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S4. Jahrgang, ^lr 862. Brrn,5gr»0»r n>r »r««. t«» d«i >«,»» ,»»>- »»«>,srZu>laguni>a» Sonn- und Monwuc» nur immatz 2,d0 UN., »m.nu«wdri>d'I>i»i>» >n>jn»ndrc S.-U DN. Li», >>nn>«»g«r Nu- »,2un, dur« »i» » Knoun« tt'ixUgeldl. <->« d«> Lrlrrn- »»» «lesd.n » Unuicduni »m r«^ »srdrr ,u- §r»«ll>rn i>br„d-?Iu4- «ad«» rrd«»r>> d>» au»- «arita'n «veit'd'r mit »rr Msr,«»-?Iu»dud« «ilnmmrn dlochdru« nur nul d-ut- l>ch>r QurllrnanUad« t^r^d. Ha»r,", ,u. Üilll,. — Uttixrlan,,« Mdnulkrir»« n»rd«» »Ich« auldrwdyrt. relegramni-Adresse: Nachrichten Dresden. Serniprecher: 11 . 2«»« » 3001. Freitag, 31. Dezember 1W9. Keszvünöel 1850 Druck und Verlag von Liepsch L Reick,ardt in Dresden. Lodvek L vo. lloNiskorsntell 8r. Llaz. ä. Königs v Lwkseu. Vdoeoiaaev, vacaos Ve88ert8. Liurolrorkauk: b.e»«l«„, litmrrttL. Anzeigen-Daris Annahme vv,l Ailküi:- d'gungen dir nach::.. < Uyr. ^.oiuuo>t(. nn? Darre,l;rrab.' «6 vv.: N ' ,1 vhr. T> «inipalltzc «Ärundjeile <ca. v Gliben» 2L Ps.. lZamilien ^.achrtch««., au Dresvkn 2«) Pf . Vefchans Anzeigen an» der ^'rloatseuc Heil' :)l) W.: o,e zwelipallig-r Heilen rerttEluOl'- Sann u Jriertign, die e>njpalugc ckrund- ä> ile LOPf..aui Privat sr'ite <OPj. ZamiUcn» ^nchrichten o Dresden die Grund,eUe2LPi. - iUuswarug« Aufträge nur geqen VorauroeF jahkung. - Jedes Be- legdlail ko'iel 1ü Hs. Hauptgeschäftsstelle Mariciistraße 38,40. 10 enIkolKslsi'i'k-I^sslUIei, Via» 1 »sic., echt mit Schutrmsrlce Sluttsr Zinn«. Verssnck n. auswärts. kxl. ttokapotkeke. vresäen, Oeorxentor. ^«^rrrrrrv 8t8S^ESsS»rr^s^^r,^ R.s!a8ts u. llM63i>g kUor loüöttö- :: :: 8eit'6u! lr>-e»a»n Lutkmsnnr «,» St» v«'»» küi'^ialoint LSckLSk^. Loodssin xarkümlört. 2ads,bMM llll. 6iN36d1. k68vdLkk,6I1. vermcksln von ^ollsokuksn :: UllckllS piSlllVS ^ «Inä V«»I I». äsdei «skr ppe'k^niireNßs DE» I Mruai»'!,,! 8lra-.->e l "IM <I»I» WrsWtzS^MiKk-»?r^r»Lr«« A kkükenM^e »-3. 2lnkündignngen, die sich auf öffentliche Bcranstaltnnqen, Konzerte:o am 2. Januar beziehen, bitten wir für die Nummer vom l. Januar aufzugebcn, da am 2. Januar kein Blatt erscheint. Ziü<7 eilige Lesov. Mutmaßliche Witterung: Kühl, veränderlich. In der gestrigen Stadtverordnetensitzung wurde di« neue Steuervorluge mitvollzogen. Bei der Beratung über die Abminderung des religiösen Memorierstoffes kam es zu etnem erregten Wortwechsel zwisäien den beiden Vizevorstehern. Das Kollegium sprach sich für Abminderung und Neuauswahl des Memorierstosfes aus. Dir von Hauptmann von Hellfeld gegen die russische Regierung eingeklagte Forderung beträgt mit Zinsen S^L Millionen Mark. Prinzessin Luise von Koburg beabsichtigt, ln der Nähe von München ein Schloß zu erwerben. Geheimrat Her gesell ist nach Abschluß seiner Expe ditionsreise zur Erforschung der Luftschichten über dem Atlan tischen Ozean in Newpork eingetrosfen. Die neuerlichen Berl)andlungen wegen Bildung eines un garischen Kabinetts sind wiederum gescheitert. Die Kopenhagencr Kommission wird eine nochmalige Untersuchung von Eoots Papieren vornehmen, wenn die Originalnotizbüchcr vorgelegt werden. Lin vorKekligeret Mz in äer Zerialpolitiir »eht nach den Erklärungen des Staatssekretärs des Innern von Delbrück im Reichstage bei Gelegenheit der Inter pellationen über die Arbeitsvermittlung zn erwarten. Damit wird endlich einer Notwendigkeit Rechnung ge tragen. die sich angesichts der ins Unendliche angeschwolle nen Hochflut von sozialpolitischen Tcndcnzanträgen und bei -er Uebersülle neuer Gcschesvorlaqen aus diesem Gebiete schon längst mit steigender Kraft geltend gemacht hat und deren Berücksichtigung durch die verantwortlichen Stellen zu einer unabmcislichcn Forderung einer besonnenen, staatScrhaltenden Politik aewordcn isi. Es kann natürlich keine Rede davon