Volltext Seite (XML)
54. Jahrgang, 28S. ve,n,«getühr MerMlOdrI. «ür »r««. d,n bei tckgtt» «>««- m«I>>erZutr»ß»ni<ai> «onn> und Moittaa-n nur «InmnN L.dO Mk., duechnu»würlin-»dm» mchxmöre li.oö Mk. klnmaüger Z»» IlkUung durch die Polt »«>ov»etirsicU^rldi. Li« den Leier» »<m kiedden u. Umgedun» »«, r-»e »ortzer ,u- ,,slel»rn «dend-Slu»- xoden erhallen die au»- »aiiioen »«jieher mit der Morgen. A»«a«d- illiommen sugelieUl. Hochdruck nur m» deut- Ucher Quellens» gnd« ,.kre«d. Nachr "> liisiig. — Unoeriongle Monuikriple werden nichl auidewahrl. Telegramm-Adrcssk: Rachrichten Dresden. Fernsprecher: 11 . 2N»6 « »KV1. LienSt««, 12. Oktober IE. Ksgvürröst 1858 Druck und Verlag von Liepsch Lc Reicbardt in Dresden. Lodvvk L Vo. Uottietvrsnteo 8r. Ans. 6. Königs v Sachsen. vsrola-vdoeolaäe. lüinrelverlcauk: vr«ii«ii, IltmarictL. Anzeigen-Lnris Annahme von Ankün digungen dis nachm. 8 Uhr. SonntagL nnr Martensrragt 88 von U bis ' ,1 Uhr. L.e einspaltige VUundzen? (ca. n Silben» 2.'. P, . tzamilicn-AachnäNr, aus T reodtN P« GeichaitZ An'eigc» c>. » der Privatlcire 80 Ps.. die liwet,valug: Zeile a.Te^rleüe «.OP. — In Anmmern »ach Gonn'U.rhriertagkn die einspaltige Glinu,. »eile 30Ps.,a»sPiivai- seüe 40 Ps., Familie i- Nachrichten a. Trevden bie^rund»cil7 2.''»P> Ancavarkige AnOraae nur gegen Vorausi» - !egblatt kostet 10 P,. Hauptgeschäftsstelle: Marirnstraße :i>> 40. IreMiiIiMi' ^ 1 Ssssli»»«»« I. von 1»,7r» Llsrlc SN. / »» -- — NI I» >" bllon 8li>. uns Holrsr-lkn 4-, MKrtllWE III'R?»! von 78 1Ü8 »NN Karle. :: ^ Wlnonin«^ killtet« > ^ steMiiliMt I I. ^ ü. »WM - I»i Min: »Mlll! M SW A. hindurch ist cs abseits von Fortschritt und Entwicklnng stehen geblieben: nnr gezwungen hat es Slerbessernnaen sich ,zugänglich erivicscn: vieles Brauchbare in ihm iie!,: bloß ans dem Papiere: iein Wesenszua ist cgvistüch- nivclliercndc Iitternattonalität: seine Eriolac sind Aller meltsersvlgc, d. h. Ersolae, die vo„ jeder Unterrichisannait erzielt werden, und sieht mmi näher zu, sv sielien den «ön svlgen schivere. Ucbelstände gegcnüoei, die ihre Ursache haben in dem durch und durch verkehrten Notei richisplane und in der wissenschaftlich völlig unzureichenden Ansbil düng der in Lehriachcn verwendeten Ordcnsglicder. Das vom Snstem sv sehr in den Vordergrund geschobene Latein entspricht den Anforderungen der Klassizität nicht: die Muttersprachen mit ihren nationalen Schätzen werden gröb lich vernachlässigt. Alles ist eingerichtet aus äußeren Glanz und schein. Ueber das jesuitische Er zieh » n g s s» st e m fällt der Versager sein Urteil dahin, das; es ein schablonenhaft-äußerliches ist: es arbeitet nicht in die Diese, sondern an der Oberfläche: cs bewirkt Glätte, nicht Wnrzelscstigkcit. selbst das Hauptziel, Durchdrin gung des Innern mit Religion, wird nicht erreicht. Was cs an „Religion" anerzieht, ist teils schwächliche Sentimen talität, teils leerer Formelkram, teils Aberglaube, «eine schlimmste Wirkung jedoch ist geistige Un selbständigkeit im umfassendste» sinne des Wortes. Ter Iesuitcnzögling lernt nicht stehen aus eigene» Füßen, sondern ans de» Krücken äußerer Autorität: Kirche, Beicht vater, Seclensührer. Freiheit nnd Selbständigkeit des Denkens wird unterbunden. Dazu kommt der inter nationale Einschlag, der sich nicht immer offen zeigt, stets aber, weil ans dem innersten Wesen des Ordens her- vorgehcnd, vorhanden ist, und ungebrochene Vater landsliebe, jenes mächtige Erziehungsmittel, nicht auskvmmcn läßt. Es wäre verwunderlich, wenn ein so natur- und geist widriges System nicht in katholischen Kreisen selbst auf Widerstand stieße. Wie ivcnig die Jesuiten im eigenen lalhvlischen Lager beliebt sind, geht n. a. aus einer kleinen Reminiszenz an den verstorbenen