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- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1909-12-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19091203027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1909120302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1909120302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-12
- Tag 1909-12-03
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Monat
1909-12
-
Jahr
1909
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die Fahnenkompagnie präsentierte und die Musik die National hymne spielte. Die Feier schloß mit einen» Vorbeimarsch der Fahnenkompagnie in Gruppenkplonne mit sämtlichen Fahnen vor dem Könige. Dieser nahm hierauf noch einige militärisch» Meldungen entgegen, setzte sich sodann an die Spitze der Fahnen- kompagnie und r»lt mit dieser in, Königliche Schloh. Die Re- krutenrrupps marschierten nach ihren Kasernen ab. —* Le. Majestät der K önig n«rhm nach der Rckruten- vere»Sigu»»g im tsiesidenzschlvsse um 11^. Uhr mtlitärisckc Meldungen entgegen und empfing anschließend die Hof- deparlementsckefS zun» Rappprt. Mittags fand beim Könige Fnmiltentafel statt. —Ans dem Landtage. Die immer mehr abslachenden trtatdebatten ivnrden bente durch eine plötzliche Explosion überraschend unterbrochen. Als StaatSniinifter Dr. von Rüger im Hinblick auf verschiedene Aenßerungen de» Abg- Hettner bemerkte, daß er a»lf allgemeine Phrase» nicht erwidern könne» erhob sich ei» so großer Tumult, das» der Minister nicht weiterrcden tonnte und Sen Präsidenten Dr. Vogel ersuchen mußte. ihn gegen Unterbrechungen zu schlitzen. Als der Präsident daraus bat, verlebende Acugerungen zu unterlassen, ries der Abgeord nete Hettner: »Auch vom Ministertisch!", und von andere» Leiten ertönte es: „Daö muß er uinictnehuien!" Der Minister verbat sich derartige Aenßcrnngen, worauf der Abg. Langhammer erividerte: „Wir verbitten uns das auch!" Dann trat wieder Muhe ein und Dr. v. Rüger tonnte die iv.iialdemotratischen Angriffe gegen Sie Zivil tiste znrückweisen. Ruhig hörte Man auch die nächsten Redner. Abgeordneten Dr. Roth (srets.l und Justiz minister Dr. v. Otto an. Tie vollste Harmonie trat aber ein» als Finanzininister Dr. v. Rüger seine früher gemachte Aeukernng. die teilweise als Beleidigung hätte ausgeiaßt werden können, unter dem AnSdrucke des Bedauerns zurückiialim und ein gedeihliches Zuiamlnenarbeiten aller staatserbaltenden Parteien ivnn'ckte. Mit lebhaftem .Bravo!" nahm das Hans diese Erkiürnng auf. Dann be sprach der konservative Abaeordnete Dr. Spieß verschie dene Einzelheiten des EtatS in längeren Ansführungen, trotzdem er zu Anfang seiner Rede ausdrücklich bemerkt hatte, dag eine Abkürzung der Ctaidcbatte schon mit Rück sicht aus Regierung, Presse und Publikum wünschens wert sei. —» Ein bekanntes Berliner Blatt, welches schon oft LaS Aerqernis nationaler Kreiie erregt hat. hält sich sin gemüßigt, an eine größere Anzahl von Personen nicht nur in Preußen, sondern auch in Lachsen eine „Kundgebung" ,u versenden, welche den Zweck verfolgt, Aeußcrunaen be kannter Männer in der Frage der preußischen Wahlrcchts- äuderung herbeiznsühren. Der Aussvrderniig ist gleich eine frankierte Postkarte beigelegt, in welcher um die Er mächtigung nachgcincht wird, der übersandten Kundgebung den Namen des Adressaten binznznsügen. Nebenbei sucht das Blatt für sich eine geschäftliche Reklame in Szene zu ietzen. Es muß geradezu als eine Dreistigkeit