sein, daß das große Werk der deutschen Sozialresorm in seinem weiteren organischen Ausbau, soweit sich ein solcher noch wirklich als notwendig erweist, beeinträchtigt werden soll. Woraus cs ankommt, ist ledig lich die Zurücksührnng gewisser einseitiger llebcrtreibun- gen der Posadoivslm'chcn Rera ans de» natürlichen Stand punkt der ausgleichenden Gerechtigkeit nach allen Seiten hin. Die sozialpolitischen Verdienste des Grasen Posa- dowSkn in vollen Ehren! Sie sind so unbestreitbar, daß keine Kritik au seinem Wirken sic auszulüschcn vermag. Seiner Tätigkeit hastete aber die unverkennbare Schiväche an, daß sie ausschließlich auf die Vertretung der Arbeiterinteresse» zugcschnitten war und darüber die Rücksichten ans den Mittelstand und das Unternehmertum vernachlässigte. Auch nalun damals die Fülle sozialpolitischer Gelcize dermaßen überhand, daß es in solchem Tempo keinesfalls wcitcr- gehen konnte und durste, wenn nicht die finanziellen Lasten der Sozialpolitik, ganz abgesehen von den nicht minder un liebsam empfundenen behördlichen Eingrisjen durch über mäßig gesteigerte AnssichtS- »n-d Koiitrollbesugnissc, ins Unerschwingliche gesteigert und dadurch die Konkurrenz- Lcdinguiige» der deutschen Industrie aus dem Weltmärkte nr bedenklichem Grade beeinträchtigt werden sollten. In den genannte» Punkten darf nun von den Männern des neuen Kurses ein de» nationalwirtschastlichen Voraus setzungen bester entsprechendes Verhalten erhofft werden. Herr von Delbrück ist nach seinen eingangs erwähnten Darlegungen gewillt, sowohl die Einbringung neuer sozialpolitischer Gesetzentwürfe im knappsten Rahmen des sachlichen Zivanges zu halten, als auch dem Mittel stände neben der Arbeiterschaft sein soziales Recht zu gewähren und gleichzeitig dem Unter nehmertum zu geben, was ihm gebührt. Da auch der Reichskanzler Herr von Vcthmann-Holl- weg den gleichen Grundsätzen huldigt, die er als Vor gänger Herrn von Delbrücks im Rcichsamtc des Innern praktisch bekundet hat. so erscheint die neue sozialpolitische Richtung durch die Harmonie der Anschauungen ihrer leitenden Träger innerlich genügend gefestigt, um dem sozialen Treiben und Drängen, wie es von seiten der Sozialdemokratie und des Zentrums aus agitatorischen Gründen in seder parlamentarische.! Saison in Szene ge setzt zu werden pflegt, erfolgreichen Widerstand entgcgcn- znictzen. An dieser neuen Entwicklung, die aus einer verständi gen Einsicht in daS, was der Allgemeinheit nottut, beruht, ist nicht zum wenigsten die schärfere Betonung der wohl- begründeten Rechte und Interessen der Arbeitgeber mit Genugtuung zn begrüben. Es ist in der Tat hohe Zeit, daß in breiten Schichten unseres Volkes wieder das Ver ständnis für die überragende geistige und wirtirlkastlickie Bedeutung des Unternehmertums geweckt un gepflegt wird, weil nur so dem Weitergrcifen der unheil vollen Auffassung vorgeb engt werden kann, die. von sozial- revolutionärer Seite geflissentlich erzeugt, genährt und ge fördert. den Stand der Arbeitnehmer geflissentlich übcr- sämtzt und von ihm allein alles Heil erwartet, während die Arbeitgeber nicht als wesentliche Faktoren des National» Wohlstandes, sondern lediglich als „Ausbeuter" und Feinde gewertet werde», mit denen ein Kamps bis ausS Messer ge- Mim werden müsse. Wohin soll cs führen, wenn ein solcher Wahn unaufhaltsam weiter um sich greift und di« Geister dermaßen betört, daß schließlich die Mehrheit des Volkes bereit ist, kaltblütig die Henne zu schlachten, die der ganzen Nation die goldenen Eier legt? Ta kann nur unaus gesetzte Aufklärung über das wahre Wesen des Unter» nchmertnms in Verbindung mit einer zielbewußten Hal tung der Regierung Abhilfe sckiasfen. Ein bemerkenswertes Zeugnis nach dieser Richtung legt u. a- der bekannt« Nativnalvkonom