Zentrnmssührcr Tr. Lieber hervor. Als dieser ausfällig mit der Aktion zugun sten der Aushebung des Iesnttcngesctzcs zögerte und des wegen von hoher kirchlicher seile interpelliert wurde, wies er darauf hin, daß er in seinem Pulte ganze Stöße von Inschriften ans den Kreisen der katholischen Geistlichkeit. ücS Adels und des Bürgertums liegen habe, worin mehr oder minder deutlich der Abneigung gegen den Iesnilis- mus Ausdruck gegeben werde. Auch sonst weisen mancherlei Anzeichen daraus hin, daß der Geist des großen Jesuiten acgners Pascal, der in dem Grafen Hoensbroech wiedcr- crstanden ist, ans katholischer Seite sorllcbt. Der jesuitische Einfluß steht, weil ihm die innere sittliche Kraft fehlt, nnr ans tönernen Füßen. Es ist eine Schein macht, die der Orden ausübt :nrd die einem allgemeine» Anstürme »ich, standhalten kan». Ein solcher Ansturm wird kommen, wie er gegen Ende des 18. Jahrhunderts tam, wenn die Zeit abermals reif dazu ist, und dann hoffentlich mit dauernder Wirkung. Zur Vorbereitung dieser Entwicklung irägt ein so schlagfertiger Ritter vom Geiste, ein so unerschrockener Zeuge der W»rhrheit, wie es Graf Paul von Hoensbroech ist, als Vorläufer, Bahnbrecher und Pfadfinder so vieles und so wesentliches bei. daß ihm die aufrichtige Dankbar keit aller ernsthaften Kämpfer für echte Religiosität, die nnr auf dem Grunde einer innerlich vertiejlen Gottesvcr- ehrung, niemals aber in der jesuilische» Zwangsjacke des Menschendrills und der Gcistesknechlichast gedeihen kann, sowohl im »»abhängigen katholischen wie im protestan tischen Lager gesichert sein wird. Neueste viMmellsungen vom 11 Oktober Eine Warnung des Rcichsbankpräsidrntcn. Berlin. lPrio.-Tel-l Der Präsident des R e i ch s ba n k d i r c k t o r i n m s hat seine Beamten warnen lassen, an der zum 16. und 17. d. M. geplan ten Versammlung von Vertretern aller Rcichsbankbczirle in Dresden teilznnchmcn. Er billigt ihre Absicht nickst, ans bloße Gerüchte hin zu der bevorstehenden Gehallsani bcsscrnng Stellung zu nehmen, und befürchtet, daß dabei Angriff« auf die Reichslxhörden ausgesprochen würden, die nnr negativen Erfolg lmben können. Ein Interview des Großadmirals v. Koester. New york. sPrio.-Tel.) „American" druckt ein Inter view mit dem Großadmiral v. Koester ab. Aus die ALir? ertige Lefev. Mutmaßliche Witterung: Mild, veränderlich. Der König ist gestern zum Besuch des herzoglichen Hofes in Altenburg cingetrofsen Die Internationale Photographische Aus stellung 1906 zu Dresden wird mit einem geringen De fizit abschtießen. Der Rat hat den Entwurf zur Deckung des Ausfalls, der durch den Wegfall des städtischen Oktrois eintritt. einer durch die Reichsfinanzreform bedingten durchgreifenden Aenderung unterzogen. Der Reichsbankdiskont wurde gestern auf 5 stk-, der Lombardzinsfuß auf 6 sL e r h ö h t. Der Reichsbankpräsident warnt seine Be amten, an der für den 16. und 17. Oktober in Dresden ge planten Versammlung teilzunehmen. Die von welfisch er Seite bei der Dresdner Staats anwaltschaft gegen den Alldeutschen Verband wegen feiner auf der Tagung in Schandau gefaßten Welfenbefchlüfse cingereichte Denunziation hat einen negativen Erfolg gezeitigt. In der n o g t l ä n d i s ch e n Stickerei-Industrie ist eine große Lohnbewegung ausgebrochen. Eroßherzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Wei mar hat sich mit der Prinzessin Feodora von Sachsen-Meiningen verlobt. Der Erpresserprozeß Dahfcl endete gestern mit der Verurteilung des Angeklagten zu 1 Jahr 6 Monaten und der Schuwardt zu 8 Monaten Gefängnis. Der Schriftsetzer Hackradt aus Potsdam wurde wegen Raub mordes zum Tode verurteilt. Zwischen England und Frankreich besteht ein Ab kommen für de» Fall eines Konfliktes zwischen