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- 921 - liche Wohnung gezaubert. Und die jungen Eltern dünkten sich ewige Pächter des Glücks. . . . Dann aber war der neue Kollege ins Bureau gekommen, ein Egoist und Zwi schenträger schlimmster Sorte. Schon nach ein paar Wochen hatte er den fleißigen Mann, der sich nicht wie die anderen Kollegen durch Großsprecherei übertölpeln lreh, die Lust am Zusammenarbeiten geraubt. Dann folgten systematische Schikanen, und als sich beim ersten, offenen Zwist der verblendete Chef auf die Seite des schlauen Wortemachers schlug, da verliest der andere freiwillig die Stätte, wo er ernst und froh zum Nutzen des Geschäfts gearbeitet hatte Was dann folgte? Die alte Geschichte! Die Geschichte des stellenlosen, ver heirateten Bureaubeamten. Am Ende heimliche Gänge zum Leihhaus. Und, damit das Mast des Unglücks voll wurde, nun noch die Krankheit des Kindes! Da hatte er, wie ein armer Schächer, den letzten Rest Stolz von sich geworfen und war betteln gegangen — bei den eigenen Eltern, deren Höhere Pläne er einst durch seine frühe Heirat vernichtet hatte. Dieser Brief an die Eltern erschien ihm wie eine Kränkung der eigenen Frau. Er wustte ja, wie es kommen würde. Hilfe würden sie nicht bringen, aber wohl einen Brief schicken, voll von Angriffen und Vorwürfen. Nun stand er am Fenster und blickte hinab in den engen Hof, aus dem noch die Ruhe des Sonntagmorgens lag. Jetzt mutzte cs sich entscheiden, ob die Eltcrntreue wirklich nur ein leerer Wahn war. Es konnte ja doch nicht sein! Tat sich denn das Tor da drüben im Vorderhaus noch immer nicht auf? Die Zeit war doch da, wo sonst der Geldbriefträger über den Hof kam und unten ins Kontor trat. O. er hatte ihn oft gesehen, wenn er von seinem Fenster aus nach dem Briefboten geschaut hatte, der ihm jeden Tag neue Absagen brachte. Doch er stand und spähte umsonst. Schon läuteten die Glocken von allen Türmen. Jetzt kam er nicht mehr. . . . Wie Hohn scholl ihm das Geläute im Ohre. Das rief Min Gottesdienst, mahnte zum Gottvertrauen! Ein wehes Lächeln stahl sich in seine Züge. Wenn Eltern die eigenen Kinder verlassen, was haben die Menschen da von Gott zu erhoffe», philosophierte er. Die Frau ging zur Nachbarin, um die Zeitung, wie jeden Tag. zu leihen. Der Mann sollte beim Lesen auf andere Gedanken kommen. Denn mit ihrem Trost war s nun auch zu Ende. Stundenlang sas; er und stierte in die Spalten. Ganz mechanisch las er, ohne den Sinn zu erfassen. Seine Gedanken waren anderswo. Was sollte ihn denn auch interessieren! Die Stellenangebote etwa? Du lieber Gott, die Stellen waren ja doch schon alle besetzt, wenn er hinkam. Jetzt blieb sein Auge aus einer Lokalnotiz haften: „Es scheint noch nicht all gemein bekannt zu sein, dast Gcldtriessendungen Sonntags neuerer Bestimmung gemäst nicht mehr ausgctragcn werden. . . . Abholung auf dem Postamt zwischen elf und Wölf bei genügender Legitimation gestatt . . ." Der Stuhl siel um. so hastig war er aufgestanden. In fliegender Eile — es war ja schon halb zwölf — stülpte er den Hut auf. „In einer halben Stunde bin ich wieder hier, Ella!" — und unten war er schon. Bestürzt eilte