Volltext Seite (XML)
34. Aahrgang. ^ls 342. Vkju»»gkvkhr ^«N'ljlidrl tur Drc-- b-l uigll-n iwei- ,«Uaer.!>>lr<>m>n,,an »)on». und M'»I»M» nur ei»u»>I, » »0 Mk. durch nudulür»-»«»»" „nilonare H.ia Ml. !»r> «nn.aNgee Zn- «Icllunn durch die P--U ,1M tdlinc-^rtt«Unrl»> Di« de» Sei»» du» Dresden u Uinn-dun» «u> Tog- vorher ^eN-Ulr» Adend.Aue «rde» erho llen hie aus warliaen ^e,,«her mit der Morgen Ausnado roionnnen zugefteA. Nachdrurk imr mit deut licher QueUenangade <,,Dr«id, Nach,?', jll- lstlig. — Uiwerlangln Minuskrtplo werden nicht ou'vesahrt. rrlegramm-Adrcsie: Nachrichten Dresden. Tenstprecber: 1, . '<»»« . »«NI. Freitag, 10. Dezember 1W0. Kegvür^Sol 18LS Druck und Verlag von Liepsch äc Reickiardt in Dresden. Lodeek L Vo. Uoklieseritoten 8r. dlaz. 6. Königs v 8aeiu>eu. vdoooiLüell, VLVL08 vesserts. Dnreftertzwck: v,e>,>I«ii. lltniLrlitL. Anzeigen-Tarn >> i»<- eiujpalli'il sHru»>'ojvii-' K Silben> P, . ^-aulUien -iftsyrlcytk-, «lu. DrfSfttu L' . ^eiä'Ljrc ^/niclge.u n « dei- ^rwutseikl' .zkil- !'0 Pf. ' dlü ^weifp,i!r,l, a. Te^tkülk tziOP In 9iunuuetn «,1-1» Sonn - Fciertagrn dir kiilfpaU'gc gründe .eile MPk , ouf Prwo , feitc 40 Pf. ^amiNe.i., '-»aiDrichten a. LltzSvtzn r,ieKrundzeUe2LPs. - 'Luöuxn tigc, Äuslro^- nur geq^n Lorciusv^ saltlunfl. - I<-deö !k^l.wu kojt-l 10 'P;. SL > litlvnlkolKalannk-k^aslHIIvn «>»» 1 M«., eckt mit Sckutrmsrlce INutter tliwa. Verssnci n.amwäfts. Kzl. klokapotkeice, vrescken, lieorxentor. 5> unven^UsMcO Im trogen ^^»»MWWWWWI I Lo.d.n ,Ir>I»troN«e>i Ks'ülct'» ^»uii.it.n Ilvwl'iksfnioi Srü»»<« Su»s>»»KI. pr.l, «. Hauptgeschäfts stelle: Morienstraire »> 40. ISLo«1«-NNL gronieucdter, ci5cklamprn :: Lvrpskv, ILut-lampsv, LUoxslrastsr, 'IRsLbsulLMpsv -— — dlri'rrer,. «,,»pp> u. -— Lbeling L Lroener, Zuukslr. 1 l. vernickeln von ^oüsckulisn :: II MMiNM r-s. Zküv eilige Lesov. Rüitmatzliche Witterung: kühl, sehr veränderlich. In der gestrigen Stadtverordneteusistung wurde lei Beratung der Steuervorlage bekannt, daß der neue Straßen bahntarif die auf ihn gesetzten Erwartungen völlig erfülle. Das zur S t e u e r o o r l a g e des Rats von den vereinigten Ausschüssen vorgeschlagene Gutachten wurde an genommen. Der Zweiten Kammer ist ein Antrag Dr. Roth zu- gegangeu, detr. Neuregelung des gesamten Beamtenrechts. In den: Prozeß vor dem Schwurgericht zu Leipzig gegen den Kaufmann Groher-Bcrlin wegen des R e v o I v e r a t t e n t a t s im Reichsgericht wurde die O e s se n il i ch k e i t aus geschlossen. Die Polen haben im Reichstage 11 Initiativ« n- iräge eingebracht. In Berlin tagte die B c r b a n d s v e r s a m m l u n g der ftcmptstelte deutscher Arbeitgeber-Verbände. Gurica Caruso wird sich in den nächsten Tagen mit einer jungen Sizilianerin verheiraten. vle Jungfernrede der neue« iseicbriranrierr IUI Reichstage ist geeignet, in alle» patriotiichen Kreisen lebhaften Widerhall zu erwecken und alle ehrlichen Be gebungen zur Wiederherstellung des für iiifterc innere und nutzere Wohlfahrt so nnbcdiugl notwLndlgen I-riedens milchen rechts lind links kräftig zn unterstützen. Der neue Herr im Kanzleramtc. dem der Ruf einer nüchternen Schiveigeriiatur, eines „.sioil Riolllc", nvrbcrging, hat bei meinem ersten rednerischen Auftreten »or dem slvrnm der deutschen Poltsverireiuna Töne aiiznschlagen verstanden, die non stark wirkender Klangfarbe sind nirü sich mächtig zu Gehör drängen. Die energischen Worte, womit der stanzler die Möglichkeit, dass die Regierung jm Reiche je mals ans das Niveau eines P a r i e i r e g i m e n i s hili ebst eigen lÄnnte. znrüftinies, ivcrcheil bei allen üaatserchalicnben Elementen ohne Unicrschieü der Par- teirichtnng um so mehr Antlaug und Beifall sindeii, >e deutlicher die Lntiänschnng darüber bei den Radi kalen und Sozialdemokraten in die