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- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1909-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19091024020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1909102402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1909102402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-10
- Tag 1909-10-24
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Monat
1909-10
-
Jahr
1909
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ch- 8 XL >8-- « - c- r» L^ >^ » -» - «» - r»Z Die KadinettSkrisc i» Dii»e««rk. Kopenhagen. Der König hat vormittags den Ära- fen Holstein empfangen- der die Demission des ge samte» Kabinetts iiberreickste. Der König ersuchte den Grasen -Holstein, die Geschäfte dis aus mcttereS fortzu- fiiHren. -Honte nachmittag findet ein Ministerrat statt. Aus Frankreich. Köln. iPriv.-Tel.) lieber den Stand der gegen wärtig zur Erörterung im ü e n t sch - sr auz öfische n WirtschaslS- tomitee stehenden Frage des V o g e s e n d u r ch st i ch e S wird dem Pariser Korrespondenten der »Köln. Zig" von unterrichteter Leite mitgeteilt. daß das sranzösische Kriegs- uitttil7erin>n. das ansangs der Aussührung deS Planes aus strategischen Gründen ein unbedingtes Nein entgegen setzte. setzt diese grundsätzliche Ablehnung ausgegeben und sich bereit erklärt habe, die vvrgeleglcn Pläne zu priisen. In den beteiligten französischen Kreisen hvsst ma», daß unter diesen Plänen sich wenigstens der eine oder andere befinde» wird, der auch hinsichtlich der militärische» Inter esse» den sranzösischcn Generalstab zusriedenstellt. Paris. Der Bischof v v n N a n e » Msgr. DurinaS >>at an die DrönnngSparteien einen A usrns gerichtet, der ihnen eine Richtschnur für die im nächsten Frühjahr statt- sindenden allgemeinen Üöaülen gibt- SS heißt darin, dasi die Wühler aller Parteien sich zur Berteidigung der bürger lichen und religiösen Freiheit vereinigen und bei der Aus stellung von Kandidaten die Interesse» der Religion, der Gesellschaft und ,era nt reiche- höher stellen sollen als per- ft'iiliche fragen. Pari s. Minister P i ch o II erklärte einem Mitarbeiter des »Petit Parisien", das! der neue spanische Minister des Aeußeren Per cg Eavallero und der neue Minister präsident Moret alte persönliche Freunde vvn ihm seien Beide empsänden ftir Frankreich beivährte Linnvailnen, >>nd Pereg Ear>alleio lmbe diese als Delegierter aus der Algeciras Konferenz beknn-et. Er sei überzeugt, daß die sran.,Gisch stvinksche Entente nnler Eavallero in Marokko ihre ,Früchte ir-igen lverde. Pichon sügie hinzu. Sag er voraussichtlich am Montag abreisen werde, um den Zaren bei seiner Rückfahrt ans sranzvssschem Gebiet gn begrüben. Bei dieser Geleqeni^eit werde er eine llnterrcdnug mit JssvolSki haben. Spanien nach dem Miuisterwechscl. M a d r > d. Am Schlüsse des gestrigen MnisterrateS ivlirde der Presse eine Rote inilgereilt. die besagt, die Re gierung beabsichtige eine »msastende Politik der Be ruhigung und der Freiheit. Die Armee in Melilla werde diejenige materielle nnd moralische Unterstützung erhallen, die zur Erftillnna ihrer Aufgabe nötig sei. Paris Rach Blättermeldnngen auS Rlelilla wurde infolge andauernder Regengüsse daS Lager der Spa- nicr bei Rador und Seliian