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luvkvLrvll. Osxor kocbköioer c>eut8cdsr unck eirxiiocdsr ^nrug-, ^08vn-, pslvtot- unci Wo,tvn»1o1fo w allsn woclsinsn Farben unä ?rims-<Zri»IjtLtsn, IZnineiit»« I»v, IRniit« 1'neltv. Vvrti»uk88teUs cisr vor8otirift8wit88i^on Ullikorw8tokis kür Fß>. 8scd8. 8taat8for8tds!imt8. IltpIIIi!»» 8odeükl8trs88k 19 2! ln^L.). ILrv erNgo Lsfev. llstutmaßliche Witterung: Mild, veränderlich. Bewöl kung. Bei de» gestern in Leipzig stattgesundenen Landtagsstich- wahlen wurden die NationaUiberalen Dr. L »ebner, Kauf mann Wapplrr, Dr. Rudolph und Dr. Steche, sowie der Sozialdemokrar Zllgc gewählt. Im Wahlkreise Döbeln- Leisnig wurde Dr. Niethammer snatlJ gewählt. geheimer Finanzrat Jencke beabsichtigt, wegen dauernder Erkrankung sein Mandat für die Erste Stände- kammer n i e d e r z u l e g e n. Der Dresdner Presseball sindet als Internatio naler Subskriptionsball am 14. Januar 1910 im Ausstellungs palast statt. Der Streit der hiesigen Elektro Monteure, der ergebnislos verlief, wurde gestern beendet. Mit dem 1. November treten Aenderungen der Post- scheckordnung in Kraft. Ei» konservativer Parteitag wird nach der „Kreuz-Ztg." Anfang Dezember abgehalten werden. Der Mörder der aus Weida stammenden Anna Luther in Ncwyork, Müller, soll sieben Hatte »morde aus dem Gewissen haben. Die Opposition in Athen unternahm gestern den ergeb nislosen Versuch, die Regierung zu stürzen. vie krmorciung äes fürsten Ito beleuchtet mit grellem Schlaglicht die Lage im fernen Osten. Der „iapanischc Bismarck", wie Fürst Ito genannt wurde, befand sich gerade in Eharbin. um dort mit dem russischen Finanzminister K vlvwtzvw über wichtige Fragen der ost- asiatischen Politik zu verhandeln, als ihn jählings die mör derische Kugel traf. Sic kam von koreanischen Fanatikern, die ein Komplott gebildet hatten. Die Motive ihrer Hand lungsweise. die sich als politisches Berbrechen kennzeichnet, liegen klar zutage: sie wollten gegen die japanische Ge- ivalthcrrsckmft über ihr Vaterland Korea protestieren und entluden ihren Haft gegen den Mann, den sie als den schlimmsten Unterdrücker ihres Volkstums aniahe». Fürst Ito war eS, der im Winter 1005 als erster japanischer Vizekönig mit dem Titel Gencralrcsidcnt in Söul cingc- zvgcn war: unter seinem Regime waltete schonungslos eine harte japanische Diktatur im koreanischen Lande: unter seiner Verwaltung wurde die Iapanisierung Koreas rück sichtslos durchgesührt. Jeder Widerstand wurde mit ge panzerter Faust gebrochen. Die Koreaner schickten Send boten nach Europa, um Klage gegen die japanischen Zwiug- herren zu führen: ungestört muhten sie von dannen ziehen. Ohne Aussicht auf Hilfe beugten sic sich, aber der .Hast gegen Japan schwoll mächtig empor. Geheime Kvnventikcl bil deten sich, und in ihnen wurde die Saat gestreut, die jetzt >o blutig ausgegangcn ist. Ruhige Ucbcrlegung hätte den «Geheimbündlern allerdings sagen müssen, dass ein Racheakt nur der koreanischen Sache schaden würde. Aber was trägt ohnmächtiger Haß nach ruhiger Uebcrlegung? Die Verschwörer haben wohl nicht daran gedacht, dah Koreas Joch nach der Ermordung Jtos noch drückender werden würde, denn sonst hätten sie den verhängnisvollen Schritt unterlassen. Sie haben sich auch nicht klar gemacht, daß die N<ahl ihres Opfers nicht ganz die richtige war. denn mag unter Fürst Ito auch die Drang salierung des koreanischen Volkes sehr empfindlich gewesen sein, so ist sie dock wahrscheinlich weniger auf sein Konto, als aus das seiner llnterorganc zu setzen. Fürst Ito wollte als seiner Diplomat und Men schenkenner die Einverleibung Koreas allmählich und vor sichtig bewerkstelligen, um