die Frau ans Fenster. Gott, er wird doch nicht . . . Aber nein, das tut er nicht, schon um des Kindes willen nicht. Da kennt sie ihn zu genau. Was hat er denn nur gelesen? Eine Offerte? Zwei bange Viertelstunden vergehen. Immer und immer wieder schweifen die Augen der Frau hinunter nach den, Hof, bis sie ein leises Wimmern aus der Stube nebenan an die Bettstatt des Kindes ruft. Inzwischen eilt der Mann mit hastigen, langen Schritten zur Post des Bezirks, so dast ihm die Passanten verwundert nachfchauen. Eine Hoffnung lebt in ihm: Viel leicht ist's doch möglich, daß sich der Vater oder wenigstens die Mutter seiner augen blicklichen Not erbarmt hat. Auf alle Fälle will er sich wenigstens Gewißheit verschaffen. Am Bette des Kindes singt die Mutter, so schwer ihr's auch wird. Jetzt stürmt etwas in großen Sätzen die Treppe heraus. So klang fein froher Schritt, wenn er früher abends glücklich heimkam. Sie reißt die Tür aus. Da steht er auch schon keuchend vor ihr und hält ihr zitternd eine Hand voll Geldstücke unter die Augen. „Und hier — aus dem Poftabschnitt hat der Vater geschrieben, wir sollen kom men, sobald der Junge gesund ist. und — und Dich soll ich mitbringen, Ella!" Mit glückverklärtem Antlitz zieht sie ihn ins Zimmer. „Ja, sag' aber nur, wo hast Du's denn her?" „Sonntags wird doch jetzt kein Geld mehr ausgctraaen: da Hab' ich mir's eben holen müssen. Ach, Du Dummchen, lies doch die Zeitung besser!" Und innig, wie in der Seligkeit der Flitterwochen, küßten sich die beiden am Bett des ruhig schlafenden Kindes. (Schluß foigt.z MckiWt Lkiiiik Wegvündrt 18S0 ^ <tzrsche»n täglich kA«. ÄAI Dienstan den 5. Oktober. Die Ebernbnrg. Roman von Willy Scharlau. <7. Fortsetzung.» Fräulein Ada sah sich sehr ungeniert in dem großen Gemach um, in welches man sie gcsühct hatte. Sehr nobel, fabelhaft nobel! So etwas konnte sich nur jemand leisten, der sehr viel Geld besaß und nebenbei über guten Geschmack und einen aus gezeichneten Dekorateur verfügte. Die so dachte, sah übrigens ebenfalls sehr nobel aus. Die hellgraue, säst weiße Neisetoilette saß wie ongegosse». der Hut kleidete sie vortrefflich, in ihrem Aeußcren ließ sich Fräulein vcn Hammerschlag niemals gehen. „Eine gute Toilette Hilst über manche Schwierigkeiten weg," lautete ihr Grundsatz. Sie war allezeit die vornehme Dame, welche die Situation beherrschte, mochte sis nun Tennis spielen oder rudern, auf dem Rücken eines Pserdcs oder aus einem Fauteuil der großen Oper sitzen. Ada war nicht so hübsch wie ihre Schwester Emmi, aber sie war klüger. Aus ihren Hellen Augen konnte der Schelm lache», sie konnten aber auch sehr ernst drein schauen. Ihr Mund vermochte die niedlichsten Anekdote» ebenso graziös zu erzählen, wie er auch einmal grob werden und ein heiliges Donnerwetter loslassen konnte. Nach einer Minure des Wartens hörte Ada, wie eine ruhige Stimme hinter ihr „Guten Tag" saglc. Langsam wendete sie sich um. vor ihr stand der Mann, von dem sie sich ein ganz falsches Bild gemacht. „Seien Sie willkommen, Fräulein von Hammerschlag. Meinen Dank für Ihr Vertrauen zu meiner Gastfreiheit." Ada sah ihm scharf ins Auge, dann bot sie ihm die