gekenn zeichnet werden- wie das Berliner Blatt es ivaaen kann, auch Persönlichkeiten in anderen Bundesstaaten, welche die preußische Wahlrechtsreform als Staatsbürger aar nicht berührt, hineinzuziehen, um mit ihren Namen für seine demokratischen Bestrebungen Propaganda zu machen. Wie in dem Lchreiben bemerkt ist. beabsichtigt das Blatt, die >'illndgebuiig mit den Nainensnnterschristen zu verv'sent- lichcn. Es wird also von jeden», der mit der Zusendung beehrt worden ist. ernstlich zu erwägen sein, ob er sich ver anlaßt fühlt, in der öffentlichen Lireitsrage persönlich Par tei zu ergreifen. —* Der letzte Bogen des Brücke»,Nenbaucs sür die Ailguslusbrücke wird morgen früh tz'AO Uhr in Hiegenwart des Oberbürgermeisters Dr. Beutler geschlossen rv erdet». —Warnung vor einem Lchwindlcr in ärztlicher Maske. Ein gewisser Zimmern»«»»» tRusname Johannes), geborener Dresdner, der sich als „Dr." und Arzt ansgibt, hat in der letzten Zeit verschieden" Acrzte in Dresden, ArnSdorl. Bautzen, Eiban nsw. unter allerlei falschen Borsoiegelungen uni größere Beträge beschwindelt. Der Genannte, der ein gewandtes Anstreteu hat und in ärzt lichen Fachausdrücken gut bewandert ist (er hat mehrere Fahre Medizin stndicrti. ist etwa 33 Jahre alt. schlank, 170 bis 173 Zentimeter groß, hat schwarzes «gescheiteltes» Haar. Auslug von Lcbnurrbart und dunkle Angen. Im Gendarmerielllatt ist bereits ein Lteclbrief hinter ihm er lassen worden. — * Selbstmordversuch. Heute »nittaa 'Fl Uhr schivana nch ein Diensrmädchen in» Alter von etwa 20 Fahren in selbstmörderischer Absicht über das Geländer der Albert- briicke, wurde aber von zwei Pfännern wieder hcrüber- gehvlt. Das Mädchen schrie in einen» fort „Laßt mich, laßt mich!" Lie wurde ins Einnehmerhänschen geführt. Verunglückungen von Eisenbahnbediensteten. Gestern abend gegen Uhr ivnrde aus dem Bahnho'e Pirna der HilsSwcichcnwärter Langer mit schweren Kopfwunden ausgeinirden. Vermutlich ist der Verun glückte. der seinen Verletznnaen alsbald erlag, von der Lokomotive des Dresden—Bodenbacher Abenüpcrsoneii- znges erfaßt worden. — Aus dein Bahnhose L ch wa rzen - berg aeriet gestern nachm, gegen 3 Uhr beim Rangieren Ser Hilssweichcnwärtcr Steminler zwischen die Puffer und wurde am Brustkörbe qeaneticht. Der zum Glück nur leicht Verletzte fand im Krankenstis» Zwickau Ausnahme- Aus den amtlichen Bekanntmacknnaen Konkurse, Zahlnnqseinstellnngcn usw. Fm Dresdner A m » s a e r i t » b e z i r k : lieber das Vermögen des Fleischcr- uceisters Louis Richard Schober in Stetzsch. Bismarckßraße 5. 3 des .gonlursversahren eröffnet und als Konkursverwalter Herr Kaufmann Atzmaan in Dresden, Eliienklxatz« 1s. ernannt »vor bei». Anmelbefril» »t» zuA N. Dezembek. - Da« «oNkursoerfah. re» übe« da- Bermüaen b«» «chaxtnürt« Friedrich «tlhetm Scholle, bier. >«»» Rscvlaistras« 1«, ist nach Lb-altung bet Schlußtermin« ausgedoben. SScdrsrcdrl c-nälsg. Dritter Dag der St«tderat»»q tu der Zweiten Kammer. Di« Sitzung beginnt wieder u>»tcr dein Zeichen eines großen Tageö: »nit allen Ministern sind viele Herren der Regierung erschienen, die üssentUcher» Tribünen sind über füllt. auch die Dmnentribüne. DaS Wort erhält zunächst Finanzminister Dr. v. Rüger: Wenn ich den Verlaus der Etatdebatte überblick«, so kann ich mich beruhigen, selbst darüber, daß vom Etat verhältnismäßig wenig die Rede war. Eins freilich hat die Debatte mir nicht aufkiüren können, nämlich de» Vorwurf, daß man nicht genug liberal ist. Ich babe