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Vlt«ii»»akbühr »lneaMrl, f»r »r««. b«n bei tüglich zwei« walifler Zutragung. an Sonn« und Moulagen nur einmal» 2.L0 Mk., durch au4wattigkAo,n« mijsivlläre S 5»U Mk. Bei einmaliger Hu« Ilellung durch die Post :<M.(vd»ie Bestellgeld». Die den Lesern von Dre-den u. Umgebung am Tage vorher -u« peslellleu Abend Aus laden erhalten die aus» wattigen «leiieher mit ter Morgen .'lu«gal'e Kamine,» ,„deslellt. l^DreSd. vluchr."»^zu- llisstg. — Unverlangte Manuskripte werden nicht ansl-ervahrt. Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden. Feriövrecker: 11 . 21NU1 » !Ni<N. Lvdsek L Vo. Hollielenaitvn Lr. Linz. ck. v 8.celc8eu. VLooolaüell, Oaeaos 1 Desserts. I'ün'/.alverlimil: bce8>tm>, tllmsiU 2. H a n p t g c s ch ä f t s st r l l e: ONarienstroße ltK 10. 8okr voliäoo, mockeruo, billig« k'rirNL-LuotitNi'NNL. kbellng L troener. Seleuclüuiigüilücligkt. nsrvörs/? Äs/ öcMMMeS «4 risivne 2 IlKi, peodvklsiivlis 1 »>>(., eclit mit tzcliut/marke 1» ItiuNsi- ^nns. Ver5anck nach au8vvürt8. Xxl. Noknpotkelee, vrescken, tieorxrntor. u. milüöLle s Lllör Ivilbtttz- — — 8Mv! lloLltkoin xllMmiei't. 2u Iis-dou in M. einLedl. OkLedLttkii. I.elleiMM. kekeMIlel. erNgo Lefev. Mutmaßliche Witterung: klatt, Niederschläge Der ordentliche Staatshaushaltsetat Sach- seus für 1910/11 balanciert in Einnahmen und Ausgaben mit 367 331 986 Mart In den Paradesälen des hiesigen königlichen Residenz- ichlosses fand gestern zu Ehren der Abgeordneten der Stände- Versammlung die übliche Landtagslafel statt. Der Oberpräsident von Schlesien Gras vo» Zedlitz Triihschler erklärt, daß er sein Abschiedsgesuch lediglich infolge seines hohen Alters und seiner Kränklichkeit cingereicht habe. Der Internationale Volksschulkongretz wird ,m August 1010 in Paris abgchalten werden. Den diesjährigen Nobelpreis für Literatur wird die bekannte schwedische Schriftstellerin Sclma Lager lös erhalten. 'wsir.Zsksnäst.s LUSV/Llll ln Läolk VkLtvr, lissj^lk! likilKI'VgpkIl^WSlge^Il'likl 2N pi'UL^r 2ti. vie Ldronreae zur Eröffnung des neuen Landtags ist überall mit begreif licher Spannung erwartet worden. Der tiefgreifende Um schwung in der iinierpolitischen Lage Sachsens, wie ihn die eben vollzogenen Wahlen gebracht haben, mußte nach all gemeiner Ansicht auch ein Echo in der Thronrede sinden. Und das ist der Fall, wenn auch vielleicht nicht in der Art und in dem Umfang, wie vielfach angenommen worden iß. Wenigstens äußerlich nichi, denn, die Rede des Königs rührt nur sehr vorsichtig au die neue Konstellation in der Zweiten Kammer und an die Fragen, die damit vertnüpft sind und zurzeit alle Gemüter anss lebhafteste bewegen. Es zeigt sich auch hier wieder, daß die Krone Sachsens hoch erhaben über allem Wechsel der Parcecgruppierungeu steht und lediglich das Wohl des Ganzc-l im Auge hat. Ihr kann und muß es unerheblich sein, ob heute die konser vativen oder morgen die liberalen Elemente der Volksver tretung in den Vordergrund treten, sofern nur die Ge währ dafür vorhanden ist, das, die Ltaatsmaschine sicher und hemmungslos funktionieren kann. In diesem Geiste völliger Objektivität, die nur n» die staatscrhallelidcn und staatssörderndcn Ziele der varkamenlarischen Arbeit denkt, begrüßt denn auch die Thronrede beide Stäiidctninmern „mit vertrauensvoller Herzlichkeit". Sie erwähnt dabei ausdrücklich die auf Grund des neuen Wahlgesetzes völlig veränderte Zweite Kammer. Diese Erwähnung ist unter den gegebenen Verhältnissen doppelt bedeutsam, zeigt sie dach, daß die Krone der »eugclchafsenen Parteikvnsiellativn das vollste Vertrauen für eine fruchtbare gesetzgeberische Arbeit entgegenbringt. Wer zwischen den Zeilen zu lesen