überschwemmt. Es heibt. dag die Rftleute bei Snlk el -H>id die Fein-dselia-keiieil wieder ausgenommen lnibcn. Aus dem Orient. Ä o n üa n i i n o p e I. Bei Labia im La n d scha k Alinr haben nach einer Meldung der ..Labah" blutig« Kampfe der Regierungslruppeii mir de» Arabern statt- gefnitdeil, die unter .stnriicklastung von lllft Loren geflohen sind. Larö Jdris soll nach Massana geflüchtet sei». K o n üa » t i n vp e l. Dem gestrigen Lelamlik wohnte auch Generaloberst Freiherr v. d. Goltz in Begleitung mehrerer deutscher Offiziere bei. Beim Bcrlassen der Moschee lieh der Sultan dem Freiherrn v. d. Goltz seinen Grub entbieten und ihm seine Freude auSdrncken, st,n wieder inmitien des türkischen Heeres gu sehen. Der Ge neraloberst wird in dp» nächsten Tagen zur Teilnahme an den Manöver» des Armeekorps nach Adrianopcl ab reüe ii. Der Streit »m den Nordpol. Paris. iPrw.-Tcl.l Der sranzösiichc Astronom! Bigourüan. Mitczlied deS Instituts de ,Trance, erklärte einem Mitarbeiter des ..Matin", er halte Eook für einen Schwindler und Abenteuer er. DaS Zeugnis der beiden Eskimos, die Cook aus seiner letzten! Reise begleiteten, spreche eher gegen als für EovkS Be- l Häuptlingen, denn sonst hätten sie etwas darüber verlauten lassen, dab der Lchatten aller Gegenstände '.» der nnmittel- lmren Nachbarschaft des Pols wegen der stets gleichen Son nenhöhe über dein Horizont immer die gleiche Länge lwfte. K v b u rg. Nachdem jetzt das Resultat der gestrigen R e i ch s t a g s st i ch w a h l ans sämtlicheil Orttcliaften des Wahlkreises vorliegt, ist das Getarnt rein bat solgendes: Quarck iuatl.l lllUtl. Zictsch iSoz.l 7000 Stimmen. Zict sch ist somit gewählt. Sl erli »- iPriv.-Tel.s Der wegen Ermvrüung der Alice Rakomski verhaftete Friseur Franz Jünc- niann. der, als er sich erkannt iah, einen Schuh gegen sich uLicucrie. wird voraussichtlich bald wieder hcraestellt sein Er gibt an, dab er seine Geliebte mit deren Einvcrst ind nis getötet hebe. Flensburg. Heute früh wurde in Jnhlehgn die Trau des Landmannes Lorengen in der Wohnung er- ichlaaen auisgeiuiiüen, während der Ehemann und ihr Sohn hewubilos in den Belten lagen. Die Flensburger Kriminalpolizei nt mit Polizeihunden nach dem Tatorte nbgcgangcn. Paris. In der Nähe vvn Sartrouville bei Pari» ist gestern abend ein Lenkballon vom Lop Element Bayard bei seiner ersten BersnchSfahrt an den Tele- graphendrähtcn der Äcstbahnlinie hängen ge blieben. El« gerade beraii-sahrender Personengug mubtc aus freier Strecke halten. Der Ballon konnte er-st »ach ein! ger Zeit bosrcit werden. Haag. Nach einer gestern abend abgelzaltenen an archistischen Bersammlnng. in der gegen die H i n - richtung g-errers protestiert wurde, .zogen etwa 700 Demonstranten »ach der st>aittschen Gesandtschaft- Sie rveirden jedoch vvn der Polizei zerstreut. London. sPriv.-Tel.s Die hiesigen Spiritisten er warten in grober -Spannung das Erscheinen des Geistes LvmbrosoS, der kurz vor seinem Tode er klärt haben soll, er werde mit der Gesellschaft kLr psychische Forschung in Mailand i„ Berührung trete» nnd durch das Medium Palladino, seine frühere Amme, erscheine», wo möglich in Gesellschaft FerrerS. <!» London. IPriv.