schon vpr Fahren die Frage mU- geworfen: Was ist liberal? Da ist mir nur mit hohlen Redensarten geantwortet worden. «Unruhe bei den Naiio- i.illiberalen »nd Freisinnigen. Hört! HvrU-Ruse bei den Nationalliberalen.) Die Geschichte der französischen Revo lution weist »ach. wohin man damit kommt. Der kurz vor Ausbruch der Revolution amtierende Finanzminister, der liberal ivar. hat gesagt: Wer Kredit beanspruchen will, muß großen Aufwand machen, muß sich ein Ansehen geben. Die damalige Regierung lebte von nichts anderem als von Vorgwirtschast. Lchou nach zwei Jahren hatte sie abge. wirtschaftet, und ich möchte ia tvarnen vor einem derarti gen Finanzwstcm, wie eS damals in Frankreich gehand. habt wurde Es ist weiter gesagt worden: „Es ist hohe Zeit, daß diese Regierung endlich einer anderen Platz »nacht, »veil sie rückständig iß!" Ich hätte geglaubt, daß die Debatte einer anderen Ansfassung Raum gegeben hätte. Daß meine Geschästssührnng rückständig ist, hat mir noch niemand gesagt. Was die Finanzverivaltu>»g betrisst, so sind mir ernstliche Vorwürfe nicht gemacht worden. Man hat mir zwar vorgcworsen. daß ich die Finanzverhältnisse vom Fahre 1381 »nit den jetzigen verglichen hätte, Verhält nisse, die ja längst nicht mehr in Betracht kommen könn ten. Es ist aber verschwiegen worden, daß ich nicht bloß vom Jahre 1881. sondern von einer ganzen Reihe von Finanzjahren gesprochen habe. Man hat mir auch vorge- worsen, daß ich aus einen Ausiprnch der Regierung im Fahre 1831 Bezug genommen habe. Warum soll ich mich daraus nicht beziehen dürfen, da es doch richtig ist? WaS die Einzelheiten anlangt, die noch vorgebracht wurden, w bin ick nickt in der Lage, aus alle einzugehen, abgesehen davon, daß es nach so großen Sitzungen ohmisch kaum noch möglich ist. alles zu bewältigen. Aus «ins muß ich aber doch ziirückkommen. Der Alu». Hettner hat »nit Bezug ans daS Ltempclgesetz Vorwürje erhoben, die er nur all gemein begründet bat. ohne bestimmte Beweise zu erbrin gen. kV! i t so allgemeinen Phrasen i st cs aber in der Politik nicht getan. Nach diesen Worte» des Ministers entstand bei den Nationalliberalei». »Freisinnigen und Sozialdemokraten ein E n t r ü st u n g s ß n r m- Man hört Ruse: Unerhört! Ab«t. Günther ilreisF: Dann bringen Sie auch Phrasen vor. Bon sozialdemokratischer Leite ruft man: Wurst wider Wurst! Minister Dr. von Rüger: Bitte, Herr Präsident, wolle» Lie mich nicht gegen solche Unterbrechungen schützen? Ich kmbe das Recht, zu verlangen, daß nicht Worte fallen, die mich verletzen. Aba. La ngba innrer inatl.): Wir verbitten uns auch selche Aeußerungcn. P rüiident D r. Vogel: Fch bitte, nicht Worte zu gebrauchen, die verletzen können. Abg. .H ettner Inatl): Auch nicht vorn Minißertiiche. Tie Un ruhe iin Saale, die sich auch ans die Vertreter der Regie rung überträgt, leg» sich nur ganz allmählich. Inzwischen geht Minister Dr. v. Rüge raus einige Anssüürnngen des Abg. Bauer ein, die dieser mit Bezug auf de» lange» Auscntbalt der Züge unterwegs, aus die Wagcmtands- gclder u. a. getan hat. Auch dagegen verteidigt sich der Minister, daß seine Schätzungen im Etat unznverlä'">a seien. Er »ährt dann fort: Ich muß heute noch einmal ein- gehen ans die Acußernngen, die acßern von sozialdemo kratischer Seite über die Zivilliste aesallcn sind. Ich tue es, »veil ich annchme. daß ein großer Teil des Publi- .kums gar nicht n»eiß. welche Beivandtnis cs »nit der Aivil- liße hat. Wodurch nt denn die Zivilliste