Reibungen und Schwierigkeiten zu vermeiden, aber die Volksmcinuna in Japan war anderer Ansicht: ihr ging daS Verschluckungsgeschäst nicht schnell und energisch genug. Die Untcrbcamten Jtos waren ebenfalls Dieser Meinung und arbeiteten, soweit sie freie Hand hatten, nach einem Rezept, das aus Radikal kuren zugcschnitten war. Die Folgen sind nicht ausge- hliebcn, und Fürst Ito l>al nun mit seinem Leben büßen müssen, woran er im letzten Grunde wohl unschuldig war. Mit ihm hat Japan seinen gröhtc» modernen Scaars- mann verloren, und cs ist begreiflich, wenn ein Schrei der Entrüstung über die Bluttat in Elnrrbin durch daS satanische Volk geht. Auch in Deutschland wird man dem Ermordeten und seiner Nation lebhafte Sympathien nicht versagen können, die vssiziöserseits schon in der „Nordd. Alle,- Ztg." warmen Ausdruck gesunden haben. Der inner- und äußcrpolitifche Aufschwung z>apans und sein kühner SlMtieg zur allgemein anerkannten und geachteten Groß macht ist mit dem Namen des Fürsten Ito für alle Zeiten verknüpft. Bei den Verfaßungskampsen, die die Um wandlung des alten japanischen Fcudatstaates in einen modern-konstitutionellen brachten, stand er in vorderster Reihe. Aus dem Kriegcradel stammend, aber gleichzeitig durch seine europäischen Reisen mit modernen politischen Ideen besruchtet, war er der geeignetste Mann, um dem satanischen Staatswesen eine der historischen Entwicklung und den Fortschrittsbedürfnissen des Landes glücklich ange- pahte Grundlage schaffen zu Helsen. Das war keine leichte Ausgabe, denn es galt, den traditionellen Feudalismus des japanischen Schwertadels mit der größeren Anteil nahme der breiten Bolksmassen an der Verwaltung des Staates auszusöhncn und — was wohl noch schwerer war — die angestammten Rechte des Herrschers, der in Jap«an bekanntlich fast abgöttische Verehrung genießt, mit den Er fordernissen des Konstitutionalismus, mit den Rechten des Volkes in Einklang zu bringt». Es gelang, und Japan hat nach den Bcrfassungskämpseu eine Entwicklung öurch- aemacht, die von Eriolg zu Erjolg geführt hat und in ihrer Schnelligkeit wohl einzig dasteht. In allen Phasen dieser Entwicklung ivar Fürst Ito erfolgreich tätig, bald auf der Abgeordnetenbank bald im Minister'essel. Kein Wunder, das, mit seinen Erfolgen auch sein Ansehen stieg und er überall dort verwendet wurde, wo es schwierige Lagen der inneren oder äußeren Politik Japans zu überwinden galt. Ito genoß gleichermaßen das Vertrauen seines Herrschers, wie des Volkes. Er konnte sich, je nach Lage der Dinge, guf die Krone als bewährter Monarchist oder auch als anerkannter Führer der großen Verfassungs-Partei auf die breite» Volksmast'en stützen. Sein bedeutendes diplomati sches Geschick hat ihn dabei auch in den kritischsten Situationen auf die Tauer nie im Stich gelassen. Das will viel heißen, denn Fürst Ito stand von 1863 an, wo er aktiv in die öffent liche Arena cintrat, bis zu seiner Ermorduna im Mittel punkte des politischen Treibens. Er hat ein Alter von 69 Jahren erreicht und dabei das Auf und Ab des Lebens gründlich kennen gelernt. Er Ist sozusagen in den Sielen des Staatsdienstes ge storben, denn shu, de» geschicktesten der geschickten Diplo maten, hatte man ausgewählt, um i» Eharbin mit dem russischen Minister Kokowtzow über den internationalen Statusquo in Ostasicn zu verhandeln. Fürst Ito war in diesen Fragen besonders versiert: er hatte den Frieden non Shimonoseki und 1902 das englisch-japanische Bünd nis geschlossen: ihm war auch, weil er ein gründlicher Kenner aller ostasiaiischcn Probleme war, die Verwaltung Koreas übertragen worden. Nun sollte er wieder die Fühler nach Rußland hin ausstrecken, um