dem Dreibund und dem Zweibund. vir „kmistvung Oer jesuttircken Seme;" letzt sich ein Werk zum Ziele, dessen erster Teil im Verlag« von Breitlops L Härtel in Leipzig erschienen ist. Es be titelt sich „14 Ia h rcIe s n i t" und hat den bekannten Ex- iesuiten Grafen Pa n l non H oensbroe ch zum Verfasser, der selbst einst das Gewand der Jünger Loyolas getragen hat und in dem sich angesichts seiner Erlebnisse im Jesuiten orden der Drang nach Wahrheit mit so sieghafter Gewalt geltend machte, daß er zu ihrem markigen und mutigen Zeugen geworden ist, den keine Hindernisse und Feind seligkeiten niederzuringen vermögen. Ter Urheber des vorliegenden Werkes ist also ganz besonders zu der Lösung der gestellten Aufgabe befähigt. Er hat sich bereits durch ieinc „Geschichte des Papsttums" als gründlich bewanderter Forscher einen hervorragenden Namen gemacht und er weist sich in seiner ncnestcn Publikation abermals als ein bedeutender kritischer Geist, dessen Urteil um so mehr Ge wicht besitzt, je klarer die objektive Unvorcingcnommenheit, von der es getragen wird, überall in die Erscheinung tritt. Gras Hoensbroech zeigt reiches Empfinden nnd tiefes Ver ständnis sür alles Gute im Katholizismus. Er weiß auch den; Iesuitismns gegenüber den Ltandpunkt des über den Dingen stehenden Forschers inne zu lullten und führt die Sonde nur in wirkliche, weit klaffende Wunden ein. Er läßt sich nach keiner Richtung z» einer Stellungnahme ans Temperament verleiten, sondern belegt alles akten mäßig mit genauen Zitaten. Sein Kampf gilt nicht der katholischen Religion, sondern allein dem verwerflichen System der Verguicknng der Religion mit weltlich-politi schen Machtzmeckcn, wie es im UltramontaniSmns und in denen Herrn nnd tziebieter, dem Iesuitismns, znm Schaden der Menschheit verkörpert ist. Durchaus zutreffend ist es, wen» der Verfasser bst der Kennzeichnung des jesnitisch-nltramontanen Systems, dessen mangelnder ins einzelne dringender Kenntnis er mit Recht die zahlreichen falschen und schiefen Urteile über den Jesuitenorden zur Last legt, ein« besondere Eigentüm lichkeit In den Vordergrund stellt, nämlich die geradezu palhologisch anmutende Angst vor dem Lüstern-Sinnlichen. T ies ist auch der Grun-d, weshalb der jesuitischen Erziehung jede Heranbildung zu einer vertiesten künstlerischen Ans-' sassung so gut wie ganz abgcht. ,^ks ist die wahrhaft fluch würdige ultramontane „Moral"," so urteilt Graf Hoens broech ernst und scharf, „die aus Gottes schöner Natur Un natur und Laster macht, di« schließlich so weit kommt, daß sie alS „erbauliche" nnd nachahmenswerte Züge aus dem Leben ihrer „Heiligen" erzählt: dieser „Heilige" habe schon als Zögling seine Liebe zur Keuschheit dadurch bewiesen, daß er nicht an der Brnß seiner Mutter trinken, ein „Heili ger" dadurch, daß er als Zögling seine Mutter nicht an ichaucn wollte. Knnstwandernngen eines nltramontan Erzogene» vollziehen sich nicht ans Höhcnsleigcn, wo Helle Lust weht. Das scheue Vvrbcischleichcn an dem rein menichlich Schönen weist ihnen die Richtung in die Niede rung und in die Enge, laß! sie erscheinen als ein „Wandeln ans verbotenen Wege»"." Die sonstigen Erfahrungen, die Gras Hoensbroech in der jcsittdischen Unterrichts- und Erziehungsanstalt Feld kirch dnrchgewacht hat, sollen in folgendem kurz skizziert werden. In erster Linie ist dem ganzen System eine alles beherrschende Sucht nach äußerem Ersolg, nach blendenden ScnsationSeffcktcn eigen. Sprößlingc regierender Fürsten Häuser, des Adels und der wohlhabenden, einflußreichen Stände fülle» die Kollegien des Iesuitismns: seine Stu- dicngebäudc sind großartig, znm Teil prunkvoll: musika lische nnd theatralische Schaustellungen, zu denen die Spitzen der Behörden