entstanden? DaS Wort ist auch mir nicht nimvathi'ch: cs stammt aus der Zeit der Entstehung der Bcr'assnn-gsnrknnde. Die Zivil liste iß ein Aegnitutlem dafür, daß das Königshaus von den Einkünften, die früher in» alleinigen Besitze des Königs blieben, einen Teil dem Staate überwiesen Hatz Der Gesichtspunkt, baß die Zivilliste eine Bezahlung sür geleistete Dienste darstelle, iß ab'vlnt falsch. Wozu erhält denn -der König die Zivillißc ? Er kgn» sie durchaus nicht nach seinem Belieben verwenden. Er erhält sie in erster Linie zur Erlmliung der Würde der Krone. Die Vcr- sassunqsnrknnde enthält in 8 22 genaue Bestimmungen über däe Verwendung der Zivilist«. Es werden daraus bestritten: die Lckiatnlle»gelder des Königs und «einer Gemahlin, die Unterlmltnngs- und Erziehungskoßen seiner Kinder, die Gehalte aller Königlichen Hoibcamten und Diener, die künftig ausziisetzenden Pensionen derselben, sowie ihrer Witwen und Kinder, der gesamte Answand sür die Hof haltung. den Stall, die Hofjagd und die dazu gehörigen Iiiveiltarien, den katlwliichcn und evangelischen Hosgoties- dienst, iür letzter!«, nach der Höhe des zeitherigen Beitrags, die Hoikapelle und Hostheater, die Unterhaltungskosten der nach 8 17 dem Könige zur freien Benutzung bleibenden Schlösser, Paläste. Hosgebäude und Gärten, endlich alle hier nicht ermähnte ordentliche oder außerordentlicke Hoians- gabcn. deren Bestreitung nicht ausdrücklich auf da» Staat«, budget gewiesen ist. Sie sehen daraus, e« ist eine groß« Zahl von Au«, gaben, dir darau» bestritten werden müssen. Die Auf fassung. daß man e« mit einer Bezahlung kür ge. leistete Di«nst« zu tun habe, iß also, wie schon gesägt, illusorisch. lBetsall bei den Konservativen.) Abg. Dr. Roth lsrets., 18. ßädtz. Burgstädt) wendet sich zunächst gegen die Ausführungen des Btzevrästdenten Opitz bezw. gegen die Stellung der Konservativen zur RetchSerblchastSsteiier und tritt auch den ln derselben Frage von sozialdemokratischer Seite gegen den Freisinn erhobenen Vvrwttrfe» entgeae». Darauf begründet er den sretsinni- gen Aiitrag aus Wegfall der untersten Steuer, klaffen, indem er vor allem ans das Sinken des Geld wertes und den immcr gröberen Ausbau des Snstems der indirekten Steuern hinweist, so daß in der Entlastung der unterste» BevölkerungSschichteii a» direkten Steuern nur rin Akt sozial ausgleichender Gerechtigkeit erblickt werde», könne. ES verbleibt ein effektiver Ausfall von rund I0öll>00 Mk., wenn unser Antrag angenommen wird. Frei lich darf dabei he» staats- und gemetndcbürgerltchen Rech, tcn de- betreffenden Steuerzahler keil» Abbruch geschehen. Es »vird dann »vieder Beruhigung in viele Kreise ein- ziehen, die sich setzt der StaatSantorität feindlich gegen- überftellen. Redner plädiert svdan» für Eriüllnng bcrech- tigtcr Wünsche der Eisenbahnarbciter und unteren Beam ten. Vor allem die Verhältnisse der Eiscnbalmbetrtcbs- arbeiter bedürfen einer Regelung. Sie besonders haben unter einer nicht zu rechtfertigenden Bevorzugung der Mtlitäranwärter und -Invaliden zu leiben und beziehen dabei unzureichende Löhne. Auch ihre Ruhezeiten miiisen geregelt werden, sie »Nüssen oft übermäßig lange Dienst tun. SO Prozent 10 bis ll Stunden. 27 Prozent 1l bis 12 Stunden und manche bi» IN Stunden täglich. In dieicn Punkten dürfen Ausgäbe», nicht gescheut werden, da können wir uns nicht auf den Standpunkt der armen Witwe stellen, die kein Geld hat. Ich wende mich nm dieser Leute willen an das Wohlwollen des Finanzministcrs. iZnruf: Wohl wollen?) 