien. Artikel. kieti.rrekLvdvu »m I»v8«platn, Filiale Wallstrasre 4. Man achte auf Firma! lk. IriellniIIek llilt. 140,128, 118 kl. WM. Nd M« Äll. prstü, DlMlW1.S.MlMl.r. W I-iiiil Mm W'vmrts Mrmr» 8!lvl,8l8v!,o 6or8vt-ln<1ii8tr1e) l.uüwig-kiolilki'-Zli'. 15, Pi. Kätik kroüsi- kailen. Kvin l-Sllvii. Islvpk. 924. Afakenbainiön 2, 22, 23, ttal1s8ls>lv KMgsiÄi'aÜv. sind nach hygienisch-ästhciijchcn Grundsälzcn, bei absolut individueller Be handlung jedes Emzcliallcs, wirklich fachmännisch angerertigt. engen insbe«. keine inneren Organe ein, gestalten völlige Bewegungsfreiheit, erhöhen infolgedessen das allgemeine körperliche Wohlbefinden und bringen infolge ihrer vornehm-eleganten Fa^ons Figur und Toilette auf das vorteilhafteste zur Geltung. Die elegante Dame lrägt nur Frau Lina Jähncs Matz-Cor>ets. Für starke und ieidcnde Damen von hervorragen den Frauenärzten >chr empiohlcne Spezialitäten. Ausgleichungen kunst voll. leicht und abwiut unsichtbar. Alle Peene sind billigst, nicht höher als die Preiie für fertige Laden-Coricts bei gleichem Material. Bitte, prüfen Sie in Ihrem eigenen Interesse den Unterschied zwischen fertigen Laden-C-oriets, ganz gleich weicher Marke, und Frau Lina Iähnes Mast- Coriet bei gleicher Preislage. 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