im Gespräch mit Kokowtzow zu sondieren, wie dieses sich zu den japanischen Expansivnsplänen aus dem ostosiatiichen Festlande stellt. Die Ministerbcacgiiunq non Eharbin wäre, wenn nicht die Ermordung Jtos ihr ein vorzeitiges Ende bereitet hätte, sicherlich eine Episode von größter politischer Tragweite geworden. Tie gegenwärtige Situation in Ostasicn ist nach dem Urteil aller Kenner auf die Tauer unhaltbar: das Gemisch der dort jetzt so intensiv für und wider ein ander spielenden amerikanischen, chinesischen, russischen und japanischen Interessen verlangt dringend eine» Aus gleich, soll nicht über kurz oder lang der ganze Komplex der Machkfragen im ferne» Osten in kriegerischer Explosion ausgerollt werden. Die Sendung Jtos nach Ebarbin sollte, wenn nicht alles täuscht, einen vorläufigen Ausgleich zwischen der russischen und javanischen Interessensphäre auf Grund der mit Recht so beliebten äo ut ckos-Politik herbeisühren. Sein« eigentliche Aufgabe war natürlich unbekannt, aber die Wahrscheinlichkeit spricht für unsere Vermutung. Oder hatte er den Auftrag, wie andere meinen, die Russen über die wahren Absichten Japans ge flissentlich zu täuschen, und in Verfolg -er jüngsten chine sisch-japanischen Abmachungen den Bund der beiden gelben Großmächte gegen alle Fremden zu festigen? Wer will es mit Bestimmtheit sage».... Jedenfalls muß cs eine Mission von höchster Wichtigkeit gewesen sein, die einen Staatsmann vom Range Jtos nach Eharbin geführt hat. Seine Ermordung reicht deshalb auch weit über die Be deutung eines rein lokalen Vorganges hinaus und inter essiert die gesamte internationale Welt. Die nächste Frage ist: wie wirb die Reaktion der Schüße in Eharbin aus Japan und Korea wirken? Wird die Ermordung Jtos das Signal zu einem allgemeinen koreanischen Vvlksaus- stande sein? Wir glauben es kaum, denn die Japaner haben >m Lause der letzte» Jahre so viele Truppen in Korea stationiert, daß jeder Versuch einer Erhebung aus sichtslos erscheinen müßte. Die Möglichkeit einer Revolte wäre unseres Erachtens nur dann gegeben, wenn die Japaner im ersten Affekt sich verleiten ließe», an de» Koreanern für die Ermordung Jtos Vergeltung zu üben. Die zweite wichtige Frage ist, ob die durch den Tod Jtos unterbrochenen Verhandlungen mit Rußland ,veiler fort gesetzt werden. Daran ist kaum zu zweifeln, denn Hai Japan augenblicklich irgendein Interesse daran, mit Ruß land zu einer provisorischen Verständigung über strittige Machtsragen in der Mandschurei zu kommen, io wird sich bald für Ito ein geeigneter Nachfolger finden, der die Vcrsläudiguiigsaktion von neuem ausnimmt und sic zum Abschluß führt. Sv oder so wird aber die Ermordung ItoS einen Mcrkstcin in der Geschichte Ostgsiens be deuten. Neuerte vraktmelüungeu vom 28 Oktober Aendrrungen der Postscheckorvnnng. Berlin. (Priv.-Tel.) Mit dem 1. November d. I. tre ten Aenderungen der Postscheckordnung in Kraft. Die Sch eck - sormulare werden danach in Blatts orm oder in Kartensorm ausgcgeben und den Kontoinhabern vom Post scheckamt in Heften von 50 Stück zum Preise von 50 Psg. für das Heft geliefert. Der Höchstbetrag eines Schecks wird auf 10 000 Mark festgesetzt. Von der am rechten Rand des Schecks be findlichen Zahlenreihe hat der Aussteller vor der Ausgabe des Schecks die Zahlen, die den Betrag des Schecks übersteigen, mit Tinte zu durchstreichen. Bei Schecks in Blattform können die Zahlen, die den Betrag des Schecks übersteigen, auch abgetrennt werden. Ist die Durchstreichuna oder Abtrennung versehentlich unterblieben, so hängt es vom Ermessen des Postscheckamtes ab, ob der Scheck eiiiznlöscn ist. Der an dem Schecksormular in Kartensorm befindliche Abschnitt kann zu schriftlichen Mittei lungen benutzt werden: er wird dem Zahlungsempfänger aus- gehändigt. Aus dem Orient. Athen. iPriv.