422 Aspiranten warten zurzeit noch trotz lange bestandenen Examens auf Anstellung. Biele würden sich diesem Berufe nickt gewidmrt haben, wenn sie solch schleckte AnfrUckungsvcrhältntsse geahnt hätten. Bezüglich der Gc- meindebeamten möchte ich die Regierung an das im vorigen Landtage gegebene Bersvrechen erinnern, einen Gesetzent wurf vorzulegcn über eine Landespensionskaste. Nachdem sich Redner kurz »nit dem Kultusetat beschäftigt, »vendct er sich zum Iustizetat. Der Iustizminister hat zwar erklärt, er sei gegen jede Zopfigkeit. er mag aber einmal einen Mick in die von Anfang an schon sehr umfängliche Geschäftsordnung für die Iustizbeamten tun. die im Laus« der Jahre überdies noch zahlreiche Nachträge erfahren habe. Redner verliest unter großer Heiterkeit des Hauses einige drastische Paragraphen. Drei Viertel aller Schreibarbeit könnte wegsallen! Im allge meinen möchte inan etwas mehr »nit dein Volkscmpfindcn rechnen: durch solche Vorkommnisse, wie neulich.der Fäll eines Gastwirts, der wegen Verweigerung nochmaliger Zah lung von zivei Pfennige Brückengeld vor den Strairichter zitiert wurde, wird das Ansehen der Justiz nickt gehoben. Der Minister des Innern hat gestern den Gedankennang der jungen Stggtsbcgmtei, pinchologisch erläutert. Hoffent lich lmt er damit keine Direktiven für ihre gewünschte poli tische Betätigung geben wollen. Die Klagen darüber, daß die jungen Verwaltnngsbeamten keine Fühlung mit dem Volke hätten, würden sonst nur neue Nahrung sinden. Tie Meinung, daß die Liberalen die S iaa t s a u t o r t t ä t nur in der Theorie wahrten, ist falsch. Die Stärkuna der Staats- antorität wollen auch »vir. Es fragt sich nur. was man unter Staatsautorität »»ersteht. lSehr gut! links.) Wenn man etwa darunter den Kultus des beschränkten U n t e r t a n c n v e r st a n d e s versteht, dann allerdings sind »vir gegen die Wahrung dieser Staatsautorität in Theorie und Praxis. lSehr richtig! links.) Regieren Sic im Sinne Friedrichs II.. der »cden nach seiner Fasson selig »verden ließ, dann werden Lie sich über ein Schwinden der Sichtung vor der Staatsautorität nicht zu beklagen haben! lBeilall links.) Stgatsministcr Dr. v. Rüger erklärt, daß es ihm leid tue. in seiner letzten Rede ein Wort gebraucht zu babcn, das jemand als Beleidigung aufaesaßt habe und das viel leicht nicht ganz parlamentarisch gewesen sei. sBravo- Rufe.) Ich hoffe noch immer, daß die staatserhaltcnben Parteien »nit der Regierung gemeinsam gegen das staats- umstiirzende Vorgehen der extremen Parte» kämpfen werden. Ministerialdirektor o. Leydewist erklärt zu dem ge rügten Ausfall einer Anzahl Beciintenstellen. daß hierbei keine Spariamkeitsrücksicht-'n vorlicgei». sondern man hake keine genügende Verwendung sür dies« Beamten. Mit dem Neubau und der Neueinrichtung von Bahnwagen vierter Klasse wird svrtgefahren werden. Ihre Beschaffen heit entspricht durchaus dein niedrigen Preise, der für ihre Benützung bezahlt »vird Die Wagen älteren Snstems könne», so lange sie gebrauchsfähig sind, nicht ohne weiteres weggestellt werden. Einige von den Vorrednern gerügte llebelstände »ollen baldigst beseitigt »verden. Die Lohn- Verhältnisse der Eisenbahnarbciter sind in den letzte» Jah ren sortgcietzt erheblich verbessert worden, und auch die Dienst- und Ruhezeiten lmben durch die mit sämtlichen Eilenbahnverwaltungen getroffenen Vereinbarungen von 1807 wesentliche Besserungen erfahren. Bei allem Wohl wollen