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» lAAV Sachsen voran! Es ist den Rationalliberalen Vorbehalten gewesen, für die «üvIi»»l«olivn Landtagswahlen Herrn Abgeordneten Bassermann aus Baden herbeizuholen. damit er uns Lachsen die Wege zeigen soll, die wir nach I11»or»Ior Ansicht allein nicht finden! Wir Lachsen brauchen aber solche Hilfe wahrlich nicht! Wir find Manns genug, selber über die Geschicke unseres Vater landes zu entscheiden! Am allerwenigsten brauchen wir aber den Rat eines Mannes, dem es in seinem eigenen Baterlande (Baden) nicht gelungen ist. ein Mandat znm Reichstage zn erhalten. Denjenigen, die cs noch nicht wissen sollten, wollen wir hierbei verraten, daß Herr Basscrmann seit langem nie in seinem alten Wahlkreise wieder gewählt wurde, sondern sich stets einen neuen Kreis suchen mußte. Sein jetziges Mandat verdankt er dem Umstand, daß die Konservativen ihm den konservativen Wahlkreis Hoyerswerda überließen. Zum Dank hierfür erscheint Herr Bassermann jetzt in Dresden, um die Liberalen in dem Kampfe gegen die Konservativen zn unterstützen. Was hat nun Herr Bassermann in seiner Rede gesagt? Von sächsischer Politik und sächsischen Einrichtungen »ivlit «1» «loLlrx«« HVort! Gesprochen hat Herr Bassermann von der Reichspolitik. aber dabei wesentliche, für seine Partei heikle Punkte geflissentlich übergangen. Warum hat Herr Bassermann kein offenes Wort zu den anerkannten Feststellungen des Herrn von Hehl gesagt, der 3-4 Jahre in der nationallibcralcn Partei Führer und zuletzt zweiter Vorsitzender der nationalliberalen Fraktion im Reichstage gewesen ist? Warum ist er nicht mit einem Wort eingegangen auf die Ausführungen des Grafen Oriola, der gleichfalls seit Jahrzehnten im Vorstand der nationalliberalen Fraktion fast? Daher halten wir uns verpflichtet, hier nochmals festzuftellcn: l. Herr von hat am -Ui. September 1909 erklärt: „Ich bin qcm; genau unterrichtet, daß Bülows Entlassung 8«kon Im Er suchte sich jedoch nur einen guten Abgang zu verschaffen." Orr»t Oviol», bat gleichfalls gjn 26. September 1909 erklärt, daß die nationalliberale Fraktion anfangs «in^timmiK die Erbschaftssteuer Stellung genommen habe und daß noch wenige Tage vor Pfingsten 27 dafür und 27 dagegen gewesen seien. 3. Herr von I hat wörtlich erklärt: „Wenn die Parteimitglieder wüßten, welche Rolle die Aufsichtsratpolitik im Reichstage spiele und wie so manche Abgeordnete an den «Ivr ZLor^v engagiert seien, würden sie bald anderer Meinung sein." Hier sagt also klipp und klar der nationalliberale Führer, das; die Interessen des mokttoo ZLrrpitrrls nu«I «I«« Löis« in seiner Fraktion von ausschlaggebender Wirkung gewesen seien. 4. Tie n»1iou»llLk«raI« Partei hat das von der Reichsregierung in Vorschlag ge brachte SpLi itun m o u o p o I, «I»dt <I>« 80A«irr»iiiit« kv- sditiAOLi sollt«, L»kAvl«l»i4t- während die konservativen dieser Vorlage zustimmten. Als besonders charakteristisch rst hervorznheben. daß Herr Basscrmann mit keinem einzigen Worte der lauschenden Versammlung mitgeteilt hat, wie v r sich nun die Fiuauzreform gedacht hat. Unsere 10 mal gestellte Frage, wie die Liberalen das auch bei Annahme der Erbschafts- neuer bekanntlich immer noch vorhandene Defizit von 150 Millionen decken wollten, hat auch Herr Bassermann nicht beantworten können. Das ist sehr bezeichnend. Nebenbei hat er zwar von Einführung einer RcichSvermögeusstener gesprochen Ist das aber die ganze Weisheit, die Herr Bassermann uns Sachsen darlneler? Sollen wir denn auch die letzten Steuern, die für das eigene Land zur Förderung der eigenen Kultur- aufgaben dienen, dem Reiche noch auslicsern? Wie soll denn dann unser sächsischer Staatshaushalt künftig im Gleichgewicht gehalten werden? Soll die (Kittkommensteuer ins Unbegrenzte erhöht werden? Wähler, an die Beantwortung dieser Fragen denkt, ehe Ihr zur Wahlurne geht! HVir HG«»!!«»», das; auf dem Boden der Reichsverfassung und im Sinne und Geist des großen Kanzlers, eines die berechtigte Selbständigkeit und Eigenart der einzelnen Staaten und Stämme znm offensichtlichen Segen der Nation und aller ihrer Glieder gewahrt werden. Die 1iuii«Ievtiu»1 widerlegten Behauptungen, daß eine agrarische Mehrheit in der Zweiten Kammer geherrscht habe, daß die Konservativen die Reform der Ersten Kammer Hintertrieben hätten. daß die Industrie in Sachsen nicht richtig und nicht fördernd behandelt worden sei, daß die sächsische Eisenbabnpolitik unter der konservativen Mehrheit eine falsche gewesen sei und dem Lande Schaden gebracht habe, werden immer wieder gegen die Wahrheit verbreitet. Dabei steht fest, daß von 40 konservativen Abgeordneten nur 21 Landwirte waren, also wenig über den vierte» Teil der Mit. glieder der Kammer. Dabei steht fest» daß die Reform der Ersten Kammer bereits durchgeführt worden wäre, und die Industrie eine ganze Anzahl von Sitzen in derselben erhalten hätte, wenn die Liberalen den konservativen Anträgen sich angcschlossen hätte«. (Ks steht ferner fest, daß in keinem Lande innerhalb und außerhalb Deutschlands die I»«I»«1v1v unter einer 30 jährigen Herrschaft der konservativen Mehrheit in so beispiellos glänzender Weise sich entwickelt hat wie gerade in Sachsen. Vs steht ebenso fest, daß in keinem Lande der Welt — mit Ausnahme einzelner Teile von Belgien — das Eisenbahnnetz eine solche Ausdehnung und Verzweigung hat wie in unserem Sachsenlande, und dadurch wieder die Ausbreitung der Industrie auf das beste gefördert hat. Wir müssen mit aller Energie dagegen protestieren, daß. die Verhältnisse unseres Sachscnlandes immer von neuem wieder vor dem Auslände durch die Liberalen heruntergewürdigt werden, während doch die wirtschaftliche Entwicklung des Landes eine solche ist, wie sie kein anderer Staat Deutschlands aufzuweisen hat. Dahingegen gestehen wir ganz offen, daß wir nie und nimmer zu haben sein werden für ein Zusammengehen oder gar eine Verbrüderung mit der Sozialdemokratie.