Erscheinung trat. Ttc kleine, aber bezeichnende Episode, die sich bei dieser Gelegenheit abspielte, indem der Reichskanzler, um sich gegen die lärmende extreme vinkc Gehör z» verschaffen, mit der Hand ans den Tisch schlug, kann als eine Gewähr dafür gedeutet werden, das, Herr vvu Beth- mann-Hollweg sich nicht aufs Reden beschränken, sondern >m Notfälle auch die erforderliche Tatkraft zu kvnseguentcr vrakkischer Durchführung seines Standpunktes zn finden wissen wird. -Hatte sich also der neue Kanzler nach dieser Richtung hin, soweit das Thronen der Negierung über den Parteien n Trage kommt, sehr gut ei »geführt, so u>ar es nicht minder iirsvwait der Iall, als er im weiteren aus die bren nende Trage der parteipolitischen Versöhnung einging. Hier sprach er goldene Worte, die alle nationalen und staatScrhalteiide» Parteien sieb sns Stainmbuch schreib n sollten. ES war i» der Tat hohe .feit, dass endlich ein mal von matzgebender Stelle mit dem agitatoriichcu Un- >ug abgerechnet wurde, dem alles .^cichästsmätzig mich rern" erscheint, was sich nicht unter die hohlen Schlagworte ..Reaktion" und „Radikalismus" als reitender Engel vor jener bringen lässt, selbst wenn es sich »m die höchsten ge setzgeberische» .fiele sozialen und rechtliche» Eharaiters handelt. Was in unserem Volte noch an gesunden Instink ten lobt, das wird neue.straf! schöpfen aus der freudig zu- vcrisichUicheu Erklärung des Reichskanzlers, das- weite Kreise unserer Ration nicht aus die Dauer von der politischen Seniativn und Verärgerung leben wollen- Diese Wahrheit möge man namentlich auch bei uns in Sachsen voll beherzigen. Wahrhafte VaierlandS- sreunde vor die Iront! Wenn der erste verantwortliche Beamte des Reiches die Pincbe des Voltes dahin kennzeichnet: ,-L'as das Volk in erster Vinte verlangt, das ist doch, datz öS in seiner werktätigen Arbeit, mag diele wiri- ichastlicher oder kultureller Art sein, hier oder drautzen aus dam Weltmarkt, nicht durch Unruhe oder Experi mente gestört wird, sondern es will durch eine Poli tik der Stetigkeit und I- e st i g kcit im ZV n u e r n und nach außen gestutzt und gcsördcrt werden", io beweist er dadurch, daß er üch wirtlich im Volke nmge- jehen ip»t und dopest uxrhre Wünsche »nd Bedürfnisse zn würdigen versteht, .fu einem solchen Manne au leitender Stelle kann die deutsche Nation mit vollem Bcrtrauen ausdlickcn. Ihn mögen aber auch die Parteien hören, die zur schassenden Mitarbeit an ruieren »ativnalen Ge schicken in erster Vinte berusen stnd. Ganz besonders mögen die N a t i o n a l l l b e ra l e u auf den Warnruf dieses getreuen Eckhardt hören und sich nicht weiter „vom Vinten umgarne» lassen", unter Verzicht aus ihre große Ge schichte. aus ihre Tradition und ihre Ziele! Und auch die Konservativen mögen seiner Mahnung eingedenk sein uird «ns ihrem Parteitage, trotz aller von links her erlittenen Unbilden, nicht das Tischtuch zwischen sich und dem gemäßigten Viberalismus endgültig zerschneiden, sondern dem gemäßigt-liberalen Gegner goldene Brüsten zum Nüstzuge bauen! Tann eröffnet sich ein Ausblick in unsere innerpolitiichc Zukunft, de: für die vom Reichs kanzler ausgesprochene Zuversicht, daß der die Volks gemeinschaft verbindende innere Zwang zum positiven Schäften auch die gegenwärtigen Irrungen und Wirrun gen überdauern werde, einen festen Rückhalt erkennen läßt, znm Segen der allgemeinen vaterländischen Wohl- fahrt, der sich jedes Parteiinteresse unierzuvrdnen Hai. vie -Missen gegen die ftelcdLwettt in Kiel, die selbstverständlich durch das sreisprechende Urieil des Geschworenen-Gerichts nicht aus der Welt ge schasst sind, mußten um so größeres und unlieb sameres Aufsehen erregen, als im März d. I. der Etat der Marineverwaltung, mit Rücksicht ans die gleichzeitig staiisindenden