Professor Dr. Gustav von Schmollcr ab. Es will doch gewiß etwas heißen, wenn dieser hervor ragende Gelehrte, dessen soziale Neigungen so stark un ausgesprochen- sind, daß sie ihm den Beinamen eines Kathedcrsozialiston zugozogcn haben, die Unternehmer als „eine Klasse ausgesuchter Meniv'wn" bezeichnet, deren Ent» stehiing das Werk Jahrhunderte langer geistiger und mora lischer Erziehung, geschichtlicher Entwicklung und sozialer Auslese sei. Man könne behaupten, die Unternehmer seien als Klasse di« wirtschaftlich Fähigsten geblieben; sie seien auch heute noch gegenüber den Verkäufern der Produk- tconsmittel wie gegenüber den Konsumenten im ganzen die Uebcrlegemcn; und das sei nicht sowohl die Folge ihres Be sitzes. als vielmehr «ine Wirkung ihrer Initiative und ihrer gesamten geschäftlichen Fähigkeiten. In solchen Worten zeigt sich allerdings der „KathcdersoziaUst" mit keiner Silbe, im Gegenteil! N«rch zwei Richtungen hin haben die Männer des neuen Kurses bereits ihren festen Willen zum Schutze der berechtigten Unternchrnerrntercsien tun-gegeben, einmal in Sachen der Hälstelung der Beiträge zu der Krankenver sicherung und zum anderen in ihrer Stellungnahme gegen über dem Street über den einseitigen Arbeitsnachweis der Berghcrrcn im Ruhrrevier. Der Entwurf einer Rcichs- vcrsichevungsordnung sicht bekanntlich für das Kran'ken- kassenwesen eine Acnderung insofern vor, als die Beiträge zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern künftig gleich mäßig geteilt werden sollen, während jetzt die Arbeitnehmer zwei Drittel tragen. Hand in Hand mit dieser finanzielle« Mehrbelastung der Arbeitgeber soll dann aber auch eine entsprechende Erweiterung ihrer Rechte gelten, indem sie fernerhin dieselbe Anzahl Vertreter, wie die Arbeitnehmer, in die Vorstände der Kasten entsenden. Gegen diese sehr vernünftige Bestimmung, die wenigstens einen einigermaßen wirksamen Damm gegen die sozialdemokra tische Vorherrschaft in den Krauten kaffen darstellt, läutet die Presse der Umsturzpartet Sturm: rin Beweis, wie nütz lich sich die Vorschrift in der Praxis erweisen würde. Gegenüber dieser Agitation hat die Retchsreaierung den dankenswerten Mut gesunden, in einer inspirierten Mit teilung zu versichern, daß Preußen tn Verbindung mit mehreren anderen Bundesstaaten ans der Halbierung der Beiträge und der gleichmäßigen Vertretung der Arbeit geber in den Vorständen der Kosten unbedingt bestehe, und zwar aus politischen Gritnden zum Zwecke der Be kämpfung deS sozial!»« mokratischenEinslusscs in den Krankenkassen. Das ist ein offenes, ehrliches Wort, das den Nagel auf den Kops trifst und für das alle staats- erhaltrnden Kreise der leitenden Stelle aufrichtigen Donk zollen werden. Die Uebclständo, die sich aus dem partei politischen Terrorismus der Sozialdemokratie in der Ber- lrmltung der Krankenkasse!! ergeben, haben «inen solchen Umsaua angenommen, daß selbst bis weit in die Kreise dec äußersten bürgerlichen Linken hinein die Ucberzeugung von der llnlialtbarteit der bestehenden Verhältnisse ge drungen ist. Tie Regierung darf daher aus die allge meine Zustimmung der staatSerhaltenden Äreiic rechnen, wenn sie in diesem Punkte unnachsichtlich auf ihrem Scheine besteht und sich durch kein agitatorisches Lärmen über angebliche Beschnei-una der Selbstverwaltungsrechtc der Krankenkassen in ihrer zielbewußten Haltung beirren läßt. Mit Bezug ans den Streit um den Arbeitsnachweis hat der Staatssekretär von Delbrück im Reichstage die Er klärung abgegeben, er Arüsie eine Vermittlung und Ge setzgebung zum Zwecke der Einführung eines varitätischen, aus Vertretern beider Teile zusammengesetzten Arbeits nachweises so lange ableünen, als nicht im Ruhraebiet die Voraussetzungen für ein vertrauensvolles Zusammen wirken von Arbeitgebern