Hand. „Danke. Sobald ich Ihnen zur Last satte, bitte ich. es zu sagen." „Das geschieht ohne Zweifel, verlassen Sie sich darauf, gnädiges Fräulein. Vor läufig sind wir aber noch nicht so weit, und da darf ich mir wohl die ergebenste An frage erlauben, was Sie zuerst befehlen: Frühstück, Interview oder Besichtigung der Burg unter meiner Führung?" Fräulein Ada lachte vergnügt. „Da Sie mir die Wahl überlassen, so denke ich, Sie zeigen mir alle Herrlich keiten dieser Welt, wobei ich Sie aushorchen werde, ohne daß Sie es merken. Mit der Besichtigung können wir im Speisezimmer endigen, wo sich das weitere historisch entwickeln wird." Seine Art gefiel ihr und auch er fand, daß Ada ein nettes Mädchen sei, dem Gott den Mund ganz auf die richtige Stell« gesetzt Härte. „Nur wenige Anweisungen an den Diener, entschuldigen Sie." Rasch gab Blankenburg seine Befehle, dann übernahm er die Führung durch die schönen Räume der Dura. Wenn Fräulein von Hammerschlag sich auch anfangs für alles zu interessieren schien, so erlahmte dieser Eiser ziemlich schnell, nur bei besonders schönen Dingen lebte er wieder auf. Dazwischen sprach sie schon von anderen Sachen. Einmal erklärte sie: es wäre schade, daß er keine Ahnenbilder haben könnte, eine Burg ohne Ahnengalerie sei gar keine richtige Burg. „Dem Uobelstande ist gewiß leicht abzuhelsen," erwiderte er nicht ohne Spott. „Entweder kaufe ich mir die Bilder beim Trödler oder ich bestelle sie in München, wo ich gute Verbindungen habe, en geon kriege ich sie sicher hilliger." Ada lachte. Sie lachte überhaupt gern und viel, denn sie war von Natur lustig und beim Lachen konnte sie am besten ihre schönen Zähne zeigen. „Pardon, ich vergast, daß Sie Amerikaner sind! Da blicken Sie ja von einem höheren Standpunkte auf unsere verrotteten Anschauungen herab." „Das ist nicht amerikanisch, sondern kosmopolitisch. Fräulein von Hanrmerschlao " „Dem muß wohl so sein, denn Ihre Amerikanerinnen schielen doch reichlich nach den Titeln und Ehren der alten Welt." haben hunderttausend Hausfrauen, daß man wesentliche Er sparnisse macht, wenn man täglich Kathreiners Malzkaffee verwendet. Kathreiners Malzkaffee ist unschädlich, wohl schmeckend und dabei außerordentlich billig. Das letztere ist bei den jetzt so teuren Zeiten sehr beachtenswert. Man hüte sich vor Nachahmungen und vor lose ausgewogenem Malzkaffee, der oft weiter nichts wie gebrannte Gerste ist! VLDWM - Lvivdvlll kaufte persönlich in llollauck SM uvä asds ill »Ikev8<iivlt8tep I* v t in » - IV n v v Nord nntdv vi Islnskpi elaei» »d. llyarinlsivn. lulpsn, Oroous, ksl»rris8vn, beiils, Lcknsvglöelcbhen, /snvmonvn, OsIIs sie. sto. Lvlnrlev ^»inenIisnaioazL, IavI>i»iännt«v!U Aeleltvte« 8p«Ltal - Öesvliätt, MlLärullvr 81rsssv 40. I^nttovnnlr-itnnr: «. 8v»t>8. Poi'vspr. L828 luobvll Otto Lsrgsr). Measiidoinz, garant. rein. emps. in Postdosen 5 Pfd. M. 5.25. lO Pfd. M. tt.00 srk. Ans Wunsch auch in Gläsern und ausgewogen billigst. 0.^«6k»«r,Bienenzücht., Dresd.-Plaucn, Daheimslr. 18. Kaissi-osl nlelZt vxp1<räl6rvnä68 kvtrolvum. üuitilicli lUklilüt. - tntllrll ii. mitiikiinulllii »MI«». 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