Bcrhaiidlungcn des englischen Parlaments über maritime Rüstungssrage», abgesehen von Aus führungen eines sozialdemokratischen Redners über Ar beiter - Lohnvcrhältniise in den Werstbeirieben. gänzlich ohne Debatte verabschiedet worden war. Tie Nation durfte sich sv dem beruhigenden und, angesichls der Wirkung dieses Vorfalles !m Auslande, erhebenden Bewußt'cin überlassen, daß in unserer Marine, also auch aus der Reichsmerst in Kiel, alles in bester Lrdnnng sei. Diese Vorstellung mußte durch das, was aus dem sogenannten Werstprvzeß an pein lichen. seltsamen und zum Teil unglaublichen Vorgängen bekannt geworden ist mrü was der Staatssekretär für die Alteisen-Abteilung im großen und ganzen unumwunde» zugegeben hat, ein sähes Ende erhalten. Es ist zwecklos, aus den Verlauf der gerichtlichen Verhandlungen zurück- ziikvmmen. Sic sind durch ein gerichtliches Urteil ab geschlossen, und der Prvzeßsührung ist von sachkundiger Seite im allgemeinen das beste Zeugnis ausaestellt worden, wenn auch die Staatsanwaltschaft mehrfache Kritik wegen ihrer augeiftchcinlich nicht genügenden Beherrschung des gewaltigen 'Materials über sich ergehen lassen mußte. Aber eins muß doch hervorgehobcn werden. Selten wohl war nach Maßgabe der Tülle und Art des Materials einem Geschworcnen-Gcricht eine schwierigere Ausgabe zugewiesen. Der Vorsitzende hat wiederholt !» rückhaltlosester Weise erklärt, daß das Gericht sich einer Ausaäbc unterzöge» habe, die eigentlich über menschliche Kräfte ging. Dieser Umstand, der die Pflichttreue deutscher Iusiizbeamtcii in das beste Vicht setzt, macht ohne weiteres verständlich, daß die während der Verhandlung anfgcnomnieiic» Zeftungs- berichic manches anders darstellten, als den Tatsachen ent sprach, und daß das amtliche Stenogramm ein Bild von den Zuständen im allgemeine» und de» Hergängen im einzelnen entwirft, das in weitem Umsanae der miß günstigen. unbedingt und allgemein verurteilenden Kritik den Boden entzieht. Von den Abgeordneten, die die Inter pellation,:» ihrer Parteien begründeten oder im Sinne dieser Interpellationen sprachen, hätte man allerdings er warten sollen, daß sic über den wahren Sachverhalt, namentlich auch soweit die Einrichtuna der verschiedenen Wcritbetriebe und der Betrieb der Kricgsschifte in Trage kamen, auss genancste nnierrichici waren. Aber an beiden Verhandlnngsiagcn mußte der Staatssekretär des Reichs marineamts aus brr einen Seite mehrfach die Werftvrr- tretcr in Schutz nehmen, die im Prozeß nur reden dursten, wenn sic geiragt wurden- während die Angeklagten, in ihrer Verteidigung unbehindert, sagen konnten was sie wollten: er mußte vor allem aber auch die Darstellung der freisinnigen und der softäldempkrättschcn Redner in vielen Punkten berichtigen, in airderen Punkten als nicht zur Sache gehörig abweise». AVer nicht nnr das. Die ganzen Ausführungen des Ehns der Marlneverwattung waren in der -Hauptsache ein unwiderlegliches Zeugnis dafür, daß. ebenlo wie die Desienilichkcit aus Grund lückenhafter B> richte, io die Interpellanten, besonders die lozialdkmotrais icheu Redner, aus Grund lückenhafter Kenntnisse des Ta! beitandes ein vorschnelles, unberechtigtes, weit über den Rahmen der zuständigen Ressorts hinansgehcndeS Urteil gefällt hatten. Wenn der sozialdemokratische „Vorwärts" in seinem bekannten, ans Bosheit, Schadenfreude und Trivolitat zu sammeugewobciien Jargon von einem Kieler Bankerott spricht, kann das Motiv tcin anderes sein, als die gemein gefährliche Absicht, die Defseiitlichkeit irrezusübren und Tinge, die ernst, aber auch ehrlich beurteilt sein wollen, böswillig verallgemeinernd zn entstellen und im Sinne des Klasseittainpfes und parteipolitischer Verhetzung wucherisch anszubeuien. Es ist im höchsten Grade dankens wert, daß der Admiral von