-Tel.s Die Opposition beabsichtigte in der gestrigen Kainmersitzung, die Regierung zu stürzen. Die Führer suchten sich die Mitwirkung des Militürverbandes zu sichern. Oberst Zorbas wies aber das Ansuchen ab. ebenso Theotokis. So scheiterte der Versuch. Sofia. Die ordentliche Session der Sobranje ist heute vom König mit einer Thronrede erössnet worden, in der es heißt: Die Regierung habe alle ihre Bemühungen darauf ge richtet, eine rasckie Konsolidierung der internationalen Situation Bulgariens hcrbeizuführen. Nachdem dies Ziel erreicht sei. gehe die Regierung daran, die Finanzen des Landes zu festigen. Duc Thronrede erinnert daran, daß Rußland als erstes Land die Unabhängigkeit Bulgariens anerkannt habe und gibt der Hoffnung Ausdruck, daß Volt und Parlament die Sympathien Rußlands würdigen würden. Sie beteuert sodann den Dank Bulgariens an die Mächte, die zur Anerkennung der llnab hängigkeit beitrugen, stellt fest, daß Bulgarien sich allgemeiner Sympathien erfreue und hebt insbesondere die freundschaftlichen Beziehungen zwischen der Türkei und Bulgarien hervor, deren weitere Festigung die Regierung aufrichtig wünsche, damit starke wirtschaftliche und politische Bande geknüpft würden, die für das Gedeihen der beiden Nachbarnatcanen so notwendig seien. Berlin. iPriv.-Tel.s Die Meldung, wonach die vier tx etlichen T ch u tz m ä ch t e an die Osfizicrsliaa in Athen die Mitteilung hätten gelangen lassen, daß sie eine gegen die Dynastie gerichtete Aktion nicht dulden könnten und bei einem gewaltsamen Umsturzversuch ein- schrcitcn müßten, stößt an hiesiger zuständiger Stelle auf Zweifel, dg eine Intervention der Schutzmächte zugunsten einer Dynastie kaum angängig fei. Zur Lage in Ostasien. Berlin. Rach Mitteilungen der hiesigen japanischen Botschaft meldet ein Telegramm des japanischen Ge neralkonsuls Kawakami j» Eharbin folgende Einzelheiten zur Ermord u n g des Fürsten Ito: Zur Reise des Fürsten Ito hatte ihm die vstchrnesische Eiscnbahngcscll- schast einen Extra-Salonwagen, in dem sich Generalmajor Afanasics, Ehes der Zivilverwaltung, Gintluehi, Be- triebSchcs, Oberst Fcodorow, Ehes des 8. Militärbezirks, und fünf oder sechs andere Herren bcsande», die der Person des Fürste» als Gefolge attachiert sein sollten, am 24. d. M. cntgegcngcsanüt. Während der F-ahrt unter hielt sich Fürst Ito mit diese» russischen Beamten. Bei der Ankunft um 9 Uhr früh stattete der russische Finanz- minister dem Fürsten in dessen Wagen einen Besuch ab. Nach dem Verlassen des Wagens ichritt der Fürst, von Kokowtzow begleitet, die Front der russischen Ehrenkom- pagnic ab, die durch eine besondere Anfmerllsamkeit deS Finanzministers aus dem Bahnsteig ausgestellt ,var, und begrüßte die auf dem Bahnlwsr zu «einem Empfange ver sammelten Vertreter der fremden Mächte, der russisch- chinesischen Behörden und der Korporationen. Als der Fürst darauf an der russischen Kompagnie vorüberschritt, «treckte ein europäisch gekleideter Koreaner eine Pistole durch de» Zugraum in der Frontaiisstellung der Rußen hindurch und feuerte mehrere Schüsse ans ihn ab. Der Fürst er hielt einige schwere Wunden und sank ans der Stelle nieder. Mit Hilfe des umherstehcnden Gefolges wurde er in ei» Wagcnabteil getragen, wo jopanische Acrztr und russische Beamte ihm den erste» Beistand leistete». Ein durch die Nieren gegangener Schuß war tödlich. Der Fürst verschied ungefähr 15 Minuten nach der Verwundung. Unter Begleitung eines russischen Arztes, svwic mehrerer Offiziere wurde die Leiche unter Erweisung fürstlicher