wird die Realer»ng alle an sie neu herangetretenen Wünsche nicht erfüllen können, denn cs würden sich daraus Mehrausgaben von über S Millionen Mark ergeben. Iustizminister Dr. v. Otto: Die Kritik des Abg. Dr. Not"» über die Geschäftsordnung kür die Insti»<Zebördi>n Veranstaltungen des Vereins im letzten Geichästsiahre zu , ußern. Die vorliegende Iabresrechnniig sür 1008 wurde genehmig: und den« Schatzmeister Entlastung erteilt. Sei tens des Direktoriums wurde der Versammlung vorge- ichlagen. >rls V c r e i n S g a l> e sür l 0 0 0/l 0 ein graph:- >cheS Werk des biesigen Maiers Georg Lührig. und zwar Lithographien in vier Farben, die vier Jahreszeiten darstellend, zu bestimmen. Tie Versammlung erklärt« sich hiermit cinverslairöen und berief nachstehende Herren wie der in das Direktorium: Wirt'l. Geh. Rat 1). Grasen Otto Vitzthum von Eckstädt, Oberbürgermeister Geh. Rat Dr. Beutler, Bildhauer Professor Rudolf Hölbe. Maler Ferdinand D v r s ch und Maler Adolf Fischer- Gurig. Die von» Sächsischen Knnstvercin im vergange nen Summer veranstaltete große Aqnarellansstellnna hat trotz'ihres'großen künstlerischen Erfolges mit einem Fehl beträge von Mer 2200 Pik. abgeschlossen. Die Einnahmen betrugen 20 613 Mk. und die Ausgabe» 22 818 Mk. Tic Versammlung beschloß, zur Teckuua des Fehlbetrages die Kosten für den Ausbau und die Dekoration von zwei Sälen, die sür weitere Ausstclliingszwecke erhalten bleiben sollen, zur Hälfte aus dem zur Verfügung stehenden Fonds nir öffentliche Zwecke zu bestreiten. Auch die Postamente für Sie Ausstellung sollen ans diesen Mitteln bezahlt wer den. Zum Schluß wählte die Versammlung noch Herrn Bankier Max Kun tze zum Schatzmeister und die Herren Kommerzienrat Türve, Baurat Grosch und Direktor a. D- Pa nde r zu Mitgliedern der NechnnngsprUfnngü- svmmilsion und gcnchmigte noch die vorliegenden, vorn Direktorium vvrqeichlageuen neuen Vercinsiatzungcn s* An dem diesjährigen Wettbewerbe um die stiatlichen Ankäufe von Bildhauer-Arbeiten der Kabinetts- und Kleinplastil haben sich im ganzen 76 Künstler mit 220 Arbeiten beiettigt. Neben Dresden und seiner näheren Um gebung sind namentlich Leipzig und Meitze» mit einer An zahl von Künstlern vertreten. Jedenfalls liefert das Gesamt ergebnis des Wettbewerbs um die Ankäufe auch diesmal einen erfreulichen Beweis sür die Leistungsfähigkeit der sächsischen Bildhauer. Auf Vorschlag des akademischen Rats sind von» Staate 3t Arbeiten von 27 Künstlern angekauft worden. Von den 31 angekauften Arbeiten find 28 zum Preise von 23 970 M. sofort übernoinmen worden, während sechs Arbeiten zum Preise von 3600 M erst noch in dem von den Künstlern in Aussicht genommenen Aiaterial Herzustellei» sind. Die angekaustrn Werke find folgende: „Schreitender Leopard" in Bronze, von vdm. Beckmann, hier: „Zebu mir Panther»", in Bronze anszusuhrcn, von Otto Pilz, hier: „Frechdachs". Bronzefigur, von Walter «Lintent«. hier: „Tränke". Bronzegrupps. »o» Otto Pctrenz, hier: „Psefscrsrcsier" »nd ..Kainpfsckmcpsen", Porzellansiguren. von Paul Walther >» Meißen ..Krtzenqruvve". in Bronze auszusiihrcn, von Eiha Richter, hier: „Faun aus der Weide". Porzellans««»», und ..Mutter mit Kind". Porzellangruppe. von Emmerich Ochler in Meißen: ..Eisläuferin" und ..Tanzende Eislänker", in Porzellan, von Alfred Kcinia in Meißen: „Gala-Neaerkngbe" in Bronze airdzufülircil, von Curt Bauch i» Meißen: „Der Kuß". Bronze- aruppc, von Felix Pfeifer, hier: „Weiblicher Akt". Bronzrsiaur, von Frau Fennn v. Baru-Douisin. hier: „Weibliches Porträt", in Kalkfici», von Kurt «Koellncr in La »begast: „Strauß mit Sockel", in Bronze und Srrveniin und „BSrengruppe". in Bronze auezufiihrcn. von Hermann Fritz, hier: „Badende Rymphc", Marnwrtzaur, von Robert Ockelmann. hier: „Pferd". Bronzcsianr, von Fred Boelckerlina. hier: „Kind mit Traube", in Bronze auszufllhren, von Fritz Hürnlcin. hier: „BildnIS- rclies". in Marmor aeliint. von Oskar Anrich, hier: .