-Tel) In der Nähe vvn -Harwick, stieb der neue Zerstörer „Sarazen" mit dem von London kommenden Dampfer »-Surf" zusammen. DaS KriegS- schiss wurde ziemlich schwer beschädigt und mnbte in Sherneh ins Trockendock gebracht werde». veftlicber uncl Zäcbrircd«. Dresden. 23 Oktober —* Se. Majestät der König begab sich mit dem Für sten zu -Hohenlohe Bartenstein heute früh » llhr 51 Mi», ab Niedersedlitz mit Londerzug nach D>rhle» und von dort zur Jagd inS WermSdorser Revier. Zu dieser Jagd sind Einladniige» an mehrere Herren der dortige» Umgegend ergangen. Die Rückkehr erfolgt abends gegen 7 llhr nach Niedersedlitz bezw. Pillnitz. — Prinz und Prinzessin Johann Keorg nahmen bei einem längeren Besuche die Herbst-Ausstellung der Galerie Ernst Arnold. Schloßstraße, in Augenschein. —* Der Reichskanzler v. Bethmann Holl- weg trifft am Montag hier ein und wird vom König: in Audienz empfangen. —* Forstmeister Däger -s. Gestern nachmittag ist nach längerem Leiden im Alter von 74 Jahren in Pillnitz, wo er seit einigen Jahren im wohlverdienten Ruhestände lebte, der König!. Forstmeister a. D. Herr Wilhelm Franz Tag er gestorben. Der Heimgegangene war eine bekannte und wegen seines strengen Pflichtgefühls und dienstlichen EiserS allgemein hochgeachtete Persönlichkeit. Den grössten Teil seiner langen Dienstzeit, über 40 Jahre, hat der Ver- slorbene aus Pillnitzcr Forstrevier verbracht. Seine Ver dienste als tüchtiger Forstmann fanden auch durch Ver leihung höherer Orden entsprechende Würdigung. Auch die Löhne des Verstorbenen haben sich meist dem Forstiachc gewidmet. Die Beerdigung des Heimgegangenen sinder Montag nachmittag auf dem Friedhose in Hvsterwitz statt, wohin i-R llhr vom Trauerhause in Pillnitz, Dresdner Ltraste, aus die llebersührung erfolgt —* Bcrteilnng von Stiftnngozinseu. Der ovrinalig: hiesige Senator Carl Wilhelm Göttlich Wils lmt durch Testament vom 30. August 1807 eine Stiftung errichtet, nach der die Zinsen eines Kapitals von ursprünglich 3000Talern „zu unverzinslichen Darlehen an drei arme, durch Un- glückSsällc herabgckommene. bedürftige hiesige Bürger zum Ankäufe des zur Betreibung ihrer Profession nötigen Ma terials oder Fabrikais verwendet werden sollen. Unver- hciratetc und kinderlose Bürger sind jedoch vvn dieser Un terstützung ausgeschlossen." Die jetzt verfüglxircn Zinsen betragen 380 M. Bürger, ivrlche sich um eine Unterstützung ans diesem Zimenertragc bewerben wollen, mögen ihre Gesuche bis zum 10. Noveurber unter Beifügung ihres Bürger- und Einwohnerscheines im Armenamt — Land- hamMrahe 7. 1. Et. — einreichen. —» Konsirmaudenuwtcrricht. Eltern oder Pfleger der Konfirmanden haben beim Beginn des Pvrbereitungs- nnterrickits die L a n s b e s ch c i n ig n n g oder eine mit der Tausbescheinigiing versehene standesamtliche Geburts urkunde dem betreffenden Geistlichen einzuhändigcn. Für diejenigen Konfirmanden, welche nicht im Besitze der Tanfbeschcinigiillg sind, ist sic baldigst vvn der betreffen den Kirche tKirchcntanzleil zu erbitten. Ungetanste Kin der werden zur Konfirmation nickst gugclasse». — Die diesjährige amtliche Hauptversammlung der Lohrersckmft des S ch u l a n s s i ch t ü b e z i r k S Dres den I findet unter Leitung des König!. BeztrkSschulin'prk- tors Oberichnlratö Dr. Prictzcl Mittmvch, den 3. November, vormittags >Z>o Uhr, im grvsien Saale deS VereinshauieS statt. Es werden folgende