geladen werden, sowie pomphafte Tchülcr- nnczüge sorgen dafür, daß die Vvrtrcsslichkcit des jesui tische» Untcrrichtsweiens in der Leute Munde bleibt. In Wirklichkeit gehen aber die erreichten Erfolge in keiner Weile über das Mindestmaß dessen hinaus, was überhaupt von einer humanistischen Unterrichtsanstalt an Ein- prägung formalen Wissens erwartet werden muß. Alle» höheren Anforderungen gegenüber versagt dagegen die jesuitische Unterrichtsknnst gründlich. So sind Botanik, Geologie und Zoologie in der heutigen jesuitischen „Stu- dienordnnng" nicht einmal dem Name» nach bekannt: die wichtige Wissenschaft der Ehemic wird nur flüchtig er wähn«, nnd in der Theologie und Philosophie herrscht noch »»beschränkt die alte scholastische Richtung, die jedes selbständige Denken und Forschen zermalmt und nnr die kirchlich abgcstcmpelten Dogmen gelten läßt. Das hervorstechendste Merkmal des jesuitischen Systems ist sein schrankenloser Egoismus. Der Verfasser sagt hierüber wörtlich: „Der Jesuitenorden in all seinen Tätigkeitsformen birgt unter rassiniertcr Glätte des Aensteren nnd unter religiös-asketischer Gewandung eine Verkörperung so brutalen Eigenintercsses, wie sic, in einer großen Vereinigung organisiert un-d snstcmatisiert, inner halb der zwei Jahrtausende christlicher Kulturgeschichte überhaupt nicht mehr vorkvmmt." Dieses Urteil wird ausgiebig im einzelnen erhärtet. Der Nutzen der Gesell schaft Jesu gibt überall den Ausschlag: selbst die Kirche gilt nnr insoweit, als sic den Jesuiten sich untcrordnct. Aus dieser egoistischen Grundaussassung erklärt es sich auch, daß die Mitglieder des Ordens gehalten sind, sich gegen seitig über den grünen Klee ans Knall nnd Fall in ihrer wissenschaftlichen Betätigung zu toben. Die dürftigsten Intelligenzen, loser« sie Jesuiten sind, werden ans solche Weise mit Gewalt „eurporgepeitscht". und man kann dar über nmnch herbes Urteil selbst in streng latholischcn Kreisen zu hören bekommen. Hand in Hand mit dem Egoismus, der ihn treibt, unabhängig von Zeit. Ort und Volk, stets nur das eigene Interesse wahrznnehmen, geht die I n t e r n a t i o n a l t t ä t des Iesnitcnordens. Nach der Absicht des Ordens soll seine Stndienordnung ein sür alle Länder gleichmäßiger und für alle Zeiten so gut wie unveränderlicher Lohrplan sein. „Was schert ihn," fragt der Verfasser, „diesen Moloch des Egoismus, Wohl und Wehe, Fortschritt nnd Gedeihen des Objekts seines inter nationalen Wirkens?" Daß auch diese Internationalität der jesuitischen Studicnordming ein stetes Hemmnis sür ihre fruchtbringende Wirkung bildet, liegt auf der Hand. Jedes Volk muß sein eigenes, auf seine nationalen Sonderbedürfnisse Rücksicht nehmendes Unterrichtssystem besitzen: eine Stndienordnnng, die nationale Eigentümlich keiten nivelliert, ist schlecht, nnd wenn sie, wie beim Iesui- tismus, hervorgeht ans der Rücksicht auf das Wohl einer von der betreffenden Nation verschiedenen internationalen Organisation, so ist das nivellierende Unterrichts system ein egoistisch-internationales. Beson ders schlecht kommt vor dem internationalen Richterstuhl desJesuitismusbas Deutsche weg,dessen systematische Ver nachlässigung von einem offenherzigen jesuitischen Schrift steller, Eornova, mit der bezeichnenden Begründung ver sehen wird, daß die protestantischen Deut schen „Ketzer" seien! Auf Grund seiner ein gehenden Untersuchungen gelangt der Verfasser schließ lich zu folgenden Schlußfolgerungen: In dem jesuitischen U n t e r r t ch t S s y st e m ist das Gute nicht original, sondern anderswoher entlehnt: Jahrhunderte rage, ob ein Krieg mit England bevorstünde, sagte Koester. «eulschland bat alles getan und wird es weiter tun. um einen „MnpiieN ^ 8 Mw iv synqsspuek