Lirpitz, der zu der im Reichstage über den Gegenstand verhandelten Inter- pellativn nicht nur in seinem Namen, sondern auch tu Vertretung des Reichskanzlers sprach, solchem Treiben den Boden entzogen hat, indem W, für dieses eine Mal die ihm sonst eigene Bescheiden heit und Zurückhaltung fallen lastend, aus seine überaus verdienstvolle Amtsführung hinwies und die gegeuwäitige wirtschaftliche und technische VeistungssLhigbeit der Reichs- werften, die bei seinem Amtsantritt nach einem von dem Staatssekretär ungezogenen Ausspruch eines hervorragen den Parlamentariers die „reinen Klempnermerkstätteil" waren und mit denen er doch die gewaltige Arbeit der Tloiicngcsetze ausgeführt hat, in das rechte Vicht letzte. Wenn ein Mann von der Vergangenheit und dem politi schen Kredit, der unantastbaren Vgifterteit des Eharakters des Admirals v. Tirpitz, ein Man», der, ohne Widerspruch zu finden, von sich sagen darf, daß es seiner ganzen Art wider strebt. eine Tansarc zu blasen, wenn ei» solcher Manu sich entschließt, aus seiner 1:' Jahre hindurch beobachteten Re serve und Schweigsamkeit herauszutrcten und der deutichen Volksvertretung die Erklärung abzugeben, daß die in den letzten Jahren zu Wasser gebrachten Schifte getrost jeder technischen Leistung ans der ganzen Welt an die Seite gestellt werden können, daß „Nanau" und nameitt lich „Blnäier" weit die Bedingungen überstiegen haben, die die Kvnstruttion ihnen gestellt hat, und daß die Käfter liehen Wersten die Schifte in völlig kriegsbereitem Zustand der Tront übergeben habe», so ist das ein Unterpfand für die Höhe der Leistungen der deutschen Reichswcrftcn, das an Wert kaum überboten werden kann. Aber das skandalöse Bild des Schlendrians, der Un treue und der Durchstechereien, das die Prozeßverhand. luttgen entrollt haben, kan» dadurch nicht aus der Welt ge- iclxftft werden. Es bleibt in seiner abstoßenden Häßlichteil und enrpörendcn Wirkung bestehen, und die Debatte >m Reichstage, mag sie auch von Ucbertrcibungen. Mißverstand- nisten und grober Unkenntnis nicht frei sein. Kat doch >o viel erwiesen, daß trotz der hervorragenden Venlungen in Lchissskonstruktiou und Schiffsbau recht vieles im Report der Marinevcrwaliuug v c r b c ssc r n ng s b e dürftig ist. vor allem bezüglich der Schäftung von Garav ücn gegen das Vorkommen vo» Unregelmäßigkeiten, Unter 'chkeifcn und Betrügereien !m großen. Die Staatsbetriebe sollen Musterbetriebe sein, und sie sollen es zn allererst hinsichtlich der Dldnniig und Wirt'ckmitlichleii lein. Woher soll fürderhin Dpferivilligleit ioiinnen. wenn die Steuer zahler, und diese sind das ganze denftche Volk- sich sagen »lüsse», daß die vorhandenen, mit schwerer Muhe ansgcbrachten Mittel dazu hcrhalien müsie», ein losen Beamten und gaune rischen Kaiftlciiicn die unergründlichen Taschen zn füllen ? Indische Blätter haben die letzteren damit zn entschuldigen geftichi. daß sie durch die aus dem Attmaieriaiieuhvse be stehenden Zustände zu unehrlichen Gcichäitcn geradezu ver führt worden wäre». Taftir hat das deutsche Rrchtsemv finden lein Verständnis. Wohl aber verlangt das deutsche Rechtscmpftndcii dringend danach, daß die Beamten, die in sv schwerer Weise gegen ihre Pslicht verstoßen haben, der verdienten Bestrafung zugcsührt und daß die beteiligten Händler, soweit möglich, znm Ersatz des durch ihre Schliche und .Kniffe verursachten Schadens herangrzogen werben. Das muß auch in seinem eigenen Interesse das Werstper sonal selbst verlangen, daS nach dein Ausspruch des Staats- setretärs m Tirpitz in seiner überwältigenden Mehrheit lehr tüchtig, iehr gewissenhaft, dnrstiaiis integer ist und ihn, wieder nach den eigenen Worten des Staatssekretärs, bei seiner schweren Ausgabe ans dos allerbeste und erfolgreichste unterstützt hat. ^ V———» ^