Borträge gehalten werden: .»Immer noch: Schiller allerwegen" I-Hcrr Lehrer Ernst Thiene, 8. Bürgerschules und »Erziehung zum deutschen Staatsbürger in unseren Schilden" i-Herr Lehrer Edmund Leuvolt, 4. Bürgerschule). Musikalische Darbietungen, ins- besondere des Dresdner Lehrergesangvercins, werden der Versammlung das Gepräge einer Schillcrvorsei-er geben. —* Sondcrzüge zum Radrennen. Morgen werden zum erstenmal die Radrennen aus der in der Nähe von Reick neuerrichtetcn Radrennbahn stattsinden. Für die Hinsahrt steht den Besuchern der Radrennen der nachmittags l Uhr 55 Min. von Dresden Hauptbahnhof nach Reick verkehrende Pevjonenzug zur Ver-siiign»«. Zu diesem Zuge wird die LtaatSbahnvevwaltung einen Vorzug in Verkehr setze», der l Uhr 45 Mi». Dresden .Haupibahnhos verlässt. Nach Beendigung der Rennen ist ein Mücklvnderzug vorgesehen. Dieser verläbt Reick 5 Uhr 84 Min. und trifft k Uhr 45 Min i» Dresden Hanplbahnhos ein. Sämtliche Züge halten auch in Dresden-Strehle» und sind ans gewöhnliche Fahr tarten benutzbar. — Könlgl. Pomologstche« Fuftitnt zu Proska« tr -Lchl ). Der Studieiipla» für das Wiiiterbalbiahr lovv lv a„ t»>-»> Ü0ui§» lichen Pomoloaiickien ünstitnt »u Praalau bet Oppeln enllnZlt sei gende Borleiungc»: Gar,„er1!a>c BclriebsleHrc. Obstbau: der Li- rcktor. staudcsükviiomteral Pros. Dr. Ltotl. Getiistztunde. Psla»zea- oerme»r„ng. Blumenzucht, «»emilsebau: Klmigl. c'lartcubandireltor öiveschte. öandschastsaärlnerei, Ov-stbanmlchnlll: Könial. ölarte» lnspeklor Goerth. Obsttreiberei, Baukunbc, Zeichne»: Oberaärln.r Rima»». Obslsorienknnde. Ob-swerwerliina: Oberaürtner F.icntsch. tzbemie, Bodeukunbe. Plastik: Dr. Oilo. Pslanzeiiaeoaraobic. P'lanzenlranlhcitc», LtstlemaUk der Pslanzen, Morplioloaie dcr Pslanzen: Dr. Ewert. Zovlogle, Malhcmatlt: Winlerichnldlretlor a. D. -öaiinemaiin. Rechloknnde: Landrichter von -Lloopbaslus. Dame» mit prakltjcher Bvrbildnna künnen als Hoipitanllnnen, bei mindestens clnjähriaer praktischer Dätlakeit und höherer Mädchen schtilbildung als ordentliche -Elfter zugelasscn aoerden. —Prozes, Pleistner in Leipzig. sH. Berlmndlungstag.s Zn Beginn der Bcrhandlnng ordnete der Vorsitzende. Landgerichtsbirektor Justizrat Dr, Groh, an. das, Frau Wagner erst dann das GerickstSgebünde verlasse, nachdem sich das Publikum verlausen habe. Es geschah dies, weil Frau LLagner gestern, als sie das Gerickstsgcbände zu ve, lassen in, Begriffe stand, vvn einer Frau belästigt nnd be letdigt wurde, die ihr vorwarf, sie habe in betreff de» Ver kehrs mit der Frau Fürst falsche Aussagen gemacht. Nack, dem die Verteidigung noch die Ladung verschiedener Zeugen beantrngt, wurde der Vcrlagsbuchhändler Hvrit Weber. Mitinhaber der Firma I. I. Weber s,.Illustrierte Zeitung"», darüber vernvmmen, ob der prenkiiche Kriminalkommissar Vonberg. der hier in der Friedrichsche» Mord- nnd Er- presserassüre tätig gewesen ist, in Gegenwart des Staats anwalts Dr. Mühle und des Dr. Pleikner. wie letzterer behauptet, abiällige Aenhernngen über die Leipziger Polizei gemacht habe. Ter Zeuge verneint dies aus das bestimm teste. Auch zu ihm allein habe Bvnbcrg keine derartige Bemerkung gemacht. Es sei aber wohl möglich, das, er. der Zeuge, selbst, dem Dr. Pleifmer gegenüber einmal etwas über die Unzulänglichkeit der