„KcramilcheS Relief", in Keramik auszufübren. von Kurt Fenerrleael, hier; „Holländer Paar", Porzcllangrnpve. von Philtpv Lang« in Meißen: „Hirsch". Bronzestgur. von Gustav Reibmann, hier: „Strauß". Bronzcfigur. von Fritz Kretzlchmar. hier: 2 Reliefs in Tercc-, von Pro,'. Hartmann, hier: 2 Mlniatnrbildniffc js.T. »nd s. 8-, Muschel», von Pros. Sturm in Berlin: „Mädchen, Halbakt". MarmorOgur, von Arthur Lange, hier: „Glucken, brunncn", in Travertinstein und Bronze, von Walther Hauickütd i» Berlin, «Hirteniunge". Bronzestgur, von Sdmnnd Mvellcr in Rom. „Adonis" Bronzefigur, von Richard König in Radcbcul. Von diesen Arbeiten sind die von Beckmann Pilz, Stntenis, Dehler, Bauch v. Bary-Dousfln. Fritz. Hörnlein. Äurlch. Reiß- mann, Sturm und Lang« zur Aufnahme in die König!. Stulp- turensammlung, die Porzellane von Walther zur Ausnahme in die König) Porzellansammlung und da» keramische Relief von Feuerrieael zur Aufnahme in die Königs. Kunstgewerbe- schule mit Museum in Dresden bestimmt. Sämtliche Bewer- bungsarbeiten sind gegenwärtig, und voraussichtlich bis Weih nachten, »m Sächsischen Kunstverein ausgestellt. Eine ausiühi- liche Betrachtung der zum Teil hervorragend schönen Werke folgt demnächst. Die Medizinische Gesellschaft wählte, wie aus Berlin telegraphisch gemeldet wird, den in der Patientenschocher- Lngelegenkcit vielgenannten Kliniker Geh. Rat Senator mit überwältigender Mehrheit wiederum -um Vorsitzenden. Alfred Rethel. lZu seinem 50. T- des tage.) Vor SO Jahren erlöst« der Tod einen grctzcn Künstler vom Leben, dem er seit sieben Jahren schon eigentlich nick, mehr angehört hatte' Alfred Rethel. Recht wie ein Tröster und Freund trat der Knochenmann, dessen welt- bcsiegcndeS, welterlösendes Wirken cr so tiefempfunden ge schildert, zu dem geisteskranken Manne. dem die Schönheit der Kunst und des Lebens nichts mehr zu bieten hatten. Die Düsseldorfer Künstler, ans deren Kreise Rethel hcrvorgcwachsen, gaben »hm das letzte ehrende Geleit, und in allen lebte das Bemnßtscin, die deutsche Kunst begrabe hier einen Ihrer bedeutendsten Meister. Doch nachdem ein weiteres halbes Jahrhundert uns von diesem tragischen Künstlerschtcksal entfernt hat, dürfen wir sagen, daß der Verlust, den die deutsche Kunst vnt Rethels frühem Zu- sammenbrechen erlitt, noch weit größer war. als seine Zeit genossen ahnten. Mtt ihm ist nicht nur der größte Meister der Htstortenmaleret im 10. Jahrhundert dahlngesunken. sondern wohl überhaupt die genialste monumentale Be gabung. die seit der Zeit Dürerr und Grünwald» in deut schen Landen erstanden ist. Seinen bedeutendsten Werke», den grandiosen FreSken LcZ Aachener Rathauses, der düster dämonischen Vision seines Totentänze», der Shakespeare» scheu Lebenskraft seines HannibalzugcS haben wir in der neueren Kunst nichts an die Sette zu sehen Ueberraschend schnell entfaltete sich sein Talen", aber dem reifen Meister war es schwer, sich -»rchzuringen; seiner Zeit erschien» was
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