und Arbeitnehmern vorläsen. Das heißt mit anderen Worten, -er Minister lehnt eS rundweg ab. den bergbaulichen Unternehmern einen pari tätischen Arbeitsnachweis wider ihren Willen auszuzwingen, in Anerkennung der Verteidigungsstellung, welche die Ar» beitgeber mit ihrem «inieitiaen Arbeitsnachweis gegen» über der gleichen gewerkschaftlichen Einrichtung etnnehmen. ES wäre auch zweifellos ein nicht zu rechtfertigender Ein» griff in die Koalitionsfreiheit der Arbeitgeber, wenn gleich bei dem ersten Versuche von dieser Seite, den Arbeitsnach weis aus eigener Kraft zu organisieren, der Staat sein Veto cinlcgen wollte. Auf einem anderen Blatte steht frei lich die Frage, ob nicht die Bergherren aus Rücksicht ans die allgemeine Wohlfahrt, die durch einen Beraorbeiter- ausstand von größerer Ausdehnung schwer in Mitleiden schaft gezogen würde, sich freiwillig entschließen könnten. Vertrauensmänner der Arbeiter zur Ueberwachung des Arbeitsnachweises heranzuziehen, um dadurch das Miß trauen der Arbeiter gegen die neue Einrichtung im Keime zu ersticken. Soweit hier tatsächlich die Gefahr von Miß brauchen besteht, hat auch die Regierung ein Einschreiten in Aussicht gestellt, besonders im Punkte der strafrechtlichen Ahndung der Verfemung von Arbeitern durch schwarze Bücher und sonstige Maßuabmen. Wenn also die Berg Herren a»Z eigener Initiative das Ihrige tun. um den Ar beitcrn den Beweis zu liefern, daß sic mit ibrem Arbeits nachweise lediglich den wirtschaftlichen Zweck einer vom sozialdemokratischen Terrorismus -befreiten Arbeitsver mittlung verfolgen und nicht an die politische und persön liche Knebelung der Arbeiter denken, so würden sie durch ein solches Verhalten ihre loyalen Absichten in bellcs Licht rücken. Käme cs dann trotzdem zum Kampfe, sg hätten die Unternehmer sich tn jedem Falle die io wertvollen mora lischen Sympathien gesichert. Ein Zugeständnis nach der angedeuieten Richtung aber muß ihnen um so leichter fallen, je mehr Gewähr ihnen die amtlichen Träaer des neuen sozialpolitische» Kurses für die nachdrückliche Wahrung aller berechtigten Unternehmer-Interessen bieten. Neuerte vradtmeläungen vom 30 Dezember. Vom preußischen Landtage. Berlin. sPriv.-Tel.) Die Eröffnung des auf den tt. Januar cinberusemn preußischen Landtages erfolgt, amt lichcr Bekanntmachung zufolge, an diesem Tage mittags 12 llhr tni Weißen Saale -es Berliner Schlosses. Zuvor wird Gottes dienst um 11 llhr im Dome für die evangelischen und um 11'.- Uhr in der St. Hedwigskirche für die katholischen Mitglieder siattsinden. Die beschlagnahmten russischen Millionen. Berlin. sPliv. Tcl.s In Sachen der Beschlagnahme eines russischen Depots bei einem Berliner Bankhaus«: wird halb amtlich mitgeteilt: Aus Antraa des Hauptmanns a. D. von Hcllscld ist von dem Amtsgericht Berlin Mitte aus Grund eines Urteils des Kaiserlichen Gerichts in Tsingtau die Pfändung eines Guthabens der russischen Regierung beim hiesigen Bank haus Mendelssohn u. Ca. verfügt worden. Die russische Ne. aierung hat gegen dieses von ihr als völkerrechtswidna angr- sehene Verfahren Beschwerde erhoben. Von dem Ministerium der Auswärtigen Angclegenbeiten ist darauf, wie bueits früher in ähnlichen Fällen, gegen den Psändungsbeschluß der Kompe- tenzkonflikt bei dem hierfür zuständigen Gerichtshof erhoben worden. Uebrigens hat sich tue russische Negierung bereit erklärt, die Ansprüche des Herrn von Hellfeld durch ein Schiedsgericht fest st eilen zu lasten. Berlin. tPriv.-Tel.s Die von Hauokmann von Hell, seid gegen die russische Regierung eingeklugtc Forde rung beläust sich aus eine Summe, die mit den Zinsen zusammen 3' s Millionen Marl beträgt. Der russische Bevollmächtigte non Dynewsti verhandelt un Awstvase seiner Regierung mit -Herrn von Hellseld wegen eines Ver-