Leipziger Polizei ge äuhert habe. — D r. P l e i s; n e r nzünscht. das, Vonberg sich darüber äussern möge, was letzterer über die „bcsvn dere Veranlagung" des Herrn Horst Weber gesagt habe. — Ter Vorsitzende bezeichnet diese Frage als unzulässig, da sie gar nicht zur Sache gehöre. — Kriminalkommissar Von Hera erklärt hierzu, er habe eine solche Bemerkung über Herrn Weber nicht gemacht, wohl aber Plcifstler. Ans die Frage des Justizrats Melos, weshalb den» eigentlich preufstiche Kruninalbeamlc hergeholt worden seien, antwortet Staatsanwalt D r. M ühlc. dag dies aus seine Beranlajjunq, im Einverständnis mit der hiesige» Polizeibehörde, geschehen sei, hauptsächlich, weil die nicht «ehr zahlreichen Leipzigs, Knminalbeamten in den hiesigen Verbrecherkreiieil persönlich zu bekannt gewesen seien. In folgedcssen sei ihre Aktion natürlich sehr erschwert worden und i» mehr als einem Falle ganz mtkalüctk. Er habe daher vier Berliner Kriminalbeamte kommen lasten. Ge fragt, wer diese bezahlt habe, antwortet Tr. Mühle: Die sachsilche Justizverwaltung, nachdem die Berliner Polizei behörde über diese Hilfskräfte ihre Rechnung eingesandt hatte. Auf die Behauptung PleihncrS, das, die Brüder Weber de» Kriminalkommissar Vonberg bezahlt hätten, wird diese Angelegenheit dahin aufgeklärt, das, Weber nur vorschnstweise die Unkosten der Tätigkeit deS Berliner Kriminalbeamten gedeckt habe. Diese Unkosten hätten, wie ihm Dr. Mühle mitgeteilt, erst vom sächsischen Justizmini sterium bewilligt werden müssen, worüber vielleicht vier zehn Tage vergangen wäre». Um die dadurch entstehende Verzögerung der Rmicrchen zu verhüten, habe er selbst den Vorschlag gemacht, die Unkosten einstweilen zu tragen Die Frage deS Jnsrizrats Melos, ob Weber dem Krimi nalkommissar Vonberg ein Extrahvnorar für seine Bc mühiliigen gezahlt habe, wird mit einem »Ausgeschlossen!" bestimmt verneint. ES wird dann noch durch Gerichts beschulst die Frage zngclgsse», ob sich Herr Weber jemals Dr. Pleistncr gegenüber dahin gcäustcrt habe, dast Dr Mühle sich abfällig über die Leipziger Polizei ausgesprochen habe. Weber antwortet, er könne sich nicht erinnern, glaube aber nicht, dast es geschehen sei. — Rechtsanwalt Schneider beantragt, diese Aussage z» Protokoll zu nehmen. Ter Landgerichtövorsitzcndc lehnt dies jedoch ab, da die Alten nicht dazu da seien, derartige einzelne Aenstevnngcn durch Protokoll sesii'tellen zu lasten Auf den gleich'alls geladenen Bruder des Zeugen, Herrn Liegsried Weber, wird hiernach von der Verteidigung ver zichtei. — Sodann soll der -Hausarzt des Elwr'aares Wagner Tr. med. Sperling in Naunhof darüber vernommen werden, was er über die Verletzungen, die der F r a u Waancr bei dem Uel«ersall zugcstüal worden seien, w'stc. Tr. Sperling Hai die Wunden seinerzeit behandelt. Ter Arzt erklärt, er könne nur dann anssagen. wenn ihn Frau Wagner von seiner Sch-ivcigevslicht als Arzt entbinde. Fra» Wagner lehnt daS a»i Antrag ihres Hamburger Rechtsanwaltes, der sie in ihrem Elie'chcidungsprozcst ver tritt, ab. weil dcr Zeuge von Dr. Pleistncr geladen sei. doch wohl nur z» dem Zwecke, uvaiinsiia über stc anszusagcn. Die Verteidigung macht geltend, dast, wenn Fra» Wagner ein gutes Geiftsten lnrbe. sie diese Ans-Iaaen nicht z» fürch ten brauche. Man wolle wissen, warum sic die Auslage der aus Raub. Mord und Brand ausgcht.... Ich Haffe! jede,, gewaltsamen Umsturz, weil dabei ebensoviel Gutes, vernichtet als gewonnen wird." lZu Eckermann.j — „Sie ^ wollen erhalten, nnd die Plasten wollen zerstören. -Setzen Sie nicht zu schwache Mittel der cntgcgennrömendcn Ge walt entgegen." lDaS Mädchen von Oberkirch. 