versteht, wird allerdings den Wink nicht übersehen können, den die Thronrede dahin gibt, daß ein einträchtiges Zusam menarbeiten zwischen Krone, Regierung und Parlament ihr nur dann als verbürgt erscheint wenn die Weiterent wicklung deS geschichtlich Gewordene» sich „aus dem siche ren Vvden der bewährten Traditionen im besonnenen orga nischen Ausbau" vollzieht. Diese Königliche Mahnung, wenn man sie so nennen darf, richtet sich vssensichilich an die Zweite Stündelammer, in der, wie die Stürkeverhält- nüic der Parteien nun einmal sind, der liberal-fortschritt- lich-dcmokratische Geist sortan der tonangebende sür scchö Jahre sein wird. Ta ist — schon wegen deS gewichtigen Einflusses der sünsundzwanzia Sozialdemokraten — die Gefahr nicht von der Hand zu weisen, daß der Fort schritt in Ucbcrhastiliig ansartet und dabei die so unbedingt notwendige Fühlung wii dem geschichtlich Gewordenen verloren geht. Das darf im Interesse des sächsischen Staates nie und nimmer geschehen und deshalb ist es dankbar zu begrüßen, daß die Thronrede gleich von vornherein mit allem Nachdruck daraus himvcist, waö Krone und Regierung von der Besonnenheit und Einsicht der neuen Volksvertreter erwarten. Auch sie wollen ehrlich eine gesunde F-ortenwicklnng des Best eh en den z»m Segen für die Allgemeinheit idaS neue Wahl gesetz war eine Tat in dieser Richtung!», aber aller Fort schritt findet sein Maß und Ziel nur in der unausgesetzten Rücksicht glif das Wohl des Landes, was die verbissenen Prin zipienreiter des Fortschrittes um jeden Preis leider allzu leicht vergessen. In der Tat. eine gesunde Entwicklung des SlagtSlelrens und seiner Einrichtungen verlangt zweierlei in gleichem Maße: das sichere Rückwärtsfnßeii in der Ver gangenheit und das vorsichtige Vvrwärtsschrciten in die Zulunst. Hieran den neuen Landtag erinnert zu haben, ist ein Verdienst der Thronrede. Hoffentlich fallen diese Worte ans einen fruchtbaren Boden. Wir denken dabei vor nchmlich an die Nationalliberalen, die in dieser Hinsicht in der Zweiten Ständetammer das Zünglein an der Wage bilden . . . Im unmittelbarsten inneren Zusammenhang mit den eben tvmmeiitierteil Eingangsworten der Thronrede steht die Stelle, wo der König von seinem festen Willen spricht, „die idealen Güter des Volles zu schützen und zu wahren". Alle Patrioten, denen es ernst ist um die Erhaltung der geistigen und sittlichen Gettnidheil unseres Volkes, werden diese Parole mit Freuden begrüßen und daraus einen Ansporn nehmen, in ihrer Arbeit unermüdlich weiter sort- znfahre». Sie diirscn sich nach den Worten der Thronrede der weitgehendsten Förderung durch die Regierung ver sichert halten. Auch ihr weist die Thronrede als „ernsteste Ausgabe" die Pflicht zu, dem Volke die Religion zu er halte» und den „Geist des Glaubens und der Zucht" in Haus und .Schule lebendig zu erhalten und, wo es not tut, zu neuem segcn- briiigenden Leben zu erwecken. Das sind rechte Worte zur rechten Zeit! Von so hoher Stelle ge sprochen, werden sie ihre Wirkung nicht verfehlen. Mit dem ingteriellen, äußeren Fortschritt auf alle» «gebieten des Lebens und der verbreiterten Teilnahme des Volles an allen Errungenschaften der modernen Kultur und Zivils sation lstit leider die sittliche Kr-ast unseres Volkes und die Verinnerlichung einer wahrhaften Religiosität nicht gleichen Schritt gehälten. Aus diesen wunden Punkt legt die Thronrede den Finger. Mit Recht! Denn was nützt nnö ans die Dauer alle Kultur und aller Fortschritt, wenn sittliche Martsäulc um sich zn fressen beginnt, wenn das Heranwachsende Geschlecht immer mehr die Widerstandsiähigteit des Willens verliert, die notig ist, um die sich mehrenden Vcrsiichnngen zn über winden. Nur eine an Leib und Seele gesunde Nation kann ihre Zittniiflömissivn als Kulturträger enittlen. DaS be weist die Geschichte aller Zeiten und Völker. Ein Blick in die Spalten unserer Zeitungen lehrt aber, daß wir. wenn nicht bald etwas geschieht, nnanshaltigm dem Abstieg von der alte» sittlichen Höhe eittgegentreibeii: Morde, Selbstmorde, Veruntreuungen aller Art und sonstige Ver fehlungen häusen sich in erschreckender Weise. Und leider nicht nur in den unteren Schichten des Volles, sondern auch unter de» oberen Zehittanseiide», die doch das gute Vettpiel geben Witte»! Hier muß energisch ei» Wandel zum Besseren geschaffen werden: ernste Selbstbesinnung tut not, nnd leine Maßregel dars verabsäumt werden, die geeignet ist, „dem Volke die Religion zu erhalten", denn aus ihr strömen die besten und reinsten Quellen sittlicher Erneuerung. Der lebhafte Beifall, der gerade dieser Stelle der Thronrede folgte, zeigt, daß sic in der Brust unserer Volksvertreter (wenigstens soweit sic der Verlesung der Thronrede persönlich beiwohnten) die nötige Resvngnz gcsnnden hat. Das gibt neue Hoff nung und beweist, daß man an maßgebender Stelle gewillt ist, nicht nur die materiellen Güter zn hegen und zn pflege», sondern auch den sittlichen Wohlstand des Voltes, ohne den der materielle nicht' segensreich wirken kann. Den Sozialdemokraten zwar werden dieie Worte der Thronrede nicht gar angenehm in die Ohren Hinge», denn ihnen ist an der Religiosität »nd än dem aus ihr fließenden Geist des Glaubens und der Zucht nicht nur nichts gelegen, sonder» sie bekämpfen ihn sogar ans jede Weise, weil das destruttive Element ihr Lebenselement ist. Um io mehr werden die bürgerlichen Parleien in diesem Punkte znsammenarbeiteii müssen. Tie in der Thronrede an- gekündigtcn Gesetzeittwiirse zur Nenregelnng des höheren und des Pvltsschulwesens werden bald ausgiebig Gelegen heit dazu bieten. Nach der Thronrede tann auch kein Zweisel »lehr darüber bestehen, daß die Regieruna keinesfalls an dem kvnsessiviielleii Eharalter der Volksschule wird rütteln lassen. Lehr markant ist in der Thronrede auch der Passus, der von der Stellung des Königs im Rahmen der Bnil- desfürsten nnd von dem V e r l, ä ltniü Lach i e n s z u m Reich handelt. Man weiß, daß König Friedrich August leine sich bietende Gelegeubcit vvrübergehen laßt, ohne die versassiingSmäßigc Selbständigleit de' VniideSsürsten, aber zugleich auch ihre unbedingte Reichstrenc zn betonen. Auch in der Thronrede hat er cs getan, diesmal aber das Haupt gewicht auf ihre Solidarität und die sreiindschastlicheli Be ziehungen untereinander gelegt. Der Austausch verschie dener Besuche in diesem Jahre gab den ungezwungenen Anlaß dazu. König Friedrich August hat einmal das Wort! gesprochen: „Wir deutschen Bilndcsfnrsten müsse» fest z» ' iamwenlmlten". Kein Wunder, daß er mit besonderer Freude konstatiert, wie er überall bei seinen letzten Be suchen an deutschen Fnrstcnhöseii „eine gastfreie und Herz liche Ausnahme" gcsnnden hat: ein Beweis dafür, daß die persönlichen Beziehungen zwischen den deutschen Bnndes- sürsten die deutbar besten sind. Sie alle sind, wie die Thronrede hervvrhebt, einig in der I'.eberzciigung, daß „die Treue z u K a ie r und R e' ch die Richtschnur unserer inneren deutschen Politik bilden muß". In diesem Zusammenhänge gedenkt die Thron rede mit großer Wärme des laiserlichen Besuches gelegentlich der sächsi'chen Manöver und der An erkennnng sür die sächsiichcn Truppen ans kaiser lichem Munde. Eine Seltenheit der Thronrede, daß der König in ihr auch als Koittingeittsherr spricht! Tic Jubi läumsfeiern verschiedener Truppenteile gaben Gelegen heit hierzu, ist doch das Heer „ein Volk in Waisen". Mit besonderer Genugtuung spricht der König hierbei von der Armee im Bürgcrrvck, von den „Scharen meiner ausge dienten Soldaten, in denen die alte Treue lebendig ge blieben ist". Das hat seinem Herzen sichtlich wohlgetan! Ucberans siimpatbttch gedenkt die Thronrede auch der Inbilännislage der Leipziger Universität, „die in der Kulturgeschichte Meines Landes sür alle Zeiten einen her vorragenden Ehrenplatz eiiinehmen". Was den Staatshaushalt anlangi, so stelle die Thronrede fest, daß seine Balanzicrung dies mal besondere Schwierigkeiten geboten hat, weil sür die ansehnlichen Mehrausgaben, wie sie besonders durch Ausbesserung der Gehälter der Beamten, Geistlichen und Lehrer bedingt waren, nur zum kleineren Teile neue ordentliche DecknngSmittel bereil- staiideii. Wenn es auch der großen Finaiizlnnst des Mi nislcrs Tr. Rüger gelungen ist, Ausgaben und Einnahmen ins Gleichgewicht zn setzen, so kann man doch der Zutuns! nicht ganz ohne Sorgen entgegenblicken. Ta die Einnahmen aus den Staatseisenbahnen troü eingetretener Besserung noch immer nich, ans einem völlig befriedigenden Stand angelangt sind, so ist auch sür die sächsische Finanzverwal- tuiig h ö ch st e L p a r i a in teil vvnnölen, svllen nichr neue Stenererhöhiiiigen erforderlich werden, die äiich diesmal noch glücklich vermieden worden sind. Damit ist allen Steuerzahlern ein drückender Alp reu der Brust genom men worden, nnd es wird »n» r» der V v l l S Ver tretung sei», auch ihrerseits bei allen Oken so i der» ngen Maß z n Hallen Jedes Anziehen der Ltenerichranbe müßte dvppett verbitternd wirten in einer Zeit, die noch ans lange hinaus unter den Nachweben der Reichssinan-resorm zn leiden haben wird. Was Dr. Rüger bei Ausstellung deS jetzigen Etats trotz aller Schwierigkeiten wieder geleistet hat, geht ans dem Umstande hervor, daß sämtliche Ausgaben für Sta.us- baitten lttw. ans den ordentlichen Etat übernommen wer den tonnten, während dem außervldciittichen Etat aus schließlich die allerdings erheblichen Eisenbahnansgaben, also werbende Ausgaben, überwiesen worden sind. Das ist cm Rügcrsches Meisterstück! Leider ist die Finonz- gcöarung der Einzclstaaten noch immer durch das Softem der Matrikularbeinäge bedroht, das auch in der neuen Reichssinanzresorm keine dnrchgrenende Besserung ersab ren hat. Die Thronrede hebt diesen Pinttt mit Nachdruck hervor und betont, daß die sächsische Regierung trotz aller Schwierigkeiten und Hemmnisse nicht eher ruhen nnd rasten wird, bis eine vernünftige und befriedigende Rege luiig des finanzielle» Verhältnisses der Vniidessiaaten znm Reich erzielt worden isi. Dabei wird auch gleichzeitig der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß die Reichssinanz- rcsorm „bet sparsamer Fübrnng des Reichshaushatts" ge nügen werde, um den notwendigen Geldbedarf ansznbrin- gen. Ob diese Hossnnng in Ersnllnna gehen wird, ist eine andere Frage. Um so mehr erwächst aber den Einzelüaaten die Pflicht, daraus zu drücken, daß endlich zwischen ihren Fiiiniizen und denen des Reiches eine reinliche Scheidung geschaffen wird. Hier gilt eS, trotz des Widerstandes des Reichstages nicht locker zn lassen! Mit GesetzcSvorlagen großen Stils wird der neue Landtag vorerst nicht überlastet werden. Au erster Stelle steht, wie schon erwähnt, die neue Schiilaesctzgebnng. Sie wird harte Kämpfe entieiieln, aber es sieht zn erwarten, daß bei verständnisvollem Z v ' a m in c n a r b c i t e u der b ü r g e r l i ch c n P a > tci e n ein Weg geslin den wird, der zum gewünschten Ziele sührt. Nähe res darüber zn sage», wird erst möglich sein, wenn die Gesctzeittivürse im Wortlaut fertig vor- liegen. Das gleiche gilt von der in Aussicht genommc-