1705/OS.s Wie ich Gerhart Hauptmann kenne * Von Else Lehman n. „Von Gerhart -Haupkmann soll ich erzählen? Ich kenne ihn nicht, wie man sonst die Menschen kennt oder zu kennen glaubt: wie sie essen und trinken, wie sie gehen und sich kleiden, was sie mögen und nicht mögen, und was sic über dos Alltägliche denken. Aber ich kenne ihn. wie er dichtet oder wenigstens, wie er das Werk vollendet, das er geschaut, das er iiicdcrgcichrtcbeti hat und dann bei den Proben im Theater noch einmal mit- und umdichict. „Ich Hab' es erdacht, Du hast cs gemacht. Wir waren Genosten in mancher Schlacht." So hat er mir ans ein Bild geschrieben, das seine von innerem Feuer durchleuchteten Züge trägt. In mancher Schlackt! Nicht er, noch ich denken dabei an die Berliner Premieren, die so vsl von einem förmlichen Schlackftenlärm durcküobt sind, den der schrille Ton von Lignalpsciscn und Kindertrompeien kennzeichnet. Neu:, wir denken an die Schlacht im stillen, dammrigen Theatcrsaal, wenn wir aus die Proben mit Anspannung alles Könnens und mit der Liebe zum Werk, da» geboren wird, das Letzte zu geben suchen nnd, wenn der Geist mit der Materie kämpft, an jenes l,eiste Ringen. daS dcr Vollendung vorangehen must und das man dem vollendeten Werke: der dichterischen, wie der schauspielerischen Darbietung, nicht anschen darf. * Elle Lehmann, die wundervolle Darstellerin des Lessinz- «heatcrS, weilt eben bei ihrem Gatten Tr. .link in Prag. Tie Künstlerin, die a» dcr fesselndsten Theatercvoche »»lerer Zeit initgearbcitct hat. verösscntlichl im „Prager Tageblatt" folgende Skizze, die um dcr Bortragslonrei! Gerhart Haiiptinoiins willen erhöhtes Interest- hat. Gerhart Hauptma»» liest morgen tm Süustlerhauje, Es ist schwer, non Gerhart Haiiptinann zu erzähle», denir -HanPtinann ist von einer lniiilvsenhasten Vcschciden- jhcit. Er ist getragen von dem unpersönlichen Stolz des Künstlers, der ihn der Lrdcnnähe entführt, aber persön- lich scheint er vrn einer nnllnterbrochrncu Dankempsin- öung gegen jeden Menschen beseelt zu sein. Dast es Leute gibt, die bei der Premiere das Recht für sich in Anspruch nehmen, den Dickster zu übcrtöncn. das scheint ihm selbst verständlich: um so dankbarer ist er für Beifall und An erkennung: nnd wenn nur noch eine einzige -Hand sich zum Applaus rührt, lo ist er bereit, dankend zu erscheinen, wirst rasch, selbst wenn er schon im Weggehen war, Ueberrock und Hut ab und tritt, sich verneigend, -heraus. Um Gerhart Hauptmanns Besitz haben alle Künste ge stritten. Er selbst glaubte, ftir die Bildhauerei bestimmt zu sein, er malte nnd meistclte als junger Mann, und sein enges Verhältnis zur Musik svrickst sich in vielen seiner Werke ganz eigentümlich ans. Die Dichtkunst siegte: die Sprache wurde Hauptmanns Instrument, denn nur mit ihrer Hilfe vermag er dramatisch zu gestalten nnd so den Höhepunkt aller Künste zu erreichen. Aber bei ihm ist alles Dichten von den Sinnen unzertrennlich: sein Dichten ist ein Hören nnd Schaue». Er sitzt bei der Probe im Zuschaiicrraum. Ganz erfüllt von seinem Werk. Er spricht jede- Wort mit, er zeigt jede Gebärde an, er gerät in höchste Erregung, er lebt mit jcincit Personen. Ls ist ein seltsamer und ergreifender Anblick, diesen Poeten zu sehen, der keine Außenwelt kennt und nur mit seinem eigenen Werk Zwiesprache pflegt und dabei die leisesten Verschiedenheiten zwischen Werk und Darstellung bemerkt »nd das eine oder daS andere ändert. Ta fällt er einmal OSkar Sauer ins Wort: „Ach, bitte, lieber Herr Sauer, diese Stelle müssen Sic viel lauter sprechen!" Sauer, der Gewissenhafteste der Gewissenhaften, trägt sich deS Dichters Wunsch in seine Rolle ein, um beim neuer lichen Tnrchstudicrcn diese Stelle nicht zu übergehen. Es kommt zur nächsten Probe, und mit einer gewissen Genug tuung svrickst er de» Satz mit erhobener Stimme. Ta fällt ihm Hauplman» wieder ins Wort: „Ach, bitte, lieber Herr Sauer, diese Stelle leiser zu sprechen!" „Aber. Herr Doktor," sagte Sauer überrascht, „Sie baten mich doch lctzi- hin, ich möchte lauter sein!" „Sv?" meint Hairptmann ohne die geringste Verlegenheit. „Ja, da müssen Sic ver incheii, beides zu vereinen. Ich hatte eben nach dem Ge !Höreindruck die Empfindung, cs müsse doch leiser gesprochen werden." Ein andermal. Es hat sich nicht genau so ereignet, nnd ich erzähle da nickst, sonder» ich versuche, ein Muster beispiel zu konstruieren. Eine Darstellerin hat lachend anizulrcten. So steht cs im Buch gedruckt, so in der Rolle ausgeschrieben. Sic tritt lochend ans. Gerhart Haupt, mann nistcrbricht sie: „Bitte, liebes Fräulein, so yeht's nickst." „Wie?" „Möchten Sic nicht versuchen, weinend auszutreten?" Und sic tritt weinend aus. Wer dabei ist, der versteht, daß es sich hier um keine Willtürlicksteit und auch um keine Ziellosigkeit des Dichters handelt. Man lüstet nur de» Schleier von dem Geheimnis seines Schaffens. Er hat etwas geschaut, und nun, da sich ihm das Bild in die Wirklichkeit des Theaters verwandelt, sicht er, daß die Wirtlichkeit die Schönheit beeinträchtigt, oder daß er die Gebärde, die ihm vorschwebte, irrtümlich übersetzt hat, oder daß er diese oder jene Einzelheit von neuem schassen müsse, ganz unbekümmert um das, was er vordem beabsichtigt und geschaffen hak Bet den „Jungfern von BtschosSberg" sollte ein jugend licher Held und Liebhaber vvn einem ansehnlichen Theater eine größere Rolle spielen. Er kam und sprach. Man hörte nichts als r und t nnd h, nicht einmal das stumme e in den Endsilben schenkte er einem. Er sprach das her kömmliche Hochdeutsch unserer lieben deutschen Bühnen. Zehn Proben hindurch litt Gerhart Hauptmann alle Qualen. Man versuchte von allen Seiten, dem Kollegen den „Stil" auszutretbcn und ihn so sprechen zu lehren, wie wir eben Ibsen und Hanpimann sprechen gelernt hatten, einfach und natürlich, wie man eben im Leben spricht, wv das Wort oft durch eine Geste ersetzt oder von dem nächsten Wort erdrückt oder mir halb ausgesprochen wird. Vergeb lich. Bei dcr elften Probe endlich sah Hauptmann ihn verzweifelt a». Man merkte ihm a». wie er nach einem Ausdruck ringe: er faßte sich in die Haare »nd ries endlich: „